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Ausgabe:

1977

Spalte:

908-912

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Autor/Hrsg.:

Kühnhold, Christa

Titel/Untertitel:

Der Begriff des Sprunges und der Weg des Sprachdenkens 1977

Rezensent:

Kloeden, Wolfdietrich

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Seite 1, Seite 2, Seite 3

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Theologisehe Literatury.eitung Iü2. Jahrgang 1977 Xr. 12

Miniaturen in einer Hs. des 17.Jhs., auf die (). [. Podo-
bedova hingewiesen hat (in: Trudy Otdela Drevnerusskoj
Literatury 13, 1957, 393-406). Von den russischen Klostergründern
hätte neben dem erwähnten Kirill vom
Beloozero (1,21-22), Pafnutij (Paplinutius, s.o.) und
Sergij (8,328-329) noch Ferapont (Therapontus) notiert
werden sollen (Sergij II, 139; Barsukov. 614-615). Zu
bedauern ist, daß für den großen Seelsorger, Asketen und
geistlichen Schriftsteller Tichon von Zadonsk aus dem
18. Jh. kein Platz mehr gefunden werden konnte. Wie
überhaupt die russischen Heiligen der neueren Zeit kaum
Beachtung gefunden haben. Zu Zosimus und Sabba-
tius vom Solowetzkikloster (von K. G. Kaster) ist
jetzt unbedingt die Ikone der Gottesmutter Bogoljubs-
kaja mit den Viten von Zosima und Savvatij nachzutragen
(N. Majasova, Pamjatnik s Soloveckich Ostrovov.
Ikona ..Bogomater' Bogoljubskaja s 2itijami Zosimy i
Savvatija", Leningrad 1969 mit herrliehen Mehrfarb-
drucken, engl. Resümee). Über Ikonographie, Hagio-
graphie und Folklore der russischen Paraskeve (Pjat-
nica) (von U. Knoben) (die Schreibung Pjatnika ist unrichtig
, entweder wissenschaftl. Transkription wie oben,
oder Dudenumschreibung: Pjatniza) s. noch den Aufsatz
von V. V. Filatov über eine Rjazaner Ikone (Sovetskaja
Aicheologija 1, 1971, 173-190). Einige wenige Disproportionen
sind mir aufgefallen. So ist der Art. Vladimir
von Kiev (von U. Knoben) im Verhältnis zu einer Reihe
von serbischen und rumänischen Fürsten etwas zu schmal
ausgefallen, einschl. der Bilddokumentation. Diese Bemerkungen
und Ergänzungen wollen in keiner Weise
weder die vier Bände der allgemeinen noch die der Ikonographie
der Heiligen in ihrer großartigen Leistung von
Redaktion und Artikelverfassern herabsetzen. Der achte
Band schließt mit /.«ei Registern der Heiligenfeste (von
•Januar bis Dezember) und der Beiligenattribute. Damit
steht der Forschung nun ein Nachschlagewerk zur Verfügung
, das in verhältnismäßig kurzer Zeit erseheinen
konnte (vgl. ThLZ 96, 1971 Sp. 527-528 ; 97. 1972 gp.
527 529 ; 98, 1973 Sp. 923-920: Hit). I!>75 Sp. 696 bis
698) und schon unter diesem Terminaspekt den augenblicklichen
Stand der Forschung widerspiegeln kann. Wie
der Rezensent werden inzwischen /.ahllose Fachgenossen
dieses Lexikon tagtäglich mit Gewinn und Respekt benutzen
.

Balle (8utle) Kmirad Onnseh

(Horbach, Liselotte: Vom Sehen zum Hören. .Neue Folge. Biblische
Kunstwerke zum Thema ..Der Andere". Göttingen: Vanden-
hoeck & Ruprecht [1976]. 130 S., 3 Taf. gr. 8°. Kart. DM 18.80.

Es handelt sich um eine Neubearbeitung der l. Aufl.
von 1965, die der veränderten religionspädagogischen
Situation Rechnung trägt und über neue Unterrichtsver-
suche berichtet.

Im 1. Teil (Didaktische Grundlegung, S. 11-42) wird
der Weg vom Sehen zum Hören theologisch und didaktisch
begründet. Theologisch hat das Wort Vorrang, aber unser
Reden von Gott ist wesensmäßig bildhaft. Didaktisch
weist Vf. einerseits auf die große Bedeutung hin, die
visuelle Medien im beutigen Unterricht haben, andererseits
aber auch auf die Gefahr der Bildernut. Im Religionsunterricht
kann das Mißverständnis, die Evangelien böten
Faktenberichte, durch Bilder noch gefördert werden.
Deshalb empfiehlt C. Kunstwerke, ..deren Intention nicht
auf Illustration, sondern auf Verkündigung oder Auslegung
gerichtet ist" (24). Auch im Rahmen eines problemorientierten
RU ist es die Aufgabe solcher Bilder, „die
Stimme des christlichen Glaubens zu Gehör zu bringen"
(28).

