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Ausgabe:

1978

Spalte:

267-270

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Winter, Martin

Titel/Untertitel:

Pneumatiker und Psychiker in Korinth 1978

Rezensent:

Wiefel, Wolfgang

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Theologische Literaturzeituag 10&. Jahrgang 1978 Nr. 4

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es in Apk stets nicht nur in Verbindung mit v«vi„ sondern anthropologischen BegrüTagruppen wif««* (tüttos)

auchvorkommt (11,19 im T/>n»m* nicht enthalten), und ipuxixös («afxuroV, rjmot) konzentriert und deren reh-

Daß unter /Wm'Joi zu Mt 28,19 da« Lemma nur bis natois gionsgeschichtlichen Hintergrund herauszuarbeiten sich

reicht, ist unzureichend. Unter ßd^ßu^oi wäre zu Kol 3,11 bemüht. Die daraus sich ergebenden Sachprobleme sind

die Aufnahme von "EXXrtn *«i 'levdaUt instruktiver ge- nicht eben neu. Ist Paulus hier von gnostischer Terniinoio-

wesen als die von ;iH"r".'") xal itfßvnlu. Unter ixftßvnia gie abhängig? Wenn ja, wie hat er sie in die ihm eigene

ergibt sich nicht, wann es mit uiquoui] parallel steht, zu Anthropologie integriert ?

1 Kor 7,18; 7,19 ist das Lemma fehlerhaft (sowohl der Ver- Der bei G.Heinrici einsetzende Gang durch die For-

bindungspfeil am Ende des Textabschnittes zu IKor 7,18 schungsgeschichte (S.3-55) ist so angelegt, daß als ent-

als auch der Artikel vor t^i^h 7,19; auch hätte man das scheidender Wendepunkt Rieh. Roitzensteins Deutung

abschließende Vioe gerne mitgelesen). Bei Rom 8,15 wäre gilt, die den durch das Begriffspaar nvivpauxts / (pigftxtff

es wichtig gewesen, unter äßßd aus dem Lemma erkennen ausgedrückten Gegensatz von der gnostischen These der

zu lassen, daß hier ebenso wie Gal 4,6 der Ruf geistgewirkt Wesensverschiedenheit der beiden Mensehenklassen be-

ist. Unter <*Vro*" sollte man erfahren können, wo es mit stimmt sieht. Seither stehen die von der Religionsgeschieht-

o2v«{(Lk7,33) oder mit notfatov (IKor 10,16; 11,26.27.28) liehen Schule (J.Weiü, Bousset) übernommene und von

parallel steht. Unter «lita hätte zu Job 1,13 mindestens R.Bult mann und seinem Schülerkreis fortgeführte „gno-

das Lemma o«(^ enthalten müssen, zu IKor 10,16 hätte stisch-mysterienhafte" Interpretation, die alttestament-

man gern gesehen, daß owi« parallel steht . lich-jüdische Herleitung (bei A. Schlatter und in der angel-

Die Aufnahme sämtlicher abweichender Wortbelege der sächsischen Forschung) und die llerausarbeitung des hel-

herangezogenen Texte ist zweifellos sehr nützlich. „Der lenistischen Judentums als Verstehenshorizont (bei Con-

Benutzer erhält dadurch -, wie der Herausgeber bemerkt, zelmann, Brandenburger) einander gegenüber. Handelt es

„eine vollständige Übersicht über alle Stellen, an denen in «ich bei der auf Reitzenstein zurückgehenden Auffassung

bezug auf den neutestament liehen Text in den letzten um ein durch den Einfluß R.Bultmanns in der jüngeren

hundert Jahren ernsthafte Meinungsverschiedenheiten be- deutschsprachigen Neutestamentlergeneration3 verfestig-

standen". Freilich wird dadurch eine Bindung an text- t es Vorurteil oder hält sie einer erneuton religionsgesch ieht-

kritisöhe Entscheidungen der Vergangenheit konstituiert, liehen Nachprüfung stand? Der Vf. sieht sich zu einer

Sie zu bestätigen oder auch zu modifizieren wird gültig erst neuerlichen Befragung der Quellen veranlaßt, die durch

eine neue, dringend erforderliche Editio major leistenkön- den Fund von Nag-Hamadi eine für die Thematik ent-

nen: leider scheint auf sie noch keine Aussicht zu bestehen, scheidende Erweiterung erfahren haben. Die Untersu-

- Ob es nun allerdings notwendig ist, in jedem Lemma alle ehung des Sprachgebrauchs der Begriffe und der damit

Abweichungen der zugrundegelegten Texte anzugeben - verbundenen Vorstellung zweier gegensätzlicher Menschen-

auch da, wo sie weder das behandelte Wort noch seine klassen in den verschiedenen Bereichen der Umwelt des

sprachliche und sachliche Bedeutung betreffen -, ist eine Paulus nimmt den Hauptteil der Arbeit (S.56-207) ein.

