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Ausgabe: | 1977 |
Spalte: | 481-490 |
Autor/Hrsg.: | Herrmann, Siegfried |
Titel/Untertitel: | Forschung am Jeremiabuch 1977 |
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Theologische Literaturzeitung
Monatsschrift für das gesamte Gebiet der Theologie und Religionswissenschaft
Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Herausgeber: Professor D. Ernst Sommerlath, D. D., Leipzig
in Verbindung mit Professor Dr. habil. Ernst-Heinz Amberg 33523
NUMMER 7
Spalte
Forschung am Jcremiabuch.
Von s. EMnnaan ....................... 481
r.aldormann. T., u. 6.Kittel: Die Sache des
Religionsunterrichts (W. Neidhart) ....... 542
Ball, B. W.: A Great Expcctntion (G. Wendel-
born)................................... 520
Itartl ing, V. A., s. Koellerlng, h. a........... 509
Bernhards, k.-H.. 8. Ileyerlin, w............. 4111
licrtsch, L., 8. J. [Hrsg.]: Theologie zwischen
Theorie und Praxis (.1. Henkys) ........... 540
-, s. KloRtertnann. F....................... KM
Beyerlin, W. [Hrsg.]: Iteligionsgeschichtliches
Textbuch zum Alten Testament. In Ztisam-
menarh. in. H. BfOl.....r, H. Selnnökel, C.
Kühne, K.-II. Bernhardt u. 1*3. I.ipiiiski (K.
Rudolph)............................... 401
Itousset, \: Hauptprohlenie der Gnosis (Ch.
Elsas).....;............................ 500
iSrunner, H., s. lteyerlin, W................. 491
Cornelius, F.: Jesu* dar Mensch in seinem rcli-
gionsgeschiehtlichen Zusammenhang (Th.
Lohmaim).............................. 493
Dey,L.K.K.: The Intermedlary World and
Patterns 4f Perfectlon in Philo and Hebrew«
(0. Dellini!)............................. 502
Di in, H.: Ja oder nein (O. Jacob) .......... 525
102. JAHRGANG
Spalte
Donfried, K. P.: The Bettina of Beoond Clement
in Early ('hristianity (A. Strobel).......... 510
Doutreleau, L., s. Irenee de Lyon............ 514
Dullaart, L.i Kirche und Ekklesiologie (Ü.Kühn) 532
Feneberg, W.: Der Markusprolog (A. Suhl) ... 510
Frey, J.-B.: Corpus of Jewish Inscriptions, I.
(G. Delling)............................. 501
Goodblitt, D. M.: Itabbinic Instruction in Sasa-
nian Babylonia (E. S. Gerstenberger)....... 491»
Grcinachcr, N., b. Klostermann, F............ 530
Haubst, R., s. Nikolaus von Kues ........... 518
Irenee de Lyon: Ootrtre les Herealet, l.ivre III.
Ed.critiipic par A. Rousseau et L. Doutrebau,
1 ii.2(H. Karpii) ........................ 514
Kell, G.: Philosophische Gründl >gung zu einer
Hnzykl ipädie des Gluibens (It.-G. Fritzselie) 529
Kittel, G., s. lialdermann, 1................ 542
Klostennann, F., u. lt. /erfaß [Hrsg.]: Praktische
Theologie heute. Unter Mitarb. v. L.
ilertsch, N. Greinacher, A. Müller, V. Spiegel
(.1. Henkys) ............................ 530
Knitter, 1'.: Towards a Protestant Theology of
BellfioM (M. Kuske) .................... 530
Kühne, ('., s. Beyerlin, W................... 491
LAnge, .1.: Il.is Erseheinen des Anferstandenen
im Evangelium nach Matthäus fjf, Walter) . 503
JULI 1977
Spalte
Lipiiiski, E., s. Beyerlin, W.................. 491
Linning, I.: „Kanon im Kanon" (M. Petzoldt) 534
Moellering,H.A.,andV.A. Bartllng: 1 Timothy,
2. Timothy, Titus, Philemon (W. Sehinithals) 509
Müller, A., s. Klostermann, F............... 530
[Nikolaus von Kues:] Nikolaus von Kues in der
Geschichte des Erkenntnisproblems, hrsg. v.
