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Ausgabe:

1977

Spalte:

878-879

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Becker, Joachim

Titel/Untertitel:

Wege der Psalmenexegese 1977

Rezensent:

North, Robert Grady

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877

Theologische Literaturzeitung 102. Jahrgang 1977 Nr. 12

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testamentlichen Wissenschaft, erheb! jedoch für keine sind. Es ist positiv zu beurteilen, daß der Vf. einen einsei-

Methode Absolutheitsanspruch, sondern benutzt alle tig bestimmten Offenbarungsbegriff vermeidet,

methodischen Möglichkeiten, um die Endgestalt des Von der Grundposition aus erklärt es sich wohl auch

Textes zu erklären. Er vertritt mit Recht die Ansicht, daß daß im Zusammenhang mit Ex6 versucht wird, das Pro-

die traditionelle Quellenscheidung manche Sachverhalte blem der deutlich erkennbaren Phasen der israelitischen

nicht einsichtig machen kann, daß man vielmehr Vor- Religion zu entschärfen. Auch die Ablehnung der Midiani-

gänge auf der Stufe der mündlichen Tradition mit berück- terhypothese dürfte mit Childs' Ansatz im Zusammenhang

sichtigen muß. Zur Ausscheidung einer ,,Nomadenquelle" stehen. Ferner fällt auf, daß das Mose-Problem kaum be-

durch G. Fohrer2 steht er kritisch. Obwohl er selbst tradi- rüoksichtigt ist, wenn sich der Vf. auch gelegentlich gegen

t ionsgeschichtliche Erwägungen anstellt, möchte er allzu- eine Eliminierung der Mose-Gestalt durch M. Noth aus-

viel hypothetische Annahmen vermieden wissen. spricht (vgl. S. 95).

Hauptanliegen des Vfs. ist, wie schon gesagt, die kano- E* «** bei einem so umfangreichen Kommentar nicht

nische Endgestalt des Textes in ihrer eigenen Integrität '»oglicli. "> einer Rezension detailliert auf Ergebnisse der

zu interpretieren "In mv judgment, the historical dunen- exegetischen Bemühungen des Vfs. einzugehen, die des

sion has sionificance for exegesis onlv to the extent that it öfteren neue Aspekte aufweisen. Entscheidend ist m. E.

can illuminate the final form of the text" (S. 543). "This sein Hauptanliegen, zu dem einige Anfragen erlaubt seien,

docsnol mean that the modern exegete can operate with ^eht bel selIlem hermeneutischen Ansatz nicht die

the present text midrashically" (S. 364). Gegenüber Gefahr zu e.nem yorkritischen KanonbegriflF zurüekzu-

kritischen Kommentaren erhebt er den Vorwurf, daß in kehren? Daß der Kommentar die Verwendung von Tra-

ihnen oftmals Diskrepanzen hochgespielt werden und daß ditionen des Buches Exodus im Neuen Testament be-

drr Text ohne Rücksicht auf das Endstadium atomisiett H^cht igt, .st an und ur sich positiv zu bewerten. Es

wird. Damit hat Childs sicher nicht so ganz unrecht, aber gehört nach C hilds zur theologischen Reflexion im Kon-

auch seine Forderung, die Endgestalt ernst zu nehmen, ist t«t ** Kanons, wobei zu beachten ist daß der Begriff

nicht unproblematisch. „Kontext nach dem Vorgang anderer Forscher* auf den

TT . ... . , . , , . , „0 ganzen Kanon Alten und Neuen Testamentes ausgedehnt

Um zu erfassen, was für Childs theologische Interpre- wj),d Problenlatisch ist es abe wenn gef0rdert w^rd dag

tation" bedeutet, sei auf folgende Aussagen hingewiesen: A]tR Testament im Lichte des Neuen zu sehen E;

S SCI

imi , i . i , i • • j , »1, „U ivoraiiiniu im uimhc ucs seilen nu seilen.

The theological task. as we have envisioned it through- darauf hingewiesen, daß Childs an anderer Stelle so<w

out this commentary, is t(> seek a inijclern reflection on the gefordert hat> die Darstenung der atl Theologie mit

blblical witness in the context of botli testaments which Passagen des Alten Testaments zu beginnen die im

comprise Christian scripture" (S. ooO). ' The basic theoio- Neuen Testament verwendet werden6,

gical task is to retain the füll dimensions of the biblical Da childs das Buch Exodus aLs schrift der Kirche ver-

witness when seeking its modern proclamation (S.böj). stehen wi]i kaim er Aussagen, die primär Israel gelten

So wird in der theologischen Reflexion über Ex 2 11-25 häufig ohne weiteres auf die christliche Kirche beziehen '

(S. 42ff.) zunächst versucht, das Alte Testament im Lichte Wenn man bei einer theologischen Interpretation nicht

des Neuen zu verstehen. Sodann nähert sich der Vf. dem nur theologische Leitgedanken des Textes herausarbeitet

