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Ausgabe:

1977

Spalte:

200-201

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Fjärstedt, Biörn

Titel/Untertitel:

Synoptic tradition in 1 Corinthians 1977

Rezensent:

Holtz, Traugott

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199

Theologisohe Literaturzeitung 102. Jahrgang 1977 Nr. 'I

20(1

gesehen werden kann. Bei solcher gründlichen Prüfung ist
es z. B. nicht möglich, Mt 5,20 oder 21,10f. als vormatthäi-
sche Traditionen zu betrachten. Für Mt 5,20 hat schon
G. Strecker red. Herkunft nachgewiesen19. Sprachliche20
und kompositioneile Gründe21 lassen aber auch red. Herkunft
von Mt 21,10f. als wahrscheinlich erscheinen; dann
ist die These unangemessen, Mt korrigiere die frühere
Überlieferung, die Jesus „nur" als Propheten angesehen
habe (150). Mt hat - wie auch andere urchristliche Zeugen
- vielmehr bewußt alle Hoheitstitel seiner, d. h. der hellenistisch
-judenchristlichen Tradition für Jesus verwendet.
„Die Vielzahl von christologischen Titeln bedeutete nicht
eine Vielzahl von sich ausschließenden ,Christologien', sondern
eine akkumulative Verherrlichung .Jesu. Sie müssen
unter dem Blickwinkel der ,Vielfalt der Annäherungsweisen
' gesehen werden, die für mythisches Denken
typisch ist"22.

Zweitons wäre ein gründlicher Vergleich des Mt mit
iahhinischem Material vorzunehmen. Dabei müßte das
von H. Stegemann formulierte Kriterium berücksichtigt
werden, „ob die .Denk- und Argumenta! ionsweise eines
Autors wesentlich von jüdischer Tradition geprägt ist oder
nicht, ob er also judenchristliche Stolle lediglich tradiert
und dabei gedanklich im heidenchristlichen Sinne über-
formt, . . . oder aber von spezifisch jüdischen Gedanken
wesentlich mitgeprägt ist"23.

Wenn S. zu solchen Arbeiten anregte, wäre das der beste.
Erfolg seiner Untersuchung.

Erlangen Helmut Merkel

' Matthäus als Kabbl und Katechet, ZNW 27,1928, 338fr.

2 Die Heilsgeschii-hte im ersten Evangelium, 1967.

3 „Die lies Uria", Tradition und Glaube (Festschr. K. O. Kuhn), 1971, 24011.

* Matthäus der Schrii'tgelehrte und Josephus der Priester. KKa Vergleich,
Thnokratiall (Festgabe K. H. Kengstorf), 1973, 137ff.

6 So vor allem R. Hummel, Die Auseinandersetzung zwischen Kirche und
Judentum im Matthäus-Evangelium, 19«6a.

• G. Bornkamm, G. Harth, H. J. Held; Uherlieferung und Auslegung iin
Matthäus-Evangelium (198), 1970*.

? Ein Beitrag zur Frage nach dem Ursprung rrülichriatlielier Askese, ZThK 81,
1904, 27ff.

8 Observance of the Law and Charismatic Activity in Matthew, NTS 16,
1969/70, 213ff. (deutseli in: E. S., lieiträge zur Theologie des Neuen Testaments,
1970, 49ff.).

» Der Weg der Gerechtigkeit, 1966!, 149IT.

1° Der Begriff DIKAIOSYÜfE im Matthäus-Evangelium, masch. Dlss. Halle
1957 (diese Position wird natürlich auch von älteren Autoren eingenommen).

11 Man vgl. nur etwa U. Luck (a. Anm. 13 a. O.), 591T.; M. Hengel, Leben in
der Veränderung, Ev Komm 3, 1970, 047fr.; (f. Strecker (s. Ann). 9).

12 NTS 17, 1970/71, 255ff.

13 Die Vollkommenheitsfordenmg der Bergpredigt, 1008. Weisheitliehe Elemente
bei Mt zeigt auch M.J. Suggs, Wisdom, Chi istology, and Lawlo Matthew's
Gospel, 1970, auf.

r* So erscheint es mir unangemessen, aus der „Fangfrage" der Gegner, deren
„Bosheit" Jesus durchschaut (22,10t.), ein Aufgreifen der llotschaft des ltufs
der alttest. Propheten herauszuhören (04). Oder: Ist 23,11 f. wirklich ein Rückgriff
auf Ezechiel (89) - mir erscheinen diese Worte eher als allgemein-urchristliche
Demutsregeln, wie Mk 9,35; [,k 9,48b; Mt 18,14; Lk 14,11; 18,14 anzeigen.
Und ebenso fraglich ist es, ob Mt in 2,23 auf prophetlache Forderungen zurückgegriffen
hat (40); denn das Wort stammt aus Q, und weisheitliche Parallelen
gibt es auch (huck, 56).

15 Zu 12,5 vgl. schon D. Daube, The New Testament and Itahhinic Judaism
1956, 71. - Nur beiläufig taucht die Krkcnntiiis auf (61, A. 5.), daß die Streitgespräche
bei Mt auch zeigen sollen, daü das Gesetz noch gilt.

1« The Settlng of the Sermon <>n the Mount, 1964, 2511.

1' Christologischo Hoheitstitel, 19663. 400fr.: Zitat 402.

18 J. t!. Hawkins, Horac Synopticae, Nachdruck 1968; R. Morgenthaler, Statistik
des neutestainentl. Wortschatzes, 1958; F. Neirynck.Hawkins's Additional
Notes to bis "Horae Synopticae", HThl. 1970, 780'.; F. Neirynek u.a., The
Minor Agreements of Matthew and Luke against Mark, 1975.

