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Ausgabe:

1977

Spalte:

347-349

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Zimmerli, Walther

Titel/Untertitel:

Studien zur alttestamentlichen Theologie und Prophetie 1977

Rezensent:

Westermann, Claus

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Theologische Literaturzeitung 102. Jahrgang 1977 Nr. 5

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39 Joseph Schollmeier, Johann Joachim Spalding, Ein Beitrag zur Theologie
der Aufklärung, Gütersloh 1967, S. 53 ff. kann auch Philipps Thesen über
Ncologcn generell, insbesondere aber die über Spalding (Philipp, Zeitalter,
S. LXXVI ff.), von den Quellen her nicht bestätigen. Zur Kritik an Einzelnem
vgl. S. 54 f.

« Philipp, S. LXXXV.

41 W. Maurer: Aufklärung, Idealismus und Restauration, Studien zur Kirchcn-
und Geistesgeschichte in besonderer Beziehung auf Kurhessen 1780-1859,
II. Bd. 1930, S. 6 ff.

u Ev. Kirchenlexikon, Bd. III, 1959, S. 442.

43 W. Philipp: Christus in der Sicht der Aufklärungsepoche, in i -Jesus
Christus, Das Christusverständnis im Wandel der Zeiten", Marburger Theologische
Studien 1, hrsg. v. H. Gra6 und W. G. Kümmel, Marburg 1963, S. 106.

« 5. Aufl. 1939.

« 1949 im Deutschen erschienen.

.Das Zeitalter der Vernunft", 1961 im Deutschen.
" Die Aufklärung, In ausgewähten Texten dargestellt und eingeleitet, Stuttgart
, 1963.

'" Klassiker des Protestantismus, Bd. VII, Bremen 1963.

• Das beste Beispiel dafür ist Tholuck, den W. Philipp in .Der Protestantismus
im 19. und 20. Jahrhundert", Bremen 1965, S. LXXXV ff. wohl deshalb so
hart behandelt, weil Tholucks Bild z. T. das richtige Bild von der Frühaufklärung
verstellte. Die Spätaufklärung hat Tholuck im übrigen wohl besser
gekannt als Philipp. Vgl. F. A. G. Tholuck: Geschichte des Rationalismus,
1. (einzige) Abteilung, Geschichte des Pietismus und des ersten Stadiums der
Aufklärung, Berlin 1965, Neudruck.

50 RGG 3. Aufl., Bd. I, Sp. 723 ff.

51 Georg Friedrich Seilers Beitrag zur Praktischen Theologie der kirchlichen
Aufklärung. Nürnberg 1970, S. 121.

:'- Vgl. O. Jordahn: Georg Friedrich Seilers Einflu/i auf die Gesangbuchgestaltung
und die liturgischen Reformen in den Fürstentümern Ansbach und
Bayreuth (ZBKG 37, 1968 S. 37-63); derselbe: Georg Friedrich Seilers Wirksamkeit
als Professor in Erlangen 1770-1807 (Jahrbuch für Fränk. Landesforschung
29, 1969 S. 39-211); es handelt sich bei diesen Beiträgen um eine
wohl nahezu lückenlose Dokumentation der kirchlichen Ausstrahlung eines
Theologen der Aufklärungszeit, dessen literarische Arbeit Jordahn gleichfalls
knapp untersuchte in ZBKG 38, 1969 S. 153-192.

° Paderborn 1972.

H Vgl. II. Herz: Neues zum Lebens- und Charakterbild Christian Löfflcrs,
in: .Und fragten nach Jesus", FS f. E. Barnikol, Berlin 1964, S. 205-220.

" Vgl. Heinrich Herzog: Gustav F. Dinter (Herbergen der Christenheit,
Jahrbuch für deutsche Kirchengeschichtc 1967 S. 153-209); W. Sperl: Dr. Heinrich
Stcphani, Schul- und Kirchenrat, dann Dekan in Günzenhausen, der Führer
des Rationalismus in Bayern 1761-1850, München 1940.

M Vgl. Paul Luchtenberg: Johannes Löh und die Aufklärung im Bergischen,
Köln-Opladen 1965.

