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Ausgabe:

1977

Spalte:

906-907

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Titel/Untertitel:

Ikonographie der Heiligen 1977

Rezensent:

Onasch, Konrad

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905

Theologische Literaturzeitung 102. Jahrgang 1977 Xr. 12

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digen vermag. Jedem, der näher in Einzelheiten eindringen
möchte, wird freilich der besondere Blick in die
von der Synode beschlossenen Dokumente nicht abgenommen
. Aber jeder, dem es lediglich auf eine überblickhafte
Information über den Prozeß der Synode sowie über
Inhalt und Tragweite der Beschlüsse ankommt und der
auch etwas von der Atmosphäre auf dieser Kirchen Versammlung
zu spüren wünscht, wird dieses Buch mit
gutem Gewinn benutzen können.

Das Buch gliedert sich in vier große Teile. Der erste Teil
beschreibt „die nachkonziliare Aufgabe" (11-83) und
bietet zunächst eine Chronik der Jahre 1965-1975 unter
besonderer Berücksichtigung der Aktivitäten, die zu
dieser Synode führten, bzw. dann der Synode selber.
Sodann wird das Problem behandelt, wie das Zweite
Vatikanische Konzil „entscheidende Weichen für die
Zukunft gestellt" hat, indem es u .a. „einen neuen Stil
des kirchlichen Regierens gebracht" hat und „damit zu
einem Neuanfang geworden" ist (45). Dies wird unter der
Überschrift „Ohne Synoden stirbt das Konzil" reflektiert.
Und damit ist über Grundvoraussetzungen und Anspruch
eigentlich schon genug gesagt. Ein Blick auf das theologische
Grunddokument der Synode „Unsere Hoffnung"
als Antwort auf die Frage nach dem Glauben in der
gegenwärtigen Welt zeigt schließlich, in welchem Geiste
und welchem Sinn diese Aufgabe erkannt, angepackt und
gelöst werden sollte.

Die folgenden Teile 2-4 ordnen dann die einzelnen Dokumente
nach übergreifenden Gesichtspunkten zusammen
: Teil 2, „Innerkirchliche Reformen" (84-167), behandelt
die Texte zur Ökumene, über die Struktur der
Kirche, zu Rechts- und Verwaltungsproblemen, über die
Gemeinde, die pastoralen Dienste und die Sakramenten-
pastoral. Teil 3, „Der Christ im Spannungsfeld zwischen
Welt und Gott" (168-210) widmet sich den Beschlüssen
zur kirchlichen Jugendarbeit und zum Religionsunterricht
und den Vorlagen über Ehe und Familie sowie über
Orden und andere kirchliche Gemeinschaften. Teil 4
schließlich (211-266) faßt unter der Überschrift ..Deutsche
Kirche in der AVeit von heute" die Beschlüsse über das
Verhältnis der Kirche zur Arbeitsgemeinschaft, zu den
Problembereichen Entwicklung und Frieden, zur Bildungsaufgabe
der Kirche sowie über den „missionarischen
Dienst an der Welt" zusammen.

Das Schema.ist dabei jeweils dasselbe: Einer kurzen
Einführung in das Sachproblem folgen Angaben über die
Entstehung der jeweiligen Dokumente in den Sachkommissionen
und Vollversammlungen, wobei auch kritische
Phasen und Spannungen nicht verschwiegen werden. Im
Mittelpunkt steht durchweg eine gedrängte Zusammenfassung
des Inhalts der Dokumente, der anschließend
dann an ausgewählten l'rogrammpunkten in Aussagerichtung
und Tragweite näher dargestellt, erläutert und
gedeutet wird.

Auf diese Weise ist es gelungen, die Materialfülle sehr
instruktiv aufzuschließen, begünstigt durch eine flüssige
Sprache, ansprechende äußere Form und auch durch die
Beigaben: In einem Anhang (267-272) werden kurz sieben
Arbeitspapiere vorgestellt, die neben den eigentlichen
Beschlußtexten von den Sachkommissionen erarbeitet
worden waren, dann aber ohne Beschlußfassung der Vollversammlung
veröffentlicht wurden. Ein „Kleines Synoden
-Wörterbuch" gibt auch dem weniger eingeweihten
Leser die Möglichkeit, sich in der teilweise nicht ganz
leichten Terminologie und in den die Synode bestimmenden
rechtlichen Fragen zurechtzufinden. Nicht zuletzt trägt
das beigefügte interessante Bildmaterial, das die bestimmenden
Gestalten der Synode, Synodale, Berater und
auch Beobachter in voller Aktion, dazu auch einige Vorgänge
am Rande zeigt, wesentlich dazu bei, daß dieser
Bericht eine diesem lebendigen Prozeß der Synode entsprechende
Darstellung ist.

