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Ausgabe:

1976

Spalte:

914-916

Kategorie:

Judaistik

Titel/Untertitel:

Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit 1976

Rezensent:

Delling, Gerhard

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Theologische Literaturzeitung 101. Jahrgang 1976 Nr. 12

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kaum zu verwischende Merkmale des parataktischen Charaktere
der hebräischen Sprache, die durch diese Eigenart den
Leser oder Hörer wirkungsvoll zu beeindrucken vermag.
Solche grundsätzlichen stilistischen Beobachtungen, die das
Thema unmittelbar betreffen, ließen sich wohl vermehren,
zumal auch Auslegung und Erklärung des AT Belege dafür
EU bieten vermögen. So ließe sich z. B. im Sinne stilkritischer
Untersuchungen, wie der Vf. sie anrührt, die bildhafte
Sprache des hebräischen Urtextes der nüchternen Verstandessprache
der Übersetzung gegenüberstellen. Allerdings
wäre da die eindeutige Feststellung nicht so leicht. Darum
aber geht es dem Vf. der vorliegenden Studie. Er hat sich
mit scharfem kritischen und doch konstruktiven Einsatz an
die Arbeit gemacht. Dazu kommt der außerordentliche Zeitaufwand
, da die Arbeit sich über Jahrzehnte erstreckte und
unermüdliche, angespannte Aufmerksamkeit erforderte. Dabei
hat er die wissenschaftliche Tätigkeit neben der Mis-
sionsarbeit in Indien durchgeführt, die seine eigentliche Aufgabe
war. Einen Einblick in das Ergebnis des 1. Kapitels
gewähren Text und Schemata S. 40—43 in klarer und anschaulicher
Weise. Im 2. Kapitel wird dasselbe Material in
kleineren übersichtlichen Einheiten geboten. So ist das Ergebnis
genauer und der Nachweis für die drei verschiedenen
Gruppen der griechischen Originale wie der übersetzungs-
texte leicht durchzuführen und zu übersehen. Ein Best
bleibt übrig, bei dem die Frage „Original oder Ubersetzung?''
sich nicht klären läßt. Die Prozentzahlen sind in den verschiedenen
Stücken recht verschieden; sie betragen bis zu
58% und sind im Mittel mit 37% anzusetzen. Die Arbeit
findet im 3. Kapitel eine wertvolle Ergänzung durch die
Heranziehung des Materials der Apg, bei der überlieferungsgeschichtlich
und vom sachlichen Inhalt her gesehen die beiden
Teile 15,36—28,31 als originales Hellenistisches Griechisch
und 1,1—15,35 als Ubersetzungsgriechisch sich unterscheiden
. In bezug auf beide Teile der Apg werden die
17 Kriterien mit dem die geschichtlichen Situationen bestätigenden
Ergebnis angewendet. Zum Abschluß wird dieses
Ergebnis noch knapp zusammenfassend wiederholt und
im einzelnen für die beiden Teile zahlenmäßig erfaßt. Das
4. Kap. gibt eine Übersicht über das ganze Werk und eine
Zusammenfassung der Ergebnisse. Die Appendices ergänzen
mit technischen Erklärungen, (1), mit zahlenmäßigen
Übersichten über das außcrbiblische und das LXX-Material
(2) und über die beiden Hälften der Apg (3,4). Die zielgewisse
, unermüdliche Arbeit des Vfs. verdient den besonderen
Dank der Forschung für die einmalige Leistung. Sin
weist den Weg zu einer bestimmten exakten Forschungsmethode
. Dabei wird nichts übertrieben, vielmehr werden
die Grenzen der Methode für den konkreten Fall zahlenmäßig
genau festgelegt. Uber das unmittelbare Ziel hinaus,
Übersetzungsgriechisch und originales Griechisch an deutlichen
und sicheren Merkmalen zu unterscheiden, wird das
gebotene Material auch sonst mancherlei Anregung zu weiterführenden
Fragestellungen geben. Das träfe wohl auf die,
Verwendung der Präpositionen zu. weiter auf die Frage der
Textvarinnten, die im Bahmen des vorliegenden Themas
nicht behandelt werden konnte, und schließlich die Frage,
wieweit bei den Trägern der einzelnen Überlieferungen
mit ihrer Muttersprache oder mit einer erlernten Fremdsprache
zu rechnen wäre. Außerdem muß mit der sich wandelnden
Orthographie der Handschriften und ihrer teils willkürlichen
, laienhaften, teils auch fachgerechten, aber verschiedenen
Schulen unterworfenen Bearbeitung gerechnet
werden. Das Arbeitsfeld weitet sich damit und es kommen
eine Fülle von neuen Fragen auf uns zu. Der Anfang ist
tatkräftig gemacht. Dafür sind wir dem Vf. dankbar. Und
so schwierig das damit in Angriff genommene Forschungsgebiet
ist, so bedeutsam ist es besonders für die Arbeit an
der griechischen Bibel und dem verwandten Schrifttum.
Denn die übcrselzungsfrage und ihre sachliche Lösung ist ja
letztlich die Frage der Verbindung von semitischer, hebräisch-
aramäischer Grundlage und der hellenistisch-griechischen

Weltsprache. Auch dem Printing Department der Uni-
versily of Montana und allen Mitarbeitern ist der Dank für
diese technisch so schwierige Veröffentlichung gewiß.

