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Ausgabe:

1977

Spalte:

213-214

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Contra imaginum calumniatores orationes tres 1977

Rezensent:

Richter, Gerhard

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Seite 1

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2L1

Theologische Literaturzeituiig 102. Jahrgang 1977 Nr. 3

214

Betz) auch und gerade für die direkte Wirksamkeit Gottes
in seinem Wort. Und weiter gilt bei Joannes: „Auch im
Tauf bad ist die zeugende und gebärende Kraft das Wort
Gottes"7. Ebenfalls zum Nachweise der klaren theologischen
Aufwertung des Wortes Gottes durch den Goldmuni I
dürfte die wichtige Erinnerung und Erkenntnis für den
Liturgiewissenschaftler dienen, daß pfArij [tnltttw), der
berühmte und umstrittene ehrysostomische Terminus
in bezug auf die Eucharistie, auch in bezug auf den liturgischen
Vorgang der Schriftlesung, wenn auch in geringerer
Häufigkeit, angewandt wird (vgl. K., S. 246ff.).

Setzt man diese Krkenntnis von der Unübertrcffliohkeit
des Gotteswortcs bei Joannes in Beziehung zu den Ergebnissen
der von K. noch nicht berücksichtigten Arbeit A.
M. Ritters (Charisma im Verständnis des Joannes Chryso
Stornos und seiner Zeit. Hin Beitrag zur Erforschung der
griechisch-orientalischen Ekklesiologie in der Frühzeit der
Reichskirche)8, wo deutlich wird, daß Joannes in überraschend
hohem Maße genuin paulinische Ekklesiologie
rezipiert hat, was wiederum von weitreichenden Folgen
lür das ehrysostomische Amtsverständnis ist, so dürfte
Joannes Gluysostomos spätestens jetzt in die vorderste
Reihe der Väter rücken, die für den heutigen ökumenischen
, speziell den protestantisch-orthodoxen Dialog von
eminenter Bedeutung sind.

An Corrigenda ist dem llc/.. nicht» Gravierendes begegnet: Im Lit.-Verwielinis
sind die Seitenangaben bei M. Simon Wold als 403-421 zu lesen.

An wirbt inen Cntcisui-humrcn. die K. dir seine i)iss. nirht nieiir verwenden
konnte, welche aber das (Juellenmaterial direkt betreffen, sei hier genannt:
M Aubineau, Soixante-slx textes, attrlbucB ii Jean Chrysostome, deconverts dans
le codex Athos, Iviron 255: Vigiline Christinnae 29 (Amsterdain 1975), S. 55ff,

Kalle (Saale) Hermann Goltz

1 Vgl. die jüngste dt. Ausg. des Textes in: Karl Kahner/Herbert Vorgrimler,
Kleines KomUlkomiuMidlum (Hrsg. W.Herker). Leipzig: St. Henno-Vcrlag (o.J.),
s. "il im, Kinli'itung zur l.iturgiekonstitutinii s. :!7 tll. Hesonders bemerkenswert
dürfte die Förderung selbständiger Wortgottesdienste und die Hetonung der
''"Inning der Gläubigen durch das Wort Gottes sein.

2 Bei der Beurteilung der von K. nicht beschönigten Schärfe des Chrysostomos
Regen die Synagoge Ist zu Hecht unbedingt die spezifisch lokale Problematik zu
berücksichtigen. Wie schon M. Simon 1936 gezeigt hat (vgl. Annuaire de l'Instl-
tut de Philologie et d'hlstolre orientales et slaves 4, S. 404), richtete sich die
Polemik des Chrys. nicht gegen das Judentum an sich. Zur Llt. wäre zu ergänzen
etwa J. Quasten, The ronflict of earlv Christianity with Ihr Jewish templc
worship: Theological Studics2(1941), S. 48I--4S7; A.J. Visscr. Johannes fhryso-
»tomus als anti-Joods polcuiicus: Nederlandseh Archief voor Kerkgescbiedeiiis,
W XI, (Den Haag 1954), S. 193 bis 200.

3 Vgl. K., S. 38: Uhrys, spricht auch vom Hl. Geist als einem, „der sich mit
"us unterhält" - vgl. Ml'G 59, col. 36 = honi 2(1), 5 in Jo, ebenso von Christus
5'» dem, der „auch jetzt. . . mit der ganzen Stadt redet" - vgl. MPG 57, col.
'91. = hom 7,0 in |(t u. ö.

1 I bersrlzung K . s S. 20!) nach l l'G 0:1, i iil. 1*7 = honi de stlld. praes.
" Vgl. K., S. 3441 und MPG 55, col. 15S = honi in Ps. 41,2.

6 Vgl. K., S. 19 = MPG 4S, rol. 094 = Sermo, cum presb. fuit ord. I.

7 Vgl. K., S. 01 = MPG 00, col. 553 = boin 10,4 in llom.

s Göttingrn: Vandcnlioeek & Uupreeht (1972) = Porscbiingen zur Kircbcui-
""<1 Dogmengescbiehte Hd. 25. Kez. in Theologische Litcralurzeitung 99, 1974
'•»I. 518 f(J. Ziemer).

