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Ausgabe:

1978

Spalte:

181-183

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Bruce, F.F.

Titel/Untertitel:

Zeitgeschichte des Neuen Testaments, I: Von Babylon bis Golgotha 1978

Rezensent:

Baumbach, Günther

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Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 3

182

Neuen Testament zeitgenössischen Griechisch wie im Blick
auf die sprachgeschichtliche Einordnung des Neuen Testaments
. Es gilt zumal hinsichtlich des neutestamentlichen
Befundes selbst, der z. T. abweichend beurteilt wird, von
etwas anderen Akzentsetzungen bis zu bedeutenderen Korrekturen
. Mit kürzeren Fassungen können sich Präzisierungen
verbinden. Vor allem wird sodann der neutesta-
mentliche Stoff ergänzt', sei es hinsichtlich des behandelten
Materials2, sei es in der Anführung bzw. Aufarbeitung
der Belegstellen (im einzelnen oder nach dem statistischen
Befund)3 oder auch in der Erörterung schwieriger Texte''.

Der eine und andere § wurde völlig neu geschrieben (492
"Parallelismen in den Evangelien"; in 477 die Ausführungen
zum Chiasmus). Wird einerseits neuere Literatur verzeichnet
und verwertet, so wird andererseits ältere gegebenenfalls
ausgesondert5; doch ist keineswegs einfach eine
Zeitgrenze gezogen. Auch bezüglich des außerbiblischen
Materials wird gesiebt (und ergänzt). Insgesamt6 wurde
ausgeschieden, „was nicht wesentlich zur Erhellung des
neutestamentlichen Griechisch beiträgt" (V). Schon im
Blick auf den z. T. umfänglichen neuen Stoff wie auf den
übersichtlicheren Druck (s. o.) waren gewisse Kürzungen
in der Tat unvermeidlich7. Der eben angeführte Grundsatz
zeigt Maßstab und Gewinn der Kürzungen an. Wie in der
Neubearbeitung überhaupt, macht sich in ihm der pädagogische
Blickpunkt geltend („Vor allem den Studenten soll
das Arbeiten mit dieser Grammatik erleichtert werden"
[ä]8); doch ist die neue Ordnung für jeden Benutzer hilfreich9
.

Die herkömmlichen Register erschließen das Werk der
Benutzung (S. 428—511). „Das Stellenregister ist nahezu
vollständig" (V). — Die hebräischen Wörter werden erfreulicherweise
nicht mehr transkribiert.

Einen Text, der in einer an Möglichkeiten des Ausdrucks
und der Wortbeziehungen reichen Sprache geschrieben ist,
versteht man nicht nur mit Hilfe eines Lexikons und der
Kenntnis der Formenlehre. Wer den griechischen Text zu
seiner Arbeit mit dem Neuen Testament für unentbehrlich
hält, braucht neben dem speziellen Wörterbuch zum Neuen
Testament, dessen Sprache zudem anders und mannigfaltiger
als die z.B. Xenophons ist, auch die spezielle Grammatik
. Es ist F. Rehkopf zu danken, daß er den Zugang zur
Sprache des Neuen Testaments mit ihren vielfältigen Bezügen
und Besonderheiten durch die Neubearbeitung des
Standwerkes für den Willigen leicht gemacht hat.

Halle (Saale) Gerhard Delling

2 ^''gehend etwa In 5 336: „Der ImperaUv Präsens" (sie).

i a zu »sogenannt- bzw. „mit Namen" (§ 412,2 mit A. 3-6).
In' (J 356)U (pIeonastiscnem> ..antworte" (§ 420 A. 3), zu mellö mit

I Hebr 5,7 (§ 210 A. 1) ; 1 Kor 7,16 (§ 375 A. 1).

orw ?- ?rufun6 der übernommenen wird u. a. aus Korrekturen

» J EHSanzungen sichtbar.
Aufia _.der Stoff aus David Tabachowitz, Ergänzungsheft zur 12.
re?in „IL ÜT Grammatik . . ., Göttingen 1965, wurde nur in Auswahl
der a,T .. 49 A' 1 z- 4 lles ZNW statt ZAW; richtig bei T.), ebenso
110-U5 ReZ' dCr 9' Aufl- Von P- KatZ (Walter>- ThLZ 82, 1957 Sp.

arten^rti einzelne Zeugen anzugeben, setzt R. häufig nur „vl"-Les-
"ornrnen (V)011' b61 Nestle~Aland stehen, werden meist nicht aufge-
der^nrt8eschient mi'unter etwa durch Zufügen griechischen Textes,

I J"Se/erselts freilich mitunter gestrichen wurde,
eine rie faIIs wlrd der Spezialist noch einmal einen Blick in

zum am-Vorigen Auflagen werfen. Ein grammatisches Handbuch
noch in rff n Gebraueh hat nicht die Aufgabe, beiläufig auch
führen Frühgeschichte der Behandlung der Probleme einzu-

Bruce, F. F.: Zeitgeschichte des Neuen Testaments, übers.
v- G. Raabe. I: Von Babylon bis Golgatha. II: Von Jerusalem
bis Rom. Wuppertal: Brockhaus [1975/76]. 222 S. u.
271 S. 8".

