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Ausgabe:

1977

Spalte:

654-656

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Ford, Josephine Massyngberde

Titel/Untertitel:

Revelation 1977

Rezensent:

Böcher, Otto

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653

Theologische Literaturzeitung 102. Jahrgang 1977 Nr. 9

654

Deutung der Anliegen von P aus der exilischen Situation,
keineswegs das einzig mögliche Verständnis, wenn man
sich an ständige Denkformen und Berufsziele der priesterlichen
Kreise erinnert und die in diesen übliche sehr konservative
Haltung zur Tradition hinzunimmt, die dem Verfasser
selbst am Text auffällt). Doch tritt hier keine auffällige
Eigenposition des Vfs. hervor.

Im ganzen ist die Arbeit nützlich, weil sie die diffizilen
Probleme innerhalb der für den israelitischen Glauben so
zentralen Exodusüberlieferung und des nicht minder wichtigen
Passah wieder in Erinnerung bringt und durch sie
einen gut orientierenden Durchblick schafft. Der echte
Fortschritt, den sie bringt, ist allerdings bescheiden; die Unsicherheiten
bleiben. Doch wird man auf einem so schwierigen
Feld wohl mit kleinen Schritten zufrieden sein müssen
.

Bochum Henning Graf Reventlow

Tov, Emanuel: The Book of Baruch, Also Called I Baruch

(Greek and Hebrew), edited, reconstructed and transl.
Missoula, Montana: Scholars Press [1975]. VII, 51 S. gr. 8°
= Society of Biblical Literature, Texts and Translations, 8,
Pseudepigrapha Series, ed. R. A. Kraft, 6.

Das Besondere, das diese Edition des (1.) Bar bietet, ist
der Versuch einer Rekonstruktion des hebräischen Textes zu
1,1 — 3, 8, also nicht nur des Bußgebets 1,15 — 3, 8, das allgemein
als aus dem Hebräischen übersetzt gilt. Tov geht
dabei vom Ergebnis seiner Dissertation aus1: Bar 1,1 — 3, 8
war im Anfang durch den Ubersetzer des Jer ins Griechische
übertragen worden; sodann wurde die Übersetzung beider
Werke nach dem hebräischen Text revidiert. Das Resultat
dieser Durchsicht liegt in unserem Text der LXX von Jer
29—52; Bar 1, 1 — 3, 8 vor (1 A. 2). The entire Hebrew recon-
struction must remain tentative (2). An einer Reihe von Stellen
deutet das Tov dadurch an, daß er ihm dort fragliche
hebräische Ausdrücke unterstreicht oder (etwas häufiger)
andere Möglichkeiten in Klammern setzt. Ist es, wie Tov
sagt (5), in der Regel nahezu unmöglich, die hebräische Vorlage
ganzer Sätze in LXX mit Zuversicht zu rekonstruieren,
so ist nach ihm die Situation für Bar 1,1 — 3, 8 günstiger: es
sind häufig die in LXX üblichen Äquivalente hebräischer
Wörter gebraucht, und der größere Teil des Textes ist ein
Mosaik aus biblischen Wendungen. Gleichwohl bleibt die
Rekonstruktion, wie Tov nochmals betont, in vielen Einzelheiten
ein Versuch (5).

In der Tat zeigt sich in dem Komplex 1,1 — 3, 8, daß sein
Autor die übernommenen Textstücke mehrfach abgewandelt
hat. Das könnte auch über die Stellen hinaus geschehen sein,
an denen es in der griechischen Übersetzung augenfällig ist.
Gelegentlich mag man fragen, ob der hebräische Text einer
Passage nicht etwas zu rasch auf Grund einer teilweisen
Entsprechung in Bar eingesetzt wird (so etwa bei der Übernahme
von kärat berit in Bar 2, 35 aus Jer 31, 31 statt des
hn Pentateuch neunmal belegten heqim berit, auf das der
griechische Text weist). Konsequenterweise geht Tov bei
seiner Ubersetzung ins Englische gegebenfalls von der nach
dem Wortlaut der Parallele verbesserten hebräischen Fassung
aus (2). Das ist dort o. w. begründet, wo etwa im griechischen
Text ein hebräisches Wort transskribiert (1,10)
°der eindeutig falsch übersetzt ist (apostole für däbär Pest
2»25). Da und dort mag indessen für die Vorlage an eine
andere Vokabel zu denken sein. Im ganzen ist die Rück-
ubertragung jedoch durchaus plausibel, sei es von den offensichtlichen
biblischen Vorlagen bzw. Parallelen her, sei es
von der vorzugsweisen Wiedergabe hebräischer Vokabeln
durch bestimmte griechische Wörter in LXX aus. Die Beziehungen
zwischen der Ubersetzung in Jer 29—52 und Bar sind
in der Tat bemerkenswert. Textlich-sachliche Verbindungen
ergeben sich natürlicherweise insbesondere zu Jer, im übrigen
für Bar 1,15 — 2,19 vor allem zu dem Bußgebet Dan
9. 4-19.

