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Ausgabe:

1978

Spalte:

271-274

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Jésus aux origines de la christologie 1978

Rezensent:

Weiß, Konrad

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271

Theologisc he Literatur/eitiini.' KW. Jahrgang 1978 Kr. 4

der nachexilischen Prophetie, die prophetische Erwartung
im apokalyptischen Judentum, die einschlägigen Aussa-
gen bei Philon und Josephus sowie das prophetische Iii'
wußtsein der Qumrangemeinde darstellt. Teil 2 schildert
als „Vorbereit ung der Neuen Kjioche" (S. 50-80) das Wiedererstehen
der Prophetie (in den Gestalten der lukani-
schen Vorgeschichte) und das prophel isohe Werk des Täufers
sowie die Aufnahme der Erwartung des eschatologi-
schen Propheten im NT. Teil 3 zeigt „Jesus Christus als das
Telos (Ziel und Ende) der Alten Prophetie" (S.87-144),
'Teil -1 schließlich ..Jesus ('brist us als die Mitte der Neuen
Prophetie" (S. 145-190), mit den schon oben in Stichwor-
ten angedeuteten ebristologiseben Inhalten und einem
Schlußabschnitt, der von den Ostererscheinungen und der

Sendung der J iinger auf die Kirche als den ..Ort der Neuen

Prophetie'- hinfuhrt. Epilog (S. 197-202), Bibliographie

sowie Stelleu- und Aut orenrogist er (S.203 226) beschließen
das Buch.

Es ist eine im ganzen vorkritische Weise der Schriftfor-
sebung, die sieb hier vorstellt. P. ist mit der exegetischen
Arbeit des ..Kontinents" durchaus vertraut und zieht sie
beran, soweit ihre Erkenntnisse im vorgegebenen Rahmen
erläuternd und bekräftigend w irken können. Daß er sieb
der Anfechtung des Jesusbildes der Evangelien (einschließlich
des Johannesevangeliums, das trotz einer gewissen
Zurückhaltung schließlich doch gerade auch in den
Spitzenaussagen voll einbezogen wird) durch die historisch
-kritische Arbeit wirklich gestellt hätte, kann man
trotz der einleitenden Bemerkungen S.15, an die sich ein
forschungsgeschichtlicher Überblick anschließt, kaum sagen
. Die historische Zuverlässigkeit der Überlieferung
wird ohne alle apologetische Aufgeregtheit immer wieder
versichert, natürlich besonders gern, wenn man für Einzelheiten
etwa gar auf R. Bultmann (als einen „radikalen"
Vertreter ..liberaler" Forschung) verweisen kann. Nur ein
Beispiel: Sollte etwa die Ausdeutung des Jona-Zeichens
auf die Auferstehung Jesu (Mt 12,40) angesichts des Fehlens
in der Lukas-Parallele wirklieh ein sekundärer Zusatz
ex eventu sein, so ist doch die Sache, das Vorherwissen der
Auferweckung, für Jesus selbst durch andere Worte (wie
Mk 8,31 usw.) hinlänglich gesichert (S. 138).

Als Forschungsbeitrag wird es ein solches Buch bei uns
schwer haben, Resonanz zu finden - allenfalls würde es in
solchen Kreisen begrüßt, die auch hierzulande nur die
„positiven", scheinbar „ungefährlichen" Erkenntnisse der
Bibelwissenschaft anzunehmen bereit sind. Der Rez. kann
nicht beurteilen, inwieweit diese Art der Schriftforschung
für die gesamte (griechisch-) orthodoxe Theologie repräsentativ
ist; für Südosteuropa wird das weithin gelten
(weniger vielleicht für die Gelehrten der Diaspora, etwa in
Frankreich und den USA). So ist das Buch jedenfalls wichtig
als Zeugnis für eine Weise des Zugangs orthodoxer
Theologie zur historischen Frage nach Jesus - für eine
Weise der Fragestellung, die ganz von einem gesamtbiblischen
Denken bestimmt und, wie das Nachwort noch einmal
deutlich macht, von dem persönlichen Engagement
innerhalb der Gemeinschaft der Kirche getragen ist.

Naumburg (Saale) Nikolaus Walter

Dupont, J.: Jesus aux origines de la christologie. Leuven: Leuven
University Press; Gembloux: Duculot [1975]. 375 S. gr. 8° =
Bibliotheoa Ephemeridum Theologicarum Lovaniensium. XL.
bfr. 950.—.

