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1977

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719

Theologische Literalurzeitung 102. Jahrgang 1977 Nr. 10

720

Errata (nur sinnslörende Fehler!): S. 0.1 Z. 8. v. u. „üben", nicht „über";
S. 139 Z. 'i v. u. „unmöglich", nicht „möglich"; S. 314 Z. 4 v. u. „Nachsicht
", nicht „Nachricht"; S. 33) Anm. ir» und S. 335 Ana 27 „Luther als
(nicht: aus) Ausleger"; S. 356 Z.2 v. u.; unter uns „in" Menschen (Wort
fehlt): S.362 /.. Vi: „entstammen (Silbe fehlt): S. .'»11 Z. 7 „dem (nicht:
den) Nächsten" ;S. 3ß.ri Z. 11 v. u.: Vaterlands „treu"lose (Silbe fehlt);
S.422 Z. 9 „ Konsistorialrat", nicht „ Konsislorat".

Reinhold Lutz Pietz t

Fritzsche, Margarete: Rutengänger in Gottes Well. William
Booth, Christoph Blumhardt, Friedrich Wilhelm Foerster,
Karl Heim, Carl Gustav .Jung, Johannes Müller, Johann
Friedrich Oberlin, Leonhard Ragaz, Emanuel Swedenborg.
Gütersloh: Gütersloher Verlagshans Gerd Mohn [1977].
123 S. m 9 Fotos 8° = Gütersloher Taschenbücher/Siebenstern
225. DM 5,80.

Lohff, Wenzel: Die Reformer sind müde geworden. Gegenwärtige
Tendenzen der theologischen Ausbildung (EvKomm 9,

1970 S. 393-397).
Mehlhausen, Joachim: In Memoriam Ernst Bizer, 29. 4. 1904 —

1. 2. 1975 (EvTli 37, 1977 S. 306-325).
Molnär, Amedeo: Nachruf für Professor Rudolf Rican (Comm

Viat 19, 1970 S. 19-27).
Niederbremer, Hermann: Johann Friedrieh Oberlin zum 150.

Todestag (Diakonie 2, 1976 S. 236-238).
Sovik, Arne: Fredrik Axel Sehiotz — Gesandt in die Welt (LR

26, 1976 S. 405-409).

ALTES TESTAMENT

Simian, Iloracio: Die theologische IVachgescbichle der Prophctie
Ezechiels. Form- und traditionskritische Untersuchung zu
Fz 6; 35; 36. Würzhurg: Echter Verlag [1974]. 381 S. gr. 8° =
Forschung zur Bibel, hrsg. v. R. Schnaekenburg u. J. Schreiner
, 14. DM 30,-.

Das Buch Ezechiel bietet trotz der reichlichen Arbeit, die in
jüngerer Zeil an es gewendet worden ist, noch eine Fülle von
Rätseln, und die neuere Forschung ist noch ferne von einer Einhelligkeit
in der Beurteilung der von ihm gestellten Fragen.
Zwar sind die extremen Antworten, die das Buc h in Bausch und
Bogen als Pseudepigraph beurteilen und die Gestalt eines früh-
exilischen Propheten Ezechiel als Fiktion bezeichnen, in jüngster
Zeit nicht wieder aufgenommen worden. Wohl aber ist die
redaktionsgesehichtliche Frage, aus wessen Händen das vorliegende
Buch herzuleiten ist und wieviel von ihm jüngerer oder
gar jüngster Arbeit entstammt und wer hinter dieser jüngeren
Arbeil zu suchen ist, erneut kontrovers. Vgl. etwa die Antworten
der Marburger O. Kaiser, S. Schulz, J. Garscha, aber auch
S. Herrmann,

Die vorliegende Arbeit des Argentiniers Iloracio Simian, die
als Dissertation aus der Schule von J. Schreiner (Würzburg)
stammt, setzt sich zum Ziel, diese Frage an den drei Kapiteln
Ez 6. 35. 36 mit der von W. Richter in seiner Programmschrift
„Exegese als Literaturwissenschaft" entwickelten Methodik anzugehen
.

Sie skizziert zunächst in besonnenen Bemerkungen zur For-
schtingsgeschichte die neueren Arbeiten seit Hölschers einschneidender
Analyse unter dem Teilaspekt der befolgten Methode und
der Frage nach den im besonderen an den drei zur Frage stehenden
Kapiteln gewonnenen Ergebnissen. Dann wird die selbständige
Analyse der drei Kapitel vollzogen, die nach der Methode
von Richter zunächst strikte als „Literaturkomplexe" behandelt
werden. „So soll. . . kein festes Bild des Propheten oder des
Prophetismus zugrunde liegen, auch nicht die Annahme, daß
die Texte 'normalerweise' vom Propheten Ezechiel stammen
müßten... Einziger Ausgangspunkt ist die Existenz von drei
Kapiteln, von denen wir nicht einmal wissen, ob sie eine oder
drei oder mehr Einheiten sind" (61).

