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Ausgabe:

1978

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

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Neuerscheinungen

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Ein Zusamincndcnken beider Lehren linde sich ersi bei Guido

Terreni, einem engagierten Anhänger Joha......s XXII. Ockham

dagegen habe in Zuspitzung von Gedanken der franziskanischen
Tradition (Franz ;ils endzeitlich-endgültige Eröffnung des
ursprünglichen Schriftsinnes bei I!.. Armutsfrage ;ds quaestio
si:iniis el cadentis ecclesiae bei Olivi) jede amtliche Lehr-
autoritäl auch die von Marsilius vertretene des Konzils
entscheidend relativiert, wobei seine Auffassung der Gemeinschaft
als einer durch eine gemeinsame Sache verbundenen Vielheit
von Individuen mitgewirkt habe. Ludwig Hödl zeigt, wie
sieh im Streit der Mendikantenorden mit dein Weltklerus der
ähnlich Terreni lehrende Petrus de Palude gegen Johannes
de Polliaco, einen Schulet Heinrichs von Gent, mit seiner Betonung
d.....rlskirchlichen Prinzips durchsetzte; zu dieser Niederlage
habe neben der Nichtbeachtung der bischöflichen Gewalt
die Verwissenschaftlichung des kirchlichen Lehramts im
13. Jh. beigetragen.

Georg Steer weist nach, daß die Übersetzung von Werken
B.s. die der Seelsorgepraxis, Glaubensunterweisung und Erbauung
dienten, ins Denisehe Iiis zum Beginn des 16. .Iiis, nur
den geringeren Teil der B.-Rezeption im Spätmittelalter ausmachte
, li.s theologisches Schrifttum sei indirekt durch unter
seinem Namen laufende unechte Schriften und durch literarisch
von ihm abhängige Werke, die an Breitenwirkung und Intensität
die Übersetzungen weil ubertroffen hätten, aufgenommen
worden. Zusammen mit der früher in ihrer sprachschöpferischen
Bedeutung weil überschätzten mystischen Literatur hätten diese
eine eigenständige deutsche theologische Fachterminologie ausgebildet
, indem sich allmählich ans der Fülle der deutschen
Übersetzungsvarianten eine dauerhafte Begrifflichkeil herausgeschält
habe,

Michael Thomas geht den vielfachen Anregungen nach, die
von B.s kleiner Schrift über den Lebensbaum auf Theologie
und Kunst der folgenden Generationen ausstrahlten. Jürgen
Werinhard Einhorn vergleicht das franziskanische und dominikanische
Bild des Stützens von Stürzendem mit verwandten,
mich im Mittelalter begegnenden Motiven Atlas. Simson, Bild

niii Eckstein). Er ventiliert d......rwägenswerten Gedanken,

diifl Innozenz III. zu seinem diesbezüglichen Traum, der demnach
historisch glaubwürdig wäre, vom Selbstverständnis Kaiser
Konstantins angeregt wurde, wie es sieh schon in seinem
Brief an die Bewohner der östlichen Provinzen artikuliert
hatte. Der Lubliner Theologe Tadeusz Adamek endlich steuert
einen auf dem Kongreß nicht vorgetragenen Aufsatz bei, in dem
er auf Besonderheiten der B.-Ikonographie in seiner polnischen
Heimat aufmerksam macht. Den beiden letzten Beilrügen ist
wertvolles Bildmaterial in ausgezeichneter Qualität beigegeben,

Rostock Gert Wendelbom

Kelley. Francis E.: De Generatione et Corruptione. Continuatio
per Thomam de Sulona, erilical edition. München: Verlag
der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. München:
Beck i. Komm. 1076. VII, 211 S., I Taf. gr. 8° = Expositionis
D. Thomae Aquinatis in Libros Aristotelis. Bayerische Akademie
der Wissenschaften. Veröffentlichungen der Kommission
für die Herausgabe angedruckter Texte aus der mittelalterlichen
Geisteswelt, VI.

Eines der unvollendeten Werke des Thomas von Aquin ist
der Kommentar zu den beiden Büchern des Aristoteles ,.|)(.
generatione el corruptioiie". Kr reicht nur bis zum Ende des
5. Kapitels des ersten Buches (322 a 33). Die meistbenutzten

iisgaben — so die Mnrielli-Ausgahe und die Keiionina — enthalten
als Fortsetzung eine Erklärung, deren unbekannter Autor
sieh weilgehend auf Texte des Albertus Magnus stützt. Es
gibt jedoch noch eine andere Ergänzung, und zwar von der
Hand des englischen Dominikaners Thomas von Sutton, der
Ende des 13. Jhs. in Oxford lehrte und als Verteidiger damals
heftig umstrittener Thesen seines Ordensbruders bekannt wurde.
Leider ist nur eine Handschrift des Werks erhallen Oxford

