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1977

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 102. Jahrgang 1977 Nr. 1

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wird? Anders gesagt: Wird die Möglichkeit einer gegenseitigen
Anerkennung nicht zu einseitig nur darin gesehen, daß
im eigenen Denkgebäude bislang noch nicht recht wahrgenommene
Denkmöglichkeiten entdeckt und gleichzeitig mit
Hilfe quantitativer Abstufungen im Rahmen dieses Gebäudes
domestiziert werden? Ich könnte mir gut denken, daß
durch eine Verknüpfung mit den im ökumenischen Dialog
erzielten oder sich anbahnenden Ubereinstimmungen und
Konvergenzen in der Lehre vom Amt und von den Sakramenten
die Erwägungen Rahners aus ihrer theoretischen
Höhe herabgeholt werden und einem sich bereits vollziehenden
geschichtlichen Prozeß zusätzliche Impulse und Perspektiven
vermitteln könnten.

Strasbourg Günther Gaßmann

Krüger, Hanfried [Hrsg.]: ökumenische Bewegung 1969 bis
1972. Korntal b. Stuttgart: Evang. Missionsverlag 1975.
193 S. 8° = Beiheft zur ökumenischen Rundschau, 28.
DM 18,50.

Die ökumenische Zentrale in Frankfurt/M. und ihr langjähriger
und bewanderter Leiter, OKR Dr. Krüger, nehmen
jede Gelegenheit wahr, dem deutschsprechenden Leser Dokumente
der ökumenischen Bewegung zugänglich zu machen
. Darin haben sie große Verdienste. Der hier zu betrachtende
Band ist ein Vorabdruck des „Kirchlichen Jahrbuches
1973" Das gibt ihm sein Profil. Es ist aber auch seine Begrenzung
. Denn wer unter dem Titel eine zusammenfassende
Uberschau der Entwicklungen des ÖRK in den Jahren 1969
bis 1972 erwartet, muß enttäuscht werden.

1972 war Halbzeit zwischen zwei Vollversammlungen.
Gleichzeitig fand der einschneidende Wechsel im Generalsekretariat
von Dr. E. C. Blake zu D. P. A. Potter statt.
Trotzdem ist es natürlich eigentlich nicht möglich, eine Vier-
Juhres-Periode richtig zu dokumentieren, ohne hier und da
zurück- oder vorzugreifen. Krüger weiß das, muß sich aber
beschränken. Vielleicht ist das nicht immer zum Besten der
Ausgabe gelungen. In den vorhandenen Zwischentexten
hätte man noch mehr korrigieren können.

Im Rahmen des „Kirchlichen Jahrbuchs" eröffnet eine so
umfangreiche ökumenische Dokumentation vermutlich wesentliche
Horizonte kirchlichen Handelns während des Berichtszeitraums
. Darum sind die Schwerpunkte auch wie
folgt gesetzt:

1. Die Reden der „officers" (Vorsitzender des Zentralausschusses
, Generalsekretär) bei Sitzungen des Zentralausschusses
sind sozusagen kompetente Ortungsversuche für die
ökumenische Bewegung. Sie stellen das Geschehen im ÖRK
in den Zusammenhang mit der Suche der Menschheit nach
dem Humanum und machen insofern deutlich, warum der
ÖRK seit der Mitte der 60er Jahre anders redet als vorher.
Wer ihm vorwirft, er sei von den sogenannten „eigentlichen"
Fragen in die „uneigentlichen" abgeglitten, wird sich, wenn
er aufmerksam liest, korrigieren müssen. Er begegnet — das
muß immer wieder besonders betont werden — den Sprechern
der sog. „dritten" Welt: M. M. Thomas und Philip
Potter.

2. Das „Programm zur Bekämpfung des Rassismus" wurde
bekanntlich in der BRD besonders heftig diskutiert. Hier
wird der Bericht bis zur Studie über „Gewalt, Gewaltlosig-
keit und der Kampf um soziale Gerechtigkeit" weitergeführt.
Spätestens an dieser Stelle muß jedermann deutlich werden,
daß der ÖRK in dem so umstrittenen Programm versucht,
der evangelischen Dialektik des „heilenden Schwertes" (so
lautete der Titel des Einbringungsreferates für das genannte
Dokument, gehalten von einem Freunde M. L. Kings) gemäß
zu handeln.

3. Die Wiedergabe wenig zugänglicher Dokumente über
das Verhältnis zur römisch-katholischen Kirche macht den
auch im Bereich der EKiD stattfindenden Dialog mit der römisch
-katholischen Kirche durchsichtiger. Wenn man bedenkt
, daß viele der in den abgedruckten Berichten aus dem

Jahre 1970 angeführten Möglichkeiten einer verstärkten Zusammenarbeit
bisher nicht realisiert worden sind, erscheint
die im letzten Abschnitt des Buches (S. 191) geschilderte Kooperation
mit der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen
in der BRD um so erfreulicher.

