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Ausgabe: | 1977 |
Spalte: | 565-566 |
Kategorie: | Altes Testament |
Autor/Hrsg.: | Cortese, Enzo |
Titel/Untertitel: | La terra di Canaan nella storia sacerdotale del Pentateuco 1977 |
Rezensent: | Bernhardt, Karl-Heinz |
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Theologische Literaturzeitung 102. Jahrgang 1977 Nr. 8
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Heidelberg Ueinhard Slcnczka
Geistes: „Nichts ist der Zeugenschaft entgegengesetzter Ergebnissen der älteren Pentateuchkritik zurück. Ein Ver-
als Vulgarisierung. Nichts ist vom Apostolat verschiedener gleich z.B. mit O. Eißfeldts .Hexateuchsynopse' vom
als Propaganda." Die Darstellung schließt mit einem kur- Jahre 1922 zeigt, daß C. nur in wenigen Fällen P mehr zu-
zen Kapitel über die Beiträge zur Lehre von der Kirche, erkennt als Eißfeldt (13,22-34; 14,lb-.26).
Ein sehr wichtiges Moment darin ist der immer wieder- Der zweite Teil (S. 65-90) bietet eine Übersicht der
kehrende Hinweis auf die differenzierende Gemeinschaft wichtigeren Bezeichnungen oder Umschreibungen, die P
von Christus und Kirche, bei der jede autonome Institu- für das ,Land' gebraucht. Dabei wird auf das Verhältnis
tionalisierung ausgeschlossen ist. Auf der anderen Seite zum Sprachgebrauch der älteren Pentateuchquellen sowie
wird damit aber auch die These von einem .anonymen auf Herkunft und theologische Bedeutung der Bezeich-
Ghristentum' ausgeschlossen, „als ob die Kirche nur die nungen besonders geachtet. Im dritten Teil (S. 93-151)
Rolle hätte, in ihrer Predigt das ans Licht der Reflexion zu folgt dann eine themenbezogene Einzelexegese der prie-
ziehen, was unreflex schon überall da war ". sterschriftlichen Überlieferungen in Gen 17, 23, 28, 35, 48,
Henri de Lubac bat in von Balthasar einen kongenialen Ex 6, Num 13f., 20, Dtn 32 und Num 33f. Mit der Exegese
Darsteller seiner theologischen Arbeit gefunden, und man verbindet der Vf. die Erörterung der Unterschiede zu den
möchte wünschen, daß seine auch in Deutschland weit jeweiligen Parallelen in den älteren Quellen und zieht mit
verbreiteten Schriften durch diesen zusammenfassenden P mehr oder weniger eng verwandte Vorstellungen über
Hinweis auch im Bereich evangelischer Theologie stärker das Land Kanaan in der übrigen Exilsliteratur heran, so
zur Kenntnis genommen werden. Schade ist nur, daß die daß die Prägung der Landtheologie der Priesterschrift
Zitierungen auf die französischen Ausgaben abgestellt ist, durch die geschichtliche Situation (Ausklammerung des
auch wo sie im Text den deutschen Übersetzungen folgen. Ostjordanlandes, Fehlen der Vorstellung vom Heiligen
Krieg) klar hervortritt. Auf den Vergleich mit entsprechenden
Vorstellungen bei Hesekiel wird in der Zusammenfassung
der Ergebnisse (S. 153-167) ausführlicher eingegangen
(S. 163-166), während die Erörterung der Unterschiede
zur Landtheologie des Deuteronomisten einem
ALTES TESTAMENT Exkurs vorbehalten bleibt (S. 168-173). Ein umfangreiches
Literaturverzeichnis und verschiedene Register(S. 175
r , _ ¥ bis 204) erleichtern die Lektüre der sorgfältig gearbeiteten
L?8*' T,nZO: rf"? ^^"^^rV10"^^0^^^' Studie, deren Ergebnisse insgesamt als ein förderlicher
A^i^TX^^zT^^ *- ?-? E*Thung ter theo^ischen Sifcuation im
babylonischen Exil anzusehen sind.
