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Ausgabe:

1977

Spalte:

424-425

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Grollenberg, Lucas Hendricus

Titel/Untertitel:

Kleiner Bildatlas zur Bibel 1977

Rezensent:

Conrad, Joachim

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423

Theologische Literaturzeitung 102. Jahrgang 1977 Nr. 6

424

(De scriptura sacra), P. D. Pähl (Die Leibhaftigkeit im Sakrament
bei den Vätern, bei Luther und im modernen Luthertum
), H. P. Hamann (Die Verantwortung der Kirche für
die Welt — Eine Studie zum Thema Gesetz und Evangelium)
und M. E. Schild (Luthers Interpretation des Buches Daniel
und die „Offenbarung") greifen dogmatische Positionen auf.
E. W. Janetzkis Beitrag (Der Platz der historischen Bekenntnisse
im heutigen Christentum) berührt mehr als nur die
Ökumene, während D. C. Overduin (Versöhnung — die Verkündigung
der neuen Wirklichkeit) ein Thema der Praktischen
Theologie abhandelt.

Zweifelsohne erweisen sich alle Beiträge als Ausdruck
einer sachlichen und persönlichen Dankbarkeit gegenüber
dem Jubilar, dem „ersten wirklich überragenden Lehrer...,
dem ersten Lutheraner von internationalem Ruf" in Australien
(S. 6). Aber eine bloße Akklamation zu erwarten wäre
völlig verfehlt. Liegt in der deutschen Heimat des Jubilars
eine solche Erwartung als Gefahr allzusehr im Bereich des
Möglichen, so spricht schon das Ernstnehmen von Dogmen-
und Theologiegeschichte ebenso wie die kritisch verarbeitende
Kenntnis von Literatur aus Europa und Nordamerika
durch die Verfasser dagegen.

Einer solchen Befürchtung gegenüber ist demnächst auch
die Geschichte der lutherischen Kirche Australiens, gerade in
ihren jüngsten Partien, zu beachten. Darüber hinaus finden
sich in den Beiträgen aber auch einige unerwartete Momente
. So weiß diese kleine Kirche durchaus um die theologische
Pluralität sowohl im eigenen Haus als auch in der
Ökumene, lehnt aber einen Pluralismus als Prinzip durch
einen festen Bezug auf Schrift und Bekenntnis deutlich ab.
Dem entspricht die freilich weithin nicht anerkannte, aus
jüngster deutscher Kirchengeschichte gewonnene Erkenntnis
, daß aktuelles Bekennen ohne Beachtung des historischen
Bekenntnisses nicht ohne Schaden für die Identität einer
Kirche bleiben kann.

Beachtenswert bleibt weiter die Anerkennung, die Sasse
durch andere Kirchen und Denominationen, besonders durch
Reformierte, gefunden hat.

Überraschend ist schließlich die Feststellung, die einst
schon für Studenten in Erlangen galt und die jetzt Overduin
ohne alle Emphase trifft: „Sasse gab klar den Beweis, daß
er selbst weder ein Mann ist, der seine eigene Formulierung
absolut setzt, noch daß er alle bestehenden Differenzen relativierte
" (S. 120).

Gibt sich die äußere Aufmachung des Bandes beinahe zu
einfach, so macht das der saubere und fehlerfreie Druck
wett. (Lediglich auf S. 30 ist „abitrary" durch „arbitrary"
zu ersetzen.)

Mit den Autoren wissen sich einstige Gefährten .und Schüler
auch außerhalb des Kontinentes unter dem Kreuz des
Südens dem Jubilar in Dank, Achtung und Anerkennung
verbunden.

Leipzig Klaus Petzoldt

BIBELWISSENSCHAFT

Lerle, Ernst: Das Weltbild der Bibel. Herausgegeben im Einvernehmen
mit der Vereinigung selbständiger ev.-luth.
Kirchen. Berlin: Evang. Verlagsanstalt [1973]. 120 S. 8°. Lw.
M 6,80.

Vf. hat sein 1955 erstmals erschienenes Buch „Das Raumverständnis
im Neuen Testament" (Bespr. ThLZ 83, 1958 Sp.
421) neu bearbeitet und unter neuem Titel erscheinen lassen
. Die Umarbeitung wird in den ersten Abschnitten des
Buches stärker wirksam als in den späteren; der rote Faden
ist durchgängig derselbe geblieben. Die Register (Bibelstellen
, Autoren, Sachen) sind diesmal leider weggelassen. —
Das Buch wird in der neuen, geglätteten und bereicherten
Form erst recht willkommen sein. Es teilt eine Fülle interessanter
Einzelheiten mit, die einem breiteren Leserkreis

sonst nicht zugänglich sind. Es ist farbig und kurzweilig geschrieben
. Seinen wissenschaftlichen Charakter hat es beibehalten
.

