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Ausgabe:

1977

Spalte:

30-31

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Osten-Sacken, Peter von der

Titel/Untertitel:

Gott und Belial 1977

Rezensent:

Kapelrud, Arvid Schou

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2!)

Theologische Literaturzeitung 102. Jahrgang 1977 Nr. 1

30

land, uitgegeven door A. S. van der Woude, XIX. Lw. hfl.
62,-.

Die auf einer gemeinsamen Konferenz britischer und holländischer
Alttestamentler im Jahre 1973 in London gehaltenen
sieben Referate werden in diesem Band publiziert und
damit einem größeren Kreis interessierter Wissenschaftler
zugänglich gemacht. — J. Barr (Manchester) bemüht sich um
die methodische Klärung des Problems „Etymology and the
Old Testament" (S. 1—28). Die heute weithin herrrschende
Unsicherheit hinsichtlich etymologischer Arbeit führt B. auf
den Umstand zurück, daß die Bezeichnung Etymologie ein
herkömmlicher Begriff ist, mit dem verschiedene linguistische
Arbeitsgänge bezeichnet werden, die wenig oder nichts
miteinander zu tun haben. Um das deutlich zu machen,
scheidet B. erst einmal die wissenschaftliche von der volkstümlichen
Etymologie und legt sodann eine sechsfach untergliederte
Typologie etymologischer Arbeit vor, wobei er jeweils
den richtigen vom Mißbrauch abzuheben versucht. Die
einzelnen Arbeitsgänge heißen: A. Prehistoric reconstruc-
tion, B. Historical tracing within an observable devclop-
ment, C. Identification of adaptions from another language,
D. Analysis of words into component morphemes, E. Use of a
cognate language to discover the sense in Hebrew, F. Simple
comparison of institutions with cognate names. Abschließend
befaßt sich B. noch kurz mit der sog. volkstümlichen
Etymologie im AT und zeigt auf, daß sie sich weithin auf bestimmte
hebräische Personennamen bzw. andere Eigennamen
bezieht, daß sie in einem Spiel mit sprachlichen Assoziationen
und Wortähnlichkeiten besteht und deshalb eher
zur Dichtung gehört, jedenfalls für die heutige etymologische
Fragestellung keine oder eben nur historische Bedeutung
hat. — W. A. M. Beuken (Amsterdam): „Isaiah LIV:
The Multiple Identity of the Person Addressed" (S. 29-70)
untersucht in beispielhaft gründlicher Weise die Frage, ob
angesichts der Reichhaltigkeit von Jes 54 die dort genannte
nemenlose Frau ausschließlich und von Anfang an mit Jerusalem
identifiziert werden kann. In einem ersten Arbeitsgang
macht B. deutlich, daß dieses Kap. eine literarische
Einheit darstellt und aus einer Propheten- (v. 1—6) und einer
Gottesrede besteht. Der zweite Arbeitsgang richtet sich auf
die Thematik von Jes 54 und zeigt die thematische Verbindung
zwischen den beiden Struktureinheiten auf, mit dem
überzeugenden Resultat: Die addressierte Frau ist stets dieselbe
Person, die in ihren Funktionen als Mutter, Frau und
Stadt drei verschiedene Phasen israelitischerGeschichtesym-
bolisierte. Dieses Ergebnis wird im letzten Arbeitsgang durch
einen Hinweis auf das Vorliegen der Konzeption der „corporate
personality" in Jes 54 abgesichert. — A. Gelston (Dur-
ham): „Kingship in the Book of Hosea" (S. 71-85) erörtert
die Frage, ob sich die negative Haltung Hoseas zum Königtum
auf das Nordreichsregime seiner Zeit beziehe oder ob
sich darin eine grundsätzliche Ablehnung jedes irdischen
Königtums ausspreche oder ob nur eine Abwertung des
Nordreichkönigtums, im Gegensatz zur göttlich legitimierten
David-Dynastie Judas als Abfall gewertet, vorliege.
Nachdem B. alle das Nomen melek enthaltenden sowie die
auf Juda bezüglichen Stellen des Hosea-Buches geprüft und
die Frage der historischen Anspielungen bei Hosea erörtert
hat, kommt er zu dem, allerdings recht vorsichtig formulierten
Schluß, daß sich aufgrund unseres derzeitigen Wissens
die Kritik Hoseas vornehmlich gegen das Nordreichkönigtum
seiner Zeit richtete. — J. C. L. Gibson (Edinburgh) setzt
sich in dem Aufsatz „The Massoretes as Linguists" (S. 86 bis
96) mit der Meinung von S. Morag auseinander, wonach
die Zeichen Sewa und Dages (samt Rape) eine zwiefache
Funktion erfüllten, und legt dagegen überzeugend dar, daß
die Masoreten mit der Punktation andere Ziele verfolgten,
nämlich 1. die notwendigen Vokale anzugeben, vor allem
dort, wo kein Konsonant einen solchen Vokal bereits anzeigte
, und 2. sog. Prosoden verschiedener Art zu markieren,
um eine flüssige Aussprache des Hebräischen zu gewährleisten
. Von daher ist es zu verstehen, wenn G. die Zeichen
Sewa und Dages „prosodische Zeichen" (prosodic markers)

