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Ausgabe:

1977

Spalte:

186-193

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Siegwalt, Gérard

Titel/Untertitel:

La loi, chemin du salut 1977

Rezensent:

Zimmerli, Walther

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Theologische Literaturzeitung 102. Jahrgang 1977 JSjr. 3

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fcionen der Kho (Chitral) (S. 413-459). Ein Schluß-
absehnitt enthält eine Zusammenfassung des Resultats
and eine Erörterung seiner Problematik (S. 461—469).

Der Abschnitt über die Religion der Kahren, die Ende
iles 19. .Iiis, zum [slam bekehrt wurden, beginnt mit ausführlichen
linguistischen Feststellungen im Bereich Kafi-
ristans. Es folgt eine detaillierte Forschungsgeschichte.
Erst S. 37 fängt die Behandlung der Religion Nordkafi-
ristans an mit einer verwirrenden Vielfalt von Stämmen,
Landschaftsbezeichnungen, Wirtschaftsformen, Forschernamen
und deren Leistungen. Aus der Schilderung geht
hervor, daß hier ein kriegerisches Leben geführt wird und
daß Tötungen als Voraussetzung des sozialen Ranges von
Bedeutung sind. Daneben steht der religiöse Aufstieg.
Aber auch hier werden Tötungen zahlreicher Ziegen oder
Kühe verlangt. Das Universum wird in eine obere Well
mit sieben Schichten eingeteilt, in deren oberster der Gott

Mandl herrscht. w eiter die mittlere Welt mit den Menschen
und die untere Well mit Paradies und Holle. Man stellt
sich hier, wie mannigfach sonst, das Universum als dreigeteilt
vor.

Von Göttern und Dämonen macht man. wenn es möglich
ist. angesichts der ungeheuren Fülle von Einzelvor
Stellungen etwas allgemein Gültiges auszusagen, sieh die
Vorstellung, dal', ein Gott Schöpfer und Ordner der Well
sei, w ähl end alle anderen numinosen Mächte Emanationen
KOS diesem (Sott seien. Hier vermutet der Vf. islamischen
Einfluß. Niederen Banges seien Gottheiten, „die Naturgewalten
verkörpern" (S. 58). Ob Naturgewalt en als solche
je irgendwo Gottheiten sind, wäre hier zu tragen. Größer
ist die Zahl der (Sott hei ten. die über best im in ten Bereichen
des Lebens wachen. Daß das Pantheon die ständische
Gliederung der menschlichen Gesellschaft spiegelt, ist ein
Weitverbreitetes Phänomen (vgl. G. Mensehing, Soziologie
der Religion, a1968, S. 75ff.). Dämonen sind die Gegenspieler
der Götter, deren Sozialordnung der der Götter
entspricht. Wir stoßen hier auf einen Schamanismus ähnlich
dem in Sibirien.

Als oberste Gottheil wird von allen Kafirenstämmen
tmra Masa verehrt und als wichtige Göttin Disani. die für
Kindersegen, Tod und soziale Ordnung zuständig ist.. In
den weiteren genauesten Differenzierungen der vielen son
stigen Götter stoßen wir auf eine Fülle von Namen und
widerspruchsvollen Angaben über deren Funktionen und
Kulte. Aus allem geht hervor, daß in diesem Religion*-
hereiehe alle Lebensgebiete uuininos interpretiert sind, wie
111 polytheistischen Volksreligionen auch sonst, üblich.
Hier, wie auch sonst überall in diesem Buche, linden sieh
ständig Hinweise auf die einschlägige, zumeist völkerkundliche
I dterat ur und die Forschungsergebnisse anderer
Autoren. So wird eine imposante Materialsammlung von
Vielfach noch unveröffentlichten Erkenntnissen geboten,
die für Spezialisten gewiß überaus wertvoll ist.

S. 121 ff. ist von der Priesterhierarchie die Rede und von
«em von bestimmten Priesterkategorien betreuten bluti-
oc'n Opfer, das den Kristallisationspunkt religiösen Erlebens
hier bildet. S. I73ff. werden Hypothesen zur Deutung
der katirischen Religionen erörtert. Nach dettmar
empfing die Gestaltung der Kaikenkultur im I. Jh. n.Chr.
Anregungen aus Iranien und der hinduistisch überlagerten
Mischkultur Gandharas. Auch au* dem [smaelitentum
•*eien möglicherweise Einflüsse feststellbar. Abschließende
Resultate aber seien angesichts der im Gang befindlichen
Forschung noch nicht vorhanden.

