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Ausgabe:

1978

Spalte:

299-300

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Weß, Paul

Titel/Untertitel:

Gemeindekirche, Zukunft der Volkskirche 1978

Rezensent:

Winkler, Eberhard

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Seite 1

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299

Theologische Literat urzeitung 1<>3. Jahrgang 1978 Nr. I

Neil-Brunning, Oswald von: Sendung der Kirche an die Welt
(StZ 102, 1977 S. 17-32).

Kahner, Karl: Toleranz in der Kirche. Freiheit und Manipulation
in Gesellschaft und Kirche. Rückblick auf das Konzil. Freiburg-
Basel - Wien: Herder [1977]. 12« H. kl. 8° «p Herderbücherei,
600. DM 4,90.

Ricca, P.: Per una teologia della paee (Protest. XXX, 1975 S. 129
bis 151).

Ricken, Friedo: Die Begründung moralischer Urteile nach K. M.
Haie (ThPh 51, 1970 S. 344 858).

Ringeling, Hermann: Aggression und Toleranz als Problem religiöser
(iesinnung (ZEE 20, 1976 S. 300-311).

I!ivmiits. Kail Josef: .Soziale Klage, Lösungsversuche im 19. Jahrhundert
(StZ 101, 1070 S. 623 034).

Hock, Martin: Anarchismus und Terror. Sozialethische Aspekte
(TThZ 85, 1970 S. 214 -229; 297-309).

Kühl, Rudolf: Dein Menschen mehr Geltung verschaffen. Die
Patient/Arzt-Beziehung. Rudolf Bultmann zum Gedenken
(DtPfrBl 77, 1977 S. 35-39).

Schüller, Bruno: Zur Diskussion über das Proprium einer christlichen
Kthik (Thl'h 51, 1970 S. 321-343).

Schweitzer, Wolfgang: Das Reich des Gekreuzigten in exegetischer
und sozialethischer Sicht (ZEE 20, 1976 S. 167-190).

Suzuki, Shozo: Verantwortung für den anderen. Lukas 10,25-37
bei Bultmann, Barth, Bonhoeffer und Tagawa (ZdZ 1970
S. 331-338).

Tillard, J. M. R.: Aux sources de l'obeissanee religieuse (NRTh98,

1970 S. 592-020; 817-837).
Tödt, Heinz Eduard: Versuch einer Theorie ethischer Urteilsfin-

dung (ZEE 21, 1977 S. 81-93).
Toinet, Paul: Conscience et loi objective (NRTh 98, 1976 S. 577

bis 591).

Vonkvnthen, Gerhard: Die Familie und das Fernsehen (Erbe und

Auftrag 52, 1976 S. 263-275).
Wattiaux, Henri: Statut des interventions du Magistere relatives

aux droits de Thomme (NRTh 98, 1976 S. 799-816).
Werteinsicht und Normbegründung (Themenheft Concilium 12,

1970 Heft 12):

Gründe!, Johannes: Naturgeschichtliche Voraussetzungen sittlichen
Handelns (S. 618-622).

Mieth, Dietmar: Die Bedeutung der menschlichen Lebenserfahrung
. Plädoyer für eine Theorie des ethischen Modells (S. 623
bis 033).

Sala, Giovanni: Die Entwicklung vernünftiger menschlicher

Einsichten (S. 034-040).
Böckle, Franz: Glaube und Handeln (S. 041-647).
Schüller, Bruno: Typen der Begründung sittlicher Normen

(S. 648-654).

Simon, Rene: Kriterien der Moralität und ethische Normen
(S. 654-001).

McCormick, Richard: Das Prinzip der Doppelwirkung einer

Handlung (S. 002-070).
Curran, Charles: Der Utilitarismus und die heutige Moral-

theologie. Stand der Diskussion (S. 671—(582).

PRAKTISCHE THEOLOGIE:

Weß, Paul: Gemeindekirche - Zukunft der Volkskirche. Der Lern-

weg einer Pfarrgemeinde. Wien - Freiburg - Basel: Herder
[1976]. 134 S. 8°. ö. S. 98,—.

Der Vf., kath. Gemeindepfarrer in einem Wiener Neubauviertel
, entwirft die Zielvorstellung einer erneuerten
Volkskirche, deren Gemeinden als geschwisterliche Gemeinschaft
mündiger Christen charakterisiert sind. Weß
berichtet zuerst über die Bemühungen, in der eigenen Gemeinde
dieses Ziel zu verwirklichen. Es liest sich geradezu
spannend, wie ein Priesterteam zielbewußt und planmäßig
an die Arbeit ging, wie sich nach vier Jahren das Bild einer
gut organisierten, lebendigen Gemeinde bot und dennoch
die Gemeinde in eine Krise hineingeriet. Der Schritt von
der anonymen Betreuungskirche zur mündigen Gemeinschaft
gelang nicht, weil er bei den Beteiligten ein neues
Glaubensverst ändnis voraussetzt , das bei vielen Gemeindegliedern
noch nicht vorhanden war. Eine erneuerte Kirche
kann nur aus Gemeinden bestehen, deren Glieder sich bewußt
für den Glauben entschieden, der in Wechselbeziehung
zur Liebe und damit zur Gemeinschaft steht.

