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Ausgabe:

1978

Spalte:

274-277

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Burger, Christoph

Titel/Untertitel:

Schöpfung und Versöhnung 1978

Rezensent:

Schille, Gottfried

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Theologische Liteiaturzeit ung 103. Jahrgang t(.)78 Nr. 4

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und Methoden, den aramäischen Hinter- und Untergrund
der neutestamentlichen Schriften, speziell der überlieferten
Jesusworte aufzuhellen, einer intensiven Kritik, deren
Zielpunkt der Nachweis ist, daß die Literatur der von ihm
so genannten Epoche des Mittel-Aramäischen (200 v. Chr.
bis 200 n. Chr.), also die aramäischen Qumrantexte und
Grab- und Ossuartexte dieser Zeit die eigentlichen und
einzigen Bezugstexte für die Aufhellung der - in sieben
Sachgebiete aufgegliederten - Fragenkomplexe eines aramäischen
Substratums neutestamentlicher Texte sind. -
E.Linnemann, Hat Jesus Naherwartung gehabt? L. bezeichnet
ihren Beitrag selbst als verzweifelten Versuch,
für ihre 12 Jahre nach Erscheinen ihres Buches „Gleichnisse
Jesu" noch immer kaum beachtete These, daß Jesus
keine Naherwartung hatte, Aufmerksamkeit zu erregen. -
P.Benoit, Jesus et le Serviteur de Dieu. Die im NT auf
Hebr und IPetr beschränkten direkten Bezugnahmen auf
den dtjes. stellvertretenden Ebed wertet B. als Argumente
dafür, daß es sich um ein von Jesus selbst im AT gefundenes
Interpretament seines messianischen Schicksals handele
(Kombination von Menschensohn- und Ebed-Gestalt ),
das dann u. a. auch dem Abendmahls- und dem Lösegeldwort
zugrunde liege. Eine so „kenotische" Christologie sei
nicht erst und nicht mehr Sache einer an den Erhöhten
glaubenden Gemeinde. - X. Leon-Dufour, Jesus devant sa
mort. Nach ausgiebiger Erörterung der sattsam bekannten
methodischen Prinzipien und nachdem er sich verschworen
hat, sich weder von der Bultmannschen Charyb-
dis verschlingen zu lassen noch an der Jeremias'schen
Scylla zu scheitern, untersucht L.-D. die Abendmahlstraditionen
und das Dienst- und Lösegeldwort Mk 10,45
in Konfrontation mit dem bloßen Dienstwort Lk 22,27
unter den geläufigen Fragestellungen auf ihre historische
und christologische Relevanz hin. Ergebnis: Jesus sah seinen
gewaltsamen Tod voraus, verstand ihn als Dienst und
stellvertretendes Opfer(?), erwartete die eschatologische
Mahlgemeinschaft mit seinen Jüngern, aber auch zunächst
deren Verbleiben in der Welt, wofür er sie mit seinem Abschiedswort
und wohl auch mit seiner eucharistischen
Gegenwart ausrüstet. - M. de Jonge, The Use of 6 %qust6i
in the Passion Naratives (Seminar). Die vom Seminar angestellte
Untersuchung soll der Erhellung des Problems
dienen, das der für die Passionserzählungen charakteristische
Gebrauch des - dem Inhalt der christologischen Aussagen
so wenig angemessenen - messianischen Prädikats
in der urchristlichen Christologie darstellt. Sie konzentriert
sich auf die Mk-Passion und besteht im wesentlichen
im sorgfältigen Zusammentragen des für die Problemfrage
relevanten Textmaterials. - E.E.Ellis, La composi-
tion de Luc 9. Lukas hat die auf die Hcrodesfrage (die er
ent weder selbst aus 23,8 herausgesponnen oder/und aus
der Tr adit ion genommen hat) folgenden Stücke als messia-
nische Antwort auf diese Frage verstanden. Die Stücke
wiederum interpretieren sieh gegenseitig bzw. sind indirekt
Darstellungen der drei messianischen Aussagen der Ver-
klärungs-Stimme: König/Sohn (Ps2,7), Ebed (Jes42,l),
cschatologischer Prophet (Dtn 18,15) und der Passion. Es
sind Tradit ionen, die nach E. nicht nur auf die alte Kirche,
sondern auf Jesus selbst zurückgehen. Dann aber zeigt
Lk 9, daß 1) Jesus selbst die Jünger lehrte, das AT mit
Bezug auf seine (messianischc) Mission zu lesen, und 2),
daß er öffentlich keine messianischen Ansprüche stellte
(also selbst Urheber des „Messiasgeheimnisses" ist). -
M. Heese, Einige Überlegungen zu Lukas XIII, 31-33.
B, sucht unter Verzieht auf eine Diskussion der Echtheit s-
These dieses Wort als lukanische Bildung mit nur losein
Anschluß an die Tradition zu erweisen und präzisiert sei
nen Sinn im lukanischen'Zusamtnenhang, indem er die
Conzelmannsehe Bewertung des Stückes als Darstellungsprinzip
des Reiseberichtes und Begründung der dreigliedrigen
Disposition des ganzen Evangeliums fortführt und
ausbaut.-F. Neirynck, Jesus and the Sabbat h (Mk 11,27).
Nach einer fast 30 Seiten langen Übersieht der Literatur

