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Ausgabe: | 1978 |
Spalte: | 353-355 |
Kategorie: | Neues Testament |
Autor/Hrsg.: | Kieffer, René |
Titel/Untertitel: | Le primat de l'amour 1978 |
Rezensent: | Schenk, Wolfgang |
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.'I.r).'i Theologische Uteraturzeitung 103. Jahrgang t!>7S .Nr. 5 3">'i
Veröffentlichungen, die seil 1952 aim 2. Korintherbrief er- preisungen exemplili/jerl hau.-, legt er nun als zweites Beispiel
schienen sind, uiid am Schluß dargeboten. Der Kommentar- eine Interpretalion von I Ken' 13 vor, die in gleicher Weise
text enthält im wesentlichen die philologisch-historischen Mate- nicht einiacli die Vorhand.....n Kommentare um einen weiteren
nahen zur Exegese sowie ihn ertte Auswertung für die Intar- vermehren will, sondern sich dadurdi auszeichnet, dnU ständig
pretation de« Textes. Beim mündlichen Vortrag hal Bultmann die angewendeten [nterpretationsmethoden reflektiert werden
•Ii«' Linien in der unmittelbaren nrcde an seine Hörer weiter 25). Der Kenner der Kssais trifft auf Schrill und Tritt auf die
ausgezogen. Aus der gedruckten Passung seiner Vorlesung Ire- dort entwickelten Prinzipien; «las :t. Kap. (Les apories de tonte
len jedoch die wesentlichen Positionen seiner Auslegung klar interpretulions 71 82) wiederholt sie m einem kurzen theo-
hervor. So bietet der Hand nicht nur einen wertvollen Beitrag retischen Abriß, um auch dem Erstleser Orientierungsprinzipien
zur l.rkIii11..... dieses sn seliwer verständlichen Paulusbriefes, im Dschungel der Tcxtinterprctabon zu geben 7h. Neben den
sondern gewährt /.u"lei<li Li n blick in die Arbeitsweise lludolf grundlegenden Oppositionen Mm Svntagmn-Paradigma und
Bultmanns. Denn seine Theologie ist in der Tal — wie der Svnchronie-Diaclii.....ie usw. erkennt Kieller or allein der Min
Herausgeber bemerkt ..stärker von der «lein J. Korinther- objektivem „sens" textinhärent] und ..signiiieaii.ui" (subjektiver
brief inhärenten Theologie geprägt als von irgend einem an- l'uktor in der Auslegungsgeschichtc eine grundlegende Holle zu
«leren Briefe oder Evangelium des neu tes tarnen tlidien Kanons. 281., 771.). Dahinter stein eine die ganze Darstellung durch-
insofern es hier thematisch um .das Wort der Verkündigung1 ziehende, an Kierkegaard inspirierte Erkenntnistheorie, die
geht" (S. II). Sprache und Erfahrung als zwei relath unabhängige Erkennt-
Der /«eile Korlntherhrief wird als eine Kompositton m'i- nisweisen sieht (80), die daher auch der ratuiti......in eigenes
'■Luiden, die durch das Th.....a (les apostolischen Amtes zusam- Zugangsrechl zuerkennt und darum auch für kontemplative Mo-
■nengehalten ist und aus zwei ursprunglich selbständigen Brie- mente offen ist (94). Ans solchem Schweigen wird dann auch
h u zusammengesetzt ist: Brief D .....fältle 1,1—2,13; 7,5—16 die musikalische Interpretation geboren, mit der der Autor als
»wie 8: Brief C 2,14—7,4- Kl Ii! sowie Ii S. 23). C ist als der Komponist in einer Textvertonung sein Buch beschlieflt
■og. Zwischenbrief anzusehen, in d......ler Apostel sich in (109—119).
10- 13 gegen Gegner verteidigen muß, die keinesfalls Jndaisten ,i„ der Einsicht, daß die Aufgabe der verstehenden Aneig-
•ein können, sondern vielmehr als gnostisierende Pneumatiker nung und damit auch der Textkonunentierung stets unabge-
Bnxiisprechen sind S. 216). Diese nur kurz dargelegte Sieht der schlössen ist und die Deutekategorien „codes") innerhalb <les
Entstehungsverhaltnisse des Briefes ist in der seitherigen For- Bezugssystems der Interpreten verschieden sind, verdeutlicht
Miung eingehend diskutier) worden, wird aber nach wie mm- das vierte Kap. (Reprise «In texte en fonetion de „codes"
kontrovers beurteilt 83—95) an Vers l-ü «las Greimussche AktantenmodeU durch
Das Schwergewicht der Erklärung licet hei den theologischen aktantielle Transformation des rhetorischen Ichs in einen narra-
Problemen. Bei der Apologie des apostolischen Amtes geht es UVen Text, an Vers 4—7 auf der Kasis der performativen
»usschließlid...... den Auftrag der Verkündigung, wie der Sprechakttheorie die Liehe als Umformer des moralischen Sy-
Apostel ihn wahrzunehmen hat. Denn Gott seihst will durch siems .....I am Schlußteil Vers 8—13 psychologisch die Liehe
*nn das Wort von der Versöhnung ausrichten lassen. Die apo- als „Wachstumsprinzip" (93). Sensibilität für psychologische
Btolische Existenz aber stellt exemplarisch dar. was christliche Sachverhalte spiegelt sich auch in dem Schlußkapitel D7ff.' an
Existenz bedeutet In Christus-Sein bezeichne! nicht etwa ..eine ,|,.(. subtilen Erörterung der Frage, oh der Text nicht für ich-
■nysteriöse Qualität, eine höhere Natur" (S. 100), sondern ..die schwache Mensel..... eine gefährliche Verstärkungsfunktion für
Bestimmtheil des neuen Lehens der Gläubigen als einer eseha- j|,r(. PersdnflchkeiUschwäche haben könne. Damit wird ein or-
tologischen Existenz" S. 158), d. h. als neue Schöpfung, Christ- zugliches Beispiel dafür gegeben, wie Sprachpsychologie als
Sein bedeutet „vermöge der Aneignung des Todes Christi zum Bestandteil «ler Pragmatik mögliche Empfängerreaktionen In den
eigentlichen Lehen gekommen" zu sein 'S. 154). Da Paulus in iji;,.^ nehmen und therapeutisch auswerten ki
dem entscheid.....len Abschnitt 5,16- 21 nicht hh. sondern Wir iji,, diese Überlegungen werden auf der llasis einer eindringt
, ist der von Bultmann entfalteten Interpretation zuzu- gcI1dell Textinterpretation Im ausführlichsten 2. Kap. Lecture
Uimmen: Paulus redet nicht speziell von der apostolischen. philologique cl unguislique 15—70) vorgetragen, die von einer
J.....lern nn der christlichen Existenz Oberhaupt 'S. 158). ..Sur Strukturanalyse <les (lesumttcxles her seine Einzelheiten in den
"' der Predigt und In dem sie annehmenden Glauben" wird nimmi. Dabei wird N'ygrens Typisierung einer Eros-
™e von Gott vor allem mensehlidien Tun gestiftete Versöhnung Agape-Opposition vehe.....nl zurückgewiesen 48, 99).