Einige offenbare Versehen, die auffielen, können bei

eventuellen weiteren Auflagen leicht korrigiert werden:
S. 47 richtig: Verbandskatholizismus: S. 48 und 50: Das
Niederländische Pastoralkonzil wurde zwar im November
1966 offiziell eröffnet, die sechs Vollversammlungen fanden
jedoch erst 1968-1970 statt (vgl. S. 14); S.87:
„Matrimonia mixta" (1970) erschien nicht zwei, sondern
vier Jahre nach der Instruktion „Matrimonii sacramen-
tum" (1966). Verhältnismäßig häufig (S. 80 allein an fünf
Stellen!) sind in der vorliegenden 2. Auflage einzelne
Typen entweder beschädigt oder gänzlich abgesprungen.

Schönelche b. Berlin Hubert Kirchner

GESCHICHTE CHRISTLICHER KUNST

Lexikon der christlichen Ikonographie, hrsg. von W. Braunfels.
VII: Ikonographie der Heiligen. Innozenz bis Melchisedech.
Freiburg-Basel-Wien: Herder 1974. V, 628 Sp. m. 289 Abb. 4 .
Lv. DM 158,-. -VIII: Sonographie der Heiligen. Meletius bis
Zweiundvierzig Märtvrer. Register. VII. 644 Sp. m. 310 Abb.,
22* S. 1976. Lw. DM 168,-.

Nachdem wir uns in ThLZ 100, 1975 Sp. 696-698 ausführlich
über Anlage und Grundsätze dieser Ikonographie
der Heiligen im Anschluß an die allgemeine Ikonographie
in Bd. I-IV geäußert hallen, wollen wir auch jetzt zu den
beiden Schlußbänden einige Bemerkungen folgen lassen.
Ah Gruppenartikeln finden sich u. a. Jungfrau (Virgo)
heilige (von A. Müsseier) mit Virgo inter Virgines
(von F. Tschochner); Kirchenlehrer (doctoreseccle-
siae) und Kirchenväter (patres ecclesiae) (beide
von G. Kaster). (Gibt es keine kanonisierten Kanonisten
in beiden katholischen Kirchen? Einen von ihnen findet
man in der Person Johannes IV. [von G. Kaster],
dessen Bedeutung als Kirchenrechtslehrer nicht erwähnt
wird.); Meloden (Dichter, Hymnographen) (von
G. Kaster), wobei der erw ähnte Patriarch Philotheus
allerdings unauffindbar bleibt; G. Kaster schrieb auch den
interessanten Art. Monachoparthen ia. ein hagio-
graphischer Typus, den man wohl am einleuchtendsten
mit den umstrittenen Doppelklöstern in Byzanz (Beck,
138) in Verbindung bringen kann; Narren in Christo
(Jurodivye), Heilige schrieb H. Skrobucha, wobei
Nikolaj Salos der Zentralkartei entwischte, was aber ein
Wesenszug dieser asketischen Gruppe sein mag; von
V. H. Elbern stammt Styliten: von F. Tschochner
Sünder, Reuige. Bußfertige, während vorher C.
Weigert den Art. Soldaten, Heilige verfaßte, dem ein
Ergänzungsart. über heilige Reiter fehlt; G. Kaster
schrieb Väter, Heilige. - Unter Hinweis auf die oben-
gen. Rezension, in der ich von einer erfreulich in Sehranken
gehaltenen Lexikokratie der Redaktion gesprochen
habe, seien einige Anmerkungen zu vorhandenen oder
fehlenden Artikeln gestattet. Angesichts der Tatsache,
daß uns die meisten mittelalterlichen Kirchenmaler (die
außerdem noch nachweislich kanonisiert worden sind)
unbekannt -ind, hätte man sich einen Art. über Andrej
Rublev gewünscht (Arch. Sergij III, priloz. 3,59, zur
Gestaltikonographie s. Barsukov, Istocniki Russkoj
Agiografii, SPB 1882 [Reprint Leipzig 1970]. 38-39). Zu
Nil von Sora (Nil Sorskij) ist zu sagen, daß die dort
vermerkte Notiz bei Antonova-Mneva falsch verstanden
worden ist. Richtig dagegen wird man informiert bei
F. v. Lilienfeld, Nil Sorskij und seine Schriften, Berlin
1963, 88. Unbedingt aber hätte neben Nil sein großer
Gegenspieler Josef von Volokolamsk erwähnt werden
müssen (Sergij II, 239; zur Gestaltikonographie s. Barsukov
, 279; eine Darstellung Josefs auf einer Ikone des
16. Jhs. neben den heiligen Metropoliten Aleksej und Petr,
sowie Pafnutij von Borovsk [der hier 8, 116 amiotiert
wird] bei Antonova-Mneva II, 173). Über Petrus von
Murom und seine Frau Phebronia gibt es schöne