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1977

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 102. Jahrgang 1977 Nr. 1

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Christus und seinem Geist ihren den „Sinn des Seins endgültig
" erschließende Antwort (311) — prophetisches Amt.
Die Problematik dieser Korrelation liegt am Tage.

Das priesterliche Amt wird vom „Urwort Leben" (312) her
erschlossen. Jesu „Lebenshingabe" als „Selbstopfer" (313)
bringt „zum Ausdruck, was der Sinn des Lebens ist" (314).

Die „öffentliche und insofern politische Dimension von
Freiheit, Leben und Heil" (315, gerafft) führt zum „Hirten-
und Königsmotiv" (315). Unterschieden von der als bruchlos
dargestellten Korrelation von „Urwort" und Erfüllung in
den beiden anderen Ämtern, kommt es hier zu einer „inter-
pretatio christiana der Königsherrschaft" (316), zur Absage
an konstantinische (317) und „neointegralistisch-linke" (319,
gerafft) politische Identifikation, zur Korrektur von mystischem
und lutherischem Dualismus (ebd.). Die Konkretion
der Herrschaft Christi wird von „prophetischen Zeichen"
(310, gerafft) und der Praxis der Heiligen erwartet (ebd.).

Die abschließende Erörterung von „Universalität" und
„Einmaligkeit" des Christus-Heils (320-322) berührt noch
zwei Komplexe:

1. Geist Christi und menschlicher Geist in Religionen und
Kulturen;

2. Geist Christi und der Geist in der Kirche und den einzelnen
Christen (320).

Die Harmonisierung von transzendierendem Menschen
und helfendem Gottesgeist feiert einen letzten Triumph, bis
hin zum Geschenk von „Gottes Heil in den Religionen und
Kulturen der Menschheit" (320, umgestellt). Doch fehlt auch
der Schatten im Bild nicht: „Menschen verschließen sich
dem Geist" (320, umgestellt). Der einzige „Fall" ungetrübter
Geist-Aufnahme ist Jesus Christus, „der Sinn aller Wirklichkeit
in Person" (321). Dieses hinsichtlich der Struktur des
Vorgestellten an Mariologie erinnernde Denken „in der
Kraft des Geistes ganz Hohl- und Leerform für die Selbstmitteilung
Gottes durch den Logos" (321) bestimmt Kaspers
abschließendes Wort. Ist dieser Geist nicht ein unterstelltes
„überall" ? Daß er schließlich durch ein „zwar" (322) an die
Leine kommt und die Notwendigkeit „ausdrücklicher Begegnung
" eingeschärft wird, jedenfalls dann, wenn „letzte
Eindeutigkeit und Erfüllung" (ebd.) erreicht werden soll,
wendet die Dinge nicht mehr. So hinkt der Schlußsatz mit
seinem "einerseits — andererseits" von den Einsichten fort,
die dieses Buch so wertvoll machen.

Tutzing Jörg Baur

Brugger, Walter: Metaphysik und christlicher Glaube (StZ

101, 1976 S. 604-608)
Eicher, Peter: Solidarischer Glaube. Schritte auf dem Weg

der Freiheit. Düsseldorf: Patmos-Verlag [1975]. 156 S.

8° = Patmos—Paperback.
Ganoczy, Alexandre: Der schöpferische Mensch und die

Schöpfung Gottes. Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag

[1976]. 200 S. 8° = Grünewald Reihe. DM 25,50.
Mödlhammer, Johann Werner: Anbetung und Freiheit.

Theologisch-anthropologische Reflexionen zur Theologie

Dietrich Bonhoeffers. Salzburg: Otto Müller [1976]. 112 S.

8°. DM 19,50.

Neufeld, Karl H.: Spuren von Jesus? E. Schillebeckx' „Geschichten
von einem Lebenden" (StZ 101, 1976 S. 689-702).

Petri, Heinrich: Zur Frage nach dem eigentlich Christlichen
(Cath 30, 1976 S. 1-19).

Ringleben, J.: Paul Tillichs Theologie der Methode
(NZSystTh 17, 1975 S. 246-268).

Sandfuchs, Wilhelm [Hrsg.]: Ich glaube. Vierzehn Betrachtungen
zum Apostolischen Glaubensbekenntnis. Würzburg
: Echter-Verlag [1975]. 193 S. 8°. Kart. DM 16,80.

Schlösser, Felix: Thema Welt. Gottes Ja zur Welt, Schöpfungsglaube
, Zukunft der Welt, Neues Weltverhalten,
Spannungsfelder. Wien—Freiburg—Basel: Herder [1976].
185 S. 8° = Thematische Verkündigung. ö.S. 140,-.