Für 3, 9 ff. (Tov nennt 3, 9 — 4, 4) wäre ein hebräischer
Text nicht mit dem Grad der Sicherheit zu gewinnen wie für
den ersten Teil (7). Immerhin finden sich etwa in 4, 37 — 5, 7
eine ganze Reihe von Anklängen an die Sprache des Alten
Testaments; sie lassen sich aber wohl von LXX her erklären
. Für griechische Abfassung von 3, 9 ff. spricht z. B. der
häufige Gebrauch des Gottesnamens der Ewige (sechsmal)
für Gott.

Der griechische Text ist, abgesehen von zwei kleineren
Abweichungen, der J. Zieglers in der Septuaginta Got-
tingensis (1); Varianten werden nicht angegeben. Die Fußnoten
zu 1,1 — 3, 8 betreffen in erster Linie das Verhältnis
zwischen griechischer und hebräischer Fassung. — Die
Übertragung ins Englische setzt nötigenfalls die Rede- bzw.
Vorstellungsweise der Grundsprache in die moderne um.
Fördert sie das Verständnis des Bar überhaupt, so hilft die
Rückübersetzung des ersten Teils dazu, die Prägung seiner
Ausdrucksformen und zugleich seiner Frömmigkeit vom
Alten Testament her in den Blick zu bekommen. Ein griechisch
-hebräischer und ein hebräisch-griechischer Index
(jener mit Stellenangaben) erleichtern ihre Auswertung.

Halle/Saale Gerhard Delling

1 E. Tov, The Septuagint Translation of Jeremiah and Baruch: A
Discussion of an Early Revision of Jeremiah 29—52 and Baruch
1:1-3:8, In press (9). - Die Bibliographie (9) gibt nur einige Ergänzungen
zu denen früher erschienener Werke.

NEUES TESTAMENT

Ford, Josephine Massyngberde: Revelation. Introduction,
Translation and Commentary. Garden City, New York:
Doubleday & Co. 1975. XLVIII, 456 S. gr. 8° = The Anchor
Bible, XXXVIII. Lw. $ 9,-.

Die „Anchor Bible", eine auf 44 Teile zu insgesamt 59
Bänden berechnete Kommentarreihe zu beiden Testamenten
und zu den Apokryphen des Alten Testaments, begonnen
von W. F. Albright und D. N. Freedman, wird von F.
M. Cross (Altes Testament), R. E. Brown (Neues Testament)
und J. C. Greenfield (Apokryphen) herausgegeben. Bisher
sind zum Alten Testament 13, zum Neuen Testament 9
Bände erschienen; von den Apokryphen liegt nur der von
J. M. Myers bearbeitete Band zu lEsr und 2Esr vor. Der
Kommentar der „Anchor Bible" ist ein Gemeinschaftswerk
jüdischer, katholischer und protestantischer Forscher; er
verbindet wissenschaftliche Korrektheit mit weitgehender
Allgemeinverständlichkeit.

Der neueste Band — Teil 38 des Gesamtkommentars —
stammt aus der Feder der katholischen Exegetin J. M. Ford,
die als Professorin für neutestamentliche Studien an der
University of Notre Dame (Indiana, USA) wirkt; er stellt
die erste Auflage der ersten Kommentierung der Johannesapokalypse
in der „Anchor Bible" dar und verdient schon
deshalb besonderes Interesse.

Fords Buch bietet — nach Vorwort, Inhalts-, Abbildungsund
Abkürzungsverzeichnnis sowie Hinweisen für den Benutzer
(S. XI—XXI) — zunächst eine vollständige Ubersetzung
der Apokalypse „in traditioneller Reihenfolge"
(S. XXIII-XLVIII). Der sich anschließende Hauptteil umfaßt
drei große Abschnitte: Einführung (S. 1—57), Bibliographie
(S. 58-66) und Kommentar (S. 67-427). Dazu kommen
Indizes der Autoren, Sachen und Belegstellen (S. 428—455),
ein Schlüssel zur Auffindung der kommentierten Textabschnitte
(S. 456) sowie insgesamt 24 Abbildungen auf
Tafeln.

Beim Kommentarteil überrascht die Umstellung ganzer
Kapitel, aber auch kleiner und kleinster Abschnitte der
Apokalypse; wie seinerzeit R. H. Charles (1920) — und, im
Falle des Johannesevangeliums, R. Bultmann (1941) — ord-