Besonders gern wird man sich den Partien anvertrauen,
die von den Weltbildvorstellungen außerhalb der Bibel
sprechen: dem Abschnitt, der von den Babyloniern bis zu
Kopernikus führt, und dem anderen, der von der jüdischen
Umwelt außerhalb des NT spricht. In den den kanonischen
Schriften gewidmeten Abschnitten spricht Vf. nicht mit gleicher
Unbefangenheit. Man spürt deutlich die (vom Vf. gewollte
!) Zäsur in der Betrachtungs- und Darstellungsweise
beim Ubergang vom Spätjudentum zum Täufer und zu
Jesus. Daß die Bibel nicht primär an Weltbildfragen interessiert
ist, darin ist Vf. recht zu geben. Sie hat das Reden
und Handein Gottes zum Thema. Aber daß sie in den Vorstellungen
der Zeit denkt und diese mit sich führt, sollte
man freimütiger bejahen, als Vf. dies tut. Die Frage, „ob im
Alten Testament ein Weltbild enthalten ist" (51), ist selbstverständlich
zu bejahen — mit der Modifikation, daß die
weltbildhaften Vorstellungen, in denen sich der Glaube an
Gott ausspricht, uneinheitlich sind. Es erleichtert das Verstehen
der Schrift, wenn man die Fremdheit weltbildlicher
Vorstellungen in der Bibel nicht abblendet, sondern erst
recht sichtbar macht. Wir verstehen die Glaubensaussagen
der biblischen Menschen besser, wenn wir das Medium, in
dem sie artikuliert werden, deutlich sehen. Man denke z. B.
an die archaische Erdkarte Gen 2,10—14 oder an die, wo „das
Trockene" hinter Tharsis abbricht bzw. an den Inseln gewissermaßen
zerbröckelt; an die Sintfluterzählung, die ohne
ihren Weltbild-Hintergrund gar nicht verstanden werden
kann. Glaube an den Schöpfer verleiblicht sich in der Vorstellung
, daß Schöpfung Widerstand Gottes ist gegen das
wäßrige Urchaos, das mit jeder Brandungswelle die Schöpfung
bedroht und dem Gott souverän Einhalt gebietet (Hiob
38,11). — Auch zum NT wäre dies und jenes einzuwenden.
Ob Vf. es sich nicht schwerer macht als nötig, wenn er z. B.
darüber nachsinnt, welchen weltbildlichen Bezug die Vermehrung
der toten Metallmasse im Gleichnis von den anvertrauten
Talenten hat (78) und wie in der Verklärungsgeschichte
die Materie dem Einbruch des Jenseitigen keinen
Widerstand leistet (98) ? Es ist wahr, daß biblisches Denken
herkömmliche Weltbildaussagen immer wieder durchbricht;
darauf macht Vf. dankenswerterweise an vielen Stellen aufmerksam
. Dennoch wird die Transformation biblischer Aussagen
in unsere Denkweise nicht innerhalb der Klammer
geschehen, sondern davor.

Eine Einzelheit: Der Ausdruck „unbefleckte Empfängnis"
ist dogmengeschichtlich anderweitig besetzt und sollte nicht
für die Jungfrauengeburt verwendet werden (91).

Leipzig Gottfried Voigt

Grollenberg, Luc. H.: Kleiner Bildatlas zur Bibel, übers, v.
H. Eising. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn
[1975]. 193 S. m. 170 Abb., 10 Ktn 8° = Gütersloher Taschenbücher
, 100. DM 9,80.

Der Vf. des hier anzuzeigenden Werkes ist vor allem durch
seinen großformatigen „Atlas van de Bijbel", der in mehrere
Sprachen, darunter auch ins Deutsche (vgl. ThLZ 83, 1958 Sp.
743—750), übersetzt wurde, bekannt geworden. Als handliches
Gegenstück dazu veröffentlichte er eine kleine Ausgabe,
von der bereits 1960 eine deutsche Übersetzung in Buchform
erschien. Der gleiche Verlag hat nun eine Taschenbuchausgabe
mit nahezu unverändertem Text, einer etwas geringeren
Zahl von Abbildungen, aber mit zusätzlichen Tabellen
und Ubersichten folgen lassen. Die farbigen Karten der
Buchausgabe werden schwarz-weiß wiedergegeben. Es ist
sehr begrüßenswert, daß sich der Verlag zu einer Veröffentlichung
in dieser Form entschlossen hat. Denn die kleine
Ausgabe, die nach Anliegen und Aufbau weitgehend der großen
entspricht, ist gut geeignet, einen breiten Leserkreis in
die Welt der Bibel und ihre komplizierte Geschichte einzu-