Schwanz, Peter: Die Integrität der Person als „Gott-Mensch-

Einheit" : Akt und Sein. Von den Konsequenzen der Aufnahme
Tillichscher Terminologie (NZSystTh 17, 1975
S. 290-300).

Sieben, Hermann-Josef: Zur Entwicklung der Konzilsidee
(Theologie und Philosophie 51,1976 S. 52-92).

Wagner, Harald: Aspekte der Katholizität (Cath 30, 1976
S. 55-68).

Zeller, Dieter: Exegese als Anstoß für systematische Escha-
tologie (Stuttgarter Biblische Beiträge 1975 S. 153-164).

PRAKTISCHE THEOLOGIE

Handbuch der Praktischen Theologie, bearb. v. H. Ammer,
J. Henkys, G. Holtz, H.-H. Jenssen, G. Kehnscherper, E.-R.
Kiesow, G. Kretzschmar, W. Nagel, E. Schmidt, H. Wagner,
E.Winkler, F.Winter. I: Die PraktischeTheologie (Einführung
), Gestalt, Aufbau und Ordnung der Kirche, Zur Person
des kirchlichen Amtsträgers. II: Der Gottesdienst, Die
kirchlichen Handlungen, Die Predigt. Berlin: Evang. Verlagsanstalt
[1974/1975]. 335 S.U.312S. gr.8°. Lw. jeM 16,50;
Ausland je M 22,—.

Das großangelegte Werk wird in drei Bänden erscheinen
und ist wohl die umfassendste Gesamtdarstellung des ganzen
Gebietes der Praktischen Theologie seit Leonhard Fendts
„Grundriß der Praktischen Theologie", 1949. „Praktische
Theologie ist Lehre vom gegenwärtigen kirchlichen Dienst.
Ln diesen Dienst will das Handbuch ebenso knapp wie umfassend
einführen", lesen wir im Klappentext. Es ist in der
Tat ein Arbeitsbuch, das zunächst in die Hand des Studenten
, aber auch des Gemeindepfarrers gehört. Sein Vorteil,
aber auch seine Grenze ist, daß es hauptsächlich berichtet
und darstellt und sich weniger mit den Problemen kritisch
auseinandersetzt. Aber das kann man in der speziellen Literatur
reichlich finden.

Der vorliegende zweite Band des Gesamtwerkes hat im
ersten Teil (S. 1—137) die Lehre vom Gottesdienst zum Inhalt
. Die Numerierung der Teile bzw. der Abschnitte läßt
sich aus der Konzeption des Gesamtwerkes verstehen: Der
— noch nicht vorliegende — erste Band enthält die Teile 1—5,
der zweite Band fängt mit Nr. 6 an.

Der erste Teil, Der Gottesdienst, ist von William Nagel bearbeitet
. Nach einer grundsätzlichen Besinnung über Wesen,
Arbeitsbereich und Arbeitsweise der Liturgik wird ein Exkurs
über die Geschichte der evangelischen Liturgik geboten.
„Der Gottesdienst ist die zentrale Gestalt kirchlichen Handelns
."

Unter dem Titel: „Theologie und Gestaltungsprinzipien
des Gottesdienstes" wird im 2. Abschnitt das Verständnis
des Gottesdienstes in einem geschichtlichen Uberblick vom
NT an bis zur Gegenwart untersucht. Voran wird eine Definition
des Gottesdienstes gestellt: „Der christliche Gottesdienst
realisiert und aktualisiert die Offenbarung Gottes im
Alten und Neuen Bund für die im Namen Jesu Versammelten
und öffnet damit zugleich für den Anruf Gottes im Alltag.
Zu seinem Vollzug gehört notwendig die Antwort der Gemeinde
, die im liturgischen Geschehen ihren Ausdruck finden
und im Gottesdienst des alltäglichen Lebens bewährt
werden muß" (S. 16).

Im weiteren wird dann das Verständnis des christlichen
Gottesdienstes im Gegensatz zum Kultus entfaltet. Gegenüber
allem kultischen Dienst bedeutet der christliche Gottesdienst
eine Wendung um 180 Grad. So wird nachdrücklich
hervorgehoben die Profanität und Weltoffenheit des urchristlichen
Gottesdienstes.

In der Literaturangabe für diesen Abschnitt vermissen
wir den Hinweis auf die profunden Arbeiten von Eduard
Schweizer. (In: „Neotestamentica", 1963. — Zur Liturgie des
Neuen Testaments, S. 333-399, und in: „Beiträge zur Theologie
des Neuen Testaments", 1970. — Gottesdienst, S. 219 bis
283.)