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Ausgabe:

1976

Spalte:

155-156

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Rösel, Hartmut

Titel/Untertitel:

Die Topographie der Kriege in den Büchern Josua und Richter 1976

Rezensent:

Rösel, Hartmut

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155

Theologische Literaturzeitung 1 Ol. Jahrgang 1976 Nr. 2

I 56

ableitbare Besonderheit seiner Dtjes-Exegese den Inhalt
seiner Sendung aus:

1. Dtjes. Sätze werden von Jesus nicht einfach unre-
flektiert übernommen und weitergegeben, sondern ausgelegt
weitergegeben. In dieser Auslegung kommt es oft
zur Zuspitzung von dtjes. Aussagen und überdies zur
konzentrierten Erfassung der Mitte der dtjes. Botschaft.
Ebenso bedeutet die konkrete Durchführung der von
Dtjes. nur grundsätzlich vorgezuchneten messianischen
Aufgabe eine eigenständige „Leistung" Jesu, nicht nur
im Bereich des Denkens, sondern auch im Bereich des
Wollens.

2. Wie eigenständig, ja revolutionär Jesu Auslegung
und „Verwirklichung" Deuterojesajas ist, zeigt der Vergleich
der dtjes. Worte Jesu mit den entsprechenden
Aussagen jüdischer Theologie. Einmal ist zu sagen, daß
wir im Judentum der neutestamentlichen Zeit weit und
breit keine ähnlich in sich geschlossene Auslegung
Deuterojesajas finden (Ansätze dazu: Sir 48,22ff;
4Makk 18,14). Wo man Dtjes als Ganzes auslegt, etwa
in Targum Jesaja oder Tritojesaja, wird gerade das
spezifisch Deuterojesajanische, die radikale Heilslehre
abgeschwächt und in theologische Konzeptionen eingeebnet
, die im wesentlichen traditionell jüdisch-alt-
testamentlicher Denkart entsprechen. Zum andern fällt
auf - und das hängt mit dem zuletzt Gesagten zusammen
, daß die dtjes. Jesusworte sehr oft antithetisch
gegen jüdische, oft alttestamentlich begründete, Vorstellungen
und Lehrsätze gewendet sind. Das gilt -
christlich-dogmatisch gesprochen - für Jesu Gotteslehre,
Christologie, Soteriologie und Ethik. Man denke nur an
die in Mk2,17; 9,12b.31; 10,27.42-45; Mt5,39; ll,25f;
18,22; Lk 7,41 ff; 10,23f; 12,49f; 13,16; 14,17.21; 23,34
implizierten Antithesen. Das heißt, Jesus kann an der
Peripherie des ATs stehende, in außergewöhnlichen Umständen
eben noch mögliche Sätze Deuterojesajas aufgreifen
, in den Mittelpunkt stellen und sogar polemisch
gegen andere jüdische, letztlich all. Traditionen setzen.
Dabei ist auch dies Verfahren in Dtjes. selbst begründet
, insofern es Qur dem offensteht, der seine Zeit als die
neue begreift, in der man des Alten nicht mehr gedenken
soll (Jes43,18f; Mk 2,19.21 f; vgl. auch Lk 9,60 und die
Antithesen der Bergpredigt) und der sich selbst als den
eschatologischen Gesandten Gottes weiß (Jes 61,lf), der
das Neue durch Wort und Tat zur Geltung zu bringen
hat.

Rösel, Hartmut: Die Topographie der Kriege in den Büchern
Josua und Richter. Dias. Tübingen 1973. 229 S.

Die Arbeit handelt von den Kriegserzählunocn .los
7,2-5a; 8, Jos 10, Jos 11, Jdo 3,12 30, Jdc 1.5, Jdc
6-8, Jdc 9,22 49, Jdc 12,1 6, Jdc 20 und ihrer Topographie
.

1. Jos7,2-5a; 8. In der ätiologischen Krzählung vom
Feldzug gegen Ai sind genaue topographische Vorstellungen
verarbeitet. Danach unternahmen die israelitischen
Angreifer einen ersten Eroberungsversuch aus
östlicher Richtung. Der Versuch schlug jedoch fehl. Die
in diesem Zusammenhang genannten Ortlichkeiten werden
im Bereich von Der Dibwän gesehen („Brüche" =
Qurnet Sahtüra; „Abhang" •» Rücken östlich von Der
Dibwän). Nach einem nächtlichen Lager nördlich von Ai
unternahmen die Israeliten einen zweiten Angriff auf die
Stadt, bei dem sie westlich der Stadt hinter dem Hügel
Burgmus einen Hinterhalt legten und auf diese Weise
zum Erfolg gelangten.

