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Ausgabe:

1976

Spalte:

118-120

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Evangelia. Paulina. Acta 1976

Rezensent:

Holtz, Traugott

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Theologische Literaturzeitung 101. Jahrgang 1976 Nr. 2

118

Theokratia. .Jahrbuch des Institutum Judaicum Delitzschia-
num. II: 1970-1972. Festgabe für Karl Heinrich Rengstorf
zum 70.Geburtstag, hrsg. v. W.Dietrich, P.Freimark,
H. Schreokenberg. Leiden: Brill 1973. VIII, 444 8., 1 Taf.
gr. 8°. Lw. hfl. 76.—.

Der zweite Band der ,Theokratia' (Jahrbuch des
Institutum Judaicum Delitzschianum in Münster) ist als
Festschrift dem Herausgeber dieses neuen Publikationsorgans
(s. die Besprechung des ersten Bandes in ThLZ
101,1976 Sp.28), Karl Heinrich Rengstorf gewidmet. der
am 1.10.1973 sein 70.Lebensjahr vollendete. Dieser umfängliche
Band enthält 23 Beiträge, denen W.Dietrich
noch eine 380 Nummern umfassende Bibliographie von
K. II.Rengstorf angefügt hat. Diese ist trotz des Verzichts
auf die Nennung kleinerer Buchbesprechungen
und der Sammelrezensionen vergleichsweise vollständiger
als die in ThLZ 93, 1968 8p.790 798 veröffentlichte.
Das Schriftenverzeichnis liil.it noch einmal den ganzen
Reichtum im Schaffen K. H. Rengstorfs sichtbar werden
und die Breite seines Forschungsspektrums erkennen.
Es sind im wesentlichen Schüler, Freunde und Mitarbeiter
, vornehmlich aus den Interessens- und Arbeitsgebieten
der ,Theokratia', die sich zu dieser schönen
Ehrung des Jubilars zusammengefunden haben. Sie alle
interessiert die gemeinsame wissenschaftliche Arbeit an
Themen, die jüdische und christliche Gelehrte gleichermaßen
berühren und betreffen. Thematisch haben diesmal
neutestamentliche Studien und die Josephus-Forschung
ein gewisses Gewicht, Gebiete, auf denen der
Münsteraner Neutestamentier ja selber sehr intensiv
gearbeitet hat. Vier Aufsätze beschäftigen sich mit dem
bedeutenden jüdischen antiken Historiographen : A.Bau-
niann, Naboths Fasttag und Josephus: H. Schreckenberg
, Neue Beiträge zur Kritik des Josephustextes;

B. .Justus, Zur Krzählkunst des Flavius Josephus;
J. Schwark, Matthäus der Schriftgelehrte und Josephus
'ler Priester. Ein Vergleich. Die sechs neutestament-
liehen Heiträge stammen von G.Braumann, Wozu
(Mk 15,34); M.Völkel, Anmerkungen zur lukanischen
Fassung der Täuferanfrage, Lk 7,18 23; B. Salonionsen,
Tauglichkeit, und Wahrheit. Erwägungen zu .loh 8,13;

C. Maehalet, Paulus und seine Gegner. Eine Untersuchung
zu den Korintherbriefen; V.Stolle, Die Eins in
Gal 3,15-29; und W.Dietrich, Kreuzesverkündigung,
Kreuzeswort und Kreuzesepigraph; Randbemerkungen
zum ,Kreuz Christi' bei Paulus. In all den genannten
Studien sind wichtige Erkenntnisse enthalten, auf die
nachdrücklich hingewiesen werden muß. Daß Josephus
wieder stärker zum Gegenstand der Untersuchungen geworden
ist, darf den Impulsen verdankt werden, die u.a.
auch von K. H. Rengstorf ausgegangen sind.

Zwei Abhandlungen sind spezielleren alttestament-
lichen Fragen gewidmet: G. Schmitt, Ex 21,18f. und das
fabbinische Hecht; G.Mayer, Die Funktion der Gebete
"i den alttestainent liehen Apokryphen. Sinn vollerweise
dürfen hier sogleich auch A.Schalits Ausführungen genannt
werden, die der Palästina-Archäologie stark verpflichtet
sind: ,Das Problem des Rundbaus auf der
mittleren Terrasse des Nordpalastes des Herodes auf
dem Berge Masada. Versuch einer neuen Deutung'.

Daß auch Th einen zu Geschichte und Problemen des
modernen .Judentums vertreten sind, entspricht den
fnteressensgebieten Rengstorfs. So steuert D. Aschoff
•len Aufsatz .Zum .Judenbild der Deutschen vor den
Kreuzzügen. Krkeiintnisniöglichkeiten und Quellen-
pt'obleme' bei, während sich P.Freimark mit dem Verhältnis
von .luden und Christen in Altona im 17./18.
I;'hi hundert' befaßt. B.Brilling untersucht die Lage der
Juden in Preußen im vorigen Jahrhundert (,Ein Kapitel
1111 Kampf der preußischen .Juden um Gleichberechtigung
, Der Fall des Feldmessers und Bauführers Baruch

Sutro in .Münster [1853)']. In diesen Zusammenhang
gehört auch die Behandlung jüdischer Probleme in der
Literatur, wie sie vorgenommen worden ist von H. G.
Klemm in der Studie ,Der Topos vom guten Juden.
Beobachtungen zur Bühnenfigur des Juden in den Dramen
Schröders, [fflands und Kot zehnes' oder von Z. So-
fer mit ,Der Fremdgläubige in der chassidischen Legende
', bzw. von L.Pnjs in dem Aufsatz .Jüdische Kultgegenstände
in der Belletristik, dargestellt am Beispiel
von Agnons Erzählung ,8hne Suggot' (.Zwei Paare')'.
Auch der philosophiegesehichtliclie Beitrag nimmt Stellung
zu einem Problem, das jüdische wie christliche Gelehrte
gleichermaßen interessiert: F.Lötzsch, Zur Genealogie
der Frage .Was ist Aufklärung?': Mendelssohn,
Kant und die Neologie.

Schließlich enthält diese Festschrift noch drei Abhandlungen
, die thematisch keiner der drei genannten
Gruppen zugeordnel werden können: B.Feise, Kerygma
und Humanuni. Überlegungen zum ehristologischen Ansatz
; W.Weinberg, Benötigt: eine Grammatik des gesprochenen
Hebräisch; E.Hammerschmidt, Die Marienkirche
in Gethsemane und das äthiopische Ta'ämra
Märyäm. Ein Namenregister beschließt diesen inhaltreichen
Band, der eine schöne Würdigung Karl Heinrich
Rengstorfs darstellt.

Leipzig Siegfried Wagnai

NEUES TESTAMENT

Unnik, W.C. van: Sparsa Collecta. The collected Essays. I:
Evangelia-Paulina-Acta. Leiden: Brill 1973. X, 409 S.
gr. 8° = Supplements to Novum Testamentum, ed. by
W.C. van Unnik, P.Bratsiotis,K.W.Clark, H.Ciavier, J.W.
Doeve, J. Doresse, C. W. Dugmore, J. Dupont, A. Geyser,
W.Crossouw, A.F. J.Klijn, Ph.H.Menoud, Bo Reicke,
K. H. Rengstorf, E.Stauffer, XXIX. Lw. hfl. 148.—.

Dieser erste Band der gesammelten Abhandlungen
van Unniks vereinigt Beiträge zur Erforschung der
Evangelien, der paulinischen Literatur und der Apostelgeschichte
. Sieht man auch nur stichprobenweise die
wichtigste (deutschsprachige) Literatur zu den von van
Unnik behandelten Textstellen und Sachkomplexen
ein, die nach der Erstveröffentlichung der hier neu, aber
in unveränderter Gestalt vorgelegten Abhandlungen
erschienen ist, dann schwindet jeder Zweifel an der Berechtigung
, ja Notwendigkeit dieser Aufsatzsanunlung.
Hoffentlich findet unter diesen neuen Bedingungen die
Stimme des Utrechter Neutestamentiers das Gehör, das
sie verdient!

Das, worum es van Unnik wesentlich geht, sagt der
geistvolle Titel eines Aufsatzes zu Lk 2,19: „Die rechte
Bedeutung des Wortes treffen, Lukas II 19". In ihm
sucht der Vf. die rechte Bedeutung des Wortes avußd'O.m
zu treffen und trifft sie in der Bedeutung „die rechte
Bedeutung treffen". Da er zugleich den Sinn des Wortes
aortfjifüa präzisiert, ergibt sich ein durchaus neues Moment
in der Beurteilung der Stellung, die Maria in der
Weihnachtsgeschichte einnimmt, sowie der Funktion der
Weihnachtsgeschichte im Evangelium. Es ist ganz
charakteristisch für die Arbeitsweise des Vf.s, ein
einzelnes Wort in einem bestimmten Textzusanimen-
hang philologisch genau auf seine Bedeutung hin zu
untersuchen und dann von dem Ergebnis solcher Untersuchung
aus Folgerungen bisweilen sehr weitreichender
Art für den größeren Zusammenhang, dem die zunächst
analysierte Textstelle entstammt, zu ziehen. Das gewichtigste
Beispiel dafür liegt vor in der Abhandlung