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1976

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Neues Testament

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Theologische Literaturzeitung 101. Jahrgang 1976 Nr. 12

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sind die Kapitel II und III gewidmet. Da der Text verhältnismäßig
kurz ist, wäre die Beigabe der englischen Übersetzung
P.s vielleicht möglieh und nützlich gewesen. Die
deutsche Übersetzung der englischen Übersetzung des koptischen
Originals der ursprünglich griechischen Vorlage — ist
gut und wohl durchdacht, und es kommt ihr sehr zugute,
daß der deutsche Übersetzer Wolf-Peter Funk des Koptischen
mächtig ist. Trotz der ihm auferlegten übersetzerdisziplin
vermag er sich gleichwohl als Kenner des koptischen Originals
nicht zu verleugnen. Und was den eleganten Stil des
ganzen Buches betrifft, so läßt er einen völlig vergessen,
daß man eine Übersetzung vor sich hat.

Im Kommenlarteil begründet P. seine (englische) Übersetzung
bis ins Detail. Da er selbst zu Recht betont, daß
„jede Übersetzung selbst schon Interpretation ist" (38),
hatte man sich dementsprechend an einigen Stellen eine
etwas mehr interpretierende Übersetzung gewünscht. Der
Kommentar enthält eine Fülle von Parallclstellen aus dem
Neuen Testament, den Kirchenvätern und aus anderen, vorwiegend
gnostischen Schriften.

Von jenen Stellen, die der Rez. anders übersetzen bzw.
verstehen möchte, hier nur einige: p. 44.1 dürfte gegen P.
wohl doch relativischer Anschluß sein; p. 44,9: ,apistos' beruht
wohl auf einem Mißverständnis; der Sinn dürfte sein:
viele glauben zwar an sie (d. h. an die Auferstehung), aber
es sind nur wenige, die sie finden; p. 44,18: topos als „irdische
Existenzebene" zu verstehen (67) entspricht nicht
dem Kontext, daher: Aufenthalts-Ort; p, 45,4f.: das Zusammentreffen
von epeide und etrepböl wird von P. Dicht
als problematisch empfunden. Vielleicht urspr. etref, f in p
geändert, aber etre nicht getilgt (so IT.-M. Schenke), dementsprechend
Konjektur in pböl ntafei abal: „da die Lösung
(schon) hervorgetreten ist"; p. 45,13f. genauer: „Die
Gnade ist die Wahrheit", d. h. die Gnade der Wahrheit ist
es! Zu den angeblichen „Namen dreier göttlicher Emanationen
im valentinianischen Pleroma" s. 75; p. 40,13ff.: mit
awö etbe beginnt ein neuer Satz, nur so bekommt diese
Zeile einen Sinn; Z. 21 ändert P. mit Barns und Haardt zu
Recht nat in nak; p. 46,30f. besser: „gelangen zur
W."; p. 46,32—34 sollte übersetzt werden: „Die Wahrheit,
die man bewahrt, kann nicht aufgegeben (Schenke: aufgelöst
!) werden, noch ist sie (jemals) entstanden"; p. 46,39—
47.1: [m]pefsöpe ist wohl von den Herausgebern richtig ergänzt
und gibt einen guten Sinn: „es ist nicht entstanden,
es war", also nicht: „bevor..."; p. 47,19: das von P. bevorzugte
„existieren" ist weder sachlich noch stilistisch
immer angebracht! Hier statt dessen: „und du bist vergänglich
"; p. 48,5: ,stets' trifft nicht den Sinn. Gemeint ist das
„ständige", „fortwährende" Offenbarwerden...; p. 49,7: da
P. ntaln hier nicht als Äquivalent von griech. eikön auffaßt,
wäre „Analogien" sinngemäßer; p. 49,13: gegen P. plädiere
ich für: „Einheit' (statt „Einmütigkeit") ; p. 49,24f. ist analog
V. 20f. zu verstehen: „und du gelangst (dann auch tatsächlich
) dazu", d. h. du erlebst dann auch wirklich deine
Auferstehung — vgl. p. 49.15t. 25f.; p. 49.29f.: gemeint ist
hier wohl, daß der Lehrmeister die Ungcühthcit des Rhcgi-
nus, die (gnostisch verstandene) Auferstehung voll zu erfassen
, durchgehen läßt, gerade deshalb aber um so dringlicher
die Einübung in diese Denkart auf vielfältige Weise
fordert (damit gegen Schenkes Vorschlag, in hees eine Dialektform
von hise zu sehen); p. 49.34: „damit er nicht irre'",
d. Ii. nicht länger im Irrtum, also in der Finsternis bleibe;
j>. 49,34ff.: „sondern sich selbst wieder (als der) empfange,
der (er) ursprünglich (d. h. eigentlich!!) ist; p. 50,6: efsek —
nicht „dunkel", sondern „tief" — wie ein Geheimnis;
p. 50,131 ist parünetisch gemeint, eine Grußfonn würde anders
lauten; p. 49,8f.: ntaf auf P.s Vorschlag, 103, als Er =
der Erlöser zu verstehen, liegt wirklich näher als eine neu-
Irische Wiedergabe. — Auf die bisweilen kleinliehe Beweisführung
für richtige grammatische Entscheidungen hätte P.
verzichten können.

