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Ausgabe:

1976

Spalte:

769-772

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Brenz, Johannes

Titel/Untertitel:

Frühschriften 1976

Rezensent:

Rogge, Joachim

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Theologische Literaturzeitung 101. Jahrgang 1976 Nr. 10

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Kannengiesser, Charles: Le mystere pascal du Christ Selon
Athanase d'Alexandrie (Recherches de science reli-
gieuse 63, 1975 S. 407-442).

Lamirande, ßmilien: L'actualite des „Tractatus in Iohan-
nem" de saint Augustin (ßglise et Theologie 6, 1975 S.
175-193).

Matura, Thaddee OFM: Le celibat dans le Nouveau Testament
(Nouvelle Revue Theologique 97, 1975 S. 481
bis 500; 591-604).

Pelland, Gilles: Dans l'attente de la resurrection. Un
theme central de l'cvangclisation dans l'fcglise ancienne
(Science et esprit 28, 1976 S. 125-146).

Radford Ruether, Rosemary: Augustine and Christian
Political Theology (Interpretation 29, 1975 S. 252-265).

Ritter, Adolf Martin: Christentum und Eigentum bei
Klemens von Alexandrien auf dem Hintergrund der
frühchristlichen „Armenfrömmigkeit" und der Ethik
der kaiserzeitlichen Stoa (ZKG 86, 1975 S. 1-25).

Steel, C.: Prophyrius" reactie tegen het amoralisme van
de Gnostici (TijdschrFil 37, 1975 S. 211-225).

Stockmeier, Peter: Scheidung und Wiederverheiratung
in der alten Kirche (ThQ 151, 1971 S. 39-51).

White, Despina Stratoudaki: Patriarch Photios' letter to
the bishops in exile (The Greek Orthodox Theological
Review 19, 1974 S. 113-129).

KIRCHENGESCHICHTE:
REFORMATIONSZEIT

Brenz, Johannes: Frühschriften, 1 u. 2. Hrsg. v. M. Brecht,
G. Schäfer u. F. Wolf. Tübingen: Mohr 1970/74. LV,
303 S. u. XVI, 778 S. gr. 8" = Johannes Brenz. Werke.
Eine Studienausgabe, hrsg. im Auftrag des Vereins f.
württ. Kirchcngeschichte v. M. Brecht u. G. Schäfer in
Verb. m. E. Bizer u. G. Goeters. DM 54,-; Lw. DM
60,- u. Lw. DM 278,-.

Seit langem vermissen die Historiker, die sich mit der
ganzen Breite reformatorischer Lehrbildung beschäftigen
, eine wissenschaftlich adäquate, der überragenden
Lebensleistung von Johannes Brenz gerecht werdende
Werkeausgabe. Es ist vornehmlich das Verdienst von
Martin Brecht, die 400 Jahre nach dem Tode des oberdeutschen
Reformators längst fällige Edition vorangetrieben
zu haben. Er ist bisher durch eine ganze Reihe
von Brenz gewidmeten Publikationen hervorgetreten
(Die frühe Theologie des Johannes Brenz, Tübingen 1966;
Johannes Brenz. Neugestalter von Kirche, Staat und Gesellschaft
, Stuttgart 1971 u. a.) und so für die Herausgabe
des Schriftencorpus hinlänglich ausgewiesen. — Bereits
1972 erschienen als erster Teil der Schriftauslegungen
die Homilien zum Prophetenbuch Daniel (s. die Rezension
von Gerhard Müller in: ThLZ 99, 1974, Sp. 278).

Brenz war seit der Heidelberger Disputation 1518 Luther
verbunden und hat sich dann über ein halbes Jahrhundert
der Wittenberger Reformation zugetan gezeigt.
»Die Generation nach Brenz sah in ihm den Elisa, der
dem Elias Luther gefolgt sei" (Teil 1, S. VII). Dieser Satz
aus dem Vorwort zur Gesamtausgabe findet sich in einer
sehr knappen, aber ausgezeichneten Skizze über das Lebenswerk
des Reformators, das durch die Predigttätigkeit
seit 1522 in Schwäbisch Hall, durch reformatorisches
Wirken in den umliegenden Gebieten (seit 1534 besonders
im Herzogtum Württemberg, ab 1550 sogar in leitender
Stellung), durch die Auseinandersetzung mit den
Schweizer Reformatoren, durch eine ausgedehnte bibelexegetische
Arbeit und durch eine Fülle von Gutachten
in theologischen und (kirchen-)rechtlichen Fragen charakterisiert
ist. Brenz' theologische Weitsicht, seine pa-
storale Milde und kirchenpolitische Ausgewogenheit haben
— wenn auch in manchen Punkten modifiziert —
dem Luthertum in Oberdeutschland zu Rang und Einfluß
verholten. In einer beachtlichen Selbständigkeit
führte er sein Reformationswerk, zum Teil gegen seine
einst vertrauten Studienfreunde Oekolampad und Bucer,
die sich theologisch anders entwickelt hatten. So war
Brenz keinesfalls der kirchenpragmatische Ireniker, der
in dem theologisch-kirchenpolitischen Auf und Ab der
Reformationsgeschichte lediglich den Weg des geringsten
Widerstandes suchte.

