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Ausgabe:

1977

Spalte:

296-297

Kategorie:

Systematische Theologie: Ethik

Titel/Untertitel:

Theologie und Sozialethik im Spannungsfeld der Gesellschaft 1977

Rezensent:

Wiebering, Joachim

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Frazer, W. James), „B. Religion als Prozeß" (187 264: N.
Söderblum, E. Reisner, A. N. Whitehead, 1'. Radin, E. Fromm)
und „C. Religion als Existential" (265—336: K. Heim, H.
Scholz, S. Mowinckcl, H. Schär). Ohne Zweifel ist es nicht einfach
, so divergierende Ansätze unter einheitlichen Themen zu
gruppieren. Es ist aber die Frage, ob sich dieses Gliederungsprinzip
wirklich als stichhaltig erweist. Trotz der Ausführungen
in der Einleitung (besonders 7611.) erscheint es weder als hinreichend
abgeklärt noch als hinreichend durch die entsprechenden
Texte gedeckt. Vielmehr wirkt es wie ein sekundär an die
Texte angelegter Interpvetationsrahmen, welcher deswegen irreführend
sein kann, weil er sachliche und strukturelle Zusammenhänge
assoziiert, wo keine bestehen. Am deutlichsten wird
dieser Umstand im Teil C. Wie man unter dem so spezifischen
Begriff des Existentials K. Heim, S. Mowinckel und H. Schär
• « reinigen kann, bleibt mir unerfindlich. Und man wird fragen
dürfen, was hier denn eigentlich unter ..Existential" verstanden
winde, wenn der Auszug aus der Religionsphilosophie von H.
Seholz, in dem der aus der Logik übernommene Begriff des
Existentialurteils von Wichtigkeit ist, ebenfalls unter das Thema
.Existential" gesetzt wird. Es wäre dienlicher gewesen, die
Texte schlicht nach ihrer disziplinaren Herkunft zu ordnen,
statt zu einer fraglichen Sachsystematik zu greifen.

Der Wert der Ausgabe besteht freilich darin, wichtige, aber
weithin aus dem theologischen Problembewußtsein verdrängte
Beiträge für die heutige Klärung des Religionsbegriffs und
seiner Funktion zu erschließen.

Halle/Saal« Midbael Beiotkw

Schäfer, Philipp: Philosophie und Theologie im Übergang
von der Aufklärung zur Romantik dargestellt an Patriz Benedikt
Zimmer. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1971.
267 S. gr. 8° = Studien zur Theologie und Gcistesgcschichte
des 19. Jahrhunderts, 3. Forschungsunternehmen der Fritz
Thyssen Stiftung. Arbeitskreis Evangelische Theologie u.
Katholische Theologie. Lw. DM 44,—.

Die vorliegende Arbeit wurde als üissertationsschrift von der
Kath.-Theol. Fakultät in Tübingen angenommen. Ihr Zweck ist
nicht nur ein wissenschaftsgeschichtlicher, sondern sie vermag
im gegenwärtigen Gespräch zur wissenschaflstheoretischen Grundlegung
der Theologie einen eigenen Deitrag zu leisten. P. B.
Zimmer läßt sich am besten verstehen auf dem differenziert
dargestellten zeit- und geistesgeschichtlicheii Hintergrund seiner
Entwicklung (Erster Teil, 17—73). Neben verschiedenen Strömungen
der Aufklärung ist es zunächst vor allem Kants, später
Schellings Philosophie, mit der Zimmer sowohl die Wissen-
schaftlichkeit der Theologie begründet wie auch deren Charakter
als philosophische Reflexionsstufc sehen lehrt (142ff.). Das
wird am Werk Zimmers im Detail nachgewiesen (Zweiter Teil,
77—252). Ein Quellen- und Literaturverzeichnis (253—264) sowie
ein Personen- und Autorenregister (265—267) beschließen
den Band.

„Hcrmeneutische(s) Prinzip der Auslegung des Zeugnisses
der Offenbarung und der Darstellung der Religionslehre" wird
die Idee des „nexus" (252). Diese wird für sich und im Zusammenhang
mit einzelnen Denkschritten beleuchtet (10311.).
Aber: „Die Idee des ,ncxus', in der die ganze Argumentation
Zimmers gründet und beschlossen ist, wird nicht erwiesen"
(114). Sowohl Theologie als auch Philosophie gründen in einer
freien Setzung. Diese Erkenntnis hat u. a. Konsequenzen, die
im Blick auf Theologie nicht jedem als akzeptabel erscheinen
dürften: „Philosophie und Geschichte stellen je eine Form der
Offenbarung dar" (241). Freilich darf bei einer solchen Aussage
nicht vergessen werden, in welcher Weise bei Zimmer das Verhältnis
von Philosophie und Theologie gesehen wird: „Die
Philosophie wird zu einer Form der Theologie, die Gott als
den Grund der aus der Geschichte bekannten Wahrheit erkennt.
Die Theologie erscheint so als die Wissenschaft, die das in der
Form der Geschichte Erkannte in der Form der Philosophie
als Wahrheit erweist und so das in der Form der Geschichte
und das in der Form der Philosophie Erkannte als Einheit
begreift" (251).

