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1978

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

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Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 4

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tionellen Befragung der Theologie Barths und Tillichs
wird dadurch verspielt, daß das Verständnis des Vfs. von
„Geschichtlicher Verantwortlichkeit" nicht hinreichend
mit Barths und Tillichs eigenem Verständnis solcher Verantwortlichkeit
ins Gespräch gebracht wird. Weder Barths
noch Tillichs Anthropologie finden Berücksichtigung. Die
Themen der Selbstentzogenheit des Menschen und des
Wesens seiner Freiheit werden übergangen. Man kann
doch einer^Konzeption wie der Barths oder der Tillichs
nicht mangelnde Offenheit vorwerfen, wenn man nicht zur
Kenntnis nimmt, was für Tillich und Barth Freiheit des
Menschen überhaupt bedeutet. Eine neutrale Offenheit für
alles, der gegenüber eine Behauptung schon per se den
Charakter der UnVerantwortlichkeit trägt, ist mit Bedacht
weder von Barth noch von Tillich intendiert worden.
Nicht daß es in der Theologie zu Behauptungen kommt,
ist das Problem, sondern in welcher Weise die theologische
Behauptung dem Menschen mit der Wahrheit Gottes dient
und wann sie aufhört, dies zu tun. Um diese Frage geht es
ja auch im Streit zwischen Barth und Tillich, der letztlich
ein Streit darum ist, worin das Wesen der Gnade Gottes
für den Menschen besteht. Wie Menschsein in den Grenzen
der Endlichkeit so bejahbar wird, daß sich diese Grenzen
nicht in unmenschliche Belastungen verkehren, darum
geht es, wenn „geschichtliche Verantwortlichkeit" theologisch
bestimmt werden soll.

Der Vf. drängt solche genuin theologischen Fragen zugunsten
einer Fragestellung zurück, die eher in Ratlosigkeit
endet als in vorwärtsweisender Kritik. Das ist besonders
bedauerlich angesichts der Fülle des Materials, das
der Vf. zusammenträgt, und der Vielzahl anregender Einzelbeobachtungen
, die immer wieder gemacht werden.
Denn beides alleine wird nicht hinreichen, eine neue Offenheit
der Theologie für das Problem der „geschichtlichen
Verantwortlichkeit" zu provozieren.

Berlin Wolf Krötke

Kriegstein, Matthias von: Paul Tillichs Methode der Korrelation
und Syinbolbegriff. Hildesheim: Gerstenberg 1975. VII, 197 S.
8° = Studia Irenica, hrsg. v. W. Philippt u. A. H. Swinne,
XVII. DM 24,—.

Die Arbeit setzt ein mit dem Nachweis, daß die theologische
und kirchliche Arbeit ein Defizit an handlungs-
orientiertem Wissen aufweise. Dieses Defizit soll durch
Integration von Ergebnissen der „Erfahrungswissenschaften
" - genannt werden in erster Linie Soziologie,
Psychologie und Sozialpsychologie - aufgefüllt werden.
Dazu werden drei Leitfragen formuliert:

„1. Wie kann die Theologie Ergebnisse der Erfahrungswissenschaften
, die unter differenten Fragestellungen
und mit unterschiedlichen methodologischen Strategien
gewonnen wurden, gleichzeitig rezipieren? 2. Wie kann die
Theologie Ergebnisse vergangenheitsbezogener und gegenwartsbezogener
Analysen vergleichbar machen, damit vergangene
Erfahrungen als mögliche Motive und Hilfe für
gegenwärtige Gestaltung erkennbar werden? 3. Wie kann
die Theologie bei der Analyse ihrer zentralen Inhalte im
Rahmen eines allgemeinen Wissenschaftsbegriffs und
methodologisch im Bereich erfahrungswissenschaftlicher
Forschungsstrategien bleiben, ohne die Eigenart ihrer Inhalte
aufzugeben?" (S.18f.).

Im Hauptteil der Arbeit wird Tillichs Methode der
Korrelation wie sein Symbolbegriff unter diesen Leitfragen
analysiert. Das Ergebnis - wen überrascht das? - ist,
dal.! Tillich für die Art von Theologie, die Vf. vorschwebt,
allenfalls einige methodische Vorentscheidungen anzubieten
hat, aber keine befriedigenden Antworten. Die in diesem
Zusammenhang vorgelegten Analysen bringen für die
Tillich-Interpretation keine weiterführenden Ergebnisse.