Merton Göll, 274), die muh dem Lemma: „Quoniam autem

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primum" (e. 6. 1122 b I i uüt der Bemerkung beginnt: ..hie

terrumatur expontio fratris Thomae de Aquino et incipil

exposilio fratris Thomae de Suttona." Der 'Text liegl nun erstmals
in einer kritischen Edition vor, die der Herausgeber,
Francis E, Kelley, mit einer recht ausführlichen Einleitung in
englischer Sprache) versehen hat. Darum trägt er zunächst die
bisher bekannten Daten aus dem Leben des Autors zusammen,
um sieh dann einer gründlichen Diskussion der Beziehungen
zuzuwenden, die zwischen Schriften des Thomas v im Sutton und
dem berühmten „Correctorium Corruptorii .(Innre*" des Richard
Knapwell bestehen. Ziel dieser I ntersuchung ist die Klärung
einiger Tragen über die Entslehungszeil der Arbeiten Sullons.

f. kommt zu dem Ergebnis, daß der Kommentar zu ..Di'
generatione el corruptione" vor den übrigen Werken verfaßt
wurde, die alle vor 1284 entstanden sind. Diesem literarhistorischen
Teil der Einleitung folgt eine Charakteristik der Methode,
die 'Thomas von Siition heim Kommentieren benutzt. Sie entspricht
weitgehend derjenigen, die auch Thomas von Aipiin in
seinen Aristoteles-Kommentaren verwendet und die auf Averroes
zurückgeht. Das Ziel isl eine Erschließung des wegen seiner
Knappheit ofl recht schwierigen Textes, der durch die Übersetzung
ins Lateinische an Verständlichkeit keineswegs gewonnen
hatte. Es soll erreicht werden durch eine Rekonstruktion

der allgemeinen Gliederung bis hin zu den ein/einen Gedankenschritten
, die häufig nur in ganz wenigen Worten ausgedrückt
sind.

Thomas von Sutton benutzt die gl icchiseh-lulci nisclic Übersetzung
, die er hin und wieder durch Versionen der arabiseh-
Lateinischeu verbessert. Die gründliche Kenntnis der aristotelischen
Lehren, über die er verfügt, hilft dabei oft. im Test
nur Angedeutetes verstellbar /u machen. Den Schluß der
Einleitung bilden eine kurze Beschreibung der Handschrift
Merton ('oll. 27/i und ihres Inhalts und einige Angaben zur
Edition,

Die Probleme, die Aristoteles in der Schrift ..De generatione
ei corruptione" behandelt, betreffen die Aspekte des Werdens
und Vergehens der uaturhaften hinge. Damit ist dem Interpreten
der Stoff ganz genau vorgegeben. Gegenstand des ersten
Ihn In s sind W erden und Vergehen im allgemeinen, während
im zweiten Buch Werden und Vergehen im Bereich der Elemente
behandelt werden. Thomas von Sutton bemüht sich um
eine getreue Erklärung der aristotelischen Ansichten. Dabei
greift er auch damals viel diskutierte Fragen auf. so etwa die

nach der Seinsweise der Elemente in den gemischten Körpern
S. lOlff.). Besonderes Interesse verdient natürlich seine Stellungnahme
zu Lehren, die mit dem Christentum unvereinbar
sind, wie z. II. die aristotelische These von der Anfangs- und
Endlosigkeit des Werdens und Vergehens. Ausführlich legt der
Autor dar S. 191—194), warum die Argumentation des Aristoteles
nicht zwingend ist und somit nicht gegen den christlichen
Glauben verwendet werden kann.

Den Bez. stört hei der Lektüre die Beibehaltung der mittelalterlichen
Schreibweise. Sollte man sich nicht an den Editionen
der Reihe „Philosopb.es Medievaux" oder des »Corpus Philo-
sophorum Danicorum Medii Aev i' orientieren? Die Zeichensetzung
ist ebenfalls nicht immer sinnvoll. Einige Druckfehler
fallen auf •■/.. I!. 51.1:!: 55,9; .X. Anm. I), und der Text müßte
hin und wieder korrigiert werden. Dazu einige Beispiele: 49,13:

ut stall nie; .Vi,;): Secundum stall sei; 192,6: Praeterea statt

Propterea; 192,22: quidum statt quidem; 193,23: hol.....i statt

habeat. Nützlich ist der Sachindex am Schluß.
Insgesamt isi es sehr zu begrüßen, dall der Forschung nun

ein weilerer Text zugänglich ist. der über die Entwicklung der
mittelalterlichen Philosophie Auskunft gibt.

Köln Albert 2b........-111111111

Brugger, Walter: Index Thomisticus (ThPh 52, 11)77 S.435 444).
Evans, Gillian It.: 'The Cur Deus Homo: The Natura of St.

Anselm's Appeal to Reason (StTh 31, 1977 S. 33—50).
Grau, Engelbert: Zwei oberdeutsche Lbei-setzungen der Kxpositi"

in Pater noster des hl. Franziskus (FS 58. 1976 S. 208—215).

Haines, Kcith: The Dealh of St. Francis of Assisi (FS 58. 1976

S. 27-46)

Theologische Litcralurzeilung 10!!. Jahrgang l!l/8 Nr. 5