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Ausgabe:

1977

Spalte:

725-726

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Hirth, Volkmar

Titel/Untertitel:

Gottes Boten im Alten Testament 1977

Rezensent:

Schmidt, Werner H.

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Theologische Literatureeitung 102. Jahrgang 1977 Nr. 10

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eis oft die Agitation dir Wissenschaftliehe Argumentation in den Jahwe des Alten Testaments, der selbst nieht Gott ist, obwohl

Hintergrund drangt. Bs soll nicht verkannt werden, daß M.s er wie Gott sprechen kann.

resolute Polemik freien bestimmte, scheinbar teststehende Er- Das umfangreiche Kapitel VII, das der „alttestamentlichen

gebnisse der alttestamentlichen Wissenschaft durehaus aueh von Mal'ak-Vorstellung" gewidmet ist, gliedert die einschlägigen Be-

anregender Wirkung auf die Forschung sein kann. Die Über- lege unter den Aspekten: Menschen, Israel, die Natur und himm-

prfifung der Sachverhalte dürfte Freilich zuungunsten der Vor- lisehe Wesen als Molen Gottes. Da in exiliseh-nachexüischer

Stellungen M.s ausgehen. Zeit ,.<lie biblischen Vorstellungen von den Engeln immer tun-

Mau wird dem Vf. nichl ganz gerecht, wenn man seine Stu- fangreicher und komplizierter" werden (98), sind die Ausfüh-

dien nur unter <lem Gesichtspunkt eines Beitrages zur frühen rangen über die himmlischen Molen noeh mehrfaeh unterteilt

Geschichte Israels aufnimmt. Was ihn bewegt, sind nicht zu- (Boten als Helfer und Widersacher des Menschen, angelus inter-

let/.t bedrängende Probleme der Gegenwart Besondert deutlich pres, Völkerenge] ü. a.). Nur drei Einzelheiten seien hernusge-

wird dies im ac hten Kssay („Townrd a Riogruphy of Go<l: Me- griffen:

ligion and l'olities as Reciprocals", S. 198—214). Der Vf. sieht Zunächst: Propheten werden nur selten und erst spät, etwa

die Krise des spätbürgerlichen Gesellschaftssystems (immerhin seit der Exilszeit, „Boten" genannt (48f.). So wirkt der Versuch,

500 Jahre nach der Reformation und 250 Jahre nach der Fran- aus dem sc hon literarisch, erst recht ubertieferungsgeschicht-

zösisehen Revolution) und ringt auf seine Weise um eine ihrer lieh schwierigen Abschnitt Ri 2, 1 — 5 (vgl. auc h Ri 5, 23; 13,

ursprünglic hen humanen Tradition gemäßen Position und l-unk- 1ff.) eine alte Grundlage für „die Vorstellung von Mensehen als

tion der biblischen Religion im Prozeß eh r gesellschaftlichen Roten Gottes" zu gewinnen (50f. 02. 112), wenig vertrauens-

l-'.ntwieklung. würdig2.

„ ,. 1/ i ii ■ i, i Sodann: Zwar „beschränken sic h die Zeugnisse von einer

Ilerlln Karl-Heinz Itrrnh.'irclt ^wu.. „ e

__ besonderen Hilfe für Israel durch göttliche Molen auf zwei Kr-

1 In den <;rundzügen lud M. diese Kon/cpiion barettl vorgelegt in sei- eignisse: den Auszug aus Ägypten und die Assyrernot 701 V.

nom Aufsulz ,,Thc llebrcw Conciucsl et I'alcstine", Mihliral Arrhaeologist . c . « T , . , ^ ., ..... , , t ..

25, 1902, S. (iii-87. Chr., als Sanberib Jerusalem belagerte (01). doch stellt „die

■J Die Cisrhiehtswissenschatt in ihre n llauplrie liiungen und Aufgaben Bezeichnung ' Auszugse-ngel' eine unsachgemäße Verallgemci-

kriliseh erSrtert. Teil I/Il, Merlin I88i:/91. .. , b .„_, " "

nerung dar (07).