19 A. a. O., 15lf.; neuerdings bekräftigt durch IT. Hübner, Das Gesetz in der
synoptischen Tradition, 1973, 35ff. - Zum ganzen Abschnitt 5,17-20 hätte der
leider viel zu wenig beachtete Aufsatz von G. Härder, Jesus und das Gesetz, in:
Antijudaismus im Neuen Testament? (hrsg. von W. Eckert u. a.), 1967, lOOff.,
mit Gewinn berücksichtigt werden köunen.

20 Überleitender gen. ahs. ist häufig; aiitiv wird auch 28,4 metaphorisch
gebraucht; Wendungen mit ;n<s- sind häufig red., bes. 8,34; vgl. auch 2,3;
uvzö; iariv 6 ... ist typisch matthäisch.

21 Wiederaufnahme des Motivs in 21,46; 23,37.

22 M. Hengel, Christologie und neutestamentliehe Chronologie, Neues Testament
und Geschichte ((). Cullmann zum 70. Geburtstag), 1972, 60.

23 A. Anm. 3 a. ()., 248.

Kimme, August [Hrsg.]: Exegetische Ergebnisse eines Studienkreises
für Abendmahlsfragen. Berlin: Evang. Verlagsanstalt
[1975). 24 S. gr. 8° = Aufsätze und Vortrüge zur Theologie und
Religionswissenschaft, hrsg. v. E. Schott u. H. Urtier, <>.'!. M 1,50.

„Von L959bis l!)7:i haben Theologen" ans der KKU und
lutherischen (einschließlich der altlutherisehen) Kirchen
innerhalb der DDR „in Fühlungnahme mit der Kirchenkanzlei
der EKU einerseits und dem Lutherischen Einigungswerk
andererseits" (5) sechs Thesenreihen erarbeitet,
die zunächst jeweils getrennt den „Ertrag der Exegese"
der synoptischen Abendmahlstexte bieten (1-111), sodann
die Ergebnisse „zum synoptischen Abendmahlsbefund"
(IV) zusammenfassen und schließlich die zum Paulinischen
und zum Johanneischen wiedergeben. Diese Satz
reihen wurden zwischen 196:} und 1973 abgeschlossen ; da
die Zusammensetzung des Kreises nicht konstant war,
sind sie z. T. von verschiedenen Mitgliedern, aber ..jeweils
von allen Teilnehmern unterzeichnet worden, die an ihrer
endgültigen Formulierung beteiligt waren" (6). Es ist bemerkenswert
, in welchem Umfang man sieh bezüglich der
Auslegung der synoptiseh.cn und l'aulinischcn Texte zu
verständigen vermochte (für das .lohEv werden vor allem
die Differenzen der Exegeten überhaupt referiert). Bedeut
sam ist den Beteiligten anscheinend vor allem der zusammenfassende
Satz in IV (1908): „Einmütig wird" in den
Synoptikern „bezeugt, daß der ins Leiden gehende und
eine (klahlgemeinschaft in vollendeter Grottesherrschaft

verheißende .lesus seinen Leib und sein Klüt mit Brot und
Wein in der Gesamtheit von Nehmen, Segnen and Danken
. Brechen und Darreichen bzw. Essen und Trinken
identifiziert" (IG). Werden damit entscheidende Aussagen
zumal zu Mk 14 von 190:5 aufgenommen (Tl.). so ist zu
gleich nicht zu übersehen, daß man es damals auadrück
lieh aussprach, daß man „keine vollständige Übereinstimmung
" bezüglich der „Richtigkeit der Überzeugung
des" Mk erzielt habe, „der vorösterliche, historische Jesus
habe tatsächlich ein letztes Mahl mit seinen Jüngern gefeiert
und dabei die in Mk 14,22-25 überlieferten Worte
so oder in ähnlicher Form gesprochen" (8). -Offengelassene
Fragen zur Exegese können wir hier ebensowenig referieren
wie gemeinsame Einsichten, die nicht nur als Grundlage
für den vorhin zitierten Satz von 1908 dienen, sondern
darüber hinaus das Abendmahlsvcrständnis in den
ncutestamentlichen Texten erhellen. Ein Gespräch darüber
zu führen ist im Rahmen einer Anzeige vollends nicht
möglich. Der Herausgeber bittet die Leser, in ein solches
mit dem Arbeitskreis schriftlieh einzutreten (0).

Halle/Saale Gerhard Dollim«

Fjärstedt, Biörn: Synoptic Tradition in 1 Corinthians. Themes and
Clusters of Theme Words in 1 (Jorinthians 1-4 and 9. (Diss.).
Uppsala: Uppsala Universität, Teologiska Institutionen | l!)74|.
191 S. gr. 8°.

Das unbekümmerte Urteil, „bekanntlich" kenne Paulus
nur wenige Herrenworte, spielt nach wie vor in der wissenschaftlichen
Diskussion zentraler Probleme des Neuen
Testaments eine gewichtige Rolle. Allerdings melu'cn sich
in jüngerer Zeit die Stimmen, die diesem Urteil entgegen
treten. Das anzuzeigende Buch gehört zu ihnen. Mit großem
Bedauern stellt man nach seiner Lektüre fest, daß es
kaum dazu beiträgt, die Annahme von Benutzung and
Kenntnis synoptischen Materials bei Paulus und seinen
Gemeinden methodisch und inhaltlieh zu sichern1. Man
bedauert das um so mehr, als hier ernsthafte methodische
Chancen vergeben worden sind.

Die eisten drei Kapitel nach der Einleitung bieten sehr
lesenswerte allgemeine Erwägungen über Ursprung, Geschichte
und Form der Jesus I 'berlieferung in der Zeit Iiis
zu ihrer Fixierung in den syn. Evangelien, über die Be