Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1977

Spalte:

785-794

Autor/Hrsg.:

Asendorf, Ulrich

Titel/Untertitel:

Kreuz und Auferstehung 1977

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2, Seite 3, Seite 4, Seite 5

Download Scan:

PDF

T TL/ tut V

Theologische Literaturzeitung

Monatsschrift für das gesamte Gebiet der Theologie und Religionswissenschaft

Begründet von Emil Schiirer und Adolf von Harnadc
Herausgeber: Professor D. Ernst Sommerlath, D. D., Leipzig
in Verbindung mit Professor Dr. habil. Ernst-Heinz Amberg 33523

NUMMER 11 102. JAHRGANG NOVEMBER 1977

Spalte Spalte Spalte

Kren/ unil Auferstehung Isbcll, Ch. D.: Corpus of the Aramaic Incan- Sancta Birgittu: Opera minora, t, ed. by St.

v,,n i IlTif 781 tation Bowls (K.-H. Bernhardt)........... 804 Eklund (G. Haendler).................... 829

......................... de Jonge.M. [Ed.]: Studieson the Testaments Sctat«. E.: Hew* System der Theologie

Das. Buch de» Thomas. of the Twelve Patriarch* (G. Delling)....... 819 „ ^ie™elb°rn) • V v • • • ■ • • • •• • s3a

Von D Kirchner 793 r i. j « . „ ■ „ , ,, , , ,., Schmidt, W.: Die Bedeutung Paul TiUichs für

von V. Kirchner......................... <vi Kalivoda.R.: Revolution und Ideologie, ubcre. die kirchliche Praxis (J. Langer)........... 844

Carley, K. W.: Ezekiel among the Prophets v. H. Thorwart u. M.Glettlcr (G.Wendelbora) 830 Thorwart, H., s. Kallvoda, R................ 830

(W.Zimmerli) .......................... 807 Kümmel, W. G.: Börner 7 und das Bild des Men- Vandervelde, G.: Original Sin (I. Bertinetti)... 837

Cross, F. M., and D. S. Freedman: Studies in sehen im Neuen Testament (O. Merk)....... 821

Ancient Yahwistic Poetry (W. Herrmann) .. 818 Maas, W.: Unveränderlichkeit Gottes (H.-M. Referate über theologische Dissertationen

Eklund, St., s. Sancta Birgitta .............. 829 Barth) ................................. 834 in Maschinenschrift:

Freodman, D. N., s. Cross, F. M.............. 818 Mann, U.: Die Religion in den Religionen Friedrich, J.: Got t im Anderen?.............. 847

Gessel, W.: Die Theologie des Gebetes nach (u- Gerber)............................. 839 Hirth, Th.: Der Mlschnatraktat .Keritof nach

,De Oratlone-von Origenes (H. Goltz)...... 825 Michaeli, F.: Le llvre de l'exode (J. Heller)..... 805 Handschriften und Erstdrucken hrsg., übers.

Olettler, M.,.. Kalivoda, R............. .... 830 0hllg, R.: Die Zwei-Reiche-Lehre Luthers in der eSSJT'Ä» i£ Ge'meindeverständnis M*

Görg, M.: Gott-König-Reden in Israel und Agyp- Auslegung der deutschen lutherischen Theolo- des Matthäus-EvangeliumB 851

ten (S. Wagner)......................... 809 gie der Gegenwart seit 1945 (G. Forck) ..... 840 Schulz, W.: StllkritlBche Untersuchungen zur

Grom, B.: Methoden für Religionsunterricht Pannenberg, W.: Gegenwart Gottes (H.H. Jens- deuteronomistlschen Literatur ............ 868

(G. Kehnscherper)....................... 845 sen).................................... 842

Heinemann, J.: 'Aggädöt wetöledötehän (P. ReTling, J.: Hermas and Christian Prophecy Von Personen:

Schäfer)................................ 812 (H.Kraft).............................. 823 Heinz Wagner zum 65. Geburtstag (H. Moritz) 855