■r'7 Martin Germann: Johann Jakob Thurncyscn der Jüngere 1754-1803, Verleger
, Buchdrucker und Buchhändler in Basel, Basel und Stuttgart 1973.

M Die neuere Literatur zu Bahrdt, Basedow, v. Rochow und Salzmann, die
freilich ursprünglich entweder Theologen waren oder doch, wie v. Rochow, der
Domherr war, nicht ohne Kontakt zur Kirche reformierten, verzeichnet
W. Philipp am Schlug seines genannten Buches .Das Zeitalter der Aufklärung".
Es bleibt hier noch viel aufzuhellen. Die Beziehungen zwischen Kirche und
Schule seit ca. 1780 blieben bisher weitgehend unerforscht. Vgl. F. W. Kantzen-
bach: Der fränkische Rochow, Johann Ferdinand Schlez als Schul- und Sozialreformer
(Jahrbuch f. Fränk. Landesforschung 34/35, 1974/75); H. G. Bloth:
Pädagoge im Vorfeld der Revolution, Johann Friedrich Hähn (1710-1789) und
die Einführung des Curriculum Scholasticum, Paderborn 1972.

» Marburg, 1972.

m H. A. Salmony: Johann Georg Hamanns metakritische Philosophie, 1958.
01 Die Predigt der späten deutschen Aufklärung, 1770-1805, Stuttgart 1965.
"2 Musterschmidt-Verlag, Göttingen 1967.

ß3 Vgl. die wichtigste Literatur im Anhang zu dem schönen Buch von Barbara
Goy: Aufklärung und Volksfrömmigkeit in den Bistümern Würzburg und
Bamberg, Würzburg 1969; für die katholische Theologiegeschichte ist der Beitrag
von Philipp Schäfer: Kirche und Vernunft. Die Kirche in der katholischen
Theologie der Aufklärungszeit, München 1974, von informativem Wert (vgl.
meine Besprechung ZBKG 1976).

M Rationalismus und Erweckungsbewegung in Bremen (1830-1852), Bonn
1966.

* Dazu darf ich aaf meinen Beitrag .Analogie, Revolution, Evolution, Grundfragen
kirchengeschichtlicher Hermeneutik" hinweisen, in: F. W. Kantzcnbach
(Hrsg.): Verstehen und Verantworten, Hcrmencutischc Beiträge aus den
theologischen Disziplinen, Stuttgart 1976.

ALTES TESTAMENT

Zimmerli, Walther: Studien zur alttestamentlichen Theologie
und Prophetie. Gesammelte Aufsätze, II. München: Kaiser
1974. 336 S. 8° = Theologische Bücherei. Neudrucke und Berichte
aus dem 20. Jahrh., hrsg. v. G. Sauter. Altes Testament,
51. DM 29,-.

Der zweite Band der gesammelten Aufsätze W. Zimmeriis ist
ein getreues Abbild seines Wirkens, das sich in langen Jahren
auf die Auslegung des Buches Ezechiel konzentriert hat und
in dieser Konzentration wiederum die theologischen Aspekte
dieses Buches in die Mitte stellte, die in einer ganzen Reihe
von Aufsätzen dieses Bandes weiter ausgearbeitet werden (Die
Botschaft des Propheten Ez; Das verhüllte Gesicht des Propheten
Ez; Ezechieltcmpel und Salomostadt; Planungen für den
Wiederaufbau nach der Katastrophe von 587; Zur Vorgeschichte
von Jes 53). Erwähnungen der Ez-prophetie finden sich darüber
hinaus in den meisten Aufsätzen.

Um diese sich direkt mit Ez beschäftigenden Untersuchungen
legt sich der deutlich erkennbare Ring der weiteren, von der
Beschäftigung mit Ezechiel angeregten Studien, die es mit
Texten in der Nähe von Ez zu tun haben. Dazu gehören insbesondere
die Vergleiche der beiden Exilspropheten (Der
Wahrheitserweis Jahwes nach der Botschaft der beiden Exilspropheten
; Zur Vorgeschichte von Jes 53; dazu viele Passagen
in weiteren Aufsätzen), wobei die Weiterführung der Botschaft
Dcutcrojcsajas bei Tritojesaja (Das Gnadenjahr des Herrn)
dem Vf. wie auch in früheren Arbeiten schon (Die Sprache
Tritojesajas) wichtig ist. Ezechiel steht im Zusammenhang der
exilischen Theologie, deshalb mu5te diese in einem weiteren
Textumfang befragt werden (Erstgeborene und Leviten, ein
Beitrag zur exilisch-nachcxilischen Theologie). Ein Aufsatz zum
Bilderverbot (Das Bilderverbot in der Geschichte des Alten
Israel) führt frühere Arbeiten weiter; aber auch hier zeigt
sich der Anknüpfungspunkt bei Ezechiel (43,7; S. 260) in dem
Abschnitt über die Lade.