Frage, die man zu verneinen geneigt sein kann. Diese Ant- Dessen Aufbau läßt strenge methodische Schulung erken-

wort drängt sich insbesondere auf bei der Durchsicht von nen. In den Unterabschnitten wird zunächst jeweils der

Artikeln wie aii6s oder ydQ. terminologische Befund präsentiert, dann wird nach den

Der Bezieher soll mit der dritten Lieferung ohne zusätz- (formalen und sachlichen) Beziehungen zu 1 Kor 2,6ff. ge-

liche Bezahlung eine „Begleitkonkordanz" zur 26.Aufl. fragt. Die Anordnung des Stoffs ist von einem konzentri-

on Xestle-Aland erhalten, die durch Computer hergestellt sehen Prinzip bestimmt: der Weg führt von den ferner

ist. Eine Probeseite liegt bereits vor. Sie wird im Computer- liegenden Bereichen zu denen, deren Sprachgebrauch und

gemäßen Schreibsat z gedruckt sein, mit offenbar recht Vorstellungswelt Paulus am nächsten kommen,

ausführlichen Lemmata. In der Apokalyptik stehen sich zwar zwei Menschen-

Die volle Leistungsfähigkeit des ganzen Werkes wird gruppen gegenüber, die sich durch Teilhaben oder Nicht -

erst bei Vorliegen weiterer Lieferungen und ständiger Be- teilhaben an den göttlichen Geheimnissen unterscheiden,

nutzung sich erweisen können. sie werden aber nicht als Pneumatiker und Psychiker bezeichnet
. Auch in Qumran - der Vf. behandelt es breiter

Halle (Saalc) Tiaugott Holtz als erforderlich und weitgehend im Anschluß an die Forschungen
anderer, u. a. P. von der Osten-Sackens- kommt
zum eschatologisch ausgerichteten Offenbarungs- und Geheimnisbegriff
die dualistische Konzeption zweier Men-

Winter, Martin: Pneumatiker und Psychiker in Korinth. Zum reli- schenkjassen. Deren Polarisierung läßt sich jedoch nicht

gionsgesohichthohen Hintergrund von IKor. 2,6-3,4. Marburg: f v , Fleisch-Geist bringen weil soerar die Wen

Elwert 1975. IX, 264 S., gr. 8° = Marburger Theologische Stu- *m me *<?rm?! *^scn-Ueist »ringen, weil sogar■ die Wen-

dien, hrsg. v. H. Graß u. W. G. Kümmel, 12. DM 44,—. dun8' »fleischlicher Geist " möglich ist, und nicht nur das

Fleisch, sondern auch der „erwählte Geist" der Reinigung

Es gehört zu den Kennzeichen der gegenwärtigen Situa- durch den Heiligen Geist bedarf,
tion der neutestamentlichen Forschung, daß immer häufi- Noch vielschichtiger erscheint der Sprachgebrauch bei
ger ganze Bücher erscheinen, die ausschließlich einem Ka- Philo. Grundlage ist der Begriff des Tt'/.tioi, der in seiner
pitel oder einer literarischen Einheit innerhalb einer bibli- Anthropologie eine zentrale Stellung einnimmt, während
sehen Schrift gewidmet sind. Manche erfahren innerhalb die anderen hier zur Untersuchung stehenden Termini
einer Generation im deutschen Sprachgebiet sogar eine nicht in vergleichbarer Weise zur Kennzeichnung einer
mehrfache monographische Bearbeitung. Häufig sind es Menschengruppe verwendet werden. Er bezeichnet eine
Abschnitte von zentraler theologischer Bedeutung, mit- Entwicklungsstufe auf dem Wege zur Vollkommenheit,
unter aber auch Partien, deren problemgeschichtliche die in den von Philo gedeuteten Patriarchengestalten
Schlüsselposition zu stets erneutem Fragen herausfordert . exemplarisch wird und die unmittelbare, nicht auf Ver-
Zu den letzteren gehören die Anfangskapitel des l.Korin- mittlung durch Zwischenwesen angewiesene Gottestherbriefs
, die 1959 von U.Wilckens1, 1968 von R.Bau- erkenntnis einschließt. Die Vorstellung zweier entgegenmann2
und jetzt in der hier anzuzeigenden Marburger gesetzter Mensehenklassen, die Philo mit dem heterodoxen
Dissertation aus der Schule W.G.Kümmels behandelt Judentum gemeinsam hat, ergibt sich aus der Gegenüberworden
sind. Stellung von Sarx und Pneuma, die bei ihm deutlich sub-

Wer es unternimmt, die dritte deutschsprachige Mono- stanzhaft gewendet und mit der (mantischen) Inspirations-

graphie über diesen Komplex vorzulegen, hat es nicht theorie verbunden ist. Daß bei Philo zuerst die radikale

leicht, gegenüber den Vorgängern Profil zu gewinnen. Der Abwertung der t/>tgij begegnet, die vom nvcvun streng ge-

Vf. versucht es in der Weise, daß er sich auf die zentralen schieden ist und jene in die Nähe der rückt, ist für die