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1978

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Altes Testament

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Neuerscheinungen

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ren dtr redaktioneller Bearbeitung), als sonst in der Forschung
anerkannt ist. Die Betonung z, IV clor Unschuld Davids (vgl.
I Kön 2,5—6, 31b—33) rühre von der dir Bearbeitung (DtrG)
her, und wo dieses Motiv über den vorliegenden Zusammenhang
hinaus in früheren Partien des dir Gescliichtswerkes auch
vorkommt (vgl. 2 Sam 3,22—39), liegen laut Vf. auch Erweiterungen
von der Hand des DtrG vor (V. 28—29. 38—39). I Kön
2,5—6. 31b—33 sei nach formalen Indizien von 2 Sam 3,22—39
abhängig.

Zielsieher und konsequent führt der Vf. seine Analyse
durch. Oft sehr scharfsinnig, im Verhältnis zu seiner These jedoch
ohne Überraschungen. Er beobachtet in den von ihm ins
Auge gefaßten Texten Spannungen, Wiederholungen. Unebenheiten
, Gehratich verschiedener Termini und Ausdrücke, Auffüllungen
u. dgl. Betreffend z. B. 1 Sam 25. wo V. 28 die Ankündigung
einer beständigen Daviddynastie zum ersten Mal
vorkommt, werden mit dieser von der klassischen Lilerarkritik
wohlbekannten Methode V. 21-22. 23b. 24b-26. 28-34 39a
als sekundär beurteilt. Daß diese weggelassenen Verse Erweiterungen
seien, versucht der Vf. bei einer stilistischen Gegenprobe
der übrigbleibenden Erzählung wahrscheinlich zu machen
. Und daß die Erweiterungen eine Bearbeitungsschicht bilden
, versucht er weiter durch sprachliche Kriterien und durch
eine Untersuchung der Tendenz der ausgeschiedenen Verse zu
beweisen. Was besonders die Tendenz der Bcarbcitungsschichl
betrifft, so meint der Vf. mit Hinweis auf bestimmte Aussage
Intentionen endgültig beweisen zu können, daß sie von Dtr(G)
herrührt. Ihr Hauptziel sei die Betonung der Unschuld Davids,
was in Einklang mit der dir Redaktionstätigkeit in I Kön 1—2
stehe (siehe oben). Dasselbe gilt von der Verbeißung eines beständigen
Hauses (vgl. I Sam 2,35: Zadok), deren Erfüllung in

1 Kön 2,24 eben von DtrG erzählt werde. Das Verheißung/Er-
füllung-Sehema findet der Vf. auch in Verbindung mit dem (lebrauch
der nägid-Würde (vgl. I Kön 1,35). Überhaupt sei die
nägid-Bezeichnung nur in den alten Saul-Uberlieferungen verankert
(vgl. 1 Sam 9,16; 10,1).

Auch die von Nathan in 2 Sam 7,11b. 16 angekündigte Verheißung
der Daviddynastie - samt V. 8b. 13. 16. 18-21. 25.
29 — komme von der Hand des dir Redaktor (DtrG). Im übrigen
schließt die tiefgehende Analyse von 1 Sam 7 (S. 68—79)
viele werlvolle Einzelbeobachtungen in sieh ein. Kurz: die lito-
rar- und redaktionskritische Analyse dieses Kapitels führt zu
dem Ergebnis, daß die dir Redaktion zwei verschiedene Rezensionen
verbunden habe, nämlich V. la. 2—5. 7 und V. 8a. 9.
10. 12. 14. 15. 17. Nichts in der Nathanweissagung stamme übrigens
von DtrP, während DtrN V. 6. IIa. 22. 23. 24 hinzugefügt
habe.

In einem abschließenden Abschnitt (S. 127—142) skizziert der
Vf. die Synthese und die Konsequenzen seiner Untersuchung.
Er beschreibt nicht nur die verschiedenen Auffassungen der Davidgestalt
in den drei zeillich nacheinander folgenden dir Bearbeitungen
der David-Überlieferungen, nämlich DtrG. DtrP und
DtrN. Er besehreibt auch die Entwicklungsstufen der David-
Theologie innerhalb der dtr Geschichtsschreibung (= Geschichte
, Prophetie und Gesetz). Mit den Aussagen des in der
Zeit unmittelbar nach der Katastrophe schreibenden DtrG über
die Beständigkeit der Daviddynastie und ihrer Herrschaft wurden
laut Vf. die älteren, mythologisch gefärbten Königsvorstellungen
zum ersten Mal an ein geschichtliches Königshaus
gebunden. Die hochgespannten Hoffnungen des DtrG auf die
Daviddynaslie teilte aber DtrP nicht, und hier stimmte er laut
Vf. mit Schriftpropheten wie Jeremia und Ezechiel überein. Mit
der Idealisierung und Entpersonalisierung des Begründers der
Dynastie in der Bearbeitung des DtrN (vgl. I Sam 13,13. 14;

2 Sam 22,22—25; 1 Kön 2,3.4) komme die Hoffnung auf die
ewig" Dynastie indessen wieder zur Würde (vgl. 2 Sam 22,51).

Die vorliegende Abhandlung ist eine bewundernswerte intellektuelle
Leistung. Der Vf. hat durchaus seine These konsequent
durchgeführt. Das wohl Bemerkenswerteste — und m. E.
auch Bedenklichste — ist die Spätdatierung der prägnanten Aussagen
über David und seine Dynastie. Der dtr Redaktionstätigkeit
(nach der Katastrophe 587) wird tatsächlich die eigentliche
Gestaltung des theologischen Davidbildes zugeschrieben. Als ob

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nicht sonst alles dafür spreche, daß diese- Davidideologie vor-
oxilisch sei! Die Auffassung des Vfs. ergibt sich aber aus seiner
analytischen Methode, die ja ausgcsprorhi n und ausschließlich

literarkritisch ist. Deshalb ist es für den VT. kennzeichnend, daß
er die Verbindung zwischen zwei oder mehreren inhaltsmäßig
zusammenfallenden Partien der David-Uberlieferungen von vornherein
als literarisch auffaßt. Er zieht anscheinend nicht die
mündliche Tradition in Betracht, was z. B. besonders deutlich
aus seiner Analyse von I Sam 25 hervorgehl. Außerdem kann
man sieh vielleicht ein wenig wundern, daß der Vf. trotz
seiner Auffassung der sehr maßgebenden dtr Prägung der Geschichte
vom Aufstieg Davids — diesen Erzählungskomplex
immer noch als einen ursprünglich selbständigen Komplex anerkennt
.

Irolz dieser gewichtigen Einwände (einzelne kleinere könnten
noch hinzugefügt werden) steht fest, daß Forscher, die möglicherweise
mit dem V f. nicht übereinstimmen, zu der Analyse
und den Ergebnissen dieser Untersuchung dennoch ernsthaft
Stellung nehmen müssen. Die Abhandlung hätte dies verdient,
und obendrein könnte es die zukünftige Forschung vielleicht
mehr ins Gleichgewicht bringen.

Kopenhagen/Dänemark Jakob II t'.ronback

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theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 5