Da P. auf Übersetzung und Kommentar als Grundlage

für seine Konzeption über „Die Lehre des Briefes" in Kapitel
IV eine so erfreulich große Sorgfall verwendet hat, haben
auch wir auf die Kapitel II und III unser Hauptaugenmerk
gerichtet. In Kapitel IV trägt P. dann alles zusammen
, was für das Thema ,Eschatologie' im Rheg relevant
ist, und bemüht sich um ein komplexes Verständnis des
Rheg. indem er Kosmologie, Anthropologie. Soteriologie und
Zeitverständiiis in seine Überlegungen einbezieht (vgl. 113f.).
Doch wie gesagt: diese Bemühungen, die letztlich unvereinbaren
Anschauungen im Rheg in Finklang zu bringen und
als ,Lehre' zu verstehen, halten wir für ein vergebliches
Unterfangen. Die einzelnen Abschnitte hat P. gut und übersichtlich
gestallet. Und sie sind lesenswert, denn vieles ist
fein beobachtet und beschrieben.

Auch wenn man P.s Konzeption nicht teilt und diverse
Details anders verstehen möchte — das Buch kann man
dessenungeachtet als einen wichtigen und wertvollen Beilrag
zur Erforschung der Nng-Hammadi-Texle empfehlen,
und man ist dem Autor für eine Fülle von Vergleichsmaterial
und Anregungen dankbar.

Berlin Karl-Wolfgang Tröger

Ahmen. D. von: Pour une svnopse paulinienne (Bibl 57,
1976 S. 74-101).

Bleickert, Günter: Oslern und Pfingsten. Lukanische und
johanneische Schau (Wort und Antwort 17, 1976 S. 33—37).

Chenderlin, F.: Dislribuled Observance of the Passover — A
Preliminary Test of the Hypolhesis (Bibl 57, 1976 S. 1-24).

Conzelmann, Hans: Grundriß der Theologie des Neuen Testaments
. 3., durchgesehene Aufl. Studienausgabe. München
: Kaiser 1970. 411 S. 8° = Einführung in die evangelische
Theologie, 2. Kart. DM 24,50. (s. Bespr. in
ThLZ 94, 1969, Sp. 833).

— Zu Mythos, Mythologie und Formgeschichte, geprüft an
der dritten Praxis der Thomas-Akten (ZNW 67. 1976
S. 111-122).

Dideberg. D. S.I u. Beernaert, P. Mourlon SJ: „Jesus viut
en Galilee". Essai sur la Structure de Marc 1, 21—45
(Nouvelle Revue Theologique 108, 1976 S. 306-323).

Dorkx. S. OP: L'ordination de Barnabe et de Saul d'npres
Actes 12,1-3 (Nouvelle Revue Theologique 108, 1976
S. 238-250).

Donfried. Karl Paul: Justification and Last Judgment in

Paul (ZNW 67, 1976 S. 90-110).
Dupout, Jacque OSB: Introduction aux Böatitudcs (Nouvelle

Revue Theologique 108. 1976 S. 97-108).
Dahn. Ferdinand: Günther Bornkamm zum Gruß (ZNW 67,

1976 S. 1-3).

— Das Gesetzesverständnis im Römer- und Galatcrbricf
(ZNW 67, 1976 S. 29-63).

Hammer. Paul L.S Canon and Thcnlngical Varielv: A Study
in the Pauline Tradition (ZNW 67, 1976 S. 83-89).

Iloffmann-Herreros. Johann: Jesus-Memory? Bemerkungen
zu Theodore Ziolkowskis Buch „Fictional Transfigurations
of Jesus" (Wort und Antwort 17, 1976 S. 21-26).

Kasper, Walter: Einige verwunderte Gegenfragen (ZKTh 98.
1976 S. 186-189).

Limbeck, Meinrad: Jesus als Prophet. Zur Kritik des Prophetischen
(Bibel und Kirche 31, 1976 S. 9-12).

Lohse. Eduard: Die Entstehung des Neuen Testaments.
Berlin: Evang. Vcrlagsanstall (Lizenzausgahe des Verlages
Kohlhnmmcr. Stuttgart) [1976]. 159 S. 8°. (s. Bespr.
in ThLZ 99. 1974 Sp. 823).

Neu fehl. Karl II. SJ: Zu: Walter Kasper. Jesus der Christus

(ZKTh 98, 1976 S. 180-185).
Buß. Rainer: Die murrende Kirche. Exegetisch-homiletische
Überlegungen zur Apg 6,1—7 (Bibel und Kirche 31, 1976
S. 38-43).

Satake. Akira: Das Leiden der Jünger um meinetwillen

(ZNW 67, 1976 S. 4-19).
Schierse, Franz Joseph: Geschichte und Geschichten, llerme-

neutisehe Überlegungen zur Apostelgeschichte (Bibel und

Kirche 31. 1976 S. 35-38).
Schneiders. Sandra M.: Geschichte und Symbolik im Johan-

nisevangelium (F)rbc und Auftrag 52, 1976 S. 30—35).