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Ausgabe:

1977

Kategorie:

Praktische Theologie

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 102. Jahrgang 1977 Nr. 1

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Der dritte Abschnitt dieser Predigtlehre ist der Praxis zugewandt
. Er ist in fünf Kapitel gegliedert über Gehalt, Gestaltung
, Typen, Echo und Abeit der Zeugnisrede.

„Der Inhalt kirchlicher Zeugnisrede ist das Evangelium in
der Geschichte" (S. 245). Diese These wird in Auseinandersetzung
mit anderen Homiletiken entfaltet. DieBindung „an
einen Bibeltext ist in der Regel sinnvoll, aber kein absolutes
Erfordernis" (S. 246). Das Für und Wider einer Textpredigt
wird erwogen, dabei werden die Möglichkeiten des Textgebrauches
von der Homilie bis zur Mottopredigt ins Auge gefaßt
. Dann werden die biblischen Textgruppen nach ihrer
homiletischen Relevanz durchgegangen. Hier werden klare
Richtlinien gezogen. Der Wert der Perikopenordnungen und
des Kirchenjahres wird betont.

Der Vf. ist der Ansicht, daß „einer evangeliumsgemäßen
Verkündigung auch Stoffe wie Katechismus, Gesangbuch,
Väter, säkulare Weisheitstexte und Themen vorangestellt
werden dürfen" (S. 259). Hier wäre größte Vorsicht geboten,
um nicht Mißbräuchen Tor und Tür zu öffnen! Am Ende des
Kapitels heißt es dann: „Selbstverständlich ist es auch in
Vorträgen möglich, über Themen des Glaubens ... zu sprechen
." Freilich, aber Vorträge sind eben keine Verkündigung
. Hier scheiden sich aber die Anschauungen, denn die
Grundfrage ist doch: Was ist Verkündigung? Auf diese Fundamentalfrage
erhalten wir aber leider, soweit ich sehe, in
dieser sonst so sorgfältig ausgearbeiteten Homiletik keine
Antwort.

Im Abschnitt über die Gestaltung der Zeugnisrede geht
es um Aufbau und Abfassung der Predigt, aber auch um
Form- und Stilfragen. Dazu gehört auch die Forderung von
gedanklicher Klarheit und Anschaulichkeit sowie der persönlichen
Kontaktaufnahme.

Als Typen der Zeugnisrede werden die Gesetzespredigt,
die missionarische und gemeindliche Verkündigung alsSonn-
tagspredigt und Andachtsrede besprochen sowie die Bibelstunde
und der Gemeindevortrag. Die beiden letzteren würden
wir lieber zu den katechetischen Anlässen des Gemeindelebens
zählen. Es folgen dann noch verschiedene textbedingte
und kirchlich bedingte Predigttypen; weiter werden
die Möglichkeiten der Laienpredigt und der Gruppenpredigt
erwogen. Die Spezialfälle der Rundfunkpredigt und Lesepredigt
werden von Heinz Wagner und Johannes Adler besprochen
.

Die Fragen der Gemeindegemäßheit der Predigt werden
unter dem Titel: Predigten unter dem Aspekt des Hörers behandelt
. Hier verdient die Erörterung von Möglichkeiten der
politischen Predigt besondere Beachtung.

Die homiletische Kritik (Predigtanalyse) wird in Anlehnung
an Joachim Konrads Buch geboten.

Im letzten Abschnitt dieser Predigtlehre werden Probleme
der homiletischen Produktion, also der Vorbereitung (Exegese
) und Meditation erörtert. Dieser Teil ist vielleicht zu
kurz geraten. Praktische Winke für den Predigtvortrag beschließen
die Homiletik — und das ganze Buch.

Man kann für dieses wirklich handliche Handbuch der
Praktischen Theologie nur dankbar sein und gespannt auf
die Fortsetzung des Unternehmens, auf den letzten Band,
warten.

Budapest Gyula Gro6

Boeckh, Jürgen: Freiheit, Einheit, Bruderschaft (Quatember
40. Jg. 1976 S. 99-105).

Dürig, Walter: Das christliche Fest und seine Feier. St. Ottilien
: EOS Verlag. [1975]. 56 S. kl. 8°. Kart. DM 2,80.

Egenter, Richard: Altern und Alter. St. Ottilien: EOS Verlag.
[1975]. 47 S. kl. 8°. Kart. DM 2,40.

Greshake, Gisbert: Stärker als der Tod. Zukunft, Tod, Auferstehung
, Himmel, Hölle, Fegefeuer. Mainz: Matthias-
Grünewald-Verlag [1976]. 96 S. 8° = Topos-Taschenbü-
cher, 50. Kart. DM 5,80.

