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Ausgabe:

1977

Spalte:

318

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Minkner, Konrad

Titel/Untertitel:

Die Einwirkung des Bürgschaftsrechts auf Leben und Religion Altisraels 1977

Rezensent:

Minkner, Konrad

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Seite 1

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317 Theologische Literalurzeitung 102. Jahrgang 1977 Nr. 4 ,'il8

(durch den Hof in I Kurl 10,1—12, durch das Volk 3,16 28) wenn die. Betroffenen selhsl reden (cf. I Sani 4,17), aher audi
reflektiert nicht nur die Verehrung der Bevölkerung, sondern die Diskrepanz (cf. 1 Sam 9,1—10,10); wo sie vorliegt, ist sie
auch das steigende Selbstbewußtsein des Volkes: die Größe des Produkt eines spezifischen Interesses, einer erfaßbaren Tendenz.
Herrschers repräsentiert die Größe und Bedeutung des Volkes Sie muß hinterfragl werden und ^ibi od eindeutige Hinweise
im Kontext der Mächte lies AO. Die Beziehte und .Notizen über auf die hinter Ihr stehenden Kreise. Die Alternative Faktum
Handel. Bauten und diplomatische Beziehungen dienen eben- oder Deutung als Frage nach der theologischen Relevanz
falls der Verherrlichung des Herrschers. Die zentralen Ucriehlc (v. Rad, Hesse wird damit hinfällig,
über den Tempel- und Pulastbau sind Ausdruck der herrscherlichen
Macht- und Selhstdarslelliiug: dein dient die Zentral!- ... , ,- , ..• ,■• • , , „.. , . .

i_'zr i. ii i, i- , , . Minkner, Konraa: Die T.invv irkung <les Isurgsehaflsiechts auf

sation des Kultes und die Lull. craiikerung des Königtums; , , , .. .. . ... . ,v ., ., .„_, ,.... ..

• j. :_ 9 , „ , , ., . l.ehen und Religion Altisraels, üiss. Halle 1974. 188 S.

Ii. diesem /.iisuminenliang inuu erwogen werden, oh nicht der

Tempel (als künigl. Privathesiu) von vorneherein synkretistisch Die Dissertation möchte nachweisen, daß das Bürgschafts-

konzipiert worden ist; die Berichte über dir Ornamentik und recht in mehrfacher Weise die Gedanken- und Glaubenswelt

die Tatsache eines lyrischen Baumeisters sprechen dafür. Altisraels beeinflußt hol. In den deutschen, romischen, griechi-

l!ei Sani lassen sieh [IeoTSchaftsricherungs maßnahmen hei der scheii und babylonischen Rechtssyslemen, die im juristischen

Tötung der .N'nb-Priesierschafl und der Verfolgung Davids er- Hauptteil zum Vergleich herangezogen wurden, bildeten sich im

kennen: letztere muß als Teil eines militärisch eil Machtkampfes Verlaufe der Entwicklung die Gciselschaft, die Gestellungs- und

verstanden werden, der durch Davids Flucht positiv für Said die /alilmigshürgschafl heraus. Im altisraelitischen Recht wer-

entschieden worden ist. ,1,.,, die erster« in Gen 42, die zweite in Gen 43 und die letzten

Voraussetzung der Untersuchung der militärischen in Spr 22,26.27 nachgewiesen. Während die außerisraelitisehen

Maßnahmen ist eine Definition dor Gattungen, in denen Rechtsurkunden die Bürgschaft meistens am Schluß von Kauf-,

Kriegsereignisse texlual verarbeitet werden. Iis wird zwischen Pacht- und sonstigen Vertragen erwähnen, formuliert das Alte

Kiicgschronik. Kriegsbericht und Kricgsverlaufsbcricht unter- Testament sechs liürgschaftsworle in den Sprüchen (6,1—5;

schieden. Letztere Gattungsdcfiiiition ist neu; damit werden die- It.15; 17,18; 20.16: 22.26: 27,13), von denen drei (11,15;

jenigen Texte bezeichnet, in den» m cm Interesse an dem Ah- 17,18; 20,l(ij zur „Salomonischen" Sammlung gehören,

lauf einzelner militärischer Krcignis.se im Rahmen eines größeren Im theologischen liauptteil kommen zunächst die rcchlsge-

Kiiegsgeschehens, literarisch als „Szene" gestaltet, sichtbar wird schiehtlichen Studien von F. Horst und 1I.-J. Boeder zur Vcrwcr-

(I Suni 31,1 7: 13.1.")-18+14,1 —24; 30.1—25 ; 2 Sam 17,1 — 14. tung. Sic haben gezeigt, daß das Rechtsleben eine der wichtigsten

24 29; 18.1 18). Eine Übersicht über die Problematik der Institutionen Aliisraels war und Einfluß auf den Jahweglauben

Diskussi«.....m den „Heiligen Krieg" seil M. Weber und G. v. hatte. Sodann werden aus der Sicht des Burgschaftsrechts be-

Rad wird mit der exegetischen Einzcllcxtanulyse konfrontiert: Stimmte Gepflogenheiten betrachtet.

für die frühe Königszeit gibt es lediglich religiöse Elemente der a Das , I land-aiifsteiniiicn", das vom Rürgenhandschhig

Kriegführung, keine Institution eine, „Heiligen Krieges". Die abgeleitet ist, wird im israelitischen Kult sowohl an Menschen

Suulüberlieferung kennt verschiedene Arten des (u-a-hichlsver- (Nun 8,10; 27,18.23; Diu 34,9) als auch an Tieren Ex 29.15;

sländnisses: In I Sam I3f. u. 31 werden Kriegsereignisse midi Lev 3,2; 4,4: 8,22; 16 21a) vollzogen. Während durch diesen