Ein erster Arbeilsgang prüft ilie drei Texte in sich auf ihre
Einheitlichkeit und sucht die „kleinen Einheiten", die als W i r k
eine§ Verfassers anzusehen sind, herauszuarbeiten. Kennzeichen
für die „Kleine Einheit" ist: „neuer Einsatz, die folgerichtige

Entfaltung eines Themas oder Geschehens ohne Widersprüche
oder zerstörende Doppelungen und das Erreichen des angestrebten
Ergebnisses" (62). Das Ergebnis dieser ersten Untersuchung
führt in •'!(;. I -5 auf die hei len Zusammenhänge 36. 1. 2. 4aboc.
6hßy. 7ahß. 8a. 9bß. lOaoc. III) und 36. 13. 14. Diese ..kleinen
Einheiten" sind heute durch ' „Fragmente" erweitert. In 36,

16—33 ergibt die Analyse drei kleinere Einheiten: I) 36, 16. 17.
18aa. 19-22. 24. 25aba. 31. 32aaß, 2) 36, 33-36, 3) 36, 37. 38,
dazu 7 Fragmente. In Ez 35 stecken die zwei kleineren Einheiten

35, 1 — 4 und 35, 14—15 und 8 Fragmente. In Ez 6 findet der Vf.
die zwei kleinen Einheiten 6, 1—4. 5h. 7h und 6, 11—13 (atx ':'),
dazu drei Fragmente 6, 5a. 6. 7a; 6. 8—10 und 6. (13aß ?-) 14.

In einem zweiten Arbeitsgang werden die gewonnenen ..Kleinen
Einheiten" je für sich in form- und gattungsgeschichtlicher
Fragestellung durchmustert. Nach einer Formanalyse w ird nach
Struktur, Ziel, geprägten Wendungen und dem „Horizont" der
jeweiligen Einheit gefragt und dann geprüft, oh eine Gattungsbestimmung
möglich ist, wobei die Richtersche Definition von
„Gattung" zugrunde gelegt wird. Dabei ergibt sich, daß 36,lff.
mit ihrer Verbindung von Gerichts- und Heilsankündigung nicht
in eine bestimmte Gailling einzuordnen sind. 36. Hilf, werden
aufgrund eines Vergleiches mit 20, 5 — 9 als „theologische Betrachtung
der Geschichte Israels" bezeichnet. Zu 35, III., die
nicht als Gerichtswort gegen ein bestimmtes Volk zu kennzeichnen
, aber im Unterschied zu der vergleichbaren Einheil 28, 20—
23 auch nicht als „theologische Abhandlung" zu betrachten
sind, wird zunächst auf eine bestimmte Gattungsbezeichnung
verzichtet. Das gleiche gilt für (>, 1 ff., wo der Form oach von einem
Gerichtswort gegen die Götzen geredet werden kann. Auch
für 36, 26 — 28 wird auf eine Gattungsbezeichnung verzichtet,
in einem Exkurs darüber hinaus ausdrücklich die von P. Buis
herausgestellte Gattung „Nouvelle Alliance" zurückgewiesen.

36, 33 — 36 führen nach dem Vf. in den Horizont von Dtr. Auf
eine Gattungsbezeichnung wird verzichtet. In 36, 37f. kann man
nicht einmal von einem „Horizont" der Einheit sprechen.

Ein knapperer Teil (S. 241—272) beschäftigt sich mit dem
Wortschatz der Fragmente. Die Zusätze zu 36. 1 — 15 scheinen
danach Beziehung zu einer Bearbeitungsschicht zu haben, die
auch an anderer Stelle im Buche Ezechiel zu spüren ist. Sie zeigen
am meisten Berührung mit P. In den Erweiterungen in 35,
5—13 dagegen dominiert der Horizont des Buc hes Ezechiel In
v. 7. 8. 12, während in v. 5. 6. 11 Hinweise auf nichtezechieli-
sebe Literatur heraustreten. Das führt auf die schon hei der li-
lerarkritischcn Untersuchung gemachte Vermutung: „Kap. 35
ist Frucht eines vielstufigen Wachstums" (258). Von den 2 Fragmenten
6, 8—10 und 6, 11—14 (die der Vf. hier zusammen behandelt
) zeigt das erste sprachlich größere Eigenständigkeit,
während das zweite stark formelhaft geprägte Wendungen aus
Ezechiel, Jeremia, Hosea und P aufweist und möglicherweise
zum letzten Stadium der Komposition des Buches gehört.

„Traditionskritik" ist ein weiterer Teil (S. 273 — 350) überschrieben
. Der Vf. unterscheidet dabei im Unterschied zu Richter
„Traditionskritik im strengen Sinne", die sich mit Einheiten
beschäftigt, die eine innere Spannung der Formen aufweisen,
von „Traditionskritik im weiteren Sinne", die in formal spannungslosen
Einheiten nur die Inhalte bedenkt. Auf diesem zweiten
Wege müssen Einheiten aufgesucht werden, die einen ähnlichen
Inhalt aufweisen und hei denen sich die Frage Stellt, ob
sich dann nicht auch in der Form eine Verwandtschall zeigt.
Bei den herausgearbeiteten Einheiten kommt nur diese /.weile
Frageweise in Betracht.

Hier engt sich die Arbeit nun auf eine Untersuchung von nur
mehr vier Komplexen bzw. Motiven ein. Am ausführlichsten
wird (S. 277 — 329) über das in 35, 1 — 4 ausgestaltete Motiv:
„Jahwe gegen das Gebirge Seit'" gehandelt. Als Ergebnis dieser
Untersuchung, in welcher der Vergleich von 2 (du- 20 mit 2 Kön
3 interessante Aspekte für den Chronisten ergibt, glaubt der Vf.
feststellen zu können, daß die Mehrheit der Seirtexte in jüngere
Zeit gehört. Während Dt proedomilische Tendenzen erkennen
läßt, wendet sich 2 Chr sehr scharf gegen Seit. Den Grund für
diesen Antagonismus, der im 3. Jb. am schärfsten ist, findet der
Vf. in „häuslichen Problemen" der beiden Gruppen: dem konkreten
Anspruch Edoms auf Ländereien, die Israel gehörten,