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1977

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

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Neuerscheinungen

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Theologische Lileralurzeilung 102. .Jahrgang 1077 Nr. 4

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der russischen „Eucharistischcn Kkklesiologie" 'Afanas' ev. N.;
Smcman, A.) zur Sprache (40—43).

Das Zweite Vatikanum hat „wichtige ekklesiologische Eort-
schrille im Sinne einer Annäherung zwischen Orthodoxie und
Katholizismus ermöglicht" (43). Vf. verweist nicht nur auf die
Beteiligung der Laien, der Bischöfe an der Arbeit des Konzils,
die Errichtung des Einhcitssekiclariats. Er betont, daß „auch
die römische Kkklesiologie ihren eigentlichen Ort nur in der
Trinitüt" (de Ecclesia, 4; de Oecumenismo, 2) fand (48). Die
ekklesiologische Annäherung wird aber in Frage gestellt durrh
die Theorie des Primats und der Unfehlbarkeit des Papstes.
Wäre Kapitel III der Kirchenkonstitulion „ausgewogener, so
könnte man von orthodoxer Seite die ganze Kirchenkonstitution
ohne ernsthafte Schwierigkeiten annehmen" (51).

Von der Differenz in der Primatsichre abgesehen, ist die Auf-
satzsamndung bis in die Litcraturbenutzung hinein von kalho-
lischem Kinfluß geprägt. Dies scheint uns symptomatisch zu sein.
Auch die Russische Orthodoxe Kirche führt einen — von der
kirchlichen Öffentlichkeit kaum registrierten — intensiven theologischen
Dialog mit der römisch-katholischen Kirche. Kr begann
im Dezember 1969 in Leningrad mit der Arbeil über die
Soziallehre der katholischen Kirche. Die vierte Gesprächsrunde
war im Juni 1975 in Trient der „Verkündigung des Evangeliums
in einer sich wandelnden Welt" gewidmet3. Große Teile
der ökumenischen Kräfte der orthodoxen Kirchen sind wesentlich
auf Rom hin orientiert, weil ihnen dir römisch-katholische
Kirche das Vorbild einer besonnenen, der Tradition verpflichteten
, den Fragen der Zeit sich stellenden kirchlichen Reform
bietet oder zu bieten scheint. Rom geht auf das orthodoxe Interesse
bereitwillig ein. Letztes Zeichen der katholisch-orthodoxen
Verständigung war der Knicfall des Papstes vor dem
Metropoliten Meliton in der Sixtinischen Kapelle am 14. Dezember
1975. Der zelebrierte Gottesdienst hatte an die Aufhebung
des Bannfluches von 1054 am 7. Dezember 1965 erinnert.
Patriarch Dcmetrios kündigte die Bildung einer panorthodoxen
theologischen Kommission zur Vorbereitung des Dialogs mit
Rom an. In Privalaudienz sagte der Papst: „Wir treten in eine
neue Phase unserer Versöhnung ein, mit dem gemeinsamen
Willen, daß es die Schlußphase sein möge.'"'

Auch wenn die Zurückhaltung Roms gegenüber dein ökumenischen
Rat der Kirchen u. a. mit der Rücksichtnahme auf
die orthodoxen Rrüder begründet wird, auch wenn sich die
Entwicklung der ökumenischen Bewegung verlangsamen sollte,
es gilt, sieh auch evangelischers eits auf das deutliche, schon 1935
gesprochene und heute mehr denn je aktuelle Wort Karl Barths
zu besinnen: „Die Frage nach der Kirche muß entscheidend in
den Kirchen, in den jetzt noch vielen und getrennten Kirchen
gestellt werden und zur Beantwortung kommen."5

Die I^ktüre der vorgelegten Aufsätze des Metropoliten Sty-
lianos ist für den Stand des griechisch-orthodoxen — katholischen
Dialogs und als Einführung in die orthodoxe Theologie
gewiß nützlich.

Naumburg Günther Schulz

1 Dialog des Glaubens und der Liebe, Beiheft zur ökumenischen Kund-
schau Nr. 11, Stuttgart 1970; Ehrenstr8m, N., Gassmann, G., Confessions
in Dialogue, Genf 1975, S. 76-78.

» Eucharistie - Zeichen der Einheit (1970); Taufe und Firmung (1971);
Buße und Beichte (1972).

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« Osservatore Romano 15./16. 12. 1975; zitiert nach Ökumenische Dokumentation
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Zum theologischen Grundsatzdokumcul der Würzborger Synode
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Ein Literaturbericht zur katholischen charismatischen Bewegung
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Heinz, Andreas: Die Firmung von unmündigen Kindern im alten
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LITERATURGESCHICHTE
UND CHRISTLICHE DICHTUNG

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178 S. gr. 8° = Müusterischc Beitrüge zur Theologie, hrsg.
v. B. Kötting u. J. Ratzinger, 39. Kart. DM 45,—.

Uber das ambivalente Ineinander von Religion, Antitheismus
und Atheismus im Werk von A. Camus sind seit der berühmten
Kontroverse aus dem Jahre 1952 (vgl. La querclle Sartre-
Camus. In: Lea Temps Modernes Mai/Aug. 1952) stark voneinander
abweichende Urteile gefällt worden — ein Sachverhalt,
der nur einmal mehr die Vielschichtigkeit dieses Oeuvres offenbart
. Nunmehr stellt die katholische Theologin G. Linde, Schülerin
J. Ratzingers, aus der Pcrspektivilät des christlichen Glaubens
erneut Fragen an Camus' Werk. Die Vfn. versichert, sich
dabei nicht „auf eine spezifische und systematische Artikulation