Abschließend sucht Vf. Konsequenzen für die Theologie

anzudeuten. Dieser letzte Teil zeigt besonders deutlich,
was die konnzeichnende Schwäche der ganzen Arbeit ist:
Der verständliche und berechtigte Wunsch, Ergebnisse
empirischer Humanwissenschaften in die Theologie einzubringen
, ersetzt noch nicht das Vermögen, dieser Aufgabe
gerecht zu werden. Dazu brauchte es nicht nur eine sehr
viel gründlichere Kenntnis der empirischen Wissenschaften
, als sie die Arbeit zeigt. Es brauchte auch mehr Einsicht
in die enzyklopädischen Probleme der Theologie, die
sich bei der Zuordnung historischer, empirischer und normativer
Fragestellungen ergeben. Daß historisch-indivi-
dualisierendes und empirisch-generalisierendes Fragen
unterschiedliche Erfahrungsabsichten hat, darum nicht
ohne weiteres vergleichbar zu machen ist (so Leitfrage 2),
ist dem Vf. z. B. als Problem nicht gegenwärtig. So bleibt
es auch in diesem dritten Teil bei Postulaten, die die wissenschaftstheoretische
Diskussion der Theologie nicht
fördern.

Von der Arbeit wird m. E. weder in den angeschnittenen
grundsätzlichen Fragen noch in der Interpretation Paul
Tillichs Weiterführendes geleistet. Wer sie nicht gelesen
hat, hat nichts versäumt.

Erlangen Friedrich Milde nberger

Metz, Johann Baptist: Vergebung der Sünden. Theologische Überlegungen
zu einem Abschnitt aus dem Synodendokument „Unsere
Hoffnung" (StZ 102, 1977 S. 119-128).

Meyer zu Schlochtern, Josef: Verständigung über den Glauben.
Anmerkungen zu Bisers Pundamentaltheologie (TThZ 85, 1976
S. 344-356J.

Nossol, Alfons: Ein ökumenischer Versuch zur Überwindung der
aktuellen Krise katholischer Christologie (TThZ 85, 1976 S. 282
bis 296).

Pannenberg, Wolf hart: Person und Subjekt. Zur Überwindung
des Subjektivismus im Menschenbild und im Gottesverhältnis
(NZSTh 18, 1976 S. 133-148).

Pesch, Otto Hermann: Eucharistie heute. Ehrlicher Versuch eines
Rückwegs nach vorn (BiKi 31, 1976 S. 102-112).

Puntel, L. Bruno: Wissenschaftstheorie und Theologie. Zu Wolfhart
Pannenbergs gleichnamigem Buch (ZKTh 98, 1976 S. 271
bis 292).

Rahner, Karl: Priestertum der Frau? (StZ 102, 1977 S. 291-301).
Kendtorff, Trutz: Taufe: Ordnung der Freiheit. Eine Antwort an

Werner H. Ritter (DtPfrBl 77, 1977 S. 360).
Ritter, Werner H.: Taufe als „befreiende Urmanipulation" ?

(DtPfrBl 77, 1977 S. 327-330).
Rostagno, S.: Dogmatica e dialettica (Protest. XXXI, 1976 S. 199

bis 209).

Santa Ana, Julio de: Der Einfluß Bonhoeffers auf die Theologie

der Befreiung (ZdZ 1976 S. 380-387).
Sauser, Ekkart: Beheimatung des Ortskirchenbewußtseins (TThZ

85, 1976 S. 357-361).
Scannone, J. C.: Vigencia de la sabiduria cristiana en el ethos

cultural de nuestro pueblo: una alternativa teolögica? (Strom.

32, 1976 S. 253-287).
Schlichting, W.: La coneezione teolögica dell'uomo fra evoluzio-

nismo e soteriologia (Protest. XXX, 1975 S. 20-25).
Schmalenberg, Erich: „Er dachte gern über den Tod nach".

Gedanken über den Tod bei Dietrich Bonhoeffer (DtPfrBl 76,

1976 S. 616-619).

Schmalenberg, Erich: „. . . mit hypothetischen Erkenntnissen
vorlieb nehmen . . ." Zum Verhältnis von Rechtfertigungslehre
und Wissenschaftslehre (DtPfrBl 77, 1977 S. 261-264).

Schramm, Tim: Selbsterfahrung als Schlüssel zur Bibel (US 32,

1977 S. 55 -02).

Schützeichel, Heribert: Dimensionen der christlichen Hoffnung

(TThZ 85, 1976 S. 257-269).
Schumacher, Josef: Die Christusverkündigung an den vorglänbi-

gen Menschen (ThGl 66, 1976 S. 204-286).
Seckler, Max: Einführung in den Begriff des Christentums. Zu

Karl Rahners „Grundkurs des Glaubens" (HK 30, 1976 S. 516

bis 521).

Siegwalt, Gerard: Das Amt der Einheit aus evangelischer Sicht
(US 31, 1976 S. 320 333).

Splett, Jörg: Lebensmögliohkeiten aus dem Glauben (TThZ 85,
1970 S. 332-343).

Strotmann, Norbert: Bedenken zu den Möglichken sprachreflexiver
Theologie (ZKTh 98, 1976 S. 129-158).

Subilia, V.: L'agonia della fede (Protest, XXX, 1975 S. 1-19).