Kreuz und Auferstehung

Von Ulrich Asendorf, Hannover

Von der Rechtfertigung heute zu reden, bedeutet das Was die Entwicklung nach dem zweiten Weltkrieg

Aufdecken eines inneren Widerspruchs. Der articulus angeht, so haben die Angriffe von Karl Barth, besonders

stantis et cadentis eeclesiae ist als solcher in der lutheri- auf das deutsche Luthertum wegen seines politischen

sehen Theologie unbestritten. Verlegenheit aber stellt sich Versagens, nicht gerade das lutherische Selbstbewußtsein

ein, wenn der damit gesetzte Anspruch im Detail ausge- gestärkt, ganz abgesehen davon, daß sich längst andere

wiesen werden soll. Insofern bezeichnet der gescheiterte theologische Schwerpunkte gebildet hatten, dio das breite

Versuch des Lutherischen Weltbunds, auf seiner Vollver- Interesse fesselten wie etwa Entmythologisierung und

Sammlung in Helsinki 1963 ein neues Verständnis der Hermeneutik, von der später aufkommenden politischen

Rechtfertigung zu formulieren, nur Symptome einer tiefer Theologie gar nicht zu reden.

sitzenden Krankheit. Auch wenn sich diese Bewegungen inzwischen bedeu-

Diese hat nicht allein ihre methodologischen Ursachen, tend abgeschwächt haben, so ist es an der Zeit, n icht zuletzt

die im Übergang aus dem konzentrisch um die Rechtferti- auch im Zug Wissenschaftstheoretischer Überlegungen,

gung kreisenden Denken Luthers in den durch Melan- über die Rechtfertigung als das bleibende Zentrum Iuthe-

chthon vermittelten orthodoxen ordo salutis angesiedelt rischer Theologie neu nachzudenken. Das gilt um so mehr,

sind. Die theologische Reflexion über diesen Prozeß ist bis als sich die Energien der dialektischen Theologie weithin

jetzt, abgesehen von seiner historischen Darstellung, noch verbraucht haben,
nicht geleistet worden. Hier liegen auch die Grenzen der

konfessionellen lutherischen Theologie des vorigen Jahr- L Ueoamtee der neutestamentlichen Exegese
nunderts und ihrer Nachwirkungen.

Für unser Jahrhundert hat die Lutherrenaissance be- Dabei geht es zunächst um die Rekapitulation einiger
deutende Akzente gesetzt, ohne allerdings zu einer umfas- wesentlicher Ergebnisse der neutestamentlichen Forsenden
neuen Deutung der Rechtfertigungslehre durchsto- schung der letzten Zeit, von denen aus Luthers Recht-
ßen zu können.Quellenmäßig blieb das Interesse verständ- fertigungstheologie in einem neuen Licht erscheint. Vorab
licherweise auf die neu entdeckte Römerbriefvorlesung muß bemerkt werden, daß das Abreißen des Gesprächs
fixiert . Vor allein lag der Schwerpunkt der Aussagen über der neueren Lutherforschung mit der biblischen Theologie
die Rechtfertigung m der Anthropologie, ohne daß es zu zu den beklagenswerten Tatsachen gehört. Das ist um so
einer umfassenden Erhellung der christologisehen Hinter- unverständlicher, als sich die Neutestamentier, um nur
gründe gekommen wäre. Die so gesetzten Akzente gehören Rudolf Bultmann als Beispiel zu nennen, immer wieder
sachlich und zeitlich in die Nähe der sich langsam ausbil- auf Luther berufen haben. Luther ressortiert, mindestens
denden Existentialtheologie. Die Entdeckung Kierke- in Deutschland, vorzugsweise in der Kirchengeschichte
gaards schlug auf Luther über und ließ ihn in einem neuen bestenfalls mit einigen Querverbindungen zur systema-
Licht erscheinen. tischen Theologie. Diese ihrerseits beschäftigt sich nur am

785

786