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Ausgabe:

1976

Spalte:

110-113

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Archer, Gleason Leonard

Titel/Untertitel:

A survey of Old Testament introduction 1976

Rezensent:

Herrmann, Wolfram

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Theologische Literaturzeitung 101. Jahrgang 1970 Nr. 2

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Steinen errichtete Plattformen für Kultriten meint, die
auf Hügeln, alier auch in Tälern oder innerhalb von Ortschaften
erbaut werden konnten. Da auf dienen kultischen
Platt formen auch geopfert wurde, ist der Betriff
bämä mancherorts gleichbedeutend mit „Altar" oder
meint ganz allgemein das „Heiligtum".

Diese aus dem literarischen Befund hergeleiteten Aufstellungen
finden eine willkommene Bestätigung und
Illustration durch die archäologischen Fakten. Wie sich
aus der Beobachtung, daß kultische Plattformen stets
von Menschenhand gebaute künstliche Gebilde sind, die
Ablehnung einer Interpretation von Felsaltären als
bämöt (vgl. den sog. „Conway High Place" von Petra)
ergibt, so zeigt das bisher zur Verfügung stehende Ausgrabungsmaterial
zwei verschiedene Typen solcher
künstlichen Kultbauten. Der eine Typ weist die Form
von abgestumpften Kegeln mit einiger Höhe auf. Kr
wurde als Altar benutzt und ist belegt in Nahariya,
Megiddo, En-Gedi, Teil Arad und in Tumuli nahe
Jerusalems. Typ 2 stellt eine Weiterentwicklung dar. Die
Plattformen sind niedriger und rechteckig und haben
wohl meist noch einen rechteckigen Altar getragen.
Belege dafür sind in Hazor, Teil Arad, Teil Dan, Sichern
und Petra zutage gefordert worden.

Die sich aus dein eben auch archäologisch erhärteten
literarischen Befund ergebende abschließende Frage ist
die nach dem etymologischen Verbindungsglied zwischen
der profanen und der kultischen Bedeutung des
Wortes bämä. Darin, daß alle bisherigen Versuche nicht
zu überzeugen vermögen und daß durch die Untersuchungen
der entsprechenden akk. und ug. Wörter die
Kluft zwischen diesen beiden Bedeutungen eher tiefer
als flacher geworden ist, wird man dem Vf. zustimmen
können. Auch die Schlußfolgerung, daß es ein solches
etymologisches Glied gar nicht gibt, ist noch erwägenswert
. Indes ist der allerdings mit großer Vorsicht vorgetragene
Vorschlag, diese Kluft durch Annahme eines
Kultmythos zu schließen, demzufolge diese Plattformen
der Ort einer Jahwe(?)-Theophanie waren, in der der Gott
als auf die bämote des Landes tretend verehrt wurde, also
der aus dem Kultritual entnommene topographische Terminus
zur Bezeichnung des Kultplatzes selbst wurde,
eben doch nicht mehr als eine Hypothese. Gewiß ist es
erstaunlich, daß die kultische Bedeutung von bämä zwar
im Hebr. und Moab., nicht aber im Akk. und Ug. belegt
ist. Ob dieses argumentum e silentio jedoch ausreicht,
um für die alte Jahwe-Religion einen solchen Mythos
zu postulieren, erscheint zumindest fraglich. Wenn überhaupt
, dann paßte jener Mythos viel eher zur kana-
anäischen Religiosität. Doch solange auch dafür keine
Bezeugungen vorliegen, bleibt das ebenfalls reine Phantasie
.

Insgesamt stellt diese Untersuchung von V. eine
gründliche und in ihren Ergebnissen weithin überzeugende
Leistung dar. Gewiß wird man es auch begrüßen
, daß neben einer ausgewählten Bibliographie verschiedene
Indices der Bibelstellen, der semitischen Wörter
, der Autoren und der Sachen sowie eine Konkordanz
der LXX-Äquivalente beigefügt worden sind. Daß die
nicht-englischsprachige Literatur insgesamt etwas stiefmütterlich
wegkommt, könnte noch verschmerzt werden
. Daß aber Titel wie A. Schwarzenbach, Die geographischen
Termini im Hebräischen des AT, 1954, oder
K. I) . Schunck Zentralheiligt um, Grenzheiligtum und
Höhenheiligtum in Israel (Numen 18, 1971, IM 11")
Bicht berücksichtigt worden sind, ist bedauerlich.