2. Jos 10. Das Kapitel Jos 10 besteht aus zwei tra-
dit ionsgeschicht lieh verschiedenen Teilen, dem Bericht
von der Schlacht bei Gibeon (Jos 10,1-15) und der

Makkeda Episode, einer Ätiologie (Jos 10,16-39!). Hinter
der Überliefeiung von Jos 10,1-15 steht als historisches
Ereignis eine kriegerische Auseinandersetzung in der
Gegend von Gibeon/Beth-Horon zwischen Benjami-
niten und Ephraimiten einerseits und Kanaanäern aus
(dem nördlichen Teil?) der Schefela andererseits.

3. Jos 11. Die Erzählung von der Schlacht bei Merom
ist unhistorisch. Für die Lokalisierung des „Wassers von
Merom" wird der Agam Dalton/Birket et-öis vorgesehlagen
.

4. Jdc 3,12-3t). Die Ehudeizählung hat ihren Schauplatz
nur westlich des Jordans. Mit der „Palmenstadt"
ist Jericho gemeint. Ehud benutzte sowohl zum Anmarsch
als auch auf der Flucht nicht die Route der
späteren Römerstraße Jericho Aphairema, sondern den
nördlicher gelegenen Aufstieg bei 'Aqrabe.

5. Jdc 4.5. In dieser Schlacht standen sich ein Streitwagenheer
unter Sisera, der in Haroseth ha-Gojim (H. el-
Harbag) residierte, und ein Heer, das hauptsächlich aus
Kriegern Sebulons und Naphtalis bestand, gegenüber.
Das israelitische Heer sammelte sich in Kedes (= H.
QadlS am See Genezareth), zog von dort zum Tabor,
griff während eines plötzlichen Regens vom Tabor her
an und besiegte das kanaanäische Streitwagenheer etwa
auf halbem. Wei_r zwischen Tabor und Megiddo.

6. Jdc 6-8. Der Schauplatz des Überfalls Gideons auf
das Midianiterlager bestand im östlichen Teil des Gebel
Dahl bei Endor (H. es-Safsäfe) und nicht etwa am Abhang
des Gilboa. (Die Harod-Episode stellt einen späteren
Einschub dar.) Für die Lokalisierung des More-
hügels wird die Höhe von H. es-Slia einschließlich ihrer
nördlichen Fortsetzung vorgeschlagen.

7. Jdc 9,22-49. In Jdc 9,22-49 sind zwei verschiedene
Eizählungen ineinandergefügt: V.26-40 -f- 46ff und
V. (22-)25 + 42-45. Die zweite Fassung gibt den Gang
der Schlacht am besten wieder. Abimelech rückte aus
drei verschiedenen Richtungen (Ost bis Süd) gegen
Sichern vor. In einem Handstreich besetzte er das Osttor
der Stadt und schnitt so den außerhalb der Stadt befindlichen
Sichemiten den Rückweg ab. Sodann eroberte
er Stadt und Akropolis (= tfiVc rrfc/BSCj^noA) von
Sichern.

8. Jdc 12,1-6. Die Überliefeiungen Jdc 12,1 4a und
Jdc 12,4b 6 sind traditionsgesehicht lieh voneinander
zu I rennen. Hinter Jdc 12,4b 6 stehen Auseinandersetzungen
von Gileaditen mit Kphraimiten, die Herrschaft
sansprüche in Gilead durchsetzen wollten. Nach
einem fehlgeschlagenen ephraimitischen Angriff ereignete
sich mich der Oberlieferung die Schibboleth-
Episode, für die eine Lokalisierung in der Gegend der
Jabbokmündung bei ed-Dämye in Frage kommt.

9. Jdc 2t). Der Bericht der dritten, entscheidenden
Schlacht der Israeliten gegen die Benjaminiten ist in
zwei Fassungen überliefert : A: Jdc 20,30-32.34 36a.47,
B: Jdc 20,(29.)33.36b 46.48. Beide Fassungen gehen auf
eine gemeinsame Quelle zurück, von der auch Jos 8
abhängig ist. Diese Quelle kannte nur einen fehlgeschlagenen
Eroberungsversuch der Israeliten. In der
Entscheidungsschlacht wurde ein Hinterhalt im Süden
der Stadt (bei II. Sorna') gelegt, das israelitische Hauptheer
bezog vermutlich auf einer relativ ebenen Fläche
gut 1 km nordwestlich von T. el-Fül Position. Während
der Schlacht zog sich dieses Heer mich Norden und
Westen zurück und gab damit dem, Hinterhalt die Möglichkeit
, Gibea zu erobern.

10. In einem Exkurs werden die Belege der Züge
Untersucht, die nach v. Rad für den heiligen Krieg
konstitutiv sind. Dabei wird die Existenz einer alt-
isiaelitischen Institution des heiligen Kriegs bestritten.