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Ausgabe:

1976

Spalte:

763-764

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Leṿin, Yiśraʾel L.

Titel/Untertitel:

Caesarea under Roman rule 1976

Rezensent:

Diesner, Hans-Joachim

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Seite 1

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76.3

Theologische Literaturzeitung 101. Jahrgang 1976 Nr. 10

from Jewish tradition. Die Sib are in essential continuity
with biblical tradition, aber auch nicht unwesentlich
außerjüdisch beeinflußt (S. 113). Schließlich sind sie aber
nicht als synkretistisch im eigentlichen Sinn zu bezeichnen
(letzte Vhese S. 118).

C.s Beurteilung von Sib III. V, zumal ihre religionsgeschichtliche
Zuordnung, ist sichtlich nicht frei von
Spannungen. Es wird zu fragen sein, wieweit sie in den
Texten begründet, sind. Konsequent durchgeführt ist vor
allem die Auffassung von den Wandlungen in der Escha-
tologie von Leontopolis; diskutiert werden müssen aber
auch hier das weitgehend politische Verständnis der
Eschatologie der Sib und nicht zuletzt die lokale Zuordnung
von Sib III. V. Die Arbeit zeigt als ganze und in
Einzelbeobachtungen mannigfach, wie sich der Vf. in den
Stoff, die Texte insbesondere des Judentums und die Literatur
eingearbeitet hat; sie gibt vielfältige Anregungen
für die weitere Erforschung der schwierigen Texte.

Halle (Saale) Gerhard Delling

' C. schrieb über test Mos in SCS 4, s. ThLZ 100, 1975 Sp. 750 f.

• S. 37 mit S. 149 A. 9. — Wenn die Anmerkungen nicht auf die
Seite des Textes, zu dem sie gehören, gesetzt und nicht fortlaufend
numeriert sind, sollten im Anmerkungsteil wenigstens jeweils
die Textseiten angegeben werden, auf die die Anmerkungen
bezogen sind.

5 S. 40-44. Die Bezeichnung beruht auf III 652: „Von der Sonne
her wird Gott einen König senden"; Kurfess übersetzt: „vom
Aufgang der Sonne", entsprechend Blaß bei Kautzsch, öelios bezieht
sich schon bei Homer des öfteren auf den Osten. Vgl. — in
entsprechenden Zusammenhangen — „vom Himmel her" Sib V 256,
„von himmlischen Gefilden her" V 414.

4 Zu deren Äußerungen über den Tempel von Jerusalem s.
S. 48 f.; S. 159 A. 96. M. E. hat der Tempel in der Gedankenwelt
auch der alexandrinischen Diaspora vor 70 n. Chr. erhebliche Bedeutung
.

1 Antirömisch ist aber schon III 350-380 bestimmt (S. 60f.).

• C. bezieht „apokalyptisch" — Im Unterschied zu „eschatolo-
gisch" — auf die Zerstörung der Welt und die Erwartung einer
neuen Schöpfung (S. 203 A. 1). Apokalyptik ist der Ausblick auf
das Weltende. Its subject matter is political (S. 212 A. 72).

Levine, Lee I.: Caesarea under Roman Rule. Leiden:
Brill 1975. XV, 297 S., 2 Ktn. gr. 8° = Studies in Ju-
daism in Late Antiquity, ed. by J. Neusner, 7. Lw.
hfl. 80,-.

Dieses Werk reiht sich, obwohl das Erscheinen innerhalb
der obengenannten Reihe von vornherein einen
spezifischen Aspekt erkennen läßt, auch in die nicht geringe
Gruppe von Forschungsmonographien zur antiken
Stadtgeschichte, die in der letzten Zeit erschienen sind1,
würdig ein.

Eine palästinensische Stadt, die nacheinander die Herrschaft
so unterschiedlicher Mächte erlebt hat, wie es die
späten persischen Großkönige, die hellenistischen Monarchen
, Herodes d. Gr. und schließlich die römischen
Imperatoren gewesen sind, gibt dem Forscher naturgemäß
besonders komplizierte und vielschichtige Probleme
auf. L. vermittelt von der allgemeinen Problematik der
antiken Herrschaftsgestaltung und damit vom „Problem
" der Ein- und Unterordnung einer selbstbewußten
Polis in das Machtgefüge des Imperium Romanum immerhin
so viel, daß dem Leser zumindest punktuell vieles
klar wird. In seiner „Conclusion" (S. 140—142) läßt er
vieles davon nochmals anklingen und vertieft damit vor
allem die zahlreichen Feststellungen, die er zur Frage der
„cultural hybridization" getroffen hat.

