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Ausgabe:

1978

Kategorie:

Judaistik

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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203

Theologische Literat urzeitung 103. Jahrgang 11(78 Kr. 4

Kengsturf, Kai l Heinrich: A (!oui|ilete toneordanre tu Havius Jo-
seplius, cd. withB. Justus, (i. V. K. A'ickelsburg, II. Schrcckeii-
berg, J. Schwark, W. L. Weiter. 11: E-K. Leiden: Brill L975. Vll,
549 S. 4°. Lw. lifi. 58t),—.

Der erste Band dieses großangelegten Werkes ist in
ThLZ 9», 1974 Sp.672-Ö75 besprochen worden. Dort ist
die Anlage der Konkordanz vorgestellt und ihre grundlegende
Bedeutung zu würdigen versucht worden. Der damals
geäußerte Wunsch, das Unternehmen möge so zügig
weitergeführt werden können, wie es der Herausgeber im
Vorwort des ersten Bandes in Aussicht stellte, hat sich im
ganzen erfüllt . Gut zwei Jahre Abstand im Erscheinen des
/weil cn Bandes ist für ein so aufwendiges Werk eine Frist.
für deren Kürze man Herausgeber, Mitarbeitern und Verlag
dankbar sein muß.

In Anlage, Umfang und Ausstattung ist der zweite Band
dem ersten gleich. Neben dem Hauptherausgeber K. H.
Rengstorf wahren als Mitarbeiter die Kontinuität mit dem
ersten Band B.Justus und H.Schreckenberg. An ihre
Seite getreten sind G.W.E.Nickelsburg, J. Schwark und
W.L.Weiler, während E.Buck und E.Güting anders
als bei Hand I - an der Bearbeitung dieses Bandes nicht
beteiligt sind. Justus. Schreckenberg und Schwark haben
die Artikel der einzelnen Wörter bearbeitet. Nickelsburg
und Weiler die Übersetzung der deutsch entworfenen
Titelköpfe (unter Benutzung schon vorliegender Vorarbeiten
) ins Englische vorgenommen. Der Hauptherausgeber
schließlich hat zusammen mit B.Justus das gesamte Manuskript
endgültig für den Druck überprüft sowie die Last
der gesamten Korrekturarbeit getragen. Die von allen Beteiligten
je auf ihrem Felde geleistete Arbeit ist immens
und gerade in ihrer entsagungsvollen Art bewunderungswürdig
.

Da mit diesem Band gut die Hälfte des griechischen
Wortbestandes bei Josephus konkordanzmäßig aufgearbeitet
ist, tritt das Wortfeld und damit ein wesentliches
Stück der geistigen Charakteristik dieses jüdischen Schriftstellers
der neutestamentliehen Zeit bereits deutlich hervor
. So ergab eine Kontrolle1 der reichlich 100 Wörter im
Neuen Testament , die mit den Buchstaben A—K beginnen
und die vorchristlich nur in der LXX (und der hellenistischjüdischen
Literatur) belegt sind (nach Morgenl haier, Sta-
tistik des neutestamentlichen Wortschatzes, § 7a III
S. 180), daß über 80 von ihnen in der Josephus-Konkor-
danz überhaupt nicht erscheinen und nicht einmal ganze
15 sicher bei Josephus belegt sind; nur zwei schließlich
kommen häufiger vor als im Neuen Testament, nämlich
thvantan'ßtiti'undiS-ydQzrjs, wobei aber auch nur das letzte
Wort wirklich signifikant häufiger ist. äydni] ist nur über
die Konjektur Nabers zu A 4,326 in die Konkordanz gelangt
; sie erweist sich angesichts der acht Spalten umfassenden
Belege für das überlieferte «otrr; (im Neuen Testament
übrigens nur fünfmal) sowie dem Vorkommen der
gleichen grammatischen Fügung wie in A 4,326 auch in
A 1,250; 2,40; 14,72 (vgl. schon Thackerey-Marcus, Lexi-
con, s. v. äfiari 4) als abwegig. Es ist aufschlußreich zu
sehen, wie ganz andersartig der griechische Wortbestand
der LXX auf das Neue Testament als auf Josephus eingewirkt
hat. Wohl inhaltlieh genau in diesen Bereich gehört
das insgesamt geringe Vorkommen von xvqios bei
Josephus und darunter nur wieder dreimal für Gott, nämlich
A 13,68 und 20,90 (bis!).2 Noch bedeutsamer freilich
für die Frage nach xvoio; als Gottesnamen im jüdischen
Bereich scheint mir zu sein, daß Josephus A 5,121 bei der
Erklärung des Namens „Adonizebek" (= Adoni-Besek
Jdo l,5ff.) ausdrücklich feststellt: «oW/ bedeutet in der
hebräischen Sprache xvQiog.