Gemeinde versteht Weß als erfahrbare Verwirklichung
von Glaube und Liebe. Etwa die Hälfte des Buches verwendet
er darauf, den Zusammenhang von Glaube und
Liebe, Selbst sein und Mitsein, und die Bedeutung dieses
Zusammenhangs für das Verständnis der Gemeinde hervorzuheben
. In der durch die Yersehränkung von Gottes-
und Nächstenliebe geprägten Gemeinde soll das Heil erfahrbar
werden und so sieh ein Stück des beginnenden
Reiches auf Erden verwirklichen. Die gläubige Nächstenliebe
schafft eine gegenseitige Bindung, die Weß sich als
ideales diakonisches Miteinander vorstellt: „Man hat
grundsätzlich Zeit für den anderen . . . keiner ist einsam.
Man hat eine offene Tür füreinander und will auch den
Besitz und die finanziellen Mittel grundsätzlich teilen"
usw. (120). Von dieser idealen Gemeinde erwartet Weß
auch eine Änderung der Gesellschaft, wohl im Sinne einer
evolul ion&ren Wandlung der Welt durch das Beispiel einer
neuen Gemeinschaft. Dieser Gedanke ist aber nicht zentral
und übersieht die politisch-ökonomischen Bedingungen
gesellschaftlicher Wandlungen.

Der Vf. ist sich dessen bewußt, daß sein Bild einer erneuerten
Volkskirche utopische Züge trägt. Die Kritik
sollte sein Gemeindeideal nicht zu schnell als unreal ist isch
abtun. WelJ will Gemeinden erreichen, die aus überschaubaren
, aber nicht zu kleinen und vor allem nicht isolierten
Gruppen bestellen. Ihre Glieder sollen „Verantwortung
füreinander und gemeinsam für das Leben der Pfarrei
übernehmen" (132). Diese verbindlichen, auf persönlicher
Entscheidung der Mitglieder beruhenden Gemeinschaften
t ragen Diakonie und Verkündigung. „Die Sorge dafür liegt
dann nicht mehr letztlich beim Priester", sondern dieser
„ist Verbindungsglied zur (iesamtkirche und übernimmt
je nach seinen Talenten weitere Aufgaben" (133). Die
Gemeinde schlägt dem Bischof bewährte Männer und
Brauen (!) für die Priesterweihe vor. Weß läßt keinen
Zweifel daran, daß sein Leit bild nur von einem unklerikalen
Gemeinde- und Amtsverständnis aus verwirklicht
werden kann.

Erstaun]ich ist der Optimismus, der davon ausgeht, daß
die Ziel Vorstellung mündiger, geschwisterlicher Gemeinden
von den überschaubaren Gruppen auf die Pfarreien,
von diesen auf die Diözesen und schließlich auf die Gesamt
kirehe übergehen werde. Weß verwahrt sich gegen
elitäres Denken, er will keine ecclesiola in ecclesia, sondern
er möchte alle in die erneuerte Volkskirche hineinführen.
Dabei erhebt sich nicht nur die Frage, ob die Zielvorstellung
realistisch ist, sondern auch, ob es nicht legitime
Unterschiede in der Beteiligung am kirchlichen Leben
gibt. Der unbestrittene Wesenszusammenhang von Glaube
und Liebe sowie Gemeinschaft muß nicht zur Integrat ton
aller Christen in Gruppen, wie Weß sie anstrebt, führen.
So wichtig die Bildung diakonisch aktiver Gruppen entschiedener
Christen für ein glaubwürdiges Zeugnis ist, und
so gewiß das Leitbild der in gläubiger Nächstenliebe verbundenen
, mündigen Gemeinde Zustimmung verdient,
kann darin doch nicht das einzig legitime Gemeindemodell
gefunden werden. Die Möglichkeiten christlicher Existenz
in einer unterschiedlichen Partizipation am Gemeindeleben
und damit die Legitimität einer distanzierteren
Kirchlichkeit sollten nicht ausgeschlossen werden.

Halle (Saale) Eberhard Winkler

Nitschke, Horst : Erzählende Predigten, in Zusammenarb. m. H.W.
üannowski u. H.-D. Knigge hrsg. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus
Gerd Mohn [1970]. 160 S. 8°. Kart, DM 16,80.

Endlich, nachdem wir einige Jahre über die theologische
und homiletische Bedeutung des Erzählens nachgedacht
und manches dazu gehört haben, eine Sammlung konkreter
Beispiele, ausgeführter Predigten, prüf barer Gebrauch