Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1977

Spalte:

510-514

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Feneberg, Wolfgang

Titel/Untertitel:

Der Markusprolog 1977

Rezensent:

Suhl, Alfred

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2, Seite 3

Download Scan:

PDF

509

Theologische Literaturzeitung 102. Jahrgang 1977 Nr. 7

510

4 Vgl. jetzt das KorsrhiiiigHspekt nun in ilein von K . Kmlolpli herausgegebenen
Hand „llnosis und (Inostizisnius. Darmstadt 197.r>" und meine Rezension dazu
Im Onomon sowie schon Minen Forschungsbcricht in der Theol. Rundschau
WF 86, 1071. 481 f.

• So muß es S. 5'.l ,, Apokryphon Johannis" heißen statt „Evangelium Mariae",
S. 189 „der Onostiker I'lotins" statt „des flnostikers Plotln", S. 340 „Hebdo-
mas" statt „Helidomas" und wohl auch im Vergleich mit S. 30« auf S. 307
„Ebionlten" statt „Essener", obwohl auch jene in der Forschungsgcschichte mit
den Pseudoklemi'utinen verbunden wurden. Zur Diskussion lies, um l'erlenlied
Baidesancs, Markion. Simon Magus und llasilides vgl. etwa Itudolphs For-
suliiiUKSherieht in der ThB 1S9B/71/72/74.

" Schenke in linosis und (inostizisnius, S. 585.

Moellering, H. Annin, and Viotol A. Bertling: ] Timothy, 2 Timothy,
Titus, Phileinon. St. Louis - London: Concordia Publishing
House [1970]. 288 S. 8° = Concordia Commentary. Lw. $ 5.00.

Die Zusammenstellung die er kleinen l'auliisbriefe in einem
Band erklärt pieh aus der Ansicht der Ausleger, 1 Tim und Titus
seien nach cn.ci .-rsten römischen Gefangenschaft im Osten (etwa
62/63), '} Tim (im Frühjahr 63) in eil er späteren Gefangenschaft in
Rom ges hrirben worden, aus der auch der etwa gleichzeitig verfaßte
Briefen Philemon stamme.

Den Auslegungen liegt der mitabgecruckte Text der Revised
Standard Version zugrunde, den Bartlhig anfangsweise durch eine
eigene Ubersetzung des Philemonhriofes ergänzt. Jedem Brief
wird eine Gliederung des Textes vorausgeschickt sowie eine Liste,
mit empfehlenswerter Literatur für de , WeiterBtudium heigegeben.
Andere als englische Sprachkenntusse werden beim Leser nicht
vorausgesetzt.

Die Auslegung entspricht wie in der ganzen Komment arroihe
etwa den Ansprüchen, die der L~»T z.B. an die Zürcher Bibelkommentare
stellen kann. Die Ai:si. gung ist flüssig; sie erfolgt in
fortlaufenden kleinen Abschnitten Vers für Vers und verzichtet
auf Fußnoten.

Moellering hält die Pastoralbriefe nach sorgfältiger Abwägung
der entgegenstehenden Gründe für authentisch. Die Gegner in den
Briefen sind Vertreter eines frühen judenchristlichen Gnostizismus.
Die Abweichungen von den anderen Paultisbriefen erklären sich
durch den Abstand der Zeiten und die gewandelte Situation.

Diese konservative Grundhaltung den Kinleit imgsfragen gegenüber
bestimmt auch die Auslegung selbst, die sich auf einer betont
reformatorischen Basis den Grundfragen des Menschseins im Lichte
des Glaubens mehr zuwendet als den praktischen Alltagsproblemen
und die Bich von der richtigen Einsicht stimulieren läßt, daß
die in den Pastoralbriefen vorausgesetzte Situation der Bewahrung
des Glaubens der gegenwärtigen Lage der Christenheit eher entspricht
als die eines drängenden Aufbruchs and raschen Wachstums
.

Einige Exkurse lockern den Gang der Auslegung auf. Sie lassen
die konservative Beharrlichkeit des Auslegers besonders deutlich
erkennen, der z.B. an der prinzipiellen Überordnung des Mannes
über die Frau und dementsprechend daran festhält, daß Frauen
nicht zur Ordination zugelassen werden können.

Bartling setzt sich ausführlieh mit der These von Knox auseinander
, nicht Philemon, sondern Archippus sei der Empfänger des
, Briefes an Philemon'. Im übrigen ordnet er seine Auslegung vor
allem in die ausführlich erörterte Problematik der Sklaverei in der
Antike und im frühen Christentum oin.

Beide Auslegungen haben für den deutschen Leser keine hervorragende
Bedeutung. Sie erfüllen aber zweifellos für den englisch
sprechenden Bibel leser die Funktion einer allgemeinverständlichen,
wissenschaftlich verantworteten Hilfe zum Verständnis des neu-
testamentlichen Wortes.

BwUn Walter Schmithals

Roetzel, Calvin J.: The Letter» of Paul. Conversations in Context
Atlanta, Georgia: John Knox Press 1975. IX, 114 S. gr. 8°
S4.95.