Die von M. Noth vertretene Auffassung, wonach die Berlln Karl-Hein* Bernhardt
verlasser der alttestamenthchen Priesterschaft am Lande
Kanaan nur wenig interessiert gewesen seien und im Unterschiede
zu den anderen Quellenschichten im Tetra-
teuch, insbesondere aber zum Deuteronomium, keine Campbell, Edward F., Jr.: Ruth. A New Translation with Intro-
-Landtheologie'entwickelt hätten, ist weithin von der alt- duetion, Notes, and Commentary. Garden City, New York:
testamentlichen Wissenschaft akzeptiert worden. Auch Doubleday & Co. 1975. XX, 189 S. gr. 8° = The Anohor Bible,
wenn man gegenüber Noths Einteilung der alttestament- 7- Lw- * 8-~-
liehen Gesetzes- und Geschichtsbücher in einen Tetra- Der Wert dieses ausführlichen Kommentars liegt nicht
reuch und ein durch das Deuteronomium eingeleitetes deu- zunächst in konkreten Forschungsergebnissen, sondern in
teronomistisches Geschichtswerk der älteren Hexateuch- der eindrucksvollen und liebevollen Gesamtschau, die er
Hypothese den Vorzug gibt, bleibt der Eindruck im we- vermittelt. Einleitend werden literarische, stilistische und
»entliehen derselbe. Es kommt hinzu, daß die nicht sehr theologische Probleme behandelt. Als Erzähler, story-
umtangreichen Partien im Buche Josua, die P zugeschrie- tellers in Israel werden etwas überraschend zwei verschie-
oen werden konnten, hinsichtlich ihrer Quellenzugehörig- dene Gruppen zur Wahl gestellt: die Landleviten und die
,hut um8tntten sind. Schließlich scheint nicht nur im Bu- weisen Frauen. Der Ursprung der Rutherzählung sei wahr-
ne dosua sondern auch in den ersten vier Büchern des soheinlich in der Zeit Salomos zu finden und die Nieder-
itxateuch der deuteronomistische Einfluß gerade in den schrift habe im 9. Jh. stattgefunden. Mit behaglicher Breite
ussagen über das Land Kanaan und das Verhältnis Is- zeichnet C. ein lebhaftes Bild altisraelitischen Alltags-
men ^ <Tesem 1 größer 711 sein> als früher angenom- lebens, der beteiligten Personen, ihrer Handlungen und
tt wufde . Reaktionen. Überhaupt wird in diesem Kommentar der
urfiru? !m<3 a nt,I8cne Uberprüfung dieser offenbar gut be- Kunst des Einfühlens eine sehr große Rolle zugewiesen.
Heow Vi Auffassung bemüht sieh E. Cortese in der vor- C. will die Rutherzählung weitaus als eine Veranschaulich
? Monographie. Eine solche Kritik muß bei der chungdes „Bundeslebens" „covenant life" verstehen. Zur
Sti • nf"a'yae einsetzen, der C. den ersten Teil seiner Bundesterminologie gehören u. a. Ausdrücke wie „Ruhe-
"röRt V^?5-64) widmet. Dabei akzeptiert er für den platz" (1,9; 3,1), dbq (1,14), „nicht verlassen" (1,16),
Auff deS Tetrateuchs ~ Gen 1 bis Num 9 - Noths me judda' (2,1), von C. mit „covenant brother" übersetzt;
bis o^unK> 90 daß sich seine eigene Analyse auf Num 10 desgleichen moda'tänü (3,2) „our covenant circle". Die
Teil ! *cl.lrar,kt. Auch von diesen Kapiteln wird nur ein Gefahr, daß der Bundesbegriff durch diese Verallgemeine-
bearbeitet, nämlich die Partien, die für das Thema des rUng an Konkretion verlieren könnte, ist offenbar.
enthTt sinci> a!so Aussagen über das Land Kanaan Am wenigsten befriedigt die Behandlung von Kap. 4
die * fCn ^um 13f.; 20; 26; 83f.). Im Ergebnis gelangt mit seinem m. E. nicht völlig erkannten juristischen vö-
Vn(Vr! umfassender Hinzuziehung auch der älteren kabular. Hier stecken ohne Zweifel Probleme, die nur bei
chun atur durchgeführte quellenkritische Untersu- einer eindringenderen Analyse sichtbar werden. Vor kur-
ren U('"°nübcr Noth zu einem wesentlich umfangreiche- zem hat E. Lipinski die Übersetzung von mäkar in 4,3
Texte h" V°n P dcn betreffenden Kapiteln. Von den „verkaufen" in Frage gestellt (VT XXVI 1976, 124-127).
Hinzuf " ^°th a'S ,snato -Ergänzungen zu P bzw. als Mit Hinweis auf mesopotamische Parallelen findet er es
des Tet'^f1^!11 d°r Endr°daktion bei der Verschmelzung unwahrscheinlich, daß Noomi den Acker Elimeleks habe
werk ra. ,uchs mit dem deuteronomistischen Geschichts- verkaufen können. In Babylonien hatte eine Witwe nur
13 3b-i 7 oOworden im einzelnen P zugeschrieben: Num Nutzrecht, nicht Besitzrecht an dem Eigentum ihres ver-
W*58- <Ui* lo t4' 14'lb-27b.30-34; 20,24; 26,1-56; 33,50 storbenen Mannes. Das sei wahrscheinlich auch in Israel
■ ^,1-12. Im wesentlichen kehrt also der Vf. zu den der Fall, und Noomi habe das Eigentum nur zeitweilig