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Ausgabe:

1977

Spalte:

741-742

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Back, Siegfried

Titel/Untertitel:

Das Augustinerkloster in Muennerstadt 1977

Rezensent:

Sonntag, Franz Peter

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Seite 1

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Christentum weiterzutragen haiton, die Hävern (Bajuwaren)
und die Franken, das Volk der Zukunft (171). Wie im-ersten
Teil der Kampf der Kirchenparteien - Athanasius gegen Arius -
erwähnl wurde, so waren es nun die monophysitischen Auseinandersetzungen
, die weniger theologisch als kirchenpolitisch
ausgewertet wurden (175).

Im letzten Teil wird der Neubau des Kirchentums geschildert
, der besonders von den irischen Mönchen, allen voran Co-
lumbanus, hei den Alemannen peinigen wurde (188); die Missio-
aierung Bayerns erfolgte durch Rupert, Emmeram und Korbinian
(202). Unterbrochen wurde sie durch das römisch-katholische
Zwischenspiel des Bonifatius, der die Fränkische Reichskir-
che organisierte (223). Sein Gegner war Virgilius von Salzburg
(232). 11«"><• 11st bedeutsam wurden die Klostergründungen des
bayrischen Herzogs Tassiolo in [nnichen und Kremsmünster.
Schließlich fand aber das selbständige bayrische Kirchentum
ein Ende durch den Sturz Tassilos, den Karl der Große im Jahre
788 völlig entmachtete. „Nun aber wurde die Kirche im österreichischen
Raum durch die Eingliederung in die Fränkische
Reichskirche definitiv und lange. Zeit hindurch unbestritten
römisch-katholisch !''

Die knappe Inhaltsangabe des Werkes dürfte eine Vorstellung
von der Reichhalligkeil der geschilderten Ereignisse gehen,
deren Träger Hunderte von Namen aufweisen, die in einem Personenregister
aufgezählt sind. Es war dein Verfasser sichtlich
darum zu tun, die Mannigfaltigkeil kirchenpolitischer und national
-völkischer Strömungen festzustellen. Die Erage taucht
auf, ob etwas weniger nicht mehr gewesen wäre, ob nicht gestraffter
und hesser ver teilt hätte erzählt werden können. Dazu
kommt, daß der Vf. die Auseinandersetzungen mit lebenden und
verstorbenen Autoren in den Text verlegt, was den Zusammenhang
immer wieder zerreißt. Der Kampf der Meinungen hätte in
die Anmerkungen (Fußnoten) gehört, die allerdings schon so
reichlich und so schwer zu handhaben sind, daß dies vielleicht
auch nicht förderlic h gewesen wäre. Es fehlt ein Sc hrifttumsverzeichnis
. Es scheint mir auch, daß ein solcher Versuch, wie er'
hier als Zeugnis eingehender Forschungen vorliegt, größere Zu-
rückhaltungin des Vfs. eigenen Erteilen verlangt hätte. Die zahlreichen
unnötigen Fremdwörter wirken oft übertrieben. — Aber
nur' der kann urleilen, der seihst liest, und zu diesem Zweck isl

das vorliegende Werk geschrieben worden.

Wien Grete Mecenseffy

Back, Siegfried, OSA, unter Mitarb. v. Adolar Zumkeller, OSA:
Das Augustinerkloster in MUnnerstadt. Ein (lang durch seine
Geschichte. Würzburg: Augustinus-Verlag [1975]. 332 S.,
11 Taf. gr. 8° - Cassiciacum, hrsg. v. A. Kunz.ehnann u. A.
Zumkeller, XXXI. DM 84,50.

Das im Jahr 1279 gegründete Kloster der A11gustinereremiten
St. Michael in Münnerstadt nimmt unter den Klöstern des Irdo
Eremitarum saneti Augustini" in Deutschland einen besonderen
Hang ein. Münnerstadt ist neben Würzburg (1262) eine der frühen
Gründungen des Ordens, der durch die Bulle Papst Alexanders
1 V. „Licel Ecclesiae Catholicae" vom 9. April 1251) sanktioniert
wurde. Der Orden war ein Werk des Kardinals Richard
Annibaldeschi. Dieser rief im März 1250 die Oheren aller Ere-
mitenkongregalionen, die der Augustinerregel folgten, und .anderer
Eremitorien, die ein ähnliches Gepräge aufwiesen, nach
Rum und erreichte, daß sich alle zum ,,0rdo Eremitarum saneti
Augustini" zusammenschlössen.

Sl. Michael in Münnerstadt kann auf eine 700jährige Geschichte
zurückblicken. 1501 verwaiste das Kloster, 1050 kehrten
die Augustiner zurück. Das klösterliche Leben erstarkte, und
"ach den überslandenen Wirren am Beginn des 19. Jahrhunderts
wurde Münnerstadt die „Wiege" der neuen bayrisch-deutschen
Ordensprovinz.

Die Arbeit umfaßt zwei Teile. Der erste Teil besc hreibt in 18
Kapiteln die Geschichte von de r Gründung bis zum Erlösc hen
'los IdOsterlichen Lebens im 10. Jahrhunderl. Der zweite Teil

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beginnt bei der Neugründung im Jahre 1050 und schildert in 19
Kapiteln die Entwicklung bis zur Gegenwart.