Dom Leser, dem als Studenten oder geistig beweglichen Mensehen
die paulinisehen Briefe erstmalig begegnen, will diese Ein-
• ührung helfen, die paulinisehen Texte wirklichkeitsgemäß als lebendige
Auseinandersetzung unter dem Evangelium und nicht als
statische Darlegung von Wahrheiten zu verstehen. Die Früchte
gegenwärtiger Bibelwissensehaft werden vermittelt, um den Anfangsleser
vor Fallgruben zu warnen und Licht in die Probleme zu
bringen, die die Briefe stellen. Dieses anspruchsvolle Programm
(VII) zugleich in größtmöglicher Kürze wie Faßlichkeit durchgezogen
zu haben, ist die Stärke dieser Einführung.

Anschaulich und differenziert wird der kulturelle Hintergrund
des Autors wie seiner Empfänger (6-16), die Struktur des Briefformulars
(17-28) wie d'1 Verwertung urchristlicher Traditionen
(29-37) dargestellt. T)cr ausführlichste vierte Abschnitt stellt die
Korrespondenzen mit den einzelnen Gemeinden in den tinbestritten
als echt anerkannten Briefen als Bestandteile aktueller Auseinandersetzungen
vor (38-68). Dabei werden wie in allen Partien
dieser Einführung traditionsgeschichtliehe, literarkritische und
formanalytische Ergebnisse der Paulusforschung dem Leser umsichtig
nahegebracht. (2 Kor 10-13 wird als Kern des eigenen
„Zwischenbriefes "angesehen, Rom 16 als Epheserbrief und auch
bei Phil wird auf die Möglichkeit von Brief fragmenten hingewiesen.
1 Kor 14,33b-36; 2 Kor 6,14-7,1 und Rom 16,25-27 werden als un-
paulinisehe Inten olai ionen behandelt.) Daß in der Darbietung
auch die eigene ! orschungsposition durchscheint (vgl. ThLZ 99,
1974, 424-426;. ;st kein Nachteil einer Einführung und gibt dem
Buch seine H'arbe. Eine linguistische Sensibilisierung ist durchgehend
sichtbar und schlägt sich vor allem in originellen wort-
somantischen Übersetzungsvorschlägen und deren Begründungen
nieder.

Gute Verständnishilfen erhält der Leser auch in der Darstellung
„Paul and his Myths" (69-80), wenn er in die mythischen Denkformen
kultischer und erfahrungsmäßiger Vergegenwärtigung des
historischen Heilsgrundes im Sinne des Mythosbegriffs Eliades
beispielhaft eingeführt wird. Einleitung (1 5) wie Abschluß (81 bis
102) korrespondieren einander, indem sie den Loser interessiert
und problemsichtig machen, sofern sie die widersprüchliche Wirkungsgeschichte
der paulinisehen Literatur klarsichtig ausloten.

Man sagt nicht zuviel, wenn man den Rezensenten zustimmt,
die die vorgelegte Lesehilfe als lebendige und gelungene Kurzeinführung
in die paulinisehen Briefe begrüßt haben. Der Gefahr
vieler Einführungen, die Popularisierung auf Kosten der Wissenschaftlichkeit
zu betreiben, ist dieses Buch nicht erlegen. Für studentische
Einführungen wie für Gomeindesominare ist es didaktisch
vorbildhaft.

Zeitz Wolfgang Schenk

Feneberg, Wolfgang, S. J.: Der Markusprolog. Studien zur Form-
bestimmung des Evangeliums. München: Kösel |1974]. 215 S.
4° = Studien zum Alten und Neuen Testament, hrsg. v. V.Hampf
u. J. Schmid, XXXVI. Kart. DM 58,-.

F. leistet einen wesentlichen Beitrag nicht nur zur Interpretation
des Mk-Prologs, sondern zur Frage der Evangelienbildung
insgesamt und darüber hinaus zur biblischen Hermeneutik überhaupt
, insofern er an Mk 1,1-11 exemplarisch „den methodischen
Zugriff zum Text von verschiedenen typischen Vertretern der ntl.
Exegese heute nicht nur an Hand der kurzen Methodenreflexion in
der Einleitung [wo sie nach F. meist nur „den apologetischen Charakter
der Rechtfertigung für den eigenen Zugriff" hat], sondern in
der jeweiligen exegetischen Durchführung selbst aufzuweisen und
immanent zu kritisieren" versucht (S. 14). Dabei erweist sich, daß
die unterschiedlichen Ergebnisse, zu denen die Autoren trotz gemeinsamer
Verwendung der historisch-kritischen Methode kommen
, in ihrem Vorverständnis begründet sind, das sich genauer als
jeweils sehr unterschiedliches Bild des einzelnen Autors von der
historischen Entstehung der ntl. Schriften bestimmen läßt. Dieses
ist gleichsam der Parameter für die exegetische Arbeit (ebd.). F. bemängelt
zu Recht, daß dieses Bild von der Entstehung der ntl.
Schriften im Falle der Evangelien bisher von mehr oder weniger
unkontrollierten Voraussetzungen her, aber auf jeden Fall unter
Absehung von der vorliegenden Form der Werke entworfen wurde.
Sein Programm ist daher sehr zu begrüßen, da er versucht, „mit