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Ausgabe:

1977

Spalte:

845-848

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Grom, Bernhard

Titel/Untertitel:

Methoden für Religionsunterricht, Jugendarbeit und Erwachsenenbildung 1977

Rezensent:

Kehnscherper, Günther

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845

Theologische Literaturzeitung 102. Jahrgang 1977 Nr. 11

M6

Sammelbandes. Hinsichtlich der Erklärung biblischer

Texte wird der Pfarrer daran erinnert: .....man muß

bereit sein, hier jederzeit mit offenen Karten zu spielen,
man darf nichts verschleiern wollen!" (62). Die Erziehung
zum symbolischen Verständnis der religiösen Sprache
sollte auf einer möglichst frühen Stufe der geistigen Entwicklung
einsetzen. Als eine Hilfe erweisen sich auch die
Erläuterungen unterschiedlicher Weisen, Bibeltexte zu
interpretieren (68ff.). Hier liegen Ansätze vor, die aufzubauen
sich lohnen könnte. Daß die Aufsätze insgesamt
davon so wenig spüren lassen, dürfte an der fehlenden
Distanz gegenüber T., die dem Vorbild durchaus adäquat
wäre2, liegen. Dafür eignete sich der Anlaß, aus dem heraus
die Aufsätze entstanden, vermutlich nicht sehr. Da
auch die intendierte kirchliche Praxis nicht ausreichend
erklärt, sondern anscheinend als eindeutig definiert vorausgesetzt
wild, kann der Pfarrer in der Praxis nicht
zufrieden sein mit dem, was ihm dargeboten wird. Er
erfährt bestenfalls, wie andere sieh ihre Praxis vorstellen
und auf einige Symptome derselben reagieren. Alles in
allem liegt trotz mancher helfenden Erkenntnisse in erster
Linie eine Erinnerung für die vor, die beim ursprünglichen
Anlaß dabei waren und nun das nachblättern können, was
sie hörten.

Der Verlag legt hiermit erneut einen Beweis seines Bemühens
um das Werk T.s vor. Daß zusätzlich noch die
von ihm publizierten T.schen Opera durch W. Schmidt
und W. Collmer vorgestellt werden (78-83), scheint Rez.
zuviel des Gutgemeinten.

Berlin Jens Langer

1 H. Klsasser, Paul Tillichs Lehre vom Menschen als Gespräch mit der Tiefenpsychologie
. Dias. Marburg 1973.

• Vgl. etwa G. Wirth. Über Thomas Mann und Paul Tillich, in: Communlo
Vlatorum 1978/1-2. 29-34.

KATECHETIK UND
RELIGIONSPÄDAGOGIK

Crom, Bernhard: Methoden für Religionsunterricht. Jugendarbeit
und Erwachsenenbildung. Düsseldorf: Patmos-Verlag und Göttingen
: Vandenhoeck & Ruprecht [1976]. 262 S., 8°.

B.Grom S. J., Prof. für Religionspsychologie und Religionspädagogik
an der Hochschule für Philosophie in
München und Dozent an der Universität Innsbruck legt
ein Kompendium bewährter Unterrichtsverfahren und
Arbeitsformen vor, wie es in dieser Reichhaltigkeit und
theologisch-didaktisch durchsichtig konzipierten Anordnung
bisher noch vermißt wurde. Mehr als hundert verschiedene
Methoden, Arbeitsmedien und Modellskizzen,
die vom Rundgespräch und von Meditationsübungen bis
zur Bildbetrachtung und zum Rollenspiel reichen, werden
vorgestellt. Dem Vf. geht es nicht nur um die Zusammenstellung
teilweise ja durchaus bekannter Arbeitsmethoden
oder bloße Vermittlung neuer, etwa durch die Gruppendynamik
oder Lernpsychologie erschlossener Verfahren.
Vielmehr befragt er - allerdings in recht unterschiedlicher
Intensität- die dargelegten alten und neuen Arbeitsformen
unter gruppen-, Unterrichts-, medien- und lernpsychologischen
Gesichtspunkten daraufhin, wie sie bei ihrer
Anwendung im Bereich christlicher Unterweisung und
Qemeindearbeit wirken und wie sie spezifisch ethisch-
religiöse Ziele und Inhalte angestrebter kirchlicher Lernprozesse
fördern können.