Die Darstellung des zweiten Teiles st ützt sich im wesentlichen
auf unveröffentlichte Archivalien, die im Provinzarchiv der Augustiner
in Würzburg und im Priorat des Klosters Münnerstadt
aufbewahrt werden.

Der Für die Bearbeitung einschlägige Teil 8 (Die rheiniseb-
sehwähischo Provinz von Beginn der Neu/eil Iiis zur Säkularisation
) der „Geschic hte der deutschen Augustiner", die der Mün-
nerstäcller Augustiner Adalbero Kunzeiniann seit 1909 herausgibt
, lag den Vfn. nicht vor. Er wird noch bearbeitet.

Leider haben die Vf. es unterlassen, der interessanten Arbeit
ein genaues Quellen- und Literaturverzeichnis voranzustellen.
Nur Abkürzungen benutzter Quellen und Literatur werden dem
Leser erklärt. Es ist zu bedauern, daß das im Anhang veröffentlichte
Verzeichnis der Prioren des Augustinerklosters St. Michael
(vom Bruder B. 1281 bis P. Hugolin Landvogt 1968) ohne genaue
Datierung erarbeitet ist.

Die Eülle des Stoffes ist gut gegliedert, die Darstellung.' ist.
flüssig und gut lesbar. Besonders dankbar ist man den Vfn. für
die Schilderung der Details, aus denen die Geschichte lobt. In
ihnen spiegeln sich die großen Ereignisse der Well- und Kirchcn-
gesc hichle dieser siebenhundert Jahre. Der Heformat ionshisto-
riker, der Wirtschafts- und Rechtsgeschichtler, jene, die sich mit
der Geschichte der Frömmigkeit des Barock und der Aufklärung
beschäftigten, werden in dieser' Arbeit Material Finden. Besonders
informativ sind die Kapitel, die sich mit der Durchführung
des Reichsdeputationshauptschlusses und der sich daraus entwickelnden
Kirchenpolitik Bayerns im 19. Jahrhundert beschäftigen
.

Die Mönche von St. Michael in Münnerstadt trieben nicht
nur Seelsorge, sondern haben sich auch als Schulmänner große
Verdienste erworben.

Julius Echter von Mespolsbrunn beabsichtigte, in Münnerstadt
ein „seminnrium"' für die Jugend des nördlichen Franken
zu errichten. Ein halbes Jahr hundert später verwirklichte Fürstbischof
Johann Philipp von Sehönhorn den Plan. Im Jahre 1000
wurde das Gymnasium mit 12 Schülern eröffnet und im Laufe
der folgenden drei Jahre zur vicrklassigen Lehranstalt ausgebaut.
Iiis heute haben die Augustiner von Münnerstadt — abgesehen
von zeitbedingten Unterbrechungen (.NS-Zeit) — Großes für die
Erziehung und Bildung geleistet. So gibt die Arbeit auch einen
Einblick in die Lehr- und Bihlungsgeschichle der letzten dreihundert
Jahre.

Erfurt Praxis Peter Sonntag

Alter. James P. : Presby t eria ns in l'arruk babad I83S--19I5
(Indian church Uistory review 9, 1975 S. 83-127 und 10,
1976 S. 12-52).

Conzemius, Victor: Kirchengeschichte als „nichttheologische"
Disziplin. Thesen zu einer wissenschaftstheoretischen Standortbestimmung
(ThQ 155, 1975 S. 187-197).

David. M. I).: John Wilson: Portrait of a Missionary (Indian
Church Ilislory Itcview 9. 128 -146).

Engelmann, Ursmar: Der heilige Pirmin und sein Pastoralbüchlein
, eingeleitet und ins Deutsche übertragen. 2., neu hearb.
Aufl. Sigmaringen: Thorbecke 1970. 81 S. m. 1 Abb., 1 Kte.
3 Taf. gr. 8°. Lw. DM 24,-.

Forrester, Duncan B.: Indian Christian attitudes to caste in the
twentieth Century (Indian Church Uistory Beview 9, 1975
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Gensichen, Hans-Werner: Kirchengeschichte im Kontext (LR
26, 1976 S. 301-313).

Gladstone, J. W.i I9th Century masa movement in South Tra-
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review 10, 1976 S. 53-60).

Harnack, Adolf von: Das Wesen des Christentums. Mit einein
Geleilwort v. W. Trillbaas. Gütersloh: Gütersloher Verlasshaus
Gerd Mohn (Lizenzausgabe des J. C. llinricbs Verlages,
Leipzig) [1977]. 176 S. 8° = Gütersloher Taschenbücher/
Siebenstern 227. DM 8,80.

Hauschild, Wolf-Dieter: Kirchengeschicbte als Missionsgeschichte
, Überlegungen zu einem „Programm" und seine Realisierung
(ZKG 80, 1975 S. 367-381).

Theologische Liloralurzeitung 102. Jahrgang 1977 Nr. 10