I Johannes von DuMMk<Ml] Die Schriften des Johannes von Dama-
kos, iirsg. vom Byzantinischen Institut der Abtei Scheyern.
111: Contra imaginiim cahimniutores orationcs tros, besorgt v.
B. Kotter. Berlin: de Gruyter 1975. XVI, 229 S. gr. 8° = Patristische
Texte und Studien, im Auftrag der Batristischen Kommission
der Akademien der Wissenschaften in der Bundesrepublik
Deutsellland, lirsg. v. K. Aland u. W. .Schneemelcher,
IV. Lw. DM 128,—.

Das bedeutende Unternehmen dieser Textausgabc
'"'»licht nicht noch einmal gelobt zu werden (vgl. Th LZ 96,
l970 Sp. 2821'.; !)!), 1974 8p. 2851'.). Der dritte Band
schließt sich den beiden vorangegangenen würdig an.

Die Einleitung ist diesmal noch umfangreicher geraten.
Sie enthält wieder die notwendigen Angaben über Autor,
«tel, Anlaß und Adressat sowie über die Chronologie und
(,ic Abhängigkeitsverhältnisse der drei Bilderreden, für
deren Bearbeitung der Herausgeber jeweils die Absicht zu
erkennen sucht, und über das Florileg, das seine Probleme
»,'if'wirft. Zusätzlich gibt der Herausgeber einen kurzen
Überblick über die geschichtlichen Begebenhoiten des

Bilderstreites und referiert auf 15 Seiten die wesentlichen
Gedanken des Johannes zur Bilderlehre. Die Frage der
Echtheit wird nicht gestellt, da die Autorschaft des Johannes
unbestritten ist.

Dem Leser bereitet bei dem Vergleich der drei Reden
die Vorstellung Schwierigkeiten, daß derselbe Verfasser
den Stofftier ersten Rede in seiner dritten Fassung wieder
aufnimmt, den er für die zweite gestrichen hat. um „klarer
und verständlicher" zu sein. Nimmt man die schwache
handschriftliche Bezeugung der dritten Rede und die Abweichungen
ihres Florilegs hinzu, so scheint es angebracht,
nunmehr auf Grund des vorgelegten und wohl überhaupt
erreichbaren Materials für die dritte Rede die Frage der
Autorschaft des Johannes zu überprüfen.

Ausführlich erörtert der Herausgeber wieder die handschriftlichen
Grundlagen für seine Edition. Der erarbeitete
Text dürfte nun den endgültigen Zustand erreicht haben.

Problematisch erscheint mir die synopt ische Anordnung
der drei Heden im Druck. Als Grund wird nicht etwa eine
Einsparung am Druckuinl'ang geltend gemacht, sondern
der bessere Einblick in das Verhältnis der drei Reden zueinander
und ihre Entfaltung. Damit ist über die reine
Edition hinaus eine Forscluingsaufgabe einbezogen, wodurch
zumindest die Einsieht in die geschlossene Geil an
kenführung der einzelnen Reden stark beeinträchtigt wird.
Wären einem Abdruck der Heilen nacheinander die notwendigen
Hinweise und eine voll ausgearbeitete synoptische
Tabelle beigegeben worden, hätte das auch den vom
Herausgeber gewünschten Einblick ausreichend gewährt.
Dies gilt um so mehr, als die synoptische Anordnung nicht
voll durchgehalten werden konnte. Im Florilegium w urde
die Wiederholung gleicher Texte notwendig, um wenigstens
die Kapitelfolge der Reden beibehalten zu können.
Darüber gibt zwar der Apparat zur Stelle Auskunft, nicht
aber die zwecks Übersicht vorangestellte ,,Numerische
Svnopse. zugleich Inhaltsverzeichnisses". Gemeint sind I
46 = II 42 (S. 151) = III 47 (S. 146) und II 60 (S. 162)
= III 105 (S. 188). Mehr als ein Schönheitsfehler ist, daß
durch die getroffene Anordnung die drei Schlußkapitel
von I 66-68 = II 60-71 inmitten des nunmehr fortlaufen
den Fiorilegiums zu stehen kommen.

Apparate und Indicesentsprechenden Grundsätzen, die
der Herausgeber schon in den früheren Bänden angewendet
hat. Einige kleine Ergänzungen dürfen erwähnt werden
: Heim Nach weis der Sekundärliteratur überrascht der
Verzicht auf die Verarbeitung von wenigstens drei Stellen
durch Ostrogorskys Studien (I 465; I19i_G; II 1098_n8).
Nicht zu allen Quellonbelegen wird auch der Nachweis aus
der Doctr. Patr. beigefügt; er fehlt zu III 43; Hl 115. In
den Stichwörtern des analytischen I ndex sind einige wichtige
Stellen nicht berücksichtigt, z. B. *«*' iatüatatoi' auch
III 2654c > Gipßoio* auch I 8fl8l,:ir; amu«; a. tij; f*x'Ati<rias
III 41-10, 423. Andere fehlen überhaupt, z. 15. Cruri] (»ein)
1 .'$27p.ir und das von Johannes häufig gebrauchte iaiiQov-
moi (ovoi«) I 434pnr.

Da die Hoffnung besteht, daß die Herausgabe des
Gesamtwerkes weiter so gut und zügig fortschreitet, bleibt
nur zu wünschen, daß sich bald ein Übersetzer der Bilderreden
annähme.

Zirndorf Gerhard Itichtcr