Da viele der einschlägigen Texte auch anderswo zugänglich
sind, bekommt das interpretierende Wort von überschauenden
Berichten ein stärkeres Gewicht. Das ist eine besondere
Note dieses Buches, auf die ausdrücklich hingewiesen
sei. Sie macht es neben anderen Dokumentationen zu
einem wichtigen Hilfsmittel für Fachleute.

In der vorliegenden Form fehlt der Sammlung freilich der
Rahmen des „Kirchlichen Jahrbuches". Darum muß sich der
Herausgeber die kritische Anfrage gefallen lassen, ob die
Auswahl nicht doch wesentliche Verkürzungen erlitten hat.
Es sei ihm überlassen, ob er das auf seine Arbeitsprinzipien
allein bezieht, oder ob er es weitergibt an die Leitungsorgane
der EKiD, deren Interesse offensichtlich festlegt, was
würdig ist, im „Kirchlichen Jahrbuch" thematisiert zu werden
. Auch dem Außenstehenden ist jedenfalls nicht verborgen
geblieben, daß im Berichtszeitraum, auch im Berichtsbereich
, wichtige Lernprozesse durch Programme des ÖRK in
Gang gebracht worden sind, deren Bedeutung nicht völlig
verschwiegen werden dürfte. Zu nennen sind vor allem drei:

1. Das „ökumenische Programm zur Bekämpfung des Rassismus
" hat die Arbeit der weltmissionarischen Organisationen
sehr stark herausgefordert und weithin tiefgehend
beeinflußt. Die Ergebnisse schlagen sich nicht unbedingt in
Stellungnahmen von EKiD-Organen nieder, sind aber deshalb
nicht weniger wichtig für die ökumenische Orientierung
in den Kirchen. Im Bereich der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft
für Weltmission oder bei der Vereinigten Evangelischen
Mission hätten sich da wohl auch geeignete Dokumente
gefunden.

2. Entwicklungshilfe als kirchliche Aktion im Rahmen von
weltweiter Entwicklungspolitik wird seit 1968 auf allen Ebenen
kirchlichen Lebens diskutiert. Auch auf der Leitungsebene
im Bereich der EKiD hat es gleich nach Uppsala erhebliche
Bewegungen, einschneidende Maßnahmen und
sicher auch Texte gegeben. Sie hätten den Kontext von Montreux
1970 (S. 125) abgeben können.

3.1971 wurde in Löwen das Dokument über „Konziliari-
tät" verabschiedet. Mit ihm hat der ÖRK neu begonnen, so
etwas wie eine Utopie für seine Einheitsbemühungen zu formulieren
. Ernst Lange hat das in seinem Bericht von der
Konferenz 1972 als eine neue Perspektive für die gesamte
ökumenische Arbeit der Kirchen gewertet. Auch wenn die
Diskussion darüber erst nach dem Berichtszeitraum richtig
einsetzte — es ist verwunderlich, daß man in der vorgelegten
Dokumentation nicht ein Wort darüber findet. Ist das Thema
für deutsche kirchliche Leitungsgremien etwa theologisch
nicht seriös genug? Oder woran liegt das?

Es ist also riskant, die institutionelle Brille aufzusetzen
und mit dieser Engführung zu dokumentieren. Vielleicht
hätte man durch einen anderen Titel Mißverständnissen vorbeugen
können. Der Herausgeber hat den weiteren Blick. Eiweiß
, daß die ökumenische Bewegung nicht in den Institutionen
besteht. Das hat er sonst mit sehr weiträumigen Dokumentationen
bewiesen. In diesem Rahmen ist auch dies
28. Beiheft der Ökumenischen Rundschau eine gute Sache.

Berlin Johannes Althausen

Abrecht, Paul: Technologie: Neue Wege einer ökumenischen
Sozialethik (ZEE 19, 1975 S. 363-372).

Bartz, Wilhelm: Marginalien zu dem Dokument des Sekretariates
für die Einheit der Christen „Die ökumenische Zusammenarbeit
auf regionaler nationaler und örtlicher
Ebene" (TThZ 84, 1975 S. 372-376).

Beinert, Wolfgang: Ortskirche und Ökumene. Münster/W.:
Aschendorff [1976]. 36 S. gr. 8°. Kart. DM 4,-.

Beyerhaus, Peter: Was bedeutet der Missionsbefehl heute?
(ZW 47, 1976 S. 12-21).