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Ausgabe:

1978

Spalte:

281-282

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Calvin, Jean

Titel/Untertitel:

Institution of the Christian religion 1978

Rezensent:

Rogge, Joachim

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Seite 1

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Theologische Literaüirzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 4

282

selic Übersetzung w urde an jenen Stellen selbstverständlich
auch geändert . Größere Klarheit wurde bei den Datierungen
erreicht. Bisher waren oft nur Wochentage angegeben
, man kannte aber nicht die Jahreszahlen. Es winden
inzwischen zwei Sammlungen entdeckt, in denen Predigten
Leos noch zu seinen Lebzeiten und unter seiner
Kontrolle zusammengestellt wurden (S.9). Vier Predigten
gibt es in doppelter Überlieferung mit mehr oder weniger
großen Textabweichungen. Die 2. Auflage bietet eine Liste
mit genauen Daten der 21 Passionspredigten, die Lep I.
gehalten hat (S. 17-18). In den Anmerkungen fällt auf,
daß die Zahl der Verweisungen auf Kirchenväter größer
geworden ist . Die ohnehin schon umfangreichen Indices in
Band IV, die eines Tages wohl auch in 2. Auflage erwartet
werden können, werden dann noch erheblich umfangreicher
werden. Die Benutzer werden dafür dankbar sein.

Rostock Gert Hacndler

KIRCHENGESCHICHTE:
REFORMATIONSZEIT

Calvin, John: Institution of the Christian Religion. Embracing al-
most the whole sum of piety, & whatever is necessary to know
the doctrine of salvation: A work most worthy to be read by all
persons zealous for piety, and recently published. Prefaee to the
most Christian King of Franee whereas this book is offered to
him as a Confession of faith. Transl. and annotated by Ford
Lewis Batties. Atlanta: John Knox Press [1975]. LXVII, 490 S.
gr. 8°.

Das klassische systematische Hauptwerk des Genfer
Reformators, die Christianae Religionis Institutio, hat
1559 eine letzte Passung von der Hand des Autors erhalten
. In dieser Version ist es zumeist bekannt und auch
Gegenstand von zahlreichen Übersetzungen geworden. Im
deutschsprachigen Raum am verbreitetsten ist die Übersetzung
von Otto Weber (Johannes Calvin. Unterricht in
der christlichen Religion, Neukirchen 1955). Als die Library
of Christian Classics im Planungsstadium war, wurde
der Vorschlag gemacht, nicht die letzte, sondern die erste
lateinische Edition aus dem Jahre 1536 für eine Übertragung
vorzusehen. Sie ist die erste vollständige in englischer
Sprache.

Der Übersetzer und Bearbeiter der vorliegenden Insti-
tutio-Ausgabe macht der theologischen Disziplin, der er
beruflich verbunden ist, alle Ehre. Vorwort und historische
Einleitung umfassen allein 58 Seiten. Ein im Anschluß
an den Text gedruckter Anmerkungsapparat (S.312
bis 435) gibt eine Fülle von Nachweisen zum Verständnis
Calvins aus der Tradition und aus zeitgenössischen reformatorischen
Bezügen. Der Institutio-Text ist durch Mar-
ginalziffern im Fünf-Zeilen-Abstand erschlossen, so daß
auch die zahlreichen Worterklärungen in den Anmerkungen
leicht zugänglich sind. Neben der klassisch-antiken,
patristischen, scholastischen und humanistischen Tradition
sowie den eigenen literarischen Vorarbeiten Calvins
selbst zieht Batties auch Belegstellen aus Werken Luthers,
Melanchthons, Zwingiis und Bucers heran, die die theoin
giegeschichtliohe Einbettung der ersten Institutio-Aus-
gabe des 26jährigen Reformators in trefflicher Weise
zeigen.

In einem Anhang (S.437-471) bringt der Hrsg. in Übersetzung
noch drei flankierende Text e aus der- Zeit kurz vor
dem Entstehen der Institutio zur Kenntnis. 10s handelt
sieh im Blick auf die „unbearable abuses of the Papal
Mass" (S.437)umdie „Piacards de 1534", deren Verbreitung
bis hinein in das Schlafgemach des französischen
Königs gelungen war (S.VIII), weiterhin um Vusführun-
gen Buoers von 1530 zum Herrengebel mit Calvin-Marginalien
und um die berühmte Rektoratsrede von Nicolas

Cop vom 1.11.1533, deren Vei fasserschaft mit der Person
Calvins eng verbunden ist und die die geistig-geistliche
Verfassung des werdenden Reformators in besonderer
Weise zum Ausdruck bringt.