nennt. — C. J. Labuschagne: „The Tribes in the Blessing of
Moses" (S. 97—112) versucht, durch einen Vergleich mit Gen
49 die Eigenart des Mose-Segens besser zu erfassen. Diese
besteht — und darin ist L. zuzustimmen — einerseits darin,
daß Dtn 33 eine Komposition aus verschiedenen Elementen
ist, Gen 49 aber eine Sammlung von Stammessprüchen darstellt
, anderseits darin, daß Gen 49 einen judäischen, Dtn 33
indes einen nördlichen Standpunkt vertritt, wobei in bezug
auf die Reihenfolge der Sprüche Gen 49 weithin dem üblichen
Stämmeschema folgt, der Mose-Segen indes davon
ganz und gar abweicht. Dafür eine Erklärung zu geben, ist
ein weiteres Anliegen L.'s. Ausgehend von der Feststellung,
daß Rahmenpsalm und Worte über die Stämme in Dtn 33
eine Einheit bilden und demzufolge die Ansiedlung der
Stämme in Kanaan bereits in der sog. Richter-Zeit mit dem
Sinai-Ereignis (vgl. v. 2ff.) verknüpft erscheint, hält L. die
Überschrift des Mose-Segens (v. 1—2a a) nicht für redaktionell
. Und da die Überschriften der Stämmeworte abweichend
formuliert sind und in zwei Gruppen zerfallen, die die
nördlichen und die südlichen Stämme (Rüben, Juda, Lewi)
jeweils umfassen, hält L. auch diese Uberschriften nicht für
redaktionell. Weil v. 2—5 eine Reise Jahwes vom Sinai zum
Pisga (v. 2cj.) voraussetzt, ist das der Punkt, von dem aus die
Stämme, beginnend bei Rüben im Ost jordanland und bei Juda
im Westjordanland, in der Richtung von Süd nach Nord
aufgezählt werden. Von einem Standort westlich des Sees Ge-
nezareth aus werden in einem dem Uhrzeigersinn entgegengesetzten
Kreisbogen die anderen Stämme vorgeführt. Dabei
verfolgte der Verfasser von Dtn 33 die Idee, die Einheit
der seßhaft gewordenen Stämme aufzuzeigen. Als historischen
Hintergrund des Mose-Segens verweist L. auf die
Frühzeit Davids in Hebron. So erwägenswert diese Thesen
sind, so unbefriedigend ist die Behandlung des Lewi-Spru-
ches: Zu ihm gehört nur v. 8—10, da v. 11 zum Juda-Spruch
geschlagen wird, v. 8—10 also eine späte lewitische Interpolation
darstellt. — C. van Leeuwen: „The Prophecy of the
Yöm YHWH in Arnos V 18-20" (S. 113-134): Ausgehend von
der zutreffenden Verknüpfung von hoj mit der Totenklage
wird die nur hier belegte Verbindung des Totenklagerufs
mit der Tag-Jahwe-Vorstellung in der Weise interpretiert,
daß Arnos von Zerstörung und Tod redet, was veranlaßt
wurde durch ein Mißverständnis seines Wortes 5,17 durch
die Zuhörer als einer Heilsansage. Zum Schluß weist van L.
zu Recht darauf hin, daß die Tag-Jahwe-Vorstellung von
Hause aus und auch bei Arnos nicht eschatologisch imeigent-
lichen Sinn ist.— Der insgesamt instruktive, gehaltvolle und
anregende Band der Oudtestamentischen Studien wird abgeschlossen
durch den Aufsatz von L. R. Wickham (South-
ampton: „The Sons of God and the Daughters of Men: Genesis
VI 2 in Early Christian Exegesis" (S. 135-147). W.
führt die Exegese dieser Stelle durch Kyrill von Alexandria
und Augustin vor und zeigt die zu beiden hinführenden
Überlieferungen auf.

Greifswald Hans-Jürgen Zobel

()s(< n-Sacken, Peter von der: Gott und Belial. Traditionsgeschichtliche
Untersuchungen zum Dualismus in den Texten
aus Qumran. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
[1969]. 267 S. gr. 8° = Studien zur Umwelt des Neuen Testaments
, hrsg. v. K. G. Kuhn, 6. DM 35,-.

Uber die Definition der Traditionsgeschichte bestehen in
deutscher und skandinavischer Forschung verschiedene Meinungen
. In der deutschen Forschung wird schon seit Gunkel
das Hauptgewicht auf Stoff- und Motivforschung gelegt, und
dieser Forschung liegt so die literarkritische Analyse nahe.
In der skandinavischen Forschung unterstreicht man stärker
die vor-literarische Überlieferung, die Gunkel auch betont
hat, aber die einer literarkritisch geprägten Analyse weichen
mußte.

In seinem Buche erkennt dies auch Peter von der Osten-
Sacken, in Teilen seines Werkes benutzt er jedenfalls eine