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Ausgabe:

1978

Spalte:

253-254

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Studies in New Testament language and text 1978

Rezensent:

Pokorný, Petr

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253

Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 4

254

allen Erdteilen. Die Festschrift kann dazu helfen, Wirken
und Fragen des Jubilars einem weit größeren Kreis bekannt
zu machen. Sie ist eben trotz mancher der üblichen
Festschrift-Probleme und einiger spezieller Schwächen
nicht nur eine erste Aufsatzsammlung zu Ehren eines
Afrikaners, sondern auch ein wichtiges Buch.

Berlin Johannes Althausen

[Kilpatrick, George D.:] Studies in New Testament Language and
Text. Essays in Honour of George D. Kilpatrick on the Occasion
of his sixtyfifth Birthday, ed. by J. K. Elliott. Leiden: Brill
1976. X, 400 S., 1 Porträt, 2 Falttabellen gr. 8°. Lv. hfl. 150.-.

George ]). Kilpatrick, der Oxforder Biblist, ist durch
seine Monographie zum Matthäus-Evangelium (The Ori-
gins of the Gospel According to Saint Matthew, 1946) und
vor allem durch seine textkritischen Arbeiten bekannt ge
worden. Der Herausgeber hat deshalb seine Festschrift als
Sammlung der Beiträge zur neutestamentlichen Textkritik
und Textgeschichte konzipiert. Er hat dabei nicht
nur die Schüler des Jubilars um Beiträge gebeten, sondern
auch seine Fachkollegen, die andere Methoden bevorzugen
und in mehreren Fragen anderer Meinung sind.

Die zwei Positionen, die da nebeneinander stehen und
manchmal miteinander polemisieren, sind auf einer Seite
der sog. Eklektizismus Kilpatricks, der bei der Beurteilung
der Textvarianten vor allem die inneren Kriterien
berücksichtigt (linguistische, stilistische und theologische
Überlegungen), auf der anderen Seite die historische Beurteilung
, die vor allem die Entstehung und die Geschichte
der betreffenden Textvariante und der betreffenden Textgruppen
untersucht. Diese Methode der externen Beweise,
die E.C.Collwell (zusammenfassend in seinen Studies in
Methodology in Textual Criticism of the New Testament,
Leiden 1969) formuliert hat, wird in der Festschrift vor
allem in dem Beitrag E. J.Epps (Toward the Clarification
of the Term „Textual Variant" S. 153-173) anschaulich
beschrieben und verteidigt. Sakae Kubo (Textual Rela-
tionships in Jude, S.276-282) führt sie praktisch vor: Er
prüft, zu welcher der großen Textgruppen (Hesychios-
Rez., Koine—Text) einige bisher nicht klassifizierte
Handschriften gehören. Den Befund bearbeitet er statistisch
. Auch G. F. Fee (Rigorous or Reasoned Eclecticism-
Which?, S. 174-197) stellt sich kritisch gegen einige internen
Kriterien, vor allem gegen das Kriterium der Atti-
zismen, die Kilpatrick für ein Zeichen späterer Eingriffe
hält.

J.K.Elliott versucht in seinem Beitrag Moeris (Verfasser
des Attikistes aus dem 2.Jh. n.Chr. - P.P.) and the
Textual Tradition of the Greek N.T. (S. 144-152), an einigen
Beispielen die Brauchbarkeit dieses Kriteriums nachzuweisen
. Ein Beispiel der Kilpatrickschen Methode ist der
Beitrag von J.M.Ross, The Ending of the Apocalypse
(S.338-344), in welchem er die Lesung der Minuskel 2329
empfiehlt.

Die Polemik über die Methode und Prinzipien der Textkritik
war notwendig und ist nützlich. Die zwei vorgetragenen
Positionen darf man jedoch nicht für absolute Gegensätze
halten. Kilpatrick formuliert zwar seine Arbeitsweise
als „consistenl eolecticism" (siehe vor allem seinen
programmatischen Aufsatz „The Greek N.T. Text of Today
and the Textus Receptus" in H.Anderson and W. Barclay
(edit.), „The New Testament inHistorical and Con-
temporary Perepective", G. H.(Macgregor FS, 1965,
S. 189-208, bes. S.205L), aber prakt isch beachtet er immer
auch die Zugehörigkeil der Variante zur Handschriftenfamilie
and -gruppe und versucht die Entstehung der
bevorzugten Lesungen zu rekonstruieren. - I.A.Moir kombiniert
in seinem Beitrag ..The Text of Ephesians". Ex-
hibited by Minuscle Manuscripts Housed in Greal Britain
- Sonic Preliminary Comments (S. 313-318) beide Methoden
. Mit internen Kriterien arbeiten übrigens auch die
Herausgeber der Neuen Textausgabe der UBS, von denen
zwei in der FS mit interessanten Beiträgen vertreten
sind.