Aus einer früheren spanischen Übersetzung (1958) übernimmt
Batties die z.T. instruktiven Kapitelüberschriften
und aus der Calvin-Auswahlausgabe von P. Barth und
W. Niesei (Joannis Calvini Opera Selecta I, München
1963) eine Reihe von Anmerkungen. Nicht weniger als
sieben Indices am Schluß (Bibelzitate, vergleichende Tafel
für die Institutio-Ausgaben von 1535 und 1559, Register
der klassischen Autoren in den Anmerkungen sowie Hinweise
auf andere Schriften Calvins, Autoren-, Quellen-
und Personenindex für Bezugnahmen in Einführung und
Anmerkungsteil, Literaturverzeichnis und Sachindex für
die in der Institutio von 1536 vorkommenden Hauptmaterien
) geben gute Möglichkeiten, Calvins ersten großen
systematischen Entwurf in die theologische Arbeit der
Gegenwart einzubeziehen.

Batties hat sich zweifellos darum verdient gemacht. daß
in der englischsprachigen Welt die Prüfung des ökumenischen
Gesprächs an einer der wichtigsten Schriften der
Reformationszeit künftig leichter möglich ist .

Berlin Joachim Rogge

Hoffman, Bengt R.: Luther and the Mystics. A re-examination of
Luther's spiritual experienoe and his relationship to the mystics.
Minneapolis, .Minnesota: Augsburg Publishing House, 1976.
285 S. 8°.

Die Kontakte zwischen systematischer Theologie und
Religionspsychologie waren an vielen Orten lange Zeit
sehr begrenzt oder manchmal sogar ganz unterbrochen.
Dieses Faktum hat die beiden Fachgebiete kaum gefordert
. Eine fruchtbare Zusammenarbeit vor allem zwischen
Dogmatik und Ethik auf der einen Seite, und der Religionspsychologie
, die mit qualitativen Methoden arbeitet ,
auf der anderen Seite, wäre sicher für die Bearbeitung der
Forschungsaufgaben, die beide Gebiete umfassen, von
größter Bedeutung. Die Anzahl dieser Aufgaben ist nicht
gering. Das Problem wird beim Lesen der hier vorliegenden
Arbeit von Bengt R. Hoffman, Professor für Ethik und
Ökumenik am Lutheran Seminary, Gettysburg, Pennsylvania
, auffallend akzentuiert. Der Hauptzweck dieses Buches
ist es, die systematisch-theologische Forschung auf
den großen Fehler aufmerksam zu machen, den vor allem
die protestantische Theologie während vieler Jahrhunderte
in ihren Arbeiten über Luther gemacht hat. Sie hat
oft die Mystik konsequent en bloc als römisch-katholische
Erscheinung betrachtet und folgerichtig Luther nach dem
Bruch mit der Papstkirche jegliche Abhängigkeit von
mystischen Erlebnissen und Darstellungen der mystischen
Lehre aberkannt. Um an dieser Zielsetzung arbeiten zu
können, muß jedoch tiefgehende Kenntnis und Orientierung
in den verschiedenen Teilaspekten des Mystikbegriffes
und in den verschiedenen Bereichen der Psychologie
der Mystik gefordert werden. Ist dies nicht der Fall, verliert
die Darstellung an Deutlichkeit und Stabilität und
der bestimmende Begriffsapparat wird unscharf und
sehwebend. Eine solche Ulideutlichkeit findet sieh jedoch
teilweise in Hoffmans Arbeit. Man muß aber auch unterstreichen
, daß ihm das Problem weithin bewußt war, und
daß eres in gewisser Hinsieht sogar in Angriff genommen
hat. Das Orientierungsinstrument für die Mystik, das er
benötigt hätte, um seine Argumentation besser zu verdeutlichen
, hätte'ihm die Religionspsychologic geben können
. Das wollen wir im folgenden andeuten.

Hoffman will also die Erlebnis- und Erfahrringsseite in
der Theologie Luthers mit besonderer Rücksichtnahme
auf die mystischen Züge einfangen. Das Buch kann vielleicht
damit als Ausdruck für den systematisch-theologi-