Das vorliegende „Methodenbuch" hebt sich von bisherigen
Wegweisern für die pädagogische Praxis dadurch
wohltuend ab, daß ein mehrdimensionales, ganzheitliches
Lernen als ständige Verbindung von Information, Erleben
, Reflexion und Verhalten möglichst kontinuierlich angestrebt
wird. „Darüber nachzudenken, welche Lernziele

unter welchen Bedingungen durch bestimmte Methoden,
Medien und Arbeitsformen gefördert werden können - das
ist die Absicht des vorliegenden Methodik-Seminars" (12).
Der Vf. stellt seinen überaus praktischen, leider nur gelegentlich
bis in Einzelheiten ausgeführten Einweisungen in
bestimmte Arbeitsmedien ausdrücklich das Primat der
zielorientierten Inhaltlichkeit (Didaktik) vor der Methodik
voran. Er hält sich auch im Nachdenken über die Ergiebigkeit
oder Unergiebigkeit neuentdeckter Verfahrensweisen
an den altbewährten Grundsatz, daß sich methodische
Folgerungen begründet erst dann treffen lassen, wenn die
Entscheidungen über die Ziele und die zielorientierten Inhalte
des Unterrichts bereits getroffen sind. „Methoden
und Medien können nur dann sinnvoll als .Anregungsvariable
' (W. Schulz) eingebracht werden, wenn sie genau
auf die Voraussetzungen, Intentionen und Inhalte des geplanten
Lernprozesses abgestimmt sind" (11/12). Ihirch
den ständigen Hinweis auf den größeren didaktischen Zusammenhang
wird der Gefahr der Verselbständigung der
oft tatsächlich überaus interessanten Unterrichtsmedien
gewehrt.

Der Vf. hat die Kapitel so angeordnet, daß ein Weg der
Reflexion übergreifender Ziele und Aufgaben deutlich
wird:

I. „Hilfen zur Abreaktion und Umstimmung" (15-17).
Die Lerngruppe soll eingestimmt und aufgeschlossen werden
.

II. „Bessere Interaktion: Durch kooperative Arbeitsund
Gesprächsformen, durch gruppenpädagogische Übungen
und Aktionskontrolle" (20-104). Vertrauensvolle Beziehungen
unter den Mitgliedern der Gruppe werden als
eine wesentliche Voraussetzung ethisch-religiöser Erfahrungen
und Einsichten angestrebt.

III. „Bedeutsame Themen finden - Lernziele differenzieren
und für die gemeinsame Arbeit wählen - Erwartungen
klären" (105-123). Das Interesse an bedeutsamen Themen
, Erfahrungen anderer und Glaubenszeugnissen kann
für einen gemeinsam geplanten Lernprozeß durchaus aus
der eigenen Lerngruppe entwickelt werden. Die in diesem
Kap. gebotenen Hilfen werden besonders dankbar für die
kirchliche Arbeit mit jungen Erwachsenen begrüßt werden
.

IV. „Die mitgebrachten Einstellungen und Erfahrungen
zu einer Thematik bewußt machen und die Lernenden
zu neuer Erforschung u. Bewertung motivieren" (125-185).
Ohne bewußte Stellungnahme zu bisherigen Einstellungen
und Erfahrungen wird die Aufarbeitung und Bewertung
neuer Fakten und Einsichten schwerlich gelingen.

V. „Wege zur Neubildung und Erweiterung von Einsichten
, Einstellungen und Verhaltensweisen: Recherchen,
Simulation im Rollen- und Planspiel, argumentative Auseinandersetzung
und Konfrontation mit biblisch-theologischen
Aussagen, Begegnungen, Aktionen" (187-236). Ka-
tegoriale Erhellung kann nicht das Endziel der Bemühungen
sein. Ebensowenig kann es darum gehen, feste „kirchliche
" Normen aufzustellen. Vielmehr wird durch Reflexion
auf verschiedenen Bewußtseinsebenen und durch
Einsatz differenzierter Medien zu einer Neubildung und
Erweiterung der Einsichten, Einstellungen und Verhaltensweisen
weitergeführt.

VI. „Ausdrucksgestaltung: Einsichten, Wertungen und
Fragen durch kreative Gestaltungen ausdrücken und neu
erleben" (237-251). Es werden Vorschläge gemacht, wie
die Lerngruppen „gegebenenfalls die erarbeiteten Einsichten
, Wertungen und Fragen durch kreative und meditative
Gestaltung neu erleben können" (12).

Bei der Überfülle der angebotenen Möglichkeiten, Formen
und Wege kann man nicht erwarten, daß alle Bereiche
mit gleicher Gründlichkeit und Eindringlichkeit dargestellt
und bedacht wurden. Deshalb bietet ein derartiges
Kompendium eine verhältnismäßig breite Angriffsfläche
für Kritiker. Aber wer mit diesem Buch ernsthaft arbeitet
die umfangreichen Literaturhinweise heranzieht und ge-