Kirche in der Krise (Themenheft Concilium 12,1976, Heft 4):

Greinacher, Norbert und Alois Müller: Ambivalenz der
Krise (S. 201-202).

Katz, Heiner: Zur gesellschaftlichen Dimension des Krisenbegriffs
(S. 203-212).

Golomb, Egon: Krise und Gegenwartsgesellschaft S. 212
bis 217).

Quinn, Jerome D.: Krisen in der christlichen Kirche des
ersten Jahrhunderts (S. 217—221).

Plongeron, Bernard: Die Kirche in Europa im 19. Jahrhundert
vor der Frage: Revolution oder Restauration? Diagnose
einer Krise (S. 222—225).

Hennesey, James: Die Trennung von Kirche und Staat in
den Vereinigten Staaten und Frankreich (S. 226-232).

Klostermann, Ferdinand: Krisen in der Kirche — Krise
der Kirche (S. 232-237).

Sublon, Roland: Krise der Normen (S. 237—241).

Donahue, Bernard: Die Krise der Autorität (S. 242—245).

Wiederkehr, Dietrich: Die Glaubenskrise: Versäumnis
und Aufgabe (S. 246-251).

Hastings, Adrian: Die Frage der Schuld bei Entstehung
und Entwicklung einer Krise (S. 251—255).

Bourgeault, Guy: Quebec: Eine Kirche versucht, ihre
Krise zu diagnostizieren (S. 256—259).

Spiegel, Yorick und Rolf Zerfass: Erste Schritte zur Bewältigung
der Krise (S. 260—268).
Maxwell, L. E.: CrowdedtoChrist. Chicago,III.: MoodyPress

[1976]. 351 S. 8°

Müller-Schwefe, Hans-Rudolf: Die Kirche im Zeitalter der
Kybernetik (Quatember 40. Jg. 1976 S. 205-211).

Nordtvedt, Matilda: Defeating, Despair and Depression.
Chicago, III.: Moody Press [1976]. 128 S. kl. 8°.

Schütz, Christian: Geistlicher Führungsstil heute (Erbe und
Auftrag 52, 1976 S. 92-108).

Strauss, Lehman: Sense and Nonsense about Prayer. Chicago
, III.: Moody Press [1974]. 123 S. 8°.

Strolz, Walter: Gottes verborgene Gegenwart. Denkanstöße
aus der Bibel. Mit einem Geleitwort v. A. Deissler. Freiburg
-Basel-Wien: Herder [1976]. 160S.80. Kart.DM19,80.

Townsend, AnneJ.: Prayer without Pretending. Chicago,
III.: Moody Press [1976]. 96 S. kl. 8°.

V/eakland, Rembert G.: Amtsautorität und Seelenführung
(Erbe und Auftrag 52, 1976 S. 85-91).

MISSIONSWISSENSCHAFT, ÖKUMENE

Rahner, Karl: Vorfragen zu einem ökumenischen Amtsverständnis
. Freiburg-Basel-Wien: Herder [1974]. 93 S. 8" =
Quaestiones Disputatae, hrsg. v. K. Rahner u. H. Schlier,
65. Kart. DM 12,80.

Der Titel dieses Buches entspricht nicht genau dem Inhalt
und der Intention dieses wichtigen, anregenden und diffizilen
Beitrags Karl Rahners zur gegenwärtigen ökumenischen
Amtsdiskussion. Es geht in seinem Buch vielmehr um Vorfragen
zur Möglichkeit der Anerkennung nicht-römisch-katholischer
Ämter und Sakramente durch die römisch-katholische
Kirche.

Rahner geht an dieses Thema nicht in der heute üblichen
Weise heran, daß er angesichts der sich im ökumenischen
Gespräch abzeichnenden Übereinstimmungen und Annäherungen
in bislang gegensätzlichen oder unterschiedlichen
Lehren und Auffassungen fragt, welche Möglichkeiten sich
von dieser neuen Situation her für die Anerkennung nichtrömischer
Ämter und Sakramente durch die römische Kirche
ergeben. Er klammert diesen ganzen Bereich biblischer,
historischer und systematischer Erwägungen bewußt und
betont aus, um, wie er überzeugt ist, gleichsam noch vor diesen
Erwägungen und ökumenischen Konvergenzen anzusetzen
. Er tut dies in der Form von argumentierenden, bohrenden
Fragen, mit deren Hilfe Fenster und Türen im Gebäude
katholischer Dogmatik und Schultheologie aufgestoßen
werden sollen, die den Blick freigeben können auf Wirk-