Der 2. Teil (S. 43-127) bietet drei Beispiele zur Arbeit
mit Bildern: Zwei Reliefs von Ingeborg Steinohrt zur
Heimkehr des verlorenen Sohnes und zu „Jesus und die

'.IIIS

Ehebrecherin" (Job. 8) - beide neu gegenüber der 1. AufL-
und ein Bronzerelief von Otto Münch zum „Schalksknecht
". Gearbeitet wurde mit Konfirmandcngruppcn
und Schulklassen des 4. und 9. Schuljahrs, jedes Beispiel
enthält eine Interpretation des biblischen Textes, cm,'
Einführung in das Bild. Tonbandprotokolle, die nur wenig
gekürzt wurden, eine Auswertung der Erfahrungen und
einen Vorsehlag zur Einbeziehung dieser Arbeit am Bild
in eine breiter angelegte thematische rnterrichtseinheit.
Methodisch begegnen Partnerarbeit. Gruppenarbeit und
Plenuinsgespräch. didaktisch ein Dreischritt der Bildbetrachtung
(Erfassung des Bildinhalts, der künstlerischen
Ausdrucksmitte] und der Bildaussage) sow ie eine
intensive Gegenüberstellung von Bild und biblischem
Inhalt.

Summa: Ein praktisches Buch, das die Theoriehorizonte
nicht vernachlässigt. Ein Arbeitsbuch für den L^n-
terrichtenden in Schulen, kirchlichen •lugendgruppen und
Krwachsencnarbeit. das y.n eigenen Versuchen einlädt and
auch dem Unerfahrenen die Voraussetzungen dafür an
die Hand gibt.

Reutlingen Elten BoohlBgW

PHILOSOPHIE.
RELIGIONSPHILOSOPHIE

Kühnhold, Christa: Der Begriff des Sprunges und der Weg de«
Spraehdenkens. Eine Einführung in Kierkegaard. Berlin-New
York: de Gruyter 1975. XI, 183 S. gr. 8°. Lw. DM 68.-.

Die Untersuchung wird von C. Kühnhold in vier große
Abschnitte gegliedert: (A) „Der Sprung und die Bildung
der Wahrheit": (B) „Vorläufige Klärung des Problem-
kreises Selbst und Sprung"; (C) der Sprung selbst: (D)
„Die Konstituierung der Wirklichkeit als Wahrheit
denen die durchgehend numerierten 12 Kapitel eingegliedert
sind.

In der Einleitung wird verdeutlicht, wie bei SK1 die
Bewegung vom Nichts zum Sein sich vollzieht : damit
aber stellt sich zugleich für den Existierenden die Gottesfrage
: W ie ist nämlich ..die Idealitäl Gottes hineinzubekommen
in das faktische Sein" (S. 1), was sich gegen
den pantheistisch verw ischten Gotteshegriff richtet. ("in
SK.s Linie der Sprungkonzeption (den Weg bzw. Uber
gang von einer quantitativen zu einer qualitativen Bestimmung
!) herauszuarbeiten, muß zuerst auf die Gefahr
der Verschleierung „durch das Aufgebot eines philoso-
phiegeschicht liehen Materials" aufmerksam gemacht
werden (S. 1). Nach einer sprachlichen Herkunft sanalyse
des Wortes „der Sprung'" im Bereich des Germanischen
und Nordischen Licht ('. Kuhnhold auf die Auseinandersetzung
des Johannes Climacus (SK) in den ,,Philosophischen
Brocken'' (1844) mit Spinozas Gottesbegriff ein
(S. 11). Diese gut herausgearbeitete Auseinandersetzung
bildet das Kernstück des Kapitels II „Der Sprung und die
Wirklichkeit". Die Wesensbestimmung allein, das ideelle
Sein kann keine Wirklichkeit erzeugen. Ks fehlt bei Spinoza
die Möglichkeit, „das faktische Sein" (S. 12). Nur
wenn Letzteres ins Spiel gebracht wird, entgeht man der
Gefahr, das Dasein Gottes wie alles andere zur bloßen
Abstraktion herabzuwürdigen (S. 12/13). Der (Gottes)-Be-
weis muß losgelassen werden für einen „kleinen Augenblick
" durch mein Handeln als „wagende .Zutat'" (S.
16/17; vgl. SV IV, 210 u. Pap. IV C 592).

C. Kühnhold arbeitet gut heraus, wie sich hier für das
Philosophieren ein neuer Weg ergibt. Äußerlich wird der
Begriff „Sprung" von Lessing hergeholt (S. 18). Aber
alles, was an Vorstellungen im Bewußtsein ist, muß abgetan
werden, um nur „dem neuen Gedanken des Sprunges
Raum zu geben" (S. 18). Konsequent w ird nun im Kapitel