Au5er mit den Propheten in unmittelbarer Nähe zu Ez ist es
nur Jesaja, mit dem sich zwei Arbeiten ausführlich beschäftigen
(Verkündigung und Sprache der Botschaft Jesajas; Jesaja
und Hiskia); auch hier ist offenkundig, da§ Jesaja als der
andere Jerusalemer Prophet, der Prophet mit der engen Beziehung
zum Jcrusalemer Heiligtum, den Exegeten des
Ezechiel beschäftigte.

Gerahmt werden diese Einzeluntcrsuchungen von zwei Darstellungen
der Prophetie im ganzen, einer religionsgeschichtlich
bestimmten (Der Prophet im Alten Testament und im
Islam, einem Vortrag aus dem Jahr 1943) und einem theologisch
bestimmten (Die Bedeutung der grofjen Schriftprophetie
für das alttestamentliche Reden von Gott, 1972), in dem
wiederum die Prophetie Ezechiels einen wichtigen Platz einnimmt
.

Die Frage nach der Bedeutung der Propheten für das Reden
von Gott im AT hat Z. dann weitergeführt zu seiner Konzeption
einer AT-Theologie, die in zwei Aufsätzen dieses Bandes
begründet und vorbereitet wird (Alttestamentliche Traditionsgeschichte
und Theologie; Erwägungen zur Gestalt einer alt-
testamentlichen Theologie); in diesen Zusammenhang gehört
auch die Rektoratsrede von 1964 (Was ist der Mensch?).

Abgesehen von zwei Aufsätzen (Zwillingspsalmen; häsäd im
Schrifttum von Qumran) lassen sich alle Aufsätze des Bandes
in einem Zusammenhang verstehen: von der Auslegung des
Ezechielbuches ausgehend, sich in die zeitliche und sachliche
Umgebung Ezechiels erweiternd, in dem Zusammensehen des
Redens von Gott im ganzen AT endend.

Anstatt nun die l ulle und Weite der Untersuchungen im einzelnen
abzugehen, möchte ich allein auf die Bedeutung der
Konzentration eines Forscherlebens auf die eine Aufgabe der
Auslegung des einen Buches der Bibel und die Auswirkung
dieser Konzentration bis in die Gesamtsicht des Redens von
Gott im AT aufmerksam machen, die ich an der Relevanz einer
kleinen Beobachtung und an einem die Theologie des AT umgreifenden
Leitmotiv zeigen möchte.

Die „kleine" Beobachtung ist die in dem Aufsatz „Erstgeborene
und Leviten. Ein Beitrag zur exilisch nachexilischcn
Theologie" entwickelte: Es ist die Beobachtung der Verlegenheit
der späteren Theologen (Dtn) angesichts des klaren
Gottesgebotes Ex 22,28: „Den Erstgeborenen deiner Söhne
sollst du mir geben". Sie führt bis zu der „unheimlichen
Umakzentuierung" in Ez 20,23-26 (wieder hat eine Ezechiel-
steile die Beobachtung ausgelöst!), die dieses Gebot der
Opferung des Erstgeborenen als „ungute Satzung" Jahwas bezeichnet
, „durch die sie nicht leben sollten" (S. 240). Diese Verlegenheit
bringt erst die Priesterschrift zur Lösung, indem sie
die in einer sekundären Schicht des Ez-buchcs disqualifizierten
Leviten als Erfüllung des alten Gebotes bezeichnet: „Ich habe
die Leviten aus der Mitte der Israeliten herausgenommen
anstelle aller Erstgeborenen" (Num 3,11-13) und damit zu-