Die Journees Bibliqucs de Louvain von 1973 widmeten
sich, wie ihr im Buchtitel erscheinendes Thema zeigt, der
aktuellen Aufgabe, den bereits allzulange währenden
Agnostizismus der neutestamentlichen Forschung gegenüber
der Fundierung des urchristlichen Glaubens in der
Geschichte Jesu und gegenüber dieser selbst zu über-
winden. J.Dupont, Leiter der Tagung, beruft sich dafür
in den das Buch einleitenden und abschließenden
Eröffnungs- und Schlußansprachen der Tagung ausführlich
auf die einschlägigen programmatischen Äußerungen
in E. Käsemanns Vortrag „Das Problem des historischen
Jesus" von 1953, die dieser selbst als Vortragender
auf der Tagung (s. u.) neu formulierte. Daß dabei die Dis-
qualifizierung der angelsächsischen und der im deutschsprachigen
Raum durch J. Jeremias repräsentierten Forschungen
zum „historischen Jesus" und deren bedeutende
Ergebnisse in Bausch und Bogen als Rückfall in die liberale
Leben-Jesu-Forschung erneuert w urde, w irkt freilich
angesichts des bei dieser Tagung zu leistenden und Geleisteten
fatal. Abgesehen davon, daß man noch dazu
nach solchem Zeitverlauf nicht- zweimal in denselben
Kluß steigt, haben sich die Referenten einer so vorprogrammierten
Frustration nicht nur nicht unterworfen,
sondern gelegentlieh sogar eine Art salto mortale in die
„Echtheitserklärung'' des Materials vollzogen, dessen sie
für ihren „Jesus aux origines de la Christologie" bedurften

- nicht immer in Übereinstimmung mit den jeweils vorangeschickten
mel bodischen Vorbehalten.

Folgendes sind die auf der Tagung behandelten Gegenstände
: A.-L.Descamps, Portoe christologique de la rc-
cherebe historique sur Jesus. D.s Interesse ist die Bekämpfung
eines modernen w issenschaftlichen Monophysi-
tismus. Unter betonter Anerkennung der Differenz zwischen
dem, was die historische Forschung, und dem, was
der Glaube von der Person Jesu erfaßt, fußt er auf der
Tatsache, daß es sich in beiden Fällen um dieselbe Person
handelt, als dem Ausgangspunkt und Fundament der
Christologie. Unter dem Gesichtspunkt, wie das Historische
der Erscheinung Jesu und deren Erhebung ins Göttliche
einander zugeordnet sind, überblickt er alsdann kritisch
die Entfaltung der Christologie von den Ostererleb-
nissen bis Chalcedon, um daran exemplarisch die Methode
der Einbeziehung der Geschichte Jesu in die Christologie
zu erläutern. - E. Käsemann, Die neue Jesus-Frage. Die
Erkenntnis der Zusammengehörigkeit von vere deus et
vere homo ist auch für K. das, was mit Recht als die von
J.Robinson 1959 so benannte „Neue Jesus-Frage" gegenüber
der (nach ihm) im Rationalismus verharrenden, bloß
historisch interessierten Jesusforschung (Angelsachsen,
J.Jeremias) wie gegenüber der Beschränkung einer exi-
stentialistisehen „Christologie" auf das Daß des Gekommenseins
Jesu genannt zu werden verdient. Das heißt, daß
„gerade auch der Glaube nicht darauf verzichten darf,
sich Rechenschaft über die Worte, Taten und das Geschick
des irdischen Jesus zu geben". Diese mit der Zeit vielleicht
schon wieder zur Binsenweisheit gewordene Feststellung
erhält ihre Tiefe in dem alsdann mit nachdrücklichem
Ernst daraus gefolgerten Bekenntnis zum Erniedrigten
und Gekreuzigten in Gestalt der Nachfolge, die immer und
zu allen Zeiten Hinwendung zum Erniedrigten, Verachteten
, Verstoßenen, Provokation der Etablierten, Gericht
über die Verherrlichung von Macht und Gewalt sein und
bleiben muß. - D.Lührmann, Die Frage nach Kriterien
für ursprüngliche Jesusworte - eine Problemskizze. Nachdem
L. auf dem Hintergrund einer Skizze der Geschichte
der Jesusforschung die z. Z. in ihr als gültig angesehenen
Kriterien für die Identifikation ursprünglicher Jesus worte
kritisch erörtert hat, formuliert er thesenartig seinen
„Versuch, von Beobachtungen zum Charakter der synoptischen
Tradition und der frühchristlichen Theologie her
die historische Frage neu zu stellen". „Neu", d. h. nicht
im Stile von liberaler Theologie und historischem Positivismus
, sondern mit Bezug auf die nach dem ersten Weltkrieg
entstandene exegetische und theologische Situation.
Was mit der Bestimmung der Kriterien für ursprüngliche
Jesusworte gewonnen wrerden soll, ist die Antwort auf die
Frage, „was ursprünglich und eigentlich Christentum ist".

- J. A.Fitzmyer, Methodology in the Study of the Aramaic
Substratum of Jesus' Sayings in the New Testament.
F. unterzieht die früheren und gegenwärtigen Versuche