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Ausgabe:

1978

Spalte:

178-179

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Barth, Christoph

Titel/Untertitel:

Diesseits und Jenseits im Glauben des späten Israel 1978

Rezensent:

Beyse, Karl-Martin

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bis 514 (S. 390—400); A. A. di Lella, Conservative and Progressive
Theology: Sirach and Wisdom, CBQ 38 (1966)
139—154 (S. 401—416) und R.B.Y. Scott, Folk Proverbs of
the Ancient Near East, Transactions of the Royal Society
of Canada, 55 (so zu lesen statt 15) (1961) 47—56 (S. 417
bis 426).

Schließlich der letzte Themenkreis V: The „Wisdom Corpus
" and the Rest of the Hebrew Scriptures (S. 427—494):
J. Fichtner, Isaiah among the Wise, übersetzt aus ThLZ 74
(1949) 75—80 (S. 429—438); G. v. Rad, The Joseph Narrative
and Ancient Wisdom, 1953, engl. 1965 in „The Problem of
Hexateuch and Other Essays", S. 292—300 (S. 439—447);
S. Terrien, Arnos and Wisdom, Israel's Prophetic Heritage,
1962, S. 108—115 (S. 448^55); R.E.Murphy, A Considera-
tion of the Classification „Wisdom Psalms", VTS 9 (1962)
156—167 (S. 456—467); L. Alonso-Schökel, Sapiential and
Covenant Themes in Genesis 2—3, spanisch in Bibl43
(1962) 295—315, engl, in Theology Digest 13 (1965) 3—10
(S. 468—480) und J. L. Crenshaw, Method in Determining
Wisdom Influence upon „Historical" Literature, JBL88
(1969) 129—142 (S. 481—494).

II

Der erwähnte Dreischritt des Herausgebers in dem von
ihm beigesteuerten Prolegomenon hat die fünf Themenkreise
der dargebotenen Texte aufgenommen, aber in einer
anderen (m. E. besseren) Anordnung. Nach allgemeinen
Angaben über die wachsende Beachtung der Weisheitsdichtung
in der Forschungsgeschichte der vergangenen
Jahrzehnte (zwischen 1924 und 1936 queen for a day, and
possibly even Queen Mother, S. 1) und Ausführungen über
die Abgrenzung und Terminologie (S. 1—6) folgt unter I.
Affinities (S. 6—13) ein knapper Bericht über die Arbeiten,
die sich mit der Verwandtschaft der israelitischen Weisheitsdichtung
mit der ägyptischen, mesopotamischen und
kanaanäischen (Edom, Ugarit) beschäftigen, sowie mit den
Verbindungen der israelitischen Weisheitsdichtung mit der
übrigen alttestamentlichen Literatur. Der Herausgeber berührt
dabei die in den Themenkreisen I und V gebotenen
Arbeiten, geht aber darüber hinaus in dem auch sonst feststellbaren
Bemühen, dadurch Bisheriges zusammenzufassen
und kommende Probleme anzudeuten. Ähnliches gilt
für den Abschnitt II. Forms (S.13—22), der sich mit demThe-
menkreisIV, aber auch mit V berührt. Das besondere
Engagement des Herausgebers wird hierbei deutlich. Hier
wie in dem letzten Beitrag des Buches zieht J. L. Crenshaw
Segen die Annahme einer „Salomonischen Aufklärung" (v.
Rad) zu Felde unter Hinweis darauf, daß in jener Ära sehr
wohl auch „sakral" gedacht wurde und andererseits auch
früher schon „säkulare" Berichte (etwa Simson-Geschich-
ten) konzipiert werden konnten.

Das eigentlich Weiterführende folgt im Teil III des Pro-
legomenons („Structure", S. 22—35). Hier berührt sich der
Herausgeber mit den Themenkreisen II und III. Um die
Forschung nicht nur in ihrem gegenwärtigen Stand zu
schildern, sondern vielmehr voranzutreiben, macht er auf
die zentrale Stellung und Bedeutung der Schöpfungstheologie
aufmerksam. Von ihr sieht er die gesamte Weisheitsdichtung
durchdrungen. Erstens steht hinter der Schöpfung
drohend das Chaos, das in der Weisheitsliteratur in
menschlicher Verkehrung (Sünde), in menschlicher Unkenntnis
(Torheit) und in dem Wissen um die machtvolle
Präsenz Gottes, der dem Chaos wehrt, greifbar ist. Hier
werden besonders Texte aus den Sprüchen, aus Qoheleth
und aus Sirach zitiert. Die Schöpfungsaussagen sind nach
Crenshaw zweitens auch Grundlage für die Behauptung
und Verteidigung des Glaubens an die göttliche Gerechtigkeit
(nach Hiob und Sirach). Schließlich bietet die Schöpfungstheologie
erst den Zusammenhalt aller alttestament-
üch-theologischen Aussagen.