K.Aland berichtet „Über die Möglichkeit der Identifikation
kleiner Fragmente neutestamentlicher Handschriften
mit Hilfe des Computers" (S. 14-38). Er hat den bekannten
Versuch J.O'Callaghan's getestet, einige Papyrusfragmente
aus der 7. Qumranhöhle als neutestament-
liche Texte zu identifizieren. Der Computer hat mehrere
neutestamentliche Stellen gefunden, denen die entzifferten
Buchstaben entnommen sein könnten. Die Zahl der wahrscheinlichen
Identifikationen mit anderen Texten ist dadurch
mathematisch noch viel höher und historisch wahrscheinlicher
. - Mit den Fragmenten aus der 7. Qumranhöhle
befaßt sich auch A.R.C.Leaney (Greek Manuscripts
front the Judean Desert, S. 283-300), der vor allem die
Rolle der griechischen Sprache bei der Verteidigung des
jüdischen Glaubens untersucht . Er macht auf das Brachstück
7Q19 aufmerksam, das einen außeralttestament-
lichen griechischen Text enthält. In Qumran gab es also
auch griechisch sprechende Juden.

Weitere Beiträge zu einigen bedeutenden Handschriften
: M.Birdsall, Rational Eclecticism and the Oldest Manuscripts
: A Comparison Study of the Bodmer and ehester
Beatty Papyri of the Gospel of Luke (S. 39-51) - er
hält p75 für besonders gut ; J. Geerlings, Codex 1386 and
the Iota Phi'Group fS.209-234); J.H.Greenlee, Codex
0269, a Palimpsest Fragment of Mark (S.234-238); A.J.
B.Higgins, Tatian's Diatessaron and the Arabic and Per-
sian Harmonies (S. 246-261) - der Text der zwei mittelalterlichen
Fassungen der Evangelienharmonie ist z.T.
älter als der Text der Peschitta; J. Junack, Eine Fragmentensammlung
mit Teilen aus lTim (0241) (S.262-275) -
der Text wird wiedergegeben.

N.Turner (The Quality of the Greek of Luke-Acts,
S. 387-400) widerlegt die Theorien über eine aramäische
Quelle oder Urfassung der lukanischen Schriften. Ihre
Sprache ist das Griechisch eines griechisch sprechenden
Juden.

Bedeutend ist der Beitrag von E.Burrows, The Use of
Textual Theories to Explain Agreements of Matthew and
Luke against Mark IS. 87-99), in dem er die Möglichkeit
der Benutzung eines älteren Markustextes durch die beiden
anderen Synoptiker erwägt. - J. S. Sibinga analysiert
stichometrisch eine Perikope (Text and Literary Art in
Mark 3,1-6, S.357-365). Seine Methode ist bisher Gegenstand
heftiger Polemik. Der Entwurf der Struktur der
Perikope ist jedoch im Grunde überzeugend.

Die anderen Beiträge betreffen meistens die Auslegung
einzelner neutestamentlicher Perikopen, bei welcher die
Textkritik eine Rolle spielt: B.Bonsack, Syntaktische
Überlegungen zu Joh 1,9-10 (S.52-79) - er begreift das
Licht in Joh 1,9 noch nicht christologisch; S. Brock, The
Treatment of Greek Particles in the Old Syriac Gospels
with Special Reference to Luke (S.81-86); K.W.Clark,
The Meaning of (x«r«) xvqUvsiv (S. 100-105); D.Davies,
The Position of Adverbs in Luke (S. 106-121); J.Duplacy,
Lea Divisions du Texte de l'Epitre de Jacques dans B (03)
du N.T. (Vatic. gr. 1209) (S. 122-136); H.J.Frede, Beobachtungen
zur Überlieferung der Paulus Angabe des
Peregrinus (S. 198-208); F.Hahn, Beobachtungen zu Joh
1.18.34 fS.239-245); Bo Reieke. The Synoptic Reports of
the Healingofthe Paralytic (S.319^329); G.Reim,Johannes
21 Ein Anhang? (S.330-337); R. Schnackenburg.
Johannes 14,7 (S.345-356), hält iyvaixati' pe für die ursprünglichere
Lesung: M.E.Thrall, 2 Corinthians 1,12
äyiörrjU oi' änhinji i (so soll es auch S.366 richtig stehen)
(S.386-372).

Der Band enthält auch die Bibliographie des Jubilars
und seine kurze Biographie.

Prag Pet r Pokonrf