Schließlich: „Die Bezeichnung der Naturgewalten als Mal'ak"

Ml ,| «? Ii _ (, ,, i, , ■ Li, -,. . . ,s- ... (Ps lOMf. u. a.) ist ..eine Svntbese aus dein Gedanken der Unteririn
. olkmar: dollcs Holen im Alten lestament. Die alttesta- v ' T ,

,, i Ii n i , - i 11 u i - i -i Ordnung der .Natur uiiIit Jahwe und der ... Mal ak-orslcl-

mentlicne Mal ak-Vorstellung unter besonderer Berucksicn- ^ 1(

tigung des Mal'ak-Jahwe-Problems. Merlin: Evans. Verlags- , ' »' . , .

. i.rini-i j/.ac on *». i • t. i t. ii . m-. Insgesamt wird man durch diese Dissertation zuverlässig

anstatt [19751. 168 S. 8* »■ Iheologisehe Arbeiten. I nler Mil- , . . o. i ... • r> u i> ■ i

, „J , .. .. n k i 1 i iii informiert. Sie enllialt eine Heilie von ernten Meobachtungen,

arli. v. I-.. rascher. u. Ilaendler, A. Jensen, 1. I.iidolpliy, ,. „ ,. . , .. , , .. . , ... ,

..... . ix ti crvvii i7 r <i .in d ic allere 11 c i gs i ii m c • T11:111 > der gelegenlhch mehr nutre ilicndcn als

f.. Ocholt hrsg. v. II. I mer, WML Karl. M 12,20. . . £ _. »„ °

zugig durchgeführten Uarstellung etwas verstreut sind. Jim

Nach einer knappen Problemeinführung (Kap. I-1I) setzt Manko (1(,r Untersuchung scheint mir allerdings zu sein, daß sie

die Leipziger Dissertation mit einem Korsehungsrückblick (Kap. (,ng proMem i]rr .,|,istoriscdien Kniwicklung" der Mal'ak-Vor-

III) ein. Kr stellt vor allem die- verschiedenen Deutungen vor, stc]i,in(, „jcilt ernsthaft, zumindest viel zu behutsam, anpackt
die das im Alten Testament selbst noch unbestimmt bleibende (iuff)

Verhältnis Gottes zu »einem Molen in der Kxegese erhalten hat jjjjj Auskunft l ..Die Mal'ak-Vorstellung ist in ihren wesent-

(Logos-, lclentitätstheorie u. a.i. Was der üote ist, läßt sich eher Hchen Zügcn AlIS(IrUck des israelitischen Glaubens selbst und

durch eine Funktion*- als durch eine Wesensbesliinmung erfas- mcht von nllßpn herangetragen" (110) konstruiert doch wohl

■en: Kr trägt etwas von Repräsentation, Manifestation, Perso- einen Gegensatz, der so nicht besteht. Hat das Alte Testament

mfikation. Hypostase in sic h; denn er ist Gottes Gegenwart, wie ni(.ht v;elm,.]lr vorgegebenes altorientalisches Vorstellungsgut

sie auf Knien erscheint und in die Geschichte eingreift, und ist m unverwechselbar Eigenem umgeprägt? Am nächsten stehen

«loch von Gott unterschieden. H. faßt dieses Verhältnis von lmel die ugaritischen Zeugnisse von ml'km „Boten" (37); kaum

Wentltat und Differenz in drei Sätzen zusammen: Der Mole ist zufftflig ist diese Pluralform in den alten Ortssagen Gen 28,

(1.) stets „ein untergeordnetes, dienendes Wesen", vertritt (2.) n. 32 lf bdegt(92f<) ulul polliVrt ,lort zum ursprüngUchen Tra-

„immer die Gottheit mit voller Autorität, er ist aber niemals 1JitioMbegtaild, nicht erst (wie die Singularforin in anderen Hei-

Gott seihst" und stellt (3.) „fast immer die Verbindung zwischen KgtumieTZJbl1ing«i) zu einer späten Überarbeitungsschieht. Ist

Oott und Mensel, her" (32). Allerdings wünschte man sich den ,)i(.r iij(.,u frühpsle Traditionsstufe erkennbar? Wie verhält

bors, hungsabriß straffer: Ließe sich die Vielfalt der Meinungen sjch M jhr <Uc Vorste)]ung vom einzelnen (himmlischen oder

nicht strenger gliedern, in ihrem Pro und Contra abwägen? BUC1, menschheben) Gottesboten? Sollte diese wirklich in Isra-

Das hebräische mal'ak heißt schlicht „Bote, Gesandter" (Kap. eIs nomadische Zeit zurückreichen (112f.) ?