Damit ist zweifelsohne ein Konzept vorgelegt, das neue
Überlegungen anregen wird. Die Hauptfrage hierbei wird

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sein, ob man zu Recht nach einem solchen Hauptthema
fragen darf, um die lange Geschichte der alttestamentlich-
theologischen Gedanken, im besonderen die der Weisheitsdichtung
zu erfassen. Die zitierten Texte stammen jedenfalls
alle aus später bis spätester Zeit. Mehr Vorsicht im
Sinne einer zeitlichen Differenzierung wäre gegenüber
einer zu starken Systematik am Platze.

Zum Schluß sei noch auf die vorzügliche Ausstattung des
Buches und die verläßliche Wiedergabe der Arbeiten in
Faksimile-Druck hingewiesen. Außer den bereits benannten
zwei Versehen ist noch anzumerken, daß der Vorname
von A. Causse nicht Anton, sondern Antonin lautet (S. 19,
Zeile 9 von unten).

Wien Georg Sauer

Barth, Christoph: Diesseits und Jenseits im Glauben des
späten Israel. Stuttgart: Kath. Bibelwerk [1974]. 120 S. 8°
= Stuttgarter Bibelstudien, hrsg. v. H. Haag, R. Kilian u.
W. Pesch, 72. Kart. DM 16,—.

Das Buch — mit der Widmung „Memoriae patris (1886
bis 1968) et fratris (1921—1941)" versehen — enthält „Inhalt
" (S. 7) und „Einleitung" (S. 9—13), die die Zielstellung
des Buches beschreibt und das retrospektive Vorgehen bei
der Untersuchung der in ihm behandelten Schriften (S. 15
bis 100) erläutert, sowie einen zusammenfassenden „Schluß"
(S. 101—103), „Literatur" (S. 104—107), Stellenregister
(S. 108—116), Sachregister (S. 117—119) und Autorenregister
(S. 119-120).

Das vom Vf. mit diesem Buch verfolgte Ziel, „Freude
... an der Lektüre weithin vergessener Texte", nämlich der
spätjüdischen Schriften, zu wecken, sowie „die weithin erstarrten
Schablonen von Apokalyptik, Eschatologie, Dualismus
und Jenseitserwartung aufzulockern" (S. 13) und
„die Dringlichkeit einer neuen Befragung des Alten und des
Neuen Testaments unter dem Gesichtspunkt der Diesseits-
Jenseits-Problematik aufzuweisen" (S. 103), dürfte erreicht
sein. Bei der Lektüre des Buches muß man doch die Texte
zur Hand nehmen, da der Vf. nur wenige Zitate bringen
konnte und diese nicht immer einen umfassenden Eindruck
von den Aussagen der behandelten Schriften zu geben
vermögen. Aus den Texten sollen sich die Kriterien
dafür ergeben, was hier eigentlich als diesseitig und als
jenseitig anzusprechen ist, weil diese Prädikate in der Bestimmung
der Eigenarten beider Testamente oftmals
schlagwortartig gebraucht werden (S. 10 f.). Nach der Behandlung
der zwischentestamentarischen Texte (S. 15—100)
wird vor allem nach dem Woher der dabei festgestellten
Anschauungen gefragt (S. 101—103: „Schluß"). Diese Frage
konnte bei dem begrenzten Umfang dieser Schrift — bedingt
durch deren Aufnahme in die Reihe der „Stuttgarter
Bibelstudien" — nicht gelöst werden; dazu bedarf es einer
umfangreicheren Arbeit.

Der Vf. will den Ubergang vom mehr diesseitig ausgerichteten
Denken des AT zum Jenseitsglauben des NT
untersuchen und befragt deshalb die Aussagen der zwischentestamentarischen
Zeit, das jüdische Schrifttum zwischen
dem Buch Daniel und der syrischen Baruchapoka-
lypse (1. Zwei jüdische Apokalypsen der Zeit nach 70 A. D.:
1.1. Die syrische Baruchapokalypse; 1.2. Die Esraapoka-
lypse; 2. Ältere jüdische Schriften apokalyptischen Inhalts
; 2.1. Der slavische Henoch; 2.2. Das Leben Adams und
Evas; 2.3. Die Himmelfahrt Moses; 2.4. Die Psalmen Salo-
mos; 2.5. Die Weisheit Salomos; 2.6. Die Testamente der
Zwölf; 2.7. Der äthiopische Henoch; 2.8. Die Jubiläen;
3. Schriften aus dem Kreis der Qumrangemeinde: 3.1. Die
Regeln (Gemeinderegel und Gemeinschaftsregel, Kriegsrolle
, Damaskusschrift); 3.2. Die Danklieder; 3.3. Die Pescha-
rim; 4. Visionen im Danielbuch: 4.1. Dan 8—12; 4.2. Dan 7;
4.3. Daniel 2; 4.4. Ergebnisse). Bei aller Verschiedenheit der
Aussagen, die durch die unterschiedliche Entstehungszeit

Theologische Literaturzeitung 103. Jahrgang 1978 Nr. 3