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Ausgabe:

1977

Spalte:

766-768

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Autor/Hrsg.:

Berger, Blandine D.

Titel/Untertitel:

Le drame liturgique de Pâques du Xe au XIIIe siècle 1977

Rezensent:

Nagel, William

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765

Weltbünde! zusammen, tun Fragen der Theologie der Ehe, be-
sonders auch dag Problem der Mischehe miteinander zu bearbeiten
. Orthodoxe und Anglikaner sind nicht mit anwesend. Die
vorliegende Veröffentlichung enthalt ein Heferat, das 1974 in
dieser Kommission gehalten wurde.

Ks bietet einen I berblick Ober die Stellung der großen Konfessionen
zur Scheidung, Ausgangspunkt für eine Beurteilung
isi das Herrenwort von der Unscheidbarkeit, Es „stößt sieh mit

dein Status corrupl ionis" (S. 12) und sel/l sicli in Gegensatz
,.zu der Rechtsl radil ion der gesamten Menschheit" (S. l.'i). Das
I lerrenwort will den ..ursprünglichen Schöpfungswillen Gottes"
zum Ausdruck Illingen (S. l.'i) und zieht aus der protologisc hen
Aussage eine cschatologische ethische Konsequenz. Ks hedarf
aber unter den Bedingungen des Status corruplionis eines Schei-

dungsrechtes, um Konflikte unter den Menschen zu humanisieren
. So besteht schon in der Heiligen Schrift eine zweilinige Tradition
, die ..etwa in dem Verhältnis von Regel und Ausnahme
vorgeht" (S. 38). Die Ostkirche hält sich daran, indem sie das
Herrenwort ernst nimmt und nur im Einzelfall eine Scheidung
für möglich hält, ohne Gründe dafür inhaltlich zu umschreiben.
Das jeweilige geistliche Urteil ist entscheidend. Die alte lateinische
Kirche kennt im Unterschied dazu ..gewisse definierte

Ausnahmen" (S. .'(II). Erst im zweiten Jahrtausend setzt sielt in
der römischen Kirche die ..völlige Ausschließung jeder Ausnahme
" (S. 39) durch, während die rvniigelisc.be Praxis eine Entwicklung
durchmacht : I rsprünglich galt nur ,,die massive Zerstörung
der Ehe" (S. 32) als Scheidungsgrnnd. der eine Wieder-
trauung ermöglichte. Dann wurden das Schuld- und Zerrüttungsprinzip
der säkularen Gesetzgebung jeweils akzeptiert. —
Alle Kirchen betonen den Primat des Herrenwortes, sind aber
unterschiedliche Wege im Klick auf Ausnahmen gegangen. Zur
Zeit steht die schwierige Krage an. oh gegenüber den bisherigen
Argumentationsebenen, die mehr im ..Objektiven" liegen, noch
utS rk er das Moment des Subjek t iven zur Geltung kommen da rf,

wenn es um eine geistliche Beurteilung der Scheidung geht : Die

Partner können primär allein mir die Gründe Für eine Scheidung
finden und bestimmen. Die Gefahr, daß dann ans der Ausnahme

doch die Regel werden könnte, tut sich auf.

Neben drin historischen Überblick wird man immer wieder
daran erinnert, daß die Ehr mit einer rec htlichen Komponente
zu tun hat: „Der Hegriff der Ehe sehließt die Dimension drs

Rechtes ein, Außerhalb des Rechtes kennen wir geschichtlich
keine Ehe" (S. 10).

Dir Überlegungen sind so geordnet: Vorwort (S. 7 — 9), Themenstellung
und rechtliche Grundlagen (S. 10 — 22), Zur geschichtlichen
Entwicklung (S. 22 — 38), Versuch einer Auswertung
(S. 38 — 43). — Das Ganze ist oft knapp und thesenhaft
formuliert. Daher sind nicht alle Thesen sogleich einsichtig.
Zwei kragen: Kann man die entscheidende Verkehrung der Ehe
damit bestimmen, daß der Mann ein einseitiges I lerrsc haflsver-
hältnis innehat und die Krau relativ gesi hlechtsahhängigrr ist
(S. 11) ? Müßte nicht noch deutlicher gesagt werden, daß in der
Beurteilung einer Scheidung als Ausnahme dir Schuld frage
ebenso geistlicher Klärung bedarf wie die damit gegebenen
menschlichen, psychologischen und soziologischen Probleme
— neben der gewiß wichtigen Hechtsfrage?

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LITURGIEWISSENSCHAFT

Beiger. Blaudiuc-1hmiiniquc: Le drame liturgique de Paques du
Xe au XIII1' sieelc. Liturgie et Theätre. Preface de P. Jounel.
Paris: Rrauchcsnc [1970]. 277 S. 8° = Theologie Historiqur,
dir. par Ch. Kannengiessrr, 37.

Dic> Erforschung der - überwiegend lateinischen - Ostcrfeiern
und Ostrrspiele des Mittelalters richtet sieh in diesem Buch auf
deren Anteil an der Entstehung des Theaters. Vf. geht aus von
der Verwurzelung des lit. (=liturgise hrn) Dramas in einem ihm
günstigen kulturellen und kultischen Kontext und vor allem in
einer Dramatisierung der Lit. (=Liturgie). welche Vf. zurrst an
der von Jerusalem aufzeigt und dann bis ins 10. Jh. verfolgt. Sie
richtet dabei ihren Blick nicht nur auf die isilatici sepulchri(!)
sondern auc h auf die Depositio und Elevatio crucis. Im 2. Kap.
setzt Vf. sich kritisc h mit den Korse hungsmethoden ihrer Vorgänger
. K. Young und O. B. Hardison, auseinander, von denen
sc hon der zweite de in Bahnbrecher auf eliesem Gebiet, K. Young,
mit grundsätzlicher Kritik begegnete. Vf. stellt hei beiden offengebliebene
Tragen und nicht bewiesene Behauptungen fest, was
sie dazu geführt hat, eine über beide Korscher hinausführende
Sie ht anzustreben. Um dabei nicht in reine Spekulation zu geraten
, müsse davon ausgegangen werden, daß ,,elie Wiege des
Dramas die Lit. ist" (135). Daraus ergibt sich für die Arbeitsweise
der Vf. ein sachnotwendiger Bezug zur Liturgiegeschichte,

ja man müsse ihr oft das letzte Wort lassen. Unter dieser Voraussetzung
wendet sic h das 3. Kap. der phänomenologischen Beschreibung
des lit. Dramas zu. Zunächst wird hier Im I. Abschnitt,
„Die historisc he Methode und die Chronologie", kritisiert, daß

Theologische Literaturzeitung 102. Jahrgang 1977 Nr. 10