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Ausgabe:

1977

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

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Neuerscheinungen

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893

Theologische Literaturzeitung 102. Jahrgang 1977 Hr. 12

Dieses Buch wird manche Diskussion verursachen; der KIRCHENGESCHICHTE-
Vita Severini werden überraschende Gesichtspunkte abge- p _ _ dmatiamc7cit

Wonnen. Man sollte nicht nur die kühnen Kombinationen, KtrUKmAIIUNoZblT

sondern auch die Fülle von Kleinarbeit beachten, die L.

vorlegt . Der mehrmalige Hinweis auf die Textkritik an Lutherjahrbuch 1976. Organ der internationalen Lutherforschung,
der Bibel hat auch Schattenseiten: Wieviel Irrwege sind im Auftrag der Luther-GesellBchafl hrsg. v. H. Junghans,
auf diesem Gebiet gegangen worden, wieviel mühevolle Jahrgang 1976. Göttingen: Vandenhoeok & Ruprecht [1976].
Kleinarbeit ist geleistet worden, die heute kaum noch 191 S. 8°. Kart. DM 2<>,-.

anmerkungsweise erwähnt wird! Erfreulicherweise weiß ln seinem ßeit Die Theologie der Katechismen

,«•'•>«• daß er manchmal nur Vermutungen anstellt Lutherg anhand der Zuordnung ihrer Hauptstücke"

und ,1,,, Beweis schuld iü ble.bt: er empfindet es als M.hMeri v Peters, wie es zu der Auswahl, Zuordnung und

..Wagnis, eine Bekonstruktion des historischen G<- Zusammenstellung speziell der ersten drei Haupt stücke

schehens und der geschichtlichen Gestalt des beverinu* von Luthoi.s Kleinem Katechismus gekommen ist Hier

zu versuchen" (S. 178). So manche Nachricht der Vita sdu>jnt (las , -)25 (,i|1(.M ^wissen Abschluß darzustel-

Severini wird verständlicher, wenn man die neuen üeo- |,.„ der Bich lhmn in den Katechismen niedergeschlagen

tungen akzeptiert. hat, Deut lieh zeigt sich zunächst die inhaltliche Prävalenz

Rostock GertHaendier des Dekalogs, die später durch die Akzentuierung des

2. Credo-Artikels angefochten wird. So plädiert A. Peters
systematisch für einen Dreischritt: das Herzstück von
Dimer, Peter: Rupert von Deutz, Vita Heriberti. Kritische Edition Luthers Katechismus ist die Auslegung des Credo (J ).
mit Kommentar und Untersuchungen. Bonn: Röhrscheid 1970. wobei freilich die Eigenakzentuierung des ersten und des
146 S. gr. 8° = Veröffentlichungen des Historischen Vereins für dritten Artikels auffällt. Das wirkt sich auch auf die
den Nied.-rrl.cin. inshes. das alte Kr/.bistum Köln, I.'!. Karl. |)(.|<a|,„_,_ mu| ,|ie Vateriinsererklaning aus {•>). Damit
-!s- läuft parallel die ständige Rückanknüpfung an von Luther
Das theologische Werk Ruperts von Deutz rindet seit bereits Gesagtes, die den Katechismus in den Duktus von
einiger Zeit wegen seiner heilstheologischen Konzeption der Schöpfung bis zur Neuschöpfung einfügt (3). So bildet
besondere Aufmerksamkeit bei den Theologen, so bei sich eine Art Umrißkarte der rechten christlichen
•I.Beumer. L. Scheffczyk (heilsökonomische Trinitäts- Kirche-, die sich deutlich von einem anthropologischen
lehre) und besonders bei dem aus der Schule J. Leclercqs Zweischritt Glaube-Liebe unterscheidet, da sie auf den
stamme,„len Benediktiner M. Magrassi. der die Ge- vier Mandaten des geistlichen Regiments Christi - Evan-
Bchichtstheölogie Ruperts darstellte. Zweifelhaft Miel, gehum, Taufe, Abendmahl, Schlüsselamt - beruht,
immer noch, ob die Vita Heriberti Rupert zuzuschreiben Die „Englische Lutherdeutung von 1789 bis 1848: Refoi
ist. im eine sichere Basis für weitere Untersuchungen vor mation, Revolution und Reform" steht nach W. Frauke
allem für Philologen und Historiker zu schaffen, liefertder deutlich im Banne einer Rezeption der Französischen
Vf. zunächst eine kritische Edition. Der Text ist sorgfältig Revolution für England. Die Kontroverse über die Refor-
erstellt. sauber gedruckt und mit reichen Anmerkungen mation in England fallt zudem in die Zeit der angiikani-
versehen. Er umfaßt die Seiten 30-88. Nach drei Exkursen sehen Neubesinnung des Mi. Jahrhunderts und gehört in
zu Einzelfragen (8t>-97) folgen Untersuchungen über den den Zusammenhang der für England so charakteristischen
Am oi -der Vita, über Ruperts Verhältnis zu den Quellen, politischen Lutherdeutung. Es ist interessant zu sehen,
über seine Sprache und seine stärkere historiseh-theologi- wie fast alle Typen späterer Lutherdeutung, die sich polische
Umprägung des ihm vorliegenden Heiligenlebens. Ein tischer Grundvorstellungen bedienten, in dieser Periode
Verzeichnis der Bibelzitate, der Eigennamen, der Wörter englischer Geschichtsschreibung vorgeformt sind, und wie
und Sachen erleichtert die Erschließung des Inhalts. gleichzeitig das theologische Interesse der Historiker auf

