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Ausgabe:

1977

Spalte:

879-884

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Vielhauer, Philipp

Titel/Untertitel:

Geschichte der urchristlichen Literatur 1977

Rezensent:

Kümmel, Werner Georg

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Theologische Literaturzeitung 102. Jahrgang 1977 Nr. 12

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next stiffening lay in seeing this "accused sufferer" as the
King, whether in a real confiict on behalf of his nation
(Birkeland) or in a cult-drama against mythic powers of
chaos (Hooke, Widengren).

The book is so structured that at this point we turn
somewhat aside from the main-line developments out of
Gunkel. Weiser claimed that the psalms echo the Sinai
expericnce. Others drew various inferences from the
inconsistently triumphant thanksgiving which comcs at
the end of several psalms of depression. Next we have a
chapter on psalm-techniques which could have been
borrowed by Israel from mid-east neighbors. Surprisingly,
this «as not chosen as the opportune place to insert the
severe strictures against "Pan-Ugaritism" which preempt
the conspicuous long footnote on the very first page of the
text. Even many a Scholar who may approve these
strictures would doubtless feel more comfortable if they
had been inserted as a separate even if brief chapter, in
the author's usual patient and irenic way, drawing a
devastating conclusion out of a sober balancing of the
arguments pro and con. Apparently only Dahood and his
disciples (unless possibly in genoral on p. 13 the "uncon-
ventional" few like Nötscher and Kissane who ignore
Gunkel) fall beyond the pale of the spicily humorous
insistence of p. 9 that even the carcasses along scholar-
ship's high way serve a useful positive function in pointing
the way of forward progress: "Of the Psalms it is true
what T. S. Eliot said of Shakespeare: 'About anyone so
great, it is probable [,] that we can never be right; and if
we are never right, it is better from time to time we should
change our way of being wrong'".

We are drawn back to the Gunkel orbit when we are
asked to consider the psalms whose form is due tu
someone's free choice rather than toan existing Gattung.
The first group are the "pious" psalms, with rejection of
efforts of Deissler and other adherents of Robert to class
them as "anthological"; as for the alphabetical psalms,
they are gattungsfremd chiefly in their banality of content
. Warm favor is shown by Becker (as in his 1966
"Israel deutet seine Psalmen") to the view that many
psalms retain a purely formal first-person-singular while
really understanding it as a collective for the Community:
Gunkel's own abandoning of his "usual irenicism" to
make "a personal enemy" of the favor previously shown
for the "collective ich" is pardonable and today even
demythologizable. Finally worthy of note are the "histo-
ricizing i.e. Davidizing" psalms, by which curiously the
exaet opposite is meant: the psalm-titles and some other
clues have been pressed into Service of the claim that many
psalms were really written in a milieu much later than
the historical Situation they pretend to reflect: even in
Maccabean times, which Becker wholly disallows while
piling up a noteworthy list of defenders.

After a chapter on whether the Psalter as a whole has
a more than accidental unity, Becker courageously opines
on p. 132 that Paul VI did not go far enough when he also
courageously vetoing a big consensus of bishops expunged
some ("curse") psalms from Christian liturgy: we should
use the psalms with much morereserve andadaptation, only
insofar as they really fit and express todaj^'s nonns of
prayerful utterance.

Roma Robert North S.J.

NEUES TESTAMENT

Vielhauer, Philipp: Geschichte der urchristlichen Literatur. Einleitung
in das Neue Testament, die Apokryphen und die Apostolischen
Väter. Berlin-New York: de Gruyter 1975. XIX, 813 S.
8° = de Gruyter Lehrbuch. Lw. DM 68.-.

Seit P. de Lagarde, A. Eichhorn, G. Krüger und W.

