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Ausgabe:

1976

Spalte:

776-777

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Faulenbach, Heiner

Titel/Untertitel:

Weg und Ziel der Erkenntnis Christi 1976

Rezensent:

Obst, Helmut

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Theologische Literaturzeitung 101. Jahrgang 1976 Nr. 10

776

tiert, vor allem aber bietet der Band eine solide Darstellung
des Naumburger Bistumsstreits. Die Texte werden
wieder nur zum Teil im Original (mit Kopfregest) geboten
. Welche Kriterien den Herausgeber zum Verzicht
auf die Wiedergabe des Originaltextes veranlaßt haben,
ist manchmal (Nr. 137.166.319) nicht recht erkennbar3.

Das Schlußurteil über das stattliche, auch wieder reich,
ja verschwenderisch ausgestattete Buch ist eindeutig:
Hier entsteht eine vorzügliche Quellensammlung zur Reformationsgeschichte
Deutschlands, für die Geschichte
des deutschen Katholizismus im Reformationszeitalter
eine der wichtigsten überhaupt. Man wünschte sich, andere
Briefausgaben zur Reformationszeit kämen ebenso
rasch voran und wiiren ebenso gut wie diese.

Gültingen Bernd Moeller

1 Wie im ersten Band sind noch weitere 45 „Dokumente" vorgesehen
, die aul S. 25 erst für den vorliegenden Band, dann lür
ein künftiges Supplement angekündigt werden.

■ In der Frage der Autorschaft der „Christlichen Lere" von
1539/41 nimmt P. eine Mitwirkung Pflugs an und rechnet nicht,
wie das nicht mehr berücksichtigte Buch von W. Kaline, Julius
Pflugs Verhältnis zur „Christlichen Lehre" des Johann von Maltitz
, Leipzig 1972. mit dem Meißener Bischof als Verfasser (S. 64.
80ff.344 ff.).

* Einige weitere Beanstandungen und Bemerkungen: Gelegentlich
(Nr. 350) verschwimmen Text und Regest ineinander. Bei
der schlecht kommentierten Nr. 227 ist das Kopfregest, bei 265 f.
die Zeilenzählung weggefallen. Das S. 186 Anm. 3 erwähnte Memorandum
der Wittenberger Theologen findet sich WA Br. 9,
Nr. 3570. S. 199 Zeile 17 v. o. ist wohl vom IV. Laterankonzil die
Rede. Angesichts von Nr. 209 erscheint bei Nr. 205 Contarini als
Adressat zweifelhaft. Das Buch von Lobeck, Das Hochstift Meißen
im Zeitalter der Reformation (S. 56), ist 1971. der Aufsatz von
Klemm über den Gottesdienst im Meißener Dom (S. 356) ist 1973
(Sonderband der „Herbergen der Christenheit") im Druck erschienen
.

Asendorf, Ulrich: Katholizität und Amt bei Luther. Perspektiven
heutiger ökumenischer Theologie (StZ 101,
1976 S. 196-208).

Beumer, Johannes: Die Wirren der frühen Reformationszeit
. Dargestellt anhand von Georg Witzel, De
Concilio (MThZ 26, 1975 S. 38-55).

Brandenburg, Albert: Lutherforschung — Lutherinterpretation
heute (ThGl 65, 1975 S. 366-378).

Claus, Helmut [Bearb.]: Der deutsche Bauernkrieg im
Druckschaffen der Jahre 1524—1526. Verzeichnis der
Flugschriften und Dichtungen. Gotha: Forschungsbibliothek
Gotha, Schloß Friedenstein 1975. 105 S.,
1 Taf. 8° = Veröffentlichungen der Forschungsbibliothek
Gotha. 16. Methodisches Zentrum für wissenschaftliche
Bibliotheken. Forschungsbibliothek Gotha.

Fast, Heinold: „Die Wahrheit wird euch freimachen'1.
Die Anfänge der Täuferbewegung in Zürich (Menno-
nitische Geschichtsblätter 32, 1975 S. 7-35).

Ganoczy, Alexandre: Amt und Apostolizität. Zur Theologie
des kirchlichen Amtes bei Calvin auf dem Hintergrund
der gegenwärtigen ökumenischen Diskussion.
Wiesbaden: Steiner 1975. 33 S. 8° = Institut für Europäische
Geschichte Mainz, Vorträge 59. DM 5,50.

Meier, Johannes: Das „Enchiridion christianae institut-
tonis" (1538) von Johannes Gropper (ZKG 86, 1975
S. 289-328).

Mogge, Birgitta: Studien zum Nürnberger Reichstag von

1524 (Nürnberger Mitteilungen 62, 1975 S. 84-101).
Quiring-Unruh, Liesel: Bücherverbot im 16. Jahrhundert

(Mennonitische Geschichtsblätter 32, 1975 S. 36-56).
Rehwaldt, Traugott H.: Is the Law a Guide for Good

Works? (Currents in theology and mission 1, 1974 S. 3

bis 11).