Die Vita Heriberti gehört nicht zu den charakteristi- ihre Darstellung Einfluß nimmt,
sehen Werken Ruperts; sie ist sicherlich nur eine Bearbei- K. H. Burmeister setzt sich mit überzeugenden Argu-
tung der Heribertsvita des Lambert von Deutz. Das er- menten dafür ein. daß der mit Hans Walser zum Roten
Schwert eine Entscheidung, ob es sich wirklich um ein Brunnen bezeichnete Verfasser einer 1521 erschienenen
Werk Ruperts handelt, zumal sie nur in einer einzigen, Reformationsdichtung ein Pseudonym für .lohannes
noch dazu anonymen Handschrift erhalten ist (Univ. Bernhardi ist. der um 1490 in Schlins/Vorarlberg geboren
Bild. Bas(.| BVTl 33). Erst einige Drucke des 16. Jahr- wurde, 1530 Rektor der Wittenberge] üniversitäl war
hundert«, die auf einer verlorenen Handschrift beruhen, und 1534 in Wittenberg gestorben ist.
schreiben das Werk Ruperl zu. Ein endgültiges Urteil H. Hofmann hat „Heinrich Boehmers Nachlaß" gesichwird
bei dieser schmalen handschriftlichen Basis kaum tet> der in der Leipziger Universitätsbibliothek liegt, und
möglich sein, wenn es auch dem Verfasser gelungen ist, jst zu dem Ergebnis gekommen, daß er zum großen Teil
eine große Wahrscheinlichkeit nachzuweisen. ungeordnetes, schwer entzifferbares Material aus <ranz
Die Arbeit ist eine Dissertation, die von der Philoso- verschiedenen Zeiten des Boehmerschen Schaffens ent-
phischen Fakultät der Universität Bonn angenommen hält (wofür einige Beispiele gegeben werden). Diese Beob-
Wtffde. Sie wurde angeregt von dem hochverdienten achtung führt für H. Hofmann zu dem Schluß, daß es
Herausgeber der kritischen Ausgabe der Werke Ruperts njcnt gerechtfertigt sei, „an die Bearbeitung des Boehiner-
Rhaban Haacke OSB und theologisch mit betreut von scnen Nachlasses noch weitere Kräfte zu setzen"
dem unvergessenen Matthäus Bernards._ Beide »Wien Lennart Pinomaa äußert sich in einem kleinen Beitrag
verbürgen die Qualität der Arbeit, die em Muster einet Morho(lisdlt, Gesichtspunkte zur LutherforschunJ"
BOlide gearbeiteten Dissertation ist, und stellt die Frage nach vorhandenen und wünschen«.
Brom Erich Kleineidam werten Registern zu Luthers Werken, behandelt das

Problem der Zusammenarbeit von Kirchengeschichte und
systematischer Theologie, exemplifiziert an der Erfor-

. ., T1 , schung des sog. Turmerlebnisses, und führt O Peschs

Thomas, Michael: Benedikt und ^'«f"'h^ fedeut«n« Buch über die Theologie der Rechtfertigung bei £5her

b.r den europäüchen Mensche.,, fFfe, 1976 |. «MH^ und Thomas von Aquin als ein Musterbeispiel für niet o-

^uOTA^rk^rr£t&&^ SSdO** Ld discher.Umgang mit den Quellen vor. EsPist nicht

•'"h" Buridan'; (CL.n.ari.-s Aristotle s Kthi.s (FrS 35, e„,s,cht,g. welche Zielstellung der Beitrag von Pinomaa
1975 S. 237-270). ' 01 111 • E- kelne neuen Gesiehstpunkte bringt,