Wrede am Ende des 19. Jahrhunderts die Forderung aufgestellt
hatten, unter bewußter Nicht-Beachtung der
Grenze des neutestamentlichen Kanons eine „alle Dokumente
jener Zeit" berücksichtigende „Urchristliche Literaturgeschichte
" zu schreiben, und F. Overbeck zur
gleichen Zeit den radikalen Bruch zwischen der „Christlichen
IJrliteratur" und der patristischen Literatur konstatiert
hatte (Ph. Vielhauer erwähnt in dem hier anzuzeigenden
Buch auffälligerweise die zuerst genannten
Forscher überhaupt nicht, bezieht sich dagegen ausdrücklich
auf F. Overbeck), ist diese Aufgabe mehrfach
versucht, aber noch nie ausführlich durchgeführt worden.
M. Dibelius hat als letzter 1926 in zwei schmalen Gö-
schenbändchen eine „Geschichte der urchristlichen Literatur
" in populärer Form vorgelegt (Neuausgabe mit Einleitung
und Literaturnachträgen von F. Hahn in der
Theologischen Bücherei 58, 197ö; vgl. R. Bultmanns
Besprechung in dieser Zeitschrift 52, 1927 Sp. 80ff.). und
wenn Ph. Vielhauer daran anknüpft, so hat er doch als
erster diese Aufgalie in umfassendem Sinn aufgegriffen
und durchgeführt. Er vermeidet es dabei, die „üblichen
Einleitungen in das Neue Testament'" (S. VII) zu diffamieren
(wie es vorsichtig F. Hahn im Vorwort zur Neuausgabe
der Literaturgeschichte von M. Dibelius, S. 12,
und scharf H.Köster in Band I der Festschrift für
M. Smith, 1975, S. lff. tun), bezeichnet es vielmehr in ausdrücklichem
Anschluß an M. Dibelius berechtigtermalJen
als seine Aufgabe, „die Formwerdung des Christentums
nach der literarischen Seite" darzustellen und darum eine
„Literaturgeschichte des Urchristentums" zu schrei heu
(S. 1), die als Lehrbuch gedacht ist und somit auch in den
heutigen Diskussicmsstaiid einführen will.

Das Buch ist, abweichend von M. Dibelius, so angelegt ,
daß nach einer ausführlichen Erörterung der vorliterarischen
Formen in 10 Kapiteln das Corpus Paulinum, die
synoptischen Evangelien, der johanneische Kreis, Apokalypsen
, die späteren Briefe, fingierte Briefe, apokryphe
Evangelien, apokryphe Apostelgeschichten, Gemeinde
Ordnungen und Kultisches und der Ausgang der urchristlichen
Literatur behandelt werden. Diese Einteilung
scheint mir freilich im Rahmen einer „Literaturgeschichte
" nicht konsequent zu sein; denn die Zuordnung
des Hebräerbriefs zum „Corpus Paulinum" und
der Johannesbriefe zum „Johanneischen Kreis" ist nur
kanons- und nicht literaturgeschichtlich begründbar, und
das Kapitel „Apokryphe Evangelien" umfaßt, wie V.
selber deutlich macht, sehr verschiedenartige Schriften,
die z.T. überhaupt nicht als „Evangelien" bezeichnet
werden können. Nun ist die Frage der Anordnung des
Stoffes an sich nicht wichtig genug, um sich dabei aufzuhalten
, wenn sich darin nicht ein Problem zeigte, das den
Charakter des Buches als Ganzes betrifft. Da nach V. „die
sog. Einleitungsfragen des Neuen Testaments und der
anderen Schriften" nicht als „gelöst" vorausgesetzt
werden können (S. 6), müssen die herkömmlichen Methoden
der „Einleitung" mit der konstruktiven Methode der
Literaturgeschichte verbunden werden, und so entsprechen
denn die Paragraphen, die die neutestamentlichen
Schriften behandeln, in großein Umfang dem, was
herkömmlicherweise in einer „Einleitung in das Neue
Testament" behandelt wird, bis hin zu theologiegeschichtlichen
Fragen, die literaturgeschichtlich bedeutungslos
sind (etwa beim Hebräerbrief oder dem Matthäus-
evangelium). V. vertritt in den Fragen der Verfasserschaft
und der literarischen Einheit der neutestamentlichen
Schriften eine radikale Position, wobei er sich mehrfach
mit den von mir vertretenen Ansichten auseinandersetzt;
ich stehe aber nicht an festzustellen, daß er seine Entscheidungen
sehr gut begründet. Wenn mich auch seine
Ansichten keineswegs immer überzeugen (etwa die Vermutungen
über die Methode bei der Kombination der für
2 Kor oder Phil angenommenen Brieffragmente zum überlieferten
Brief, die Annahme eines Inthronisationsschemas