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Lehrreich und fruchtbar dürfte die Arbeit in bezug auf gegenwärtige
wissenschaftstheoretische Überlegungen sein: Theologie
hat es heule nicht nur mit Philosophie als Gesprächspartner
zu tun. Es ist vielmehr ein großes Feld von im weitesten
Sinn anthropologischen Zusammenhängen und Erfahrungen
, die für Theologie an Bedeutung zunehmen. Dabei gehl es
keineswegs nur um Kritik an Theologie und christlichem Glauben
, sondern oft um ausdrücklichen Bezug, um Respekt u. ä.
Wie verhalten sich sohlte Äußerungen zur Theologie im engeren
Sinn? Was ist hier theoretisch zu sagen? Wissenschaftstheoretisches
Nachdenken bedarf heute der Ermunterung, die
letzte Begründung der Theologie offenzulassen. An dieser
Stelle wird — wie au anderen Stellen ebenfalls — entdeckt,
erfahren oder entworfen. Diese Ermunterung vermag die vorliegende
Arbeil neben vielen anderen interessanten nml fördernden
Erkenntnissen zu vermitteln.

I^-ipzig Marlin Petzoldt

Beinert, Wolfgang: Theologie und christliche Existenz (Calh 30,

1976 S. 94-111).
Bourassa, Francois: Sur la proprietc de l'Esprit-Saint (Science

et esprit 28, 1976 S. 243-264).
Brunner, August: Die Krise des Gottesglaubens (StZ 101, 1976

S. 750-756).

Faller, Ansgar: Der Lehrprozeß um Mt. 16 (Cath 30, 1976
S. 112-118;.

Fiorito, M. A.; Gil, D.: Signos de los liempos, signos de Dios

(Stromata 32, 1976 S. 3-95).
Kriilke, Wolf: Kail Barth und das Anliegen der „natürlichen

Theologie" (ZdZ 1970 S. 177-183).
Landry, Gilles; Roy, Daniel: Appoche linguistique du diseours

theologique (Science et esprit 28, 1976 S. 265—280).
Mödlhammer, Johann Werner: Evangelische Theozentrik und

Kirche als Ort des Heils (Cath 30, 1976 S. 153-164).
Pinnock, Clark H.: Biblical Revclalion. The Foundation of

Christian Theology. Chicago, HL: Moody Press [1976].

256 S. 8°.

Ouiles, Ismael: El superhombre segün Aurobindo Gosbe y

Teilhard de Chardin (Stromata 32, 1976 S. 151-170).
Thurian, Max: Die eine Eucharistie, übers, v. M. Küpper.

Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag [1976]. 88 S. kl. 8° =

Topos-Taschenbücher, 53. Kart. DM 6,80.
Wiles, Maurice: What is Theology? London—Oxford—New

York: Oxford University Press 1976. VIII, 117 S. 8° Lw.

£ 2,50.

Wunderli, Jürg: Gibt es eine persönliche Gotteserfahrung?
(StZ 101, 1976 S. 824-830).

ETHIK

l-r.ngncr, Albrecht [Hrsg.]: Theologie und Sozialethik im Span-
nungsfcld der Gesellschaft. Untersuchungen zur Ideengeschichte
des deutschen Katholizismus im 19. Jahrhundert.
München—Paderborn—Wien: Schöningh 1974. 188 S. 8° =
Beiträge zur Katholizismusforschung, hrsg. v. A. Rauscher
in Verb. m. C. Bauer, B. Casper, A. Hollerbach, A. Langner,
H. Maier u. K. Repgen. Reihe B.: Abhandlgn. Kart.
DM 19,80.

Unter dem etwas irritierenden Titel — man erwartet einen
Beitrag zur aktuellen sozialelhischen Diskussion — verbergen
sich einige solide historische Studien zur Geschichte des deutschen
Katholizismus im vorigen Jahrhundert Es handelt sich
dabei um die Beferate eines bereits 1971 in Speyer gehaltenen
Symposiums, das von der Katholischen Sozialwissenschaftichcn
Zentralstelle Mönchengladbach ausgerichtet worden ist. Fünf
Vorträge katholischer Professoren befaßten sich mit exemplarischen
Reaktionen katholischer Theologie und Sozialethik auf
kulturelle Strömungen und gesellschaftliche Prozesse im 19. Jahrhundert
. Ein Diskussionsbericht schließt den Band ab.

Johannes B e u m e r untersucht die Auseinandersetzung
Joseph Kleutgens mit dem Rationalismus (A. Günther) und mit

Theologische Lileralurzeilung 102. Jahrgang 1977 Nr. 4