So ist die Geschichte Caesareas, das zunächst als „Stratos
Turm" (nach 375 v. Chr.) in Rivalität zu anderen pa-
lästinensisch-phönizischen Hafensiedlungen stand, in ein
reiches Spannungsfeld hineingestellt. Die moderne Archäologie
bietet, in Konkordanz mit den anderen Quellen
, die Möglichkeit, die Entwicklung der Stadt mit ihren
Brennpunkten (Kirchen, Tempel. Theater, Hafenanlagen
, byzantinische Befestigungen) auch optisch genauer

zu verfolgen, wobei frühen Höhepunkten in der hellenistischen
Zeit und unter Herodes vor allem die glanzvolle
Entwicklung in der späten Kaiserzeit gegenübersteht. L.
widmet dabei politischen Fragen (etwa der Erlangung
des Status einer colonia unter Vespasian) ebenso seine
Aufmerksamkeit wie den Fragen der agrarischen und
handwerklichen Produktion und des Handels, der in der
weltoffenen Metropole, die lange Zeit hindurch als ein
Bindeglied zwischen Palästina und dem Imperium Romanum
gelten konnte, auch die Beziehungen zwischen
den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen weithin beeinflußte
. Verständlicherweise stellt L. das Miteinander
und Gegeneinander heidnischer, jüdischer, christlicher
und samaritanischer Gruppen, das die Geschicke der
Stadt weithin bestimmte, stark in den Vordergrund. Die
religiösen und kulturellen Bemühungen, vor allem die
Aktivitäten derrabbinischen Gelehrten zwischen 230 und
360 n. Chr., werden intensiv beleuchtet und mit einer fast
liebevollen Eindringlichkeit analysiert. Dabei werden
neben den mehr theologischen Sachverhalten, die das
weitgespannte Engagement der Rabbiner verdeutlichen,
auch deren Bemühungen um einen festen und entscheidenden
Platz in der Gesellschaft Caesareas und seines
Einflußbereiches deutlich. L. spricht von einer „Rabbinic
Class" und stellt die Frage, ob die kollektiven wissenschaftlichen
und praktischen Bemühungen der Rabbiner,
deren Diskussionen juristische, philologische und mathematische
Fragestellungen nicht ausschlössen, nicht dazu
zwängen, eine „Rabbinic Guild" ins Auge zu fassen, eben
weil die Schulen ziemlich festumrissene Formen annahmen
. Neben den rabbinischen Studien wird auch die
Rolle dieser Gelehrten innerhalb der Synagogen markiert
.

Auch der „Christian Community" in Caesarea widmet
L. viel Aufmerksamkeit. Die Verbindung hervorragender
Gelehrter (Origenes) und Kirchenschriftsteller (Eusebios)
mit der Metropole wird an vielen Beispielen ausgewiesen
. L. bemüht sich aber auch um die Struktur der christlichen
Gemeinde und weist auf die Tatsache hin, daß
viele Christen schon im 3. Jh. zur höheren Gesellschaftsschicht
gehörten, womit auch das Florieren jüdischchristlicher
Sekten (Ebioniten) zusammenhängen mag.
Andererseits litt die Gemeinde in Caesarea auch verschiedentlich
unter den Christenverfolgungen der vor-
konstantinischen Zeit (obwohl Eusebios hier manches
übertrieben haben mag).

Insgesamt gesehen ist das Werk vorzüglich gearbeitet
und — nicht zuletzt mit Hilfe der Indices — gut lesbar.
Daß, vor allem infolge der nicht sehr befriedigenden
Quellenlage, manche Information nicht gegeben werden
kann und eine geschlossene „Geschichte" Caesareas doch
Desiderat bleiben muß, ist dem Autor selbst bewußt, der
treffend dazu sagt: „While a chronological framework
has been maintained, the material itself has been or-
ganized more as a series of studies on various aspects of
Caesarean life" (S. 4).

Halle (Saale) Hans-Joachim Diesner

1 Genannt seien nur wenige Beispiele: D. Claude, Die byzantinische
Stadt. München 1969; J. H. W. G. Liebeschuetz, Antioch, Oxford
1972; R. Meiggs, Roman Ostia. Oxford 1960.

Theodoret of Cyrus: Eranistcs. Critical Text and Prole-
gomena by G. H. Ettlinger. Oxford: Clarendon Press;
London: Oxford University Press 1975. XV, 308 S. 8°.
Lw. £ 12.-.

Das vielfältige Werk Theodorets muß teilweise immer
noch in der Gesamtausgabe von J. L. Schulze, Halle 1769
bis 1774 benutzt werden, die Migne im 80. bis 84. Band
seiner griechischen Patrologie nachgedruckt hat. Kritische
Ausgaben liegen vor für die Kirchengeschichte von