Das Charakteristikum dieser ..Zeitgeschichte" besteht
darin, daß sie „einer der herausragenden evangelikalen

Theologen Englands" (so im Fettdruck auf der Umschlag-
seite) geschrieben hat. Dementsprechend herrscht hier ein
ungebrochenes fundamentalistisches Bibelverständnis vor,
das auf religionsgeschichtliche, traditionsgeschichtliche, li-
terarkritische, form- und redaktionsgeschichtliche Betrachtungsweisen
verzichten zu können glaubt und nur dem Erweis
der Wahrheit der Bibel dienen will.

Vf. versteht sich als „Historiker", der die neutestamentlichen
Schriften „als Quellenmaterial" benutzt und der
„sich auch nicht von Theologen einschüchtern (läßt), die
ihm einzureden versuchen, seine Aufgabe sei unausführbar
und illegitim" (1,172 f. Anm. 19). Für die Rekonstruktion
der Geschichte Jesu wird darum auch das Johannes-Evangelium
als gleichberechtigte Quelle herangezogen, die Geschichte
der Apostel wird in engster Anlehnung an die
Apostelgeschichte dargestellt, wobei eine Harmonisierung
dieser Aussagen mit denen der Paulusbriefe intendiert
wird (Zu Apg 15,20.29 und 17,16—31 wird auf 1 Kor 9,19—23
verwiesen: ..Niemand (war) versöhnlicher und anpassungsfähiger
als Paulus", 11,90; denn als „genialer Missionar
wußte Paulus eben ganz genau, wie wichtig es war, einen
Anknüpfungspunkt zu finden und auszubeuten", II, 115).
Im Unterschied zu dieser unkritischen Verwendung christlicher
Quellen werden römische Quellen methodisch sauber
für die Erhellung der römischen Politik gegenüber Se-
leukiden und Juden und für das Verhalten römischer Kaiser
und Prokuratoren gegenüber Juden und Christen ausgewertet
. Von den jüdischen Quellen werden die Qumran-
schriften, Philo, Josephus und die Psalmen Salomos sorgfältig
interpretiert, während die alttestamentlichen Apokryphen
und Pseudepigraphen auffällig vernachlässigt
werden.

Die Darstellung dieser „Zeitgeschichte" beginnt mit Ky-
ros. Auf nur 18 Seiten (5—23) wird die Geschichtsentwicklung
von Kyros bis Augustus angedeutet. Leider macht
sich hier die Nichtberücksichtigung der Untersuchungen
E. Bickermanns zum Makkabäeraufstand, M. Rostovtzeffs
zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Hellenismus und
A. Schalits zur Herodeszeit sehr negativ bemerkbar. In den
folgenden Kapiteln wird „die Teilung des Herodesreiches"
(24—35) und „Judäa unter römischen Statthaltern" (36—44)
behandelt. Auf die „Philosophenschulen" wird danach
eingegangen (45—59), wobei auch Philo herangezogen, auf
die „spätere palästinische Weisheitsdichtung" jedoch nur
hingewiesen wird. Eine Darstellung dieser ..Weisheitsdichtung
" sucht man leider ebenso vergeblich wie eine Behandlung
der Theologie des Diasporajudentums, der Entstehung
und Bedeutung der Septuaginta, des antiken Antisemitismus
und der jüdischen Apologetik. In den folgenden
Abschnitten beschäftigt sich Vf. mit den Hohenpriestern
(60—72) und den jüdischen Gruppen (73—126) und
geht dabei besonders ausführlich auf die Qumrangemein-
schaft ein (106—126). In dem Kapitel: „Die Messiashoffnung
" (127—139) berücksichtigt er die davidische, hoch-
priesterliche und Menschensohn-Erwartung, läßt aber die
prophetische Messiaserwartung und nichtmessianisch bestimmte
Zukunftshoffnungen völlig aus. Die jüdische Apo-
kalyptik wird offensichtlich für so unbedeutend angesehen
, daß ihr kein eigener Abschnitt gewidmet ist. In dem
Kapitel: „Das Judentum zu Beginn des christlichen Zeitalters
" (140—156) erfährt man nichts über die Mannigfaltigkeit
dieses Judentums, sondern nur etwas über Tempelkult
, Synagoge, Kanon sowie über Proselyten und Gottesfürchtige
. Mit Johannes dem Täufer (157—167) und Jesus
(168—210) befassen sich die Schlußkapitel des 1. Teils. Als
Charakteristikum Jesu gilt mit J. Jeremias das „Abba" und
mit C. H. Dodd die realisierte Eschatologie. Das Problem:
„historischer Jesus" — kerygmatischer Christus findet
keine Erwähnung. Jesu letztes Mahl wird als „Passamahl"
verstanden, das aber 24 Stunden vor der offiziellen Feier
— und darum ohne Passalamm — Anfang April 30 gefeiert
wurde, als causa crucis nimmt B. „Gotteslästerung" an
(205).