'ein und profan dargestellt: Elemente religiöser Kriegführung Ritus Menseben mit einer Aufgabe betraut werden, nimmt man

(z. R. (ioltesbefragung) sind Ausdruck der existentiellen Aus- die'Tiere für fremde Schuld in Dienst, identifiziert sie aher nicht

ridltung auf die Wirklichkeit Gottes, insbesondere in Hoffnung mit dieser, so daß sie makellos und somit opferfähig bleiben,

und Dank. I Sam II sieht als adäquate Antwort auf militärische b) Vergehen an der Kultgemeinde werden durch den

Bedrohung die Tal . nicht die Klage. Rei David tritt als neues 'ääärn gesühnt (Xum 5,5-8; 6,9-12; Lev 5; 14,10-20; 19,20

Element die Kriegführung aus ausschließlich politischen Grün- bis 22V. Er ist eine Ersatzleistung gemäß derjenigen im Rürg-

deu hinzu; der Eroberungskrieg weist auf ein tleschehensver- schaftsrecht, zunächst in Form eines Tieres, später in Form

Stfindnis, bei dem Initiative und geschichtliche Veränderung einer Such- oder Geldabgabe.

- iii/ auf die Person des militärischen Aktiven zugeschnitten er- c) Wie sehr die Bürgschaft auf den Kult einwirkte, ist auch

«cheinl. Dem erfolgreichen Handeln des Menschen korreliert das an dem Gesetz von Lev 27 erkennbar. Dort können Personen,

Mitsein Gottes. ,i;c <],.,„ Heiligtum geweiht sind — im weiteren Verlaufe auch

z" ii sa in nie ii fassend wird das Verständnis politischen 'Tiere, Häuser oder Felder —, mit Geld wieder freigekanft

Geschehens thematisiert: In den untersuchten Texten fehlt werden.

l«gnche Beza gnahme auf heilsgeschichtliche Daten. Vielmehr d) Rei geforderten männlichen Erstgeburten (Ex 22,28b.29)

•**rd das politische Geschehen, das in der frühen Königszeit als kam in Allisracl die Ersatzleistung in Anwendung (Ex 34,20b).

, |uas .Neues erfahren wurde, immer in direkter Relation zu Man erstattete durch ein Stück Kleinvieh Ersatz (Gen 22,13),

■ oll gesehen. Das menschliche Handeln wird stets begleitet von was auch an die Handhabung im phönizisch-puuischen Bereich

Inffnung und Angst, Verzweiflung, Vertrauen und Dank; all (Malta-Inschriften Nr. 61 A u. Ii, Sousse-Inschriften Nr. 98 u.

"*,el im Vollzug des Geschehens auf Gott. Das darin 99) erinnert. Später kam es statt des Enistgeburlsopfers zur

Bejahte Wirken ilollcs in der Geschichte bildet eine Einheil Berufung der I-cvitcn (Num 3,11-13.40-48; 8,16-18; 18.15

TOI dem selbständigen Handeln der Menschen; das Ja oder Nein bis 17).

'"lies dazu ist erst vom Ende her zu erkennen. Explizites Ge- e) Ein anderes Kapitel gebt von der in babylonischen Ur-

*°luchteverstandllis mit dem Aufweis komplexer Relationen als künden bezeugten und vermutlich auch in Allisrael bekannten

konstruktive Elemente geschichtlicher Kontinuität findet sich KcHekUvbürgscheft aus. Der die Solidarhaftklaosel besnum-
|" der untersuchten Epoche vor allem in der TF. Generell muß meude Vertretungsgedanke blieb für die Aiisformuiig des Siphon
« tatiert werden, daß in der Geschichtsschreibung immer eine penrechts nicht ohne Einfluß.

'Cndenz mitwirkt; im untersuchten Textkomplex waren erkenn- f, Ebenfalls auf dein Hintergrund der Kollektivbürgschaft

'""': Verstehens- und Inlerprelalionsbeinühuiigen, Herricher- wird der altteslaineutliche 'Terminus ..Scliuld der Väter" (Ex

Gehrung, Apologie. Legitimation (von Interessen) und Kritik 20,5b = Dtn 5.9b) verstunden, der ursprünglich eine Bürg-

"" Politischer Macht. schaftsaussage gewesen ist.

Abschließend wird das Problem von Faktum und Deutung g) Unter dem Aspekt der Stellvertretung werden Mose

Aufgegriffen und anhand des exegetischen Befundes kritisiert: (Diu 1,1-4,43: 9.7-10.11; Ps 106), Jeremia (19,1-20,6; 26,

jeder Vorgang (der Begriff „Faktum" wird vermieden, da er 1—16), Ezediiel (4,4—8; 12,1 — 11) und der Gottcskneeht bei

•'ine begriffliche Abstraktion darstellt) steht immer sdion in Deulcrojesaja (Jes 52,13 -53,12) betrachtet. Es wird ausgeführt,

Relation zu den Mensdien. au denen er geschieht; die Relation wie Menschen aus religiösen Motiven zu Stellvertretern ihres

Impliziert eine Bedeutung fur die Betroffenen. Sic muß ana- Volkes werden.

tysierl werden, wenn mau die Deutung eines Geschehen.», Die Zusammenfassung versudit, die Linien über das Alle

rj* sie in jedem Text iiuuier schon vorliegt, adäipial verstellen Testament hinauszuführen und die Ergebnisse der Arbeit für

*uL Es gibi die Kongruenz von Deutung und Redeutung, z. B. die ( hristologic zu verwerten.