Der nächste große Abschnitt behandelt die religiösen
Traditionen der Shinasprecher und der Buruschos (S. 187ff.).
Shina ist eine altertümliche Nordwest indische Sprache,
'leren I hoipt verbreit ungsgebiel nordlich der westlichsten
Himalayaausläufer und südlich vom Karakorumhaupt-
fcamm gelegen ist. Religionsgeschichtlich interessant ist
('ie Darstellung der Abfolge der in diesem Räume einflußreichen
Hoehrcligioncn : Buddhismus, Islam und Hinduismus
. Die Göttergestalten wurden bei den Moslems islamisch
in Feen oder Geister uminterpretiert (S. 208). Auch
einem kultischen Königtum begegnet man hier (S. 23911.).
Von religiöser Bedeutung ist der Feldbau, worauf ein
agrarbezogener Festkalender hinweist. Bemerkenswert ist
der Geheimkult der Frauen (S. 27211'.), die in nächster
Nachbarschaft zu finsteren Dämonen stehen und vielfach
auch als gefährliche Hexen angesehen werden, die bei
ruhendem Körper über Berg und Tal fliegen. Auch hier
findet sich ein Schamanismus.

Die Religionsgeschichte der Kalasch (S. 325ff.) w ird
wieder mit einer Forschungsgeschichte eingeleitet. Heiligkeit
konzentriert sich, um Altäre, Ziegenställe, um Herd
und Ilinterwand des Hauses. Unrein ist das von Moslems
bewohnte (Schiel. Die vielen Götter sind lokal gebunden.
Auch hier ist der Höhepunkt religiöser Handlungen das
Opfer (S. 36!)ff.), wobei Tiere getötet werden und eine Al l
Kommunionsmahlzeil veranstaltet wird.

Den letzten Abschnitt, bilden die religiösen Traditionen
der Kho (Chitral) (S. 41.311'.). Das Staatsgebiet lieg! nordwestlich
des pakistanischen Staates. Hier herrseht ein a usgeprägter
Dämonismus. Vornehmste Geistergruppen wohnen
auf kultisch reinen Bergspitzen. Jedes Pferd hat eine
Schutzfee. Auch im Hause gibt es Schutzgeister. Daneben
aber gibt es auch menschenfeindliche Geister, Schreckgespenster
und Krankheitsdämonen. Wieder findet sieh
die Vorstellung der Besessenheit durch Geister und entsprechend
eine Variante des nord und zentral asiatischen
Schamanismus. Magische Handlungen und vielfacher
Aberglaube sind allenthalben im Volksglauben anzu-
t reifen.

In den S. 4(5III', gegebenen Ausführungen über das
Resultat und seine Problematik w ird trotz dem enormen
Umfang dennoch die Lückenhaftigkeit der verwertbaren
Nachrichten betont. Das Fundamentalprinzip aller hier
behandelten Religionssysteme ist der Gegensatz von rein
und unrein.

Wie schon oben betont, handelt es sich hier um eine
imponierende Materialfülle, wenngleich mir scheinen will,
als sei der Vf. allzusehr ins Detail gegangen. Dadurch entstanden
auch vielfache Überschneidungen.

BODO Gustav Mensohing

ALTES TESTAMENT

Siegwalt, Gerard: La Loi, Cheinin du Salut. Etüde sur la significa-
t.ion de la loi de l'Aucien Testament. Neuchätel: Delachaux et
Nicstle [1071]. 2(>1 S. gr. 8° = Bibliotheque Theologique, publ.
par P. Barthel.

Die zu besprechende Arbeit ist klar disponiert. Nach
einer knappen, über die Thematik informierenden Einleitung
(S. 9-14) handelt ein l. Eauptteil (S. 15 L59) vom
„Gesetz des Bundes" oder dem „dienenden Gesetz (loi
servante)", ein 2. (S. 160-224) vom „Bund des Gesetzes"
oder dem „knechtenden Gesetz (loi asservissante)". Die
Unterteile, die jeweils die Tatbestände des Neuen, dann
diejenigen des Alten Testamentes erheben und dann knapp
das Ergebnis zusammenfassen, behandeln im I. Hauptteil
nach einer kurzen Einführung A. 1. Die Erwählung als
Grundlage des Bundesgesetzes (S. 21-72), II. mit der
nochmaligen Untergliederung in A. Der Bund als Ort des
Gesetzes (S. 73-105), B. Das Gesetz des Bundes (S. 106
bis 155) das Thema: Das Bundesgesetz oder das dienende
Gesetz (S. 73-15(1). Im 2. Hauptteil werden, ebenfalls nach
einer kurzen Einführung, besprochen: f. Die Sünde als
Begründung des Gesetzesbundes (S. 164-198) und II. Der
Gesetzesbund oder das knechtende Gesetz (S. 199-221)
Je ein kurzes Schlußwort faßt die beiden Hauptteile "zusammen
(S. 158f., 222-224). Ein Epilog behandelt Rom