für di,. einzelnen realisiert. ..Die Predigt gehört also seihst mit Grerade dann, wenn man den methodischen Wen. <■><' philo-
'"m I leilsgcschehcii." (S. 162). logische Arbeit linguistisch zu erhellen, mit dem Autor bejaht.
Bultmanns Erklärung des zweiten Korintherbriefes ist sonnt (.lj;(,|„,„ s;,.|, .„„.i, Fragen Im einzelnen: Müßte nicht mich
Unverkennbar von reformatorischer Theologie geprägt Als an- ^iiril(,t darauf abgehoben werden. .Infi die Liehe in Vers 4-7
«■uoksvolles Zeugnis für die Tl.....logie des Wortes stellt dieser ^ Subjekt ist, mithin hier also mehr geboten wird als quali-
B«ud zugleich .'in Vermäditnis des Gelehrten an Theologie und rizierende m,.,.!,,„.,.,. (32ff„ 89ff.)? In Vers S 12 erscheint der
Kirche dar. Wie sein.' wissenschaftliche Arbeit einst mit einer |)|l(||js|||||s Kind-Mann hei Paulus stärker als antithetische
Untersuchung zur paulinischen Theologie begonnen hat. so endet Alternative denn als kontinuierliches ..Wuehstuinsprinzip" (65ff.,
•« muh mehr als sechs Jahrzehnten mit der Interpretalion der !)jff bIeib1 w meaei Interpretation nicht die eschatologisch«
Uuiatusbotschaft des Apostels. Die neutestamenüidic Wissen- Kikolltimli,ä| .,)s |>,.<>|>ri,,, dieses Abschnitts unterbelichtet?
"*afi ist durch ,,.i„ Lebenswerk prägend bestimmt worden, üs ^ enlspricht) dnß Keffer Vers LI von Vers S her interpre-
K'H, die zentrale Aufgabe aller Theologie lestzuhalten: «he Ver- ^ (,|(. ^ Zusammenhang mit Vers , kommt ansatzweise
Kündigung des Evangeliums als den Anbruch .ler neuen Scnöp- ^ ^.^ ^ ^ m K Ili(.n, genügend ausgewertet: Weil
f""(f zu verstehen (S. 154). | ;,,(„, .,„',1, das Subjekt des Glaubens und Höffens ist. wird
Hannover Edaardtokss sl(. bleiben. Dann aber ist Agnpe wohl im ganzen Text strenger
als Gottes Zuwendung zu uns zu verstehen, wie Vers 12 unter-
streicht. Die künftige Weiterarbeil am Text im Sinne des Au-
tors wird sich vor allem der Holle der Textpragmatik stärker
stellen müssen: „Gnosis" scheint in dieser Kommentiernng noch
Kioffrr, ii,.,,,,. fj. ,,,.;,„.„ r»mour. Commentaire epistemo- „, stark auf allgemeine Erkenntinsfähigkeit bezogen zu sein
oi'mi-
.....' .ii . i,e ■ oiiiii. im " <»................. . .__ , „ ,., Ii 'i * l-l t
l"Ki«|.....Ie I ( orinthiens LI. Paris: Les Edition, du Cerf 1975. slatl Huf « inen speziellen I >,, von I eilswissen he, den, k
l')'l « oo i rv ■ qk ihi-chcn Vdressaten polemisch abzulieben. Auen die l'eserve
iz c>. o = Lecliii Divina. ».). ■ ... i • i u • n i- t.
.,. gegenüber litcrorkntischen Analysen unseres önefkorpus dürfte
^aAdem der Lundenser Neutesti......ntler uns als i mmer ^ einem ,|„llt;(,| an bisher entwickelten textpragmatischen
" Kuisliseher Me.hodenrellexi«.......I.....^sa.s ,U- ine.lm.lologie { ZUMrmnenhängen.
"•" •"slainenlaire Mi)7'2- vgl. ThLZ 99, l!»'/« Sp. 255fJ seine , , ,.. «, , , •
e„ , ' . i . .„.„ilsehen SeÜL'- Die Lektüre ist also anregend und für die \eiterarbeil m-
"^egesetheoretisdien Einrichten an den ivnoptiscDen ^..ng