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Ausgabe:

1978

Spalte:

347-348

Kategorie:

Judaistik

Titel/Untertitel:

Studies on the Testament of Joseph 1978

Rezensent:

Delling, Gerhard

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Seite 1

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454 463). Vom Politeuma isi nochmals (473—476) in c. IX,
Tin Organisation of the Jewish Communities in the Diaspora,
die Bede. Applebaum zeichnet insgesamt von den Quellen her
ein anschauliches Bild von den verschiedenen'' Einrichtungen
der Selbstverwaltung in <l<'n verschiedenen Siedlungsformen
(Militärsiedlungen 466 473). <Segen Ende worden die Ämter
und Titel besprochen, die besonders durch Grabinschriften
Roms belegt sind (492—498). — In e.X schließlich, Private Law.
skizziert Z. W. Falk an Hand rabbinischcr Texte Jewish Private
Law (504-534), H. J. Wolff Hellenislic Private Law (534-560),
d. h. das in der Umwelt des Judentums der Diaspora (konkret:
in Ägypten) praktizierte, im engeren Sinn des Wortes hellenistische
Recht (für das im Vergleich zum griechisch/athenischen
a defmitely individualistic shape [538] kennzeichnend ist).

Daß die Lompendia nach der General Introdiiction besonders
auch an aon-specialistS als Leser denken (IX), deutet sieb mit-
unter in der Erklärung bestimmter Ausdrücke an, nicht zuletzt
in der Übersetzung hebräischer und griechischer Wörter innerhall
) der Darstellung. Eine bestimmte Bekanntschaft mit Problemen
und Gegebenheiten wird jedoch ebenso und notwendig
vorausgesetzt. Tatsächlich beruht der vorliegende Rand auf der
eigenen Forscherarbeit der Autoren, die jeweils für ihren Bereich
als speziell sachkundig ausgewiesen sind. Die Befunde
werden auf Grund umfassender Kenntnis und Verarbeitung
der Quellen und der sekundären Literatur — des öfteren werden
differierende Auflassungen erörtert'' — dargeboten bzw.

zusammenfassend dargestellt und beurteilt. Damit wird zugleich
die Forschung vielfältig weitergeführt?. Bemerkenswert isi noch,

weiche Bedeutung in unserem Band dem Judentum der Diaspora
zugemessen wird, mehrfach auch in Kap. über das palästinische
. I'hrigcns wird, dem lateinischen Titel des Gesamt-
workes entsprechend, gegebenenfalls auch auf das Neue Testament
verwiesen8. In der Tat bietet Abi. 1 der Compendia eine
bedeutsame und eingehende Darstellung der Zeitgeschichte des
Judentums der neutestamentlieben Epoche", in Rd. I zunächst
vor allem der politischen und gesellschaftlichen; für Kultur und
Tieligion ist Rd. II reserviert. Diesem Band werden auch Register
zu Abt. I beigegeben.

Halle/Saale Gerhard Delling

1 Es ist von einer Brücke zwischen jüdischer und christlicher Theologie
die Hede (VI).

2 Merodes; Pilatus' Abgang; Ereignisse um Caligula; Felix/I;estus.

3 Urheber auch der 7 eingefügten Karten.

4 Nicht zufällig heurteilcn Stern (3G6f.) und Safrai (398-'iOO) die Frage
der Kapitalgerichtsbarkeit des Synedriums etwas verschieden.

Zur Bedeutung der Handwerkergildeo s. 476.480—WS.
0 Spezialfrageu werden mehrfach in Appendices abgehandelt.

7 Der Bez. muß es sich versagen, das für bestimmte Kap. herauszustellen
.

8 Offensichtlich mit gutem Zutrauen in seinen Quellenwert.

9 Die im Titel angegebene zeitliche Begrenzung läßt sich nicht völlig
durchführen, sei es wegen der Quellenlage (s. z. B. zu c. VII.X). sei es
wegen der Bedeutung der Vorgeschichte des 1. Jhs. für dieses ls. z. B.
zu c. VIII.IX).

Nickelsburg, George W. E. Jr. [Hrsg.] : Studies on the Testament
nf Joseph. Missoula, Moniana: Scbolars Press [1975]. VII,
153 S. 8° = Society of Riblical Literatur« Septuagint and
Cognate Studies ed. H. M. Orlinsky, 5.

Nachdem insbesondere einige umfänglichere Monographien
über das Ganze der Testamente der zwölf Patriarchen1 neben
den vielfältigen Gemeinsamkeiten auch mannigfache, zumal
inhaltliche Verschiedenheiten sichtbar gemacht hatten, legte es
sich nahe, die test XII einzeln zu untersuchen2. Dem tjos war
das Seminar der SRL Pseudepigrapba Group 1975 in Chicago
gewidmet3, das die hier vorgelegten Beiträge vorbereiten sollten
.