Exodus-Text mit den Problem ., Iheologie c er ItevoJu- swnd(,rn m.lm (i„. praktisch-theologische Frage was der

tion" und fragt, was er aus ihm lernen kann. Abschließend Tpxt uas heute sagt> mit einbe70gen wird SQ sind doch

stellt er fest, daß der Text keine klare Antwort aut das zuvor hermeneutische und systematische Erwägungen

Problem der Gewaltanwendung um der Gerechtigkeit erforderlich. Es ist jedoch die Frage, ob solche unum-

Willen gibt. gänglichen Überlegungen in einem Kommentar überhaupt

Charakteristisch ist auch die theologische Reflexion im möglich sind.
Kontext des Kanons über die Überlieferung vom Manna

Jena Eva Oßwald

und den Wachteln in Ex 16.1-36 (S. 299ff.), die es erlaubt,

aus den alten Gleisen der supranaturalistischen oder 1 Vgl. Interpretation in Faith: The Theological Responsibility of an OT Com-

+• l . u ü i l- „ „,,ci,,V.v,«»h^Ti "To tflkp thp mentary = Interpretation 18, 1964, S. 432-449; Biblical Theology in Orisis

rationalistischen Erklärung auszubrechen. LO taKe tne 1970. Dieses Werk wird von G. Hasel, Old Testament Theology: Basic Issiies in

( Oncent of the canon seriouslv IS to assign to scripture a the Current Debate, 1972, S. 8 als "penetrating and daring" bezeichnet,

i- 1 j x f .„„ trnth of its Überlieferung und Geschichte des Exodus = BZAW 91, 1964.

normative role and to refuse to submit tue uuin 01 11s s 0od vvho Act8 19B2

testimonv to criteria of human reason" (S. 300). Als Vgl. H.W. Wolff, Zur Hermeneutik des Alten Testaments = EvTh 16,

to« ■ t rj ■ ■ j. j:„ ivr„„„a^<nViir'ht,e auf Gott 19o6, s. 337IT. = Probleme atl. Hermeneutik (ThB 11), 1960, S. 140ff • K.Frör,

kanonisches Zeugnis Weist die Mannagescnicnte aui WO«, Biblische Hermeneutik. Zur Sehriftauslegmig in Predigt und Unterricht 1961-

der in einer Glaubensgemeinschaft am Werk ist Der vuv s.63 m'1991'

Li„„ , ,.. , • Y rj___inn«n sondern VgL '"einen Aulsatz „Theologie des Alten Testaments - eine bleibende uf-

Exeget hört nicht nur das Zeugnis von „innen , sonueill gabe alttestamentlicher Wissenschaft" = ThLZ 99, 1974 Sp. 643.

auch von „außen", denn er ist versucht, das Leben ganz
in den Grenzen menschlicher Erfahrungen zu sehen. "He
seeks to share the bread of life with the church through

the testimony of scripture. He remains open in antieipa- Beck«, J^him: W^e i«r Psalmenexegese. Stuttgart: Kath.

tion to those JroinentI when the Spirit of Gkx[™*™^ tffeSflFiiSZi. Ä£tÄ^ ^
tension and bridges the gap between faith and history

(S. 302). With convincing clarity and simplicity this book

Der Vf. nimmt gelegentlich bei der Exegese bestimmter marshals very recent bibliography in support of the thesis

Texte auch Stellung zu der vielverhandelten Frage that Gunkel and Gunkel alone has shown us the overall

„Offenbarung in der Geschichte". So wird z. B. im Zu- correct methodology of Psalm-interpretation. HisGattun-

sammenhang mit der Erklärung der Passah-Tradition gen are endurable because they are flexible: he recognizes

darauf aufmerksam gemacht, daß man, wenn man die that many psalms underwent a pious personalization of

letzte Redaktion ernst nimmt, in der Art und Weise wie content between the time their Gattung was conferred and

der Redaktor Gebote mit Erzählungen verbindet, das the moment of their aeeeptance into the canon.

biblische Zeugnis hinsichtlich der Beziehung zwischen Almost all further methods have fallen short of Gunkel

Wort und Ereignis erkennen kann. Im Gegensatz zu even while claiming to carry through more consistently

G. E. Wright3, der das „Handeln Gottes" vom „Wort his own uorms. Thus Mowinckel demanded a too-rigid

Gottes" unterschieden wissen wollte, sagt Childs: "The cult-situation for psalms which to Gunkel had merely

event is never uninterpreted" (S. 204). An anderer Stelle cult-form. Then H. Schmidt wanted to find in psalm-

(S. 409) heißt es, daß Geschichte und Gesetz verschiedene mentions of accusers or illness a too-literal life-setting for

Seiten des einen Akts der Selbstmanifestation Gottes what could have been partially metaphorieal imagerv Th

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