IV) und beziehl sie-Ii keineswegs nur auf Engel, sondern umfas- Wie es auch mit dem Historischen bestellt sein mag. der [n-
send auf Holen1. „Jahwe macht Menschen, himmlische Wesen tention nach weist dic> Vorstellung vom Gottesboten „auf die
Und Naturkräfte, also die ganze Sc höpfung, zu seinen Molen" dialektisc he Gol tesvorstellung Israels hin. Gott ist zugleich der
(HO). Mit Rec ht erwägt Kap. V. daß in der Verbindung mal'ak nahe und der ferne" (115; vgl. 08). Mit Hilfe dieser Vorstellung
Jhwh trotz (durch Eigennamen) determiniertem Genitiv das no- wie auf manc herlei andere Weise versucht das Alte Testament,
Hon regens nicht determiniert zu sein braucht, also „ein (nicht : zugleich Gottes Freiheil und Gottes Nähe heim Menschen ausser
) Bote Jahwes" zu übersetzen ist. Diese grammatische Ein- zusagen3.

s'cht bedeutet zugleic h eine Hilfe für die Interpretation: „Die
Verschiedenen Erscheinungen eines Mal'ak Jahwe lassen nicht

Itaisdorf 1». Kiel Werner II. Schmidt

stets auf ein und dieselbe Person schließen" (60), so „daß es sich , Vgl allch „. Fickerj in. Theologisohes Handwörterbuch zum Alten

»"'im Mal'ak Jahwe1 nicht um eine festumrissene Gestalt mit Testament I (t!i71) «J00-Ü07.

•lu. Ji _ -v uii. i • ., .,. 3 In Kx 2.1, 2.1; X2, .Vi; ncirh Ri 2, lf. findet »ich ete-r Ue eriff mal'ak Jhwh

n diesem .Namen handelt, sondern um einen in der jeweiligen innerhrtb dcr (prI),0-) dculeronomisrh-d. uie n.nomistis, bim Schichten, de-

Sonkrctcn Situation auftretenden Gottesboten" (07). ran cdtllche Ansctzung innerhnih d«» mgonwlrtlgen Pentateuchfsnchung

.. , t fii i i- i i xr i »lark aBIStlitten ist. So wäre auch hei der c^iie-Ilenscheielung ((».'(ff.) behut-
Mp. l bietet einen anregenden Überblick üIict orstel- sainer zu verfahren; t.. D. gehört Kx 2.1, 2()ff.. kaum dem Elohisten an.
lungen von Götterboten in Israels Umwelt (von Mesopotamien , '! Vgl Ausprägunge n de» !».....rverl.«..«? Zur Si, btbarkeii „,.,1 Vorstellig
.»« " t- barkeit (.ottes im Alten lestament: Das Wort und che Worter. Festschrift
"'s Horn), in dem beispielsweise gute Informationen über Moloch c;. Friedrich, 1973, 25-34.

eingestreut sind (39ff.). „Die verschiedenen orientalischen Religionen
kennen zwar C.ötterboten" (47), doch sind diese „stets n ., ,. in. »_ i.,„ . • . c i ,, , .

selbst l i • „. .. • | • ,,- , Hartlett, J. lt.: An Adversary agamst Solomon, Haelael thc

'"si mehr oder weniger selbständige uotter, es sind eigentlich Kdomite (ZAW 88, 1970 S. 205 — 226)

iotengötter" (110). Sie vermitteln zwischen den Mitgliedern des Beattie, D. R. G.i A Midrashic Gloss in Ruth 2,7 (ZAW 89, 1977
antheons, nicht zwischen Gott und Mensch — wie der Mal'ak S. 122— 124),