Unbefriedigend ist leider das Zusammenspiel der Wort-
konkordanz mit der Namenskonkordanz von Schabt mit
Blick auf das interessante und wichtige Gebiet des Gebrauchs
von Gottesprädikaten für hellenistische Herrscher
durch Josephus. Sowohl für *«rff als auch für inupavjjs
als Königstitel wird in der Wortkonkordanz nur A 12,258

genannt ; die übrigen Belege soll ollensichtlich der Verweis
auf die mit großen Anfangsbuchstaben geschriebenen
Wol ter, d. b. auf die Xamenskonkordanz von Sehalit, abdecken
. Abgesehen davon, daß mir das willkürlich zu sein
scheint (Naber schreibt beide Wörter auch A 12,258 groß),
ist das deshalb unzureichend, da Sehalit nur die Belegstellen
notiert, an denen die verschiedenen Träger des Namens
Antiochus, die offenbar allein bei Josephus das Prädikat
>'tedf tragen, oder Ptolomäus vorkommen, ohne die
jeweils genaue Namensform anzugeben; so muß man die
z.T. zahlreichen Stellen eist alle nachschlagen, will man
wissen, wann und unter welchen Bedingungen Josephus
die genannten Prädikate anwendet.1 Hier regt sich überdies
wieder besonders nachhaltig der Wunsch, Wort belege
aus Zitaten (oder auch angebliehen Zitaten) bereits in der
Konkordanz angezeigt zu erhalten. Das offenbar nur einmal
bei Josephus in der Bedeutung „divus" belegte Mot
(A 19,289, für Augustus) steht in einem Edikt des Claudius
.

Als wert volle Bereicherung erweist sich wieder die breitgefächerte
Angabe der Wortbedeutungen (einschließlich
besonderer Bedeutungen oder auch Unklarheiten an einzelnen
angeführten Stellen) am Kopf jedes Artikels, in
dem die Belegstellen mit ausgedrucktem Lemma geboten
werden. Natürlich kann dadurch die Konkordanz noch
nicht die Aufgabe eines ausgearbeiteten Lexikons erfüllen;
sie will das als Gattung eigener Art auch gar nicht , so daß
ein wertender Vergleich in dieser Richtung verfehlt ist.
Freilich kann man fragen, ob nicht - ebenso wie bei Hatch-
Redpath - die Präposit ionen geordnet nach den Kasus,
mit denen sie stehen, geboten werden sollten, auch wenn
dabei bisweilen Schwierigkeiten in der Zuweisung ent-
st anden wären. In anderen Fällen ist - wie schon im ersten
Band - der Aufwand zu einzelnen Stellen sehr weit (wie
mir scheinen will: zu weit) getrieben.

So ist - um zwei zufällig herausgegriffene Beispiele anzuführen
- dem Wort xaroyvpfa, das nur A 10,224 belegt
ist, auf S.483 ein Lemma von 11 Zeilen gewidmet; dazu
treten für das gleiche Wort auf der einen Seite 470 dreimal
je 9 Zeilen unter verschiedenen Stichworten, von denen
eines in eckigen Klammern steht und wieder nur die eine
Stelle A 10,224 betrifft. Nach den jeweils gleichlautenden
Lemmata (nur das erstgenannte bringt noch die Varianten
zu den anderen Worten des Textabschnittes) ist darüber
hinaus für den Band III noch eine mehrmalige Wiederholung
des gleichen Lemma zu erwarten. Das korrupte
Wort tjm(tos A 16,24 fordert in Band I und II zusammen
fünfmal je 6 Zeilen Text für das Lemma, wobei drei Artikel
nur für diesen einen Beleg angelegt worden sind. Bei
der Aufschlüsselung dieser Notierungen, aber auch sonst,
vermißt man nun doch ein Abkürzungsverzeichnis, das in
handlicher Form dem dritten Band beigelegt werden
sollte.

Indessen kann das alles den Wert und die überragende
Bedeutung des großen Werkes nicht schmälern, das man
dankbar sich in vielfältiger Weise nutzbar machen sollte.

Italic (Saale) Traugott Holtz

1 Hilfe bei der Kontrolle der Belege und Texte verdanke ich wiss. Ass. E.Rein-
muth.

■ Vgl. dazu zuletzt J. A. Fitzmyerin FS Conzelmann, 1975, S. 285f.; F. denkt
freilich in Richtung auf den Gebrauch revidierter griechisch-palästinischerTexte
des Alten Testaments durch Josephus.

' Übrigens ist Sehalit s. v. 'Avxiuyoi 8 und 9 zu berichtigen; unter 8 ist
A 20, 139, unter 9 A 19, 355 nachzutragen (an beiden Stellen sind jeweils Vater
und Sohn, um die es sich nämlich handelt, genannt); der Artikel „'Enupavrfi
Sohn des Antiochus Commagenus" mit den Belegen A 19, 355 und 20, 139
(Sehalit, S.45) ist zu tilgen, da dieser mit 'Avjioyoq 9 identisch ist und auch
I! 7, 221.232.230.241 nur ^KnKf avqg genannt wird.

Feldman, L. H.: Hengel's "Judaism and Hellenism" inRetrospect

(JBL 90, 1977 S. 371-382).
Nickelsburg, G. W. E.: Apocalyptic and Myth in 1 Enoch 6-1 1

(JBL 96) 1977 S. 383-405).