Fernwald 2-Annerod Georg Bertram

Alden, Bobert: Psalms. Songs ob Discipleship. 3: Psalms

101-150. Chicago, III.: Moody Press [1976]. 112 S. 8°.
Aletti, J.-N.: Proverbes 8,22-31. Etüde de strueture (Bibl

57, 1976 S. 25-37).
Alexander, Balph: Ezekiel. Chicago, III.: Moody Press

[1976]. 160 S. 8°.
Dahood, M.: Canticle 7,9 and UT 52,61: A Qucstin of

Method (Bibl 57, 1976 S. 109-110).

- The Chiastic Breakup in Isaiah 58,7 (Bibl 57, 1970
S. 105).

- Jeremiah 5,31 and UT 127: 32 (Bibl 57, 1976 S. 106-108).

Dürig, Walter: Die Verwendung des sogenannten Fluchpsalms
108 (109) im Volksglauben und in der Liturgie
(MThZ 27, 1976 S. 71-84).

Gürg, Manfred: Der Einwand im prophetischen Berufungsschema
(TThZ 85, 1976 S. 161-166).

Gordon, B. P.: On BII töb .,Bain" (Bibl 57, 1976 S. 111).

Günther, Hertmut: Gottes Knecht und Gottes Becht. Zum
Verständnis der Kneeht-Gottes-Lieder. Oberursel: Luth.
Theologische Hochschule [1976]. 40 S. 8° = Oberurseier
Hefte. Studien und Beiträge für Theologie und Gemeinde,
6. DM 3,60.

Jensen, Irving L.: Haggai, Zechariah, Malachi. (Postexilic
Prophets). Chigaco, III.: The Moodv Bible Institute [1976].
96 S. 8° = A Self-Study Guide. $ 1,50.

Nossent, G. SJ: Le don de la terre de Palestine (Nouvelle
Bcvue Theologique 108, 1976 S. 324-336).

Penar, T.: Three Philological Notes on the Hebrew Fragments
of Ben Sira (Bibl 57, 1976 S. 112-113).

Schmidt, Werner H.: Alttcstamenllicher Glaube in seiner
Geschichte. Berlin: Evang. Verlagsansialt (Lizenzausgabe
des Neukirchener Verlag des Erziehungsvercins, Neukirchen
-Vluyn) [1976]. 278 S. 8°. (s. Bespr. in ThLZ 94.
1969, SP. 893).

Stendebaeh, Franz Joseph: Was macht den Propheten aus?

Zum Erscheinungsbild des Prophetischen (Bibel und

Kirche 31, 1976 S. 2-8).
Weimar, P.: Die Jahwckriegserzählungen in Exodus 14,

Josua 10, Bichter 4 und 1 Samuel 7 (Bibl 57, 1976

S. 38-73).

JUDAICA

Kümmel, Werner Georg: Jüdische Schriften aus hellenistisch-
römischer Zeit, hrsg. in Zusammenarb. m. Ch. Habicht,
0. Kaiser, 0. Plöger u. J. Schreiner. II: Unterweisung
in erzählender Form. 2. Dietzfclbinger, Chr.: Pseu-
do-Philo: Antiquitates Biblicae (Liber Antiquitatum
Biblicarum). S. 89-271. Kart. DM 58,-. III: Unterweisung
in lehrhafter Form. 2: G u n n e w c g , A. II. J.: Das Buch
Baruch. Der Brief Jeremias. Janssen, E.: Testament
Abrahams. Walter, N.: Fragmente jüdisch-hellenistischer
Exegeten: Aristobulos, Demetrios, Aristeas.
S. 165-299. Kart. DM 38,-. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus
Gerd Mohn 1975. gr. 8°.

Dank dem Einsatz der Mitarbeiter und Herausgeber schreitet
das Sammelwerk JSIIBZ zügig voran (zur Charakteristik
s. ThLZ 101, 1976 Sp. 114-116). - Für (i.) Bar betont
A. Gunnewcg in der Einleitung (167—170) den Anteil des
End Verfassers an der Komposition des Buches (nicht vor
Mitte des 1. Jhs. v. Chr.); die übernommenen Partien fand
dieser bereits griechisch vor. Der Kommentar hat vor allem
acht auf textlich schwierige Stellen — für 1,15—2,35 erhellt
G. sie vom zu vermutenden hebräischen Urtext her — und
auf die Abhängigkeit vom Alten Testament „in Vnrstcllun&s-
gchalt und Diklion" (107)'. — Der Autor der — wohl hebräisch
(nicht aramäisch) abgefaßten — ep .Ter „kennt den
babylonischen Kult aus eigener Anschauung" (185).