R. Haubst (K.-H. Kandier)............... 518
Oren, E.: The Northern Cemetery of Beth Shan
(K.-D. Schunck) ........................ 497
Quack, .1.: Evangelische Bibelvorreden von der
Belormation bis zur Aufklärung (K. 1). Kl icke) 523
Koetzel, C. J.: The Letters of Paul (V. Schenk) 509
Rousseau, A., s. Irenee de Lyon ............. 514
Schäfer, Ph.: Kirche und Vernunft (E. Schott) 533
Sehmökel, H., s. Beyerlin, W................ 491
Spiegel, V-, s. Klostermann, F'............... 530
Watt6, P.: Structures philosophiquefl du peche
originel (I. Bertinetti).................... 528
Witzenrath, H. H.: Das Buch Hill (V. Rudolph) 494
Wolf, G. Ph.: Das neuere französische Luther-
biid (M. Lienhard)....................... 620
Zerlaß, R., s. Klostennann, V................ 53«
Von Personen:
K. Onasch zum 00. Geburtstag (E. Winkler) .. 543
Forschung am Jereiniabuch
Probleme imil Tendenzen ihrer neueren Entwicklung.
Von Siegfried IIi i imann, Rochum
Die neuere und neueste Forschung tun Jcremiabuch ist von
einer scheinbar verwirrenden Vielfalt, in ihrer Tendenz aber auf
einige wenige Grundfragen reduzierbar. Sie zu lösen, ist allerdings
nicht leicht, und die Frage drängt sich auf, ob nicht beinahe schon
die Grenzen dessen erreicht sind, was sich zur Klärung der literarischen
Probleme dieses umfangreichen und vielgestaltigen Prophe-
feubiiclirs sagen läßt . Dir in "-Ii immer ungelöste Zentr d frage kann
in die klassischen Worte gefaßt werden: An welchen Stellen des
nach ihm benannten Buches spricht, der Prophet Jeremia aus dem
Dorfe Anatot selbst zu uns? Die.Zweifel an der generellen Authentizität
seiner Worte sind alt und nicht zuletzt durch literarische
■Sachverhalte des Büchel selbst ausgelöst worden. Das Buch enthält
nicht nur als solche deklarierte Worte des Propheten Jeremia
selbst, sondern höchst anschauliche und glaubwürdige Berichte
ober ihn. Als Verfasser der letzteren konnte mit einem gewissen
Recht Baruch in Anspruch genommen werden, der nicht nur die
auf der sog. ,,Urrolle" festgehaltenen und nach dem Zeugnis von
Jer 30 im 4. Jahre des Königs Jojakim (006/1 v. Chr.) verbrannten
Worte Jeremias nach dessen Diktat neu aufzeichnete, sondern
auch ein selbständiges Wort gewidmet bekam (Jer 45). Die dem
Buch angefügten Sprüche gegen fremde Völker (Jer 46-51) und
das abschließende, aus den Geschichtsbüchern des Alten Testaments
geschöpfte Kapitel 52 legten ohnehin eine besondere Beurteilung
nahe.
Die für die neuere Forschung wesentliche Verfeinerung der literarischen
Betrachtungsweise des Jeremiabtiches brachte hauptsächlich
der Kommentar von Bernhard Duhm1, dem in neueren
Forschungsberichten mit Recht eine Schlüsselstellung eingeräumt.
wird.2 Fr unterschied 1. die Gedichte Jeremias; 2. das Buch des
Baruch; 3. die Ergänzungen zu den Schriften Jeremias und Ba-
ruchs. Ohne hier auf die bereits von Duhm namhaft gemachten
Probleme weiterer Differenzierung eingehen zu können, sei sogleich
der nächste wichtige Lösungsversuch genannt, der sich späterhin
als folgenreich erweisen sollte, die Vierquellentheorie von
Sigmund Mowinckel aus dem Jahre 1914.3 Nach ihm umfaßte das
eigentliche Buch Jeremia nur die Kapitel 1-45; „die Kapitel 46-52
sind ein späterer Anhang, etwa wie Jes 40-66".4 Die Kapitel 1-45
beurteilte er als eine Zusammenarbeitung aus „vier verschiedenen
schriftlichen Quellen",5 nämlich: 1. Quelle A, eine Sammlung jere-
mianischer Orakel (in Kap. 1-23 bzw. 25); 2. Quelle B, geschichtliche
Erzählung über Jeremia als Werk eines Verfassers, nicht nur
eines Redaktors (in Kap. 26-44); 3. Quelle G, Reden, die sich
sprachlich und inhaltlich mit dem „Deuteronomisten" berühren
und „zwischen den einzelnen Stücken von A und B verstreut"
stehen, also faktisch über das ganze Jeremiabuch verteilt sind;
4. Quelle D, die Kapitel Jer 30 und 31, ursprünglich eine anonyme
Sammlung von Worten, die nachträglich mit einer Überschrift und
einer Abschlußformel versehen wurde. Mowinckel vollzog mit der
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