zu den synoptischen Sabbat-Worten und -Geschichten,
vor allem zu Mk 2,23ff. und spezieller zu 2,27f., referiert
und glossiert N. die aktuelle Diskussion über Sinn und
Bedeutung der gnomischen Sentenz 2,27 und über die
Überlieferungsgeschichte des ganzen Komplexes 2,23-28,
immer im Blick auf seine christologischen Implikationen
und deren mögliche Rückführung auf Jesus selbst. - J.B.
Muddiman, Jesus and Fasting (Mk 2,18-22). M. interpretiert
den ganzen Komplex als Einheit, in der er nach kritischer
Aussonderung redaktioneller Elemente folgende aus
der Galiläa-Epoche stammende Aussage Jesu findet: Auftreten
und Haltung des Täufers sind ein dem zu Ende
gehenden Aon angemessenes Remedium, jedoch der neuen,
mit seiner Gegenwart und seinem Wirken eingetretenen
Situation unangemessen. Hier bestimme seine Autorität
allein, wann Zeit zum Feiern und Zeit zum Fasten sei. Die
einleitende Kontroversfrage sei von Leuten gestellt, die
weder den Täufer noch Jesus gelten lassen. Ihnen, das erkenne
Jesus, werde er in Jerusalem entgegenzutreten haben
und damit selbst («t«o*^ aktivisch!) die Zeit des Fastens
inaugurieren. - Ä. George, Paroles de Jesus sur ses
miracles (Mt 11,5.21; 12,27.28 par.). Das Ergebnis der jeweils
sorgsamen Erörterung (a) der Überlieferung, (b) der
Frage der Authentizität, (c) der Frage nach dem Sinn von
Jesu Worten über seine Wunder in Mt 11 und 12 unter
Darlegung und Wertung der in der wissenschaftlichen
Diskussion vorgetragenen divergierenden Argumente lautet
: Jesus versteht seine Wunder als geburot Gottes, genauer
seines lebenspendenden Geistes, als Sieg über Satan
und Anbruch des Reiches Gottes. Aber als höchstes Indiz
für letzteren wertet er seine Verkündigung des Evangeliums
an die Armen; denn das Reich Gottes umfaßt das
Gottesvolk ganz. - I. de la Potterie, Le sens primitif de la
multiplication des pains. Vf. unterscheidet den weder rationalistisch
noch mythologisch wegzuerklärenden wunderhaften
Vorgang der Brotvermehrung, der ein (symbolisch
zu verstehender) messianisch-eschatologischer Akt
und eine entscheidende Etappe in der Konstitution des
Gottesvolkes war, von zwei Linien redaktioneller (in der
kirchlichen Exegese und in der künstlerischen Darstellung
bis heute fortgesetzten) Interpretation: der eucharistischen
und der (dem originalen Sinn ganz konformen)
eschatologisch-messianischen, alias christologischen. -
J.Dupont, La Parole de la brebis perdue. Nach umfänglichen
und umständlichen Erörterungen zur Ermittelung
des „archetypischen" Textes und zur Methode ermittelt
1). als die eine und einzige in dieser und anderen Parabeln
immer wiederkehrende Aussage die „Anomalie", daß in
der Wertung durch Gott gegenüber einem Verlorenen
neunundneunzig andere in den Hintergrund treten. Da
Jesus diese Haltung Gottes in seinem der eschatologischen
Verwirklichung des Reiches Gottes dienenden Wirken
realisiert, drückt sich in dieser Parabel sein christologi-
sches Selbstverständnis aus: in ihm handelt Gott .

1{nstock Konrad Woiss

Burger, Christoph: Schöpfung und Versöhnung. Studien zum liturgischen
Gut im Kolosser- und Epheserbrief. Neukirchen - Vluyn:
Neukirchener Verlag des Erziehungsvereins 1975. Vi t. 163 8.,
4 Faltblätter 8° = Wissenschaftl. Monographien zum Alten u.
Neuen Testament, in Verb. m. E. Gräßer u. H.-J. Hermisson
hrsg. v. F. Hahn u. O. H. Steck, 46. Lw. DM 38,—.

Als ich 11(53 über ,,Liturgisches Cut- im Epheserbrief"
promovierte, hatte ich meine Arbeit als Herausforderung
an die Interpreten versl am len, die Frage nach hymnischem
Gut im Neuen Testament auf weitere Texte auszudehnen,
als es seinerzeit üblich war. Außer einem energischen
Halteverbot, das nur von wenigen übergangen worden ist,
hat das erhoffte Gespräch bisher nur ansatzweise stattgefunden
. Erst in der hier anzuzeigenden Studie wird es
wenigstens Für einen der damals neu genannten Texte