R. Pervo setzt ein mit Teil I des t.los, 2,1—10,4; er versteh!
die Reibe der zehn Versuchungen Josephs nicht als Kette romanhafter
Episcxlen (die Kenntnis der Erzählung Gen 39 wird
vorausgesetzt), sondern als predigtartige Erläuterung von den
39,10 („Tag für Tag"), die haggadisches Material verschiedener
Herkunft verwertet. Nach W. Harrelson bilden l,lf.; 10,5—18,4;
20,1—6 das ursprüngliche tjos, das auf den vormakkabäischen

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ulor der lest XII zurückgehl. Dem .luden der Diaspora wird
hier als Exempel gezeigt, wie Joseph sich in fremder Umgebung
als Glied des Gottesvolkes bewährt in geduldiger, sich seihst
aufgebender Luhe, die nicht auf das eigene Volk begrenzt
bleibt. A. Kolenkow bring! bemerkenswerte Argumente für die
Zusammengehörigkeit heider Teile des Ujos vom Aufhau der
älteren Gruppe der lest XII her bei*. Speziell tRub, iSim und
t.los sind einander zugeordnet durch die paränetische Entgegensetzung
von Joseph auf der einen und Ruhen und Simeon auf

der anderen Seite. Die Struktur des Kontrastes begegnet auch
anderweit. Daß die beiden Teile des t.los untrennbar zusammengehören
, zeigt II. Holländer in einer eingehenderen Analyse
des tJos primär vom Inhalt aus (47 — 72): sie macht den [faupt-
teil seiner Untersuchung über die ethische Persönlichkeil Josephs
in lesl XII (47—104) aus. Teil I und II des t.los sind
zusammengehalten durch die auf laude bezogene Einleitung
1,3 2,6, die der Gattung der Danksagung des einzelnen zugehört
, durch die Paränese 10,1—4, die betont von der Keuschheit
(söphrosyne; Teil I) und der Demut (II) und dem Ausharren
in beiden redet. In I wird Joseph im übrigen gezeichnet nach
dem Bild des bedrängten Frommen, der Rettung erbittet und
ßndet (Gattung der Klage des einzelnen). In II erscheint er vor
allem als der, der in Liehe, zu den Brüdern 'und zu anderen)
nicht sich selbst erhöht, sondern ms Liehe schweigend duldet.
In beiden Teilen bewährt er sich als der leidende Gerechte; ihm

widerfährt die Erhöhung durch Gott. II. bringt eine Fülle von
alttestamentlichem (vor allem uns dem Psalter) und jüdischem
Material zu den behandelten Aussagen bei-'. Mehrfach erkenn!

er in dem Bild Josephs Züge des Märtyrers. Abschnitt IV ist
der Auffassung Josephs in den paränetischen Partien der lest XII
außerhalb l.los gewidmet (73—82); sie sieht in engein sachlichem
und weithin auch sprachlichem Zusammenhang mit der

in tjos.

Wiihreud von anderen die griechische Abfassung der lo-l XII
zumindest als naheliegender angesehen wird (29; 8(i A. 17),
will R. Marlin sowohl für tjos als ganzes wie für seine kleineren
Einheiten durch Vergleiche mit original griechischen und

.■ms dem Griechischen übersetzten Texten an Hand von statistischem
Material zur Syntax8 eine semitische Vorlage wahrscheinlich
machen (105—123). — M. de Jonge und Th. Korte-

Weg gehen eine Liste VOn 50 Abweichungen des Textes des
tjos in der kommenden edilio maior der lesl XII gegenüber

der editio minor von de Jonge (125f.). — D. Harrington zeigt
(127—131), daß die Darstellung Josephs in tjos gänzlich anders
orientiert ist als die in ant bibl (Ps.—Philo), während bestimmte
Entsprechungen zu Philo Jos bestehen (söphrosyne,
s. o.; Versöhnlichkeit gegenüber den Brüdern). Das Joseph-
Material in Jos As und in Jos ant 2,41—55.60.103 ist nach dem
Urteil von E. Smith, abgesehen von oberflächlichen Ähnlichkeiten
, die er im einzelnen vorführt, völlig verschieden von
dem in t.los (133—137). Zwischen den tannailischen Midrasclüin
und t los sind kaum Berührungen vorhanden, wie der durch
B. Geller gesammelte Stoff sichtbar macht (139—146). J. I'urvis
schließlich bandelt über Joseph in der samaritanisehen Überlieferung
und vergleicht diese mit der in tJos (147—153).

In seiner Einleitung zu dem Band ist der Herausgeber damit
befaßt, die entscheidenden Aussagen der ihm vorliegenden
Artikel unter thematischen Gesichtspunkten in Beziehung zueinander
zu Bteilen, für die Arbeit im Seminar kritische Hinweise
zu gehen oder doch entsprechende Fragen zu Stellen, Akzente
zu setzen und nicht zuletzt neue Gesichtspunkte beizubringen
. Der Band als ganzer gibt eine Fülle von Informationen
, weiterführenden Beobachtungen, Anregungen. Besonders
bemerkenswert erschienen dem Rez. die weitreichenden Nach"
weise der formalen und sachlichen Verbindungslinien zum Judentum
der Zeil vor Chr. (Ich.

Ilalle/Siale Cerhard Delling

1 Siehe Thl.Z 7», UM Sp. '.III. ; 81, 1956 Sp. WOf.; 98, 1973 Sp. 184'-

2 Vgl. ThLZ 96, 1970 Sp. 950f.

■ Vgl. ThLZ 100, 1975 Sp. 750-752.

* Zu ihr gehören dann auch tl.ev. tSeb, tBenj.

Auch in den Anmerkungen. S. 85—104.
" Vgl. Thl.Z 101, 1970 Sp. 912-914 (G. Bertram).

Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 5