Schützeichel, Heribert: Calvins Theologie der Ehe in
ökumenischer Betrachtung (Cath 30, 1967 S. 20-54).

Selgo, Kurt-Victor: Die Leipziger Disputation zwischen
Luther und Eck (ZKG 86, 1975 S. 26-40).

KIRCHENGESCHICHTE: NEUZEIT

Faulenbach, Heiner: Weg und Ziel der Erkenntnis Christi
. Eine Untersuchung zur Theologie des Johannes
Coccejus. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag des
Erziehungsvereins [1973]. 248 S., 5 Taf. gr. 8° = Beiträge
zur Geschichte und Lehre der Reformierten Kirche
, hrsg. v. H. Erhart, W. Kreck, G. W. Locher u. J.
Moltmann, XXXVI, Lw. DM 44,-.

Im Jahre 1923 erschien die Monographie von Gottlob
Schrenk „Gottesreich und Bund im älteren Protestantismus
vornehmlich bei Johannes Coccejus". Sie wurde
zum Standardwerk der Coccejusforschung und prägte
das theologie- und geistesgeschichtliche Bild des größten
reformierten Theologen des 17. Jhs. entscheidend.
Schrenk sah im Bundes- und Reichsgedanken die beiden
Zentralbegriffe der Theologie des Coccejus. Diese These
blieb jahrzehntelang unbestritten, floß in eine Fülle
theologiegeschichtlicher Darstellungen ein und spielte
u. a. im Hinblick auf die Reich-Gottes-Theologie des 19.
und 20. Jhs. eine Rolle.

In seiner Habilitationsschrift unternimmt es nun Heiner
Faulenbach, Schrenks Grundthese kritisch zu hinterfragen
. Er bietet keinen geschlossenen Aufriß der cocce-
janischen Theologie, sondern stellt den „einzelnen Glaubenden
" (S. 5) in den Mittelpunkt seiner Spezialuntersuchung
und fragt aus diesem Blickwinkel heraus nach
den theologischen Grundlagen und Grundanliegen des
großen Leidener Theologen. Ausgehend von der Feststellung
, daß die Grundaussagen des Coccejus keinem
Wandel unterworfen waren, verwertet er das reiche
Quellenmaterial, ohne historisch zu differenzieren, und
verzichtet auch auf eine biographisch-genetische Untersuchung
. So eingegrenzt, kann die vorliegende Studie
Schrenks Arbeit keinesfalls ersetzen, wohl aber in entscheidenden
Punkten in Frage stellen, korrigieren und
ergänzen.

Die ersten sechs Abschnitte wollen „überwiegend die
Zielsetzung und Ausrichtung der Theologie aus der Sicht
des Coccejus" vorstellen, während in den Abschnitten
sieben bis zwölf die Erörterungen und Schlußfolgerungen
des Autors stärker im Vordergrund stehen sollen
(S. 6). Eine konsequentere Durchführung dieses Vorhabens
wäre wünschenswert gewesen! Nach dem Problemkreis
„Die Erkenntnis des Glaubens" im ersten Abschnitt
wendet sich der Vf. den Fragen „Schriftverständnis
; Geistliche Bilder in der Schrift; Die Schrift als
Grundlage theologischer Lehre" zu, behandelt dann „Die
soteriologische Ausrichtung der Gotteslehre" und referiert
ausführlich „Die Lehre vom Gnadenhandeln Gottes
nach den beiden systematischen Hauptschriften" des
Coccejus. Die folgenden Abschnitte befassen sich mit dem
..Bund als Form des Heilshandelns Gottes", der „Sacheinheit
von Bund, Reich, Kirche", der „Coccejanischen Geschichtsschau
", den „Aussagezielen des coccejanischen
Lehrsystems" und dem „Verständnis der Aufgaben eines
Wiedergeborenen".

Die Darstellung zeichnet sich u. a. durch ihre Nähe zu
den Quellen aus, die durch zahlreiche gut gewählte Zitate
direkt zu dem Leser sprechen und die eigene Urteilsbil-
dung erleichtern. Der Verzicht auf einen in sich geschlossenen
systematisch-theologischen Aufriß der Theologie
des Coccejus führt sowohl bei der Abgrenzung der Thematik
als auch bei der Durchführung der erklärten Zielstellung
zu gelegentlichen Unscharfen und Wiederholungen
. Die Ergebnisse der Untersuchung, in einer ausgezeichneten
Zusammenfassung vom Vf. selbst am Schluß
noch einmal kurz umrissen (S. 231—234), rechtfertigen
und bestätigen aber, aufs Ganze gesehen, Fragestellung
und Methode der Arbeit.

Faulenbach verlegt die ..Brennpunkte der Theologie des
Coccejus" von der Bundes- und Iteichslehre (Schrenk) auf