Für alles Obengenannte bietet die nun schon dreibändig
vorliegende Ausgabe vielfältige Belege. Sie wird angesichts
des großen literarischen Schaffens des Reformators
nur eine Auswahlausgabe sein können, aber mit der
Maßgabe, die edierten Schriften mit aller wissenschaftlichen
Akribie und vollständig zu bieten. Eine Werkeveröffentlichung
von Brenz war nach seinem Tode von
seiner Familie zwischen 1576 und 1590 herausgebracht
worden, die zwar schon viel Brauchbares zusammenfaßte
, aber für Fragestellungen, die die Reformationsgeschichte
heute bestimmen, selbstverständlich noch wenig
austrägt.

Kirchenhistoriker mit großer editorischer Erfahrung,
Hanns Rückert, Ernst Bizer und Emst Wolf, hatten sich
um die Vorbereitung der jetzt im Erscheinen begriffenen
Ausgabe bereits verdient gemacht. Die Herstellung der
Texte ist in erster Linie Frieda Wolf zu danken, Koordination
und Redaktion besorgte Gerhard Schäfer, während
Martin Brecht seinen Vorarbeiten entsprechend die
Vorworte und jeweils die Einleitung für die einzelnen
Editionsstücke sowie den erklärenden Anmerkungsapparat
schrieb. Das Ensemble dieser Herausgeberaktivitäten
kann als gelungen bezeichnet werden. Man hat sich überdies
zu einer recht sinnvollen Praxis entschlossen: Die
wahrscheinlich unvermeidlichen Fehler bzw. Lücken bei
einem so weitverzweigten Editionsunternehmen werden
jeweils im folgenden Band nach Kräften korrigiert bzw.
aufgefüllt. So wurde bereits in Teil 2, S. 577-579, verfahren
.

Als Einzugszeit für die Frühschriften veranschlagen
die Herausgeber die Jahre 1522—1530. Mit dem Augsburger
Reichstag und der dadurch gegebenen Begegnung
mit Melanchthon beginnt eine weitere Phase der theologischen
Entwicklung von Brenz. Unter Ausklammerung
der Schriftauslegungen, die wegen ihres Umfanges eine
eigene Editionsabteilung erfordern, werden in drei Bänden
die Frühschriften aus großenteils bisher nicht veröffentlichtem
Material publiziert. Nach den zwei hier anzuzeigenden
Bänden wird ein dritter „Beiträge zur Kirchenordnung
, zur Türkenfrage, zum Widerstandsrecht
und die auf den Augsburger Reichstag 1530 sich beziehenden
Quellen" (Teil 2, S. XIII) enthalten. Zugrunde
liegen die fünf Bände der Haller Brentiana-Sammlung,
der Codex Suevo-Hallensis von der Landesbibliothek
Stuttgart, eine dort auch vorhandene Evangelienhomi-
lienhandschrift, eine deutsche und lateinische Stücke enthaltende
Brenzsammlung von Gutachten und Predigten
in der Stadtbibliothek Nürnberg und ein Brentiana enthaltender
Kodex der Vatikanischen Bibliothek. Die genannten
Quellensammlungen sind eingangs von Frieda
Wolf exakt beschrieben.

Einer gesonderten Erwähnung bedarf der Beitrag des
Mitarbeiters an der Exegetica-Edition Stefan Strohm,
der die „fraglich gewordene Integrität der Homilien zu
Daniel von Johannes Brenz" (Teil 2, S. 580-752) untersucht
hat. Hier haben wir, nach Selbständigkeit und Umfang
gemessen, eine veritable Monographie vor uns, die
eigentlich zur Abteilung der Schriftauslegungen gehört,
aber 1972 (s. o.) wohl noch nicht vorlag. Strohm kommt
im Anschluß an Erwägungen von Brecht auf Grund vieler
Indizienbeweise zu der Auffassung, daß die Daniel-
homilien den Jahren 1530/31 zuzuweisen sind (S. 747).
Die Tatsache, daß die betreffende Handschrift Ereignisse