Qrelftwald HwJürgw Zobel

Archer, Gleason L., .Ir.: A Survey of Old Testament Intro-

duriion. 2nd Ed. Chicago. III.: Moody Press 1974 . 528 S.
gr. 8°. Lw. $ 7.95.

Das erstmals 1964 erschienene Buch besteht nach zwei
einleitenden Kapiteln („Introduction", S. 15-18: Hier
wird als Aufgabe der „Einleitung" die Erforschung der
antiken Lebensverhältnisse, die für das Verständnis der
Bücher des Alten Testaments wichtig sind, genannt, Dazu
gehören auch die Fragen nach den biblischen Sprachen
, der Geschichte Israels und seiner Nachbarvölker
sowie der Religion und Kultur dieser Nachbarn - meist
gesondert behandelt -, der Autorschaft und Entstehungszeit
der Bücher, den Zeitverhältnissen, in die hinein die
Autoren als Sprecher Gottes sich äußerten, nach dem
ursprünglichen Text vor dem Eindringen von Absehreibfehlern
, der Integrität des Textes und der Geschichte
seiner Uberlieferung. „The Inspiration of the
Old Testament", S. 19-34) aus zwei Hauptteilen
(„General Introduction", S.35-176: Nach der S.16 vorgenommenen
Aufteilung geht es hier um die Probleme
von Text, Kanon und Pentateuch. „Special Introduction
", S. 177-494: Sie ist befaßt mit den Fragen nach
Autor, Datum, Zweck und Integrität der einzelnen
Bücher). Den Beschluß bilden vier Appendices (Old
Testament Chronologv, Anachronisms and historical
Inaccuracies in the Koran, Anachronisms and historical
Inaccuracies in the .Mormon Seriptures, Inventory of the
Biblical Manuscripts from the Dead Sea Caves, S.495 bis
509), gefolgt von den üblichen Registern.

Zur 2. Auflage sagt A. (S. 11), es seien keine wesentlichen
Änderungen vorgenommen, aber einige seit 1963
erschienene Werke, die sich mit der Kritik des Alten
Testaments befassen, auswahlweise verarbeitet worden.
Beanstandungen zur äußeren Gestalt sind so gut wie
nicht zu machen, denn man findet kaum Druckfehler
und übersehene Unrichtigkeiten (S.43: zur Datierung
des Codex Leningradensis sollte nicht nur die Jahreszahl
1010 angegeben werden: S.494 Z.4 u. S.516 lies Wetzstein
statt Wetstein, S.513 I. Begrich, J. statt L., S.515
1. Loretz, O. statt L., u.a.).

Der Autor formulierte schon im Vorwort zur I. Auflage
seine Position dahingehend, daß er einen deutlich konservativen
Standpunkt einnimmt und seiner Uberzeugung
nach nur der orthodoxe Aspekt dem Zeugnis
des biblischen Textes selbst wirklich gerecht wird. Deshalb
vertritt er die Meinung, das Alte Testament sei eine
Sammlung von Büchern, deren Wortlaut durch Gott
inspiriert ist und die eine bemerkenswerte Einheit
untereinander aufweisen, welche von einem einzigen
Geist stammt, dem Geist des göttlichen Autors. Die
Bibel versichert selbst, die Niederschrift der Offenbarung
Gottes zu sein und demnach unfehlbar und vertrauenswürdig
. Abschreibfehler haben das ursprünglich
richtige Dokument nicht in seinem Inhalt pervertieren
können. Die irrtumslose Wahrheit und historische
Richtigkeit des Alten Testaments wird u.a. auch
durch Aussagen des Neuen bestätigt, wie z.B. Mt 5,18.
24,38f. Sie anzuzweifeln hieße, die theologische Argumentation
von Rö 5,14 19 zu Fall bringen.

Schließlich wendet sich A. gegen „subbiblical views of
Inspiration", die in einer „neoorthodoxen" Behandlung
des Schriftzeugnisses liegen, indem nur die Aussagen als
verbindlich angesehen werden, die dem Geist Christi entsprechen
, oder indem die Bibel nicht als das geschriebene
Wort Gottes gilt, sondern nur als ein Zeugnis über das
Wort Gottes, die göttliche Wahrheit mithin dem Urteil
der menschlichen Ratio unterliegt. Ein Anhänger dieser
neoorthodoxen Richtung weiß aber gar nicht sicher, ob
ein Gott ist, wenn für ihn die Bibel kein objektiv verläßliches
Zeugnis verkörpert.