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Ausgabe:

1977

Spalte:

743-745

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Droz, Eugénie

Titel/Untertitel:

Chemins de l'hérésie 1977

Rezensent:

Koch, Ernst

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743

Theologische Literaturzeitung 102. Jahrgang 1977 Nr. 10

Henrix, Hans Hermann: Was berechtigt, in Xanten von einer
Mnrtyrermemoria zu sprechen? (TThZ 84, 1975 S. 216-235).

Juhäsz, Istvan: Die Bedeutung der Begegnung mit der Orthodoxie
. Ein Beitrug zur ökumenischen Kirchengeschichtsschreibung
(CommViat 19, 1976 S. 233-239).

Kohler, Joachim: Kirchengeschichte — ein Schulfach? Bemerkungen
des Kirchenhistorikers zur Aufgabe des Kirchengeschichtsunterrichts
(ThQ 155, 1975 S. 232-243).

Meiler, A. de; Schrama, M.: Bibliographie historique de l'ordre
de saint Augustin. 1970—1974 (Augustiniana 25, 1975 S.
388-460).

Moeller, Bernd: Vom Mittelalter zur Neuzeit. Neue Meinungen

und Einsichten zu Renaissance und Humanismus (BhKvTh

21, 1976 Heft 1 S. 32—46).
Ouesnell, Quentin: A Beply lo Morton Smith (GBO XXXVIII,

1976 S. 200-203).
Reikerstorfer, Johann : Das Dilemma der historischen Theologie

(ThGl 65, 1975 S. 321-336).
Romanides, John: The filioque (Kleronomia 7, 1975 S. 285 bis

314).

Seibold. J. R.: Civilizaciön y barbarie en la historia de la cien-
cia argentina (Stromata 31, 1975 S. 261—297).

Seibt, Ferdinand: 1.000 Jahre Bistum Prag (Erbe und Auftrag
51, 1975 S. 253-269).

Slijkerman,'Jan: Boothaan and the first noviciate in India of
the restored Jesuit Order (Indian Church History Review 9,
1975 S. 23-54).

Vogt, Joseph: Universalgeschichte und Kirchengeschichte in
unserer Zeit. Die Neuorientierung der Kirchengeschichte aus
der Sicht des Profanhislorikers (ThQ 155, 1975 S. 175-186).

KIRCHENGESCHICHTE:
REFORMATIONSZEIT

Droz, Eugenie: Chemins de l'Fleresie. Textes et Documents. II
and III. Geneve: Slatkine 1971/74. VIII, 470 S. m. Abb.,
i Falttaf. u. IX, 456 S. m. Abb., 1 Taf. gr. 8°.
Die beiden Bände setzen die Untersuchungen des ersten Bandes
(vgl. ThLZ 96, 1971 Sp. 278-279) fort. Sie sind gleich ausgestattet
wie der erste Band und enthalten eine Fülle von Faksimiles
, die den Text veranschaulichen. Druck und Abbildungen
sind außerordentlich gut gelungen. Dadurch, daß die einzelnen
Abhandlungen in der Regel inhaltlich nicht miteinander zusammenhängen
, ist im Anschluß an Band 1 eine Reihe von weiteren
Arbeiten entstanden, die sich auf Grund von — oftmals glücklichen
— Funden mit Druckerzeugnissen befassen, die in irgendeiner
Weise mit der reformatorischen Bewegung im französischen
Sprachbereich des 10. Jahrhunderts in Zusammenhang
stehen.

Band 2 berichtet an erster Stelle von zwei Schriften des
Henricus Cornelius Agrippa: einem Kalender für das Jahr 1523,
in dem den Mondphasen Aufmerksamkeit geschenkt wird, gedruckt
von Wygand Köln in Genf, und einer französischen Ubersetzung
der De sacramento matrimonii declamatio, die Einfluß
auf Franz Lambert von Avignon und auf Rabelais gehabt hat
und deren Text abgedruckt wird. An zweiter Stelle steht eine
Untersuchung über Wygand Köln als Verleger von Schriften Andreas
Oslanders. Köln stand mit Martin und Sebald Tücher in
Nürnberg in Verbindung und halte, sicherlich auf Grund seiner
Herkunft, weitere Beziehungen zum süddeutschen Kulturbereich
. Line Liste seiner Drucke zwischen 1519 und 1537 umfaßt
31 Titel. Für die Zeit zwischen 1537 und 1546 können zwei bisher
unbekannte Titel nachgewiesen werden: als Ergänzung zur
Osiander-Bibliographie die Übersetzung des von Oslander entworfenen
Neuburger Reformationsmandats von Ottheinrich von
der Pfalz (der deutsche und französische Text werden abgedruckt)
und als letztes nachweisbares Produkt von Köln eine offizielle
Brotpreisliste für Genf von 1545 (im Faksimile wiedergegeben).

Die nächste Untersuchung trägt die Überschrift „Antonie
Pinet, tradueteur de Bucer" und berichtet über Pinet als Verbindungsmann
zwischen Calvin und seinem Drucker Jean Görard
während des Aufenthaltes Calvins in Straßburg. Pinet wird
als Autoreiner 1539 bei (lerard erschienenen Apokalypseauslegung
, als Ubersetzer von Calvins Antwort an Sadolet und als
Übersetzer der von Bucer stammenden lateinischen hassung von
Luthers Auslegung von Lk 17, 11 ff. ermittelt. Letzterer Text
wird vollständig abgedruckt.

Mit dem Iva lechismus von Christoph Fabri, der große Bedeutung
für die Reformation in Neuchätel gehabt bat, befahl sich
die folgende Studie. Der Erstdruck von 1551 wurde erst vor kurzer
Zeit entdeckt, der Text wird vollständig abgedruckt und mit
dem handschriftlichen Fragment einer früheren und der Fassung
von 1554 verglichen. Wichtig ist auch die Vorrede der Ausgabe
von 1562. Dabei werden einige neue Einsichten in Fabris Biographie
gewonnen. Ein Anhang ist Fabris Pelit. Sentier de Mu-
sique von 1551 gewidmet. Die Schrift, gedruckt von Crespin,
weist auf Zusammenhänge mit Pierre Haultin.

„Propaganda Italienne, 1551 — 1556" lautet der Titel einer
weiteren Untersuchung. Sie befaßt sich mit italienischen Ubersetzungen
lutherischer und reformierter Literatur und der Entstehung
dieser Übersetzungen, liier wird an erster Stelle l'ietro
Paolo Vergerio benannt, der der Initiator für diese Literatur und
ihre Verbreitung gewesen ist. Als weitere Autoren treten zwei
ehemalige Benediktinermönche in das Blickfeld der Forschung,
Gian Francesco Virginio und Massimo Theofilo, die vor allem
auf dem Gebiet der Bibelauslegung und -erklärung und der Ubersetzung
des Neuen Testaments in das Italienisc he gearbeitet haben
. Als wichtigster Drucker für diese Werke wird Philiberl Bolle
! in Lyon ermittelt. Eine Reihe von späteren Nachdrucken
ihrer Werke, teils aus Genf, teils aus Lyon stammend und teilweise
nur noch in einem Exemplar erhalten, können nachgewiesen
werden. Alseine der frühesten Übersetzungen einer Calvin-
schrill erscheint die anonyme italienische Übersetzung von
Calvins Brief A tous amateurs de Jesus Christ et. de son Evan-
gile (1536) vom Jahre 1551. Ein fingiertes Impressum trägl eine
Übersetzung der Dialogi sacri von Sebastian Castellio, die den
verwendeten Typen nach ebenfalls in den Bereich von Lyon
weist. Ein letzter Abschnitt beschäftigt sich mit der buchdruk-
kerischen Tätigkeil des Florentiners Sebastian llonorati, der in
Lyon, ah 1566 in Genf ansässig w urde. Sein Testament wird am
Schluß abgedruckt.

Mit fler Bulle Pauls I Y. von 1555, die den Juden begrenzte
Duldung einräumte, und den Auswirkungen dieser Bulle in
Avignon, wo eine französische Ubersetzung erschien, beschäftigt
sich ein weiterer Abschnitt. Die Rechtsgebung von Avignon
nahm die Anweisungen der- Bulle sofort auf und zog Folgerungen
für das tägliche Leben der Juden, über das zwischen 1595 und
1599 noch Thomas Platter der Jüngere aus Basel interessant zu
erzählen wußte. Der Text der Bulle mit ihrer französischen Ubersetzung
von 1555 wird abgedruckt.

Rene de Ba'if, ein französischer Emigrant im calvinischen
Genf, steht im Mittelpunkt einer weiteren Untersuchung. Ks
wird auf Grund neuer Quellenstudien zur Gewißheit, daß er 1562
und 1563 in Genf ansässig gewesen ist, und es gelingt, seinen
sozialen und politischen Standort in Genf näher zu umschreiben
Vermutlich ist er im Zusammenhang mit der Verschwörung von
Amhoise nach Genf geflohen.

Ein umfangreicher Abschnitt befaßt sich mit Castellioniana,
genauer: mit den Beziehungen zwischen Castellio und David
Joris in Basel und ihrer schriftstellerischen Tätigkeit im zeitlichen
Zusammenhang mit dem Servet-Handel. Der erste Kontakt
ist in das Jahr 1550 zu datieren, in dem ein Briefwechsel
über die Edward VI. gewidmete lateinische Vorrede zu Cnstel-
lios Bibel stattfand. Ferner kann nachgewiesen werden, dal.!
Castellio keinen Einfluß auf den Inhalt des anonymen Briefes
hatte, den Joris in der Eidgenossenschaft als Stellungnahme
zur Gefangensetzung Servets versandte. Auf Grund eines genauen
Vergleichs wird festgestellt, daß das Pseudonym ,,Georgius
Kleinhcrgius" in den betreffenden Abschnitten von